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thetis
THETIS Nereide, eine der 50 Töchter des Meeresgottes Nereus (der „Alte Mann im Meer“) und der Meeresgöttin Doris. Meeresjungfrau, ein schönes edles Mädchen, das mit seinen Schwestern in Harmonie mit den Tieren die Meere bewohnt; Hesiod Theogonie 240 – 264, Apollodor 1,11. Sie wurde zu einer der großen Figuren der Ilias. Bei Homer ist sie mehr als nur eine Nereide, er bezeichnet sie als große Meeresgöttin. In Thessalien entwickelte sie sich zu einer Gottheit des Meeres und wurde vielerorts kultisch verehrt. ……………. Zeus und Poseidon hatten sich in die schöne Meeresnymphe und Göttin Thetis heftig verliebt und stritten sich um sie. Themis, die Göttin der göttlichen Ordnung, prophezeite jedoch, dass Thetis einmal einen Sohn gebären werde der stärker sein wird als sein Vater. Beide göttlichen Herrschaften bekamen Angst, denn sie selbst hatten ja auch ihren Vater gestürzt. Nach Absprache mit Hera, sie hatte Thetis aufgezogen, wurde beschlossen sie sofort mit einem Sterblichen zu verheiraten – mit Peleus. Nereus, der alte Meeresgott, erklärte dem ahnungslosen Peleus, dass er eine Göttin, eben Thetis, zur Frau erhalten werde, wenn er sie finde. Der weise Kentaur Chiron gab ihm noch den Rat sie, sobald er sie fassen könne, festzuhalten und keinesfalls los zu lassen. Sofort machte sich Peleus auf die Suche und fand sie in ihrer Höhle am Strand von Magnesia schlafend. HYPERLINK "http://lafautearousseau.hautetfort.com/media/00/02/3208782590.jpg" \t "_blank" INCLUDEPICTURE "http://lafautearousseau.hautetfort.com/media/00/02/959734760.jpg" \* MERGEFORMATINET Apollon in der Grotte der Thetis, Schloss Versailles, Girardon, 1664. Leise näherte er sich, ergriff sie, doch Thetis verwandelte sich zuerst in Wasser, dann in Feuer, dann in einen Baum und in wilde Tiere, aber Peleus ließ sie nicht los. Schlussendlich gab sie auf und willigte in die Hochzeit ein. Homer Ilias 18,428ff: „Ihm entgegnete Thetis unter strömenden Tränen: »Hat schon, Hephaistos, von den olympischen Göttinnen eine derart zahlreiche bittere Leiden aushalten müssen, wie vor sämtlichen anderen Zeus über mich sie verhängte? Mich, als einzige Meergöttin, zwang er zur Heirat mit einem Menschen, mit Peleus! Ich mußte die Gattin des sterblichen Mannes werden, wie sehr ich mich sträubte. Entkräftet vom leidigen Alter, liegt er zu Hause. …….“ HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Thetis_Peleus_Cdm_Paris_539.jpg&filetimestamp=20070531005520" INCLUDEPICTURE "http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1c/Thetis_Peleus_Cdm_Paris_539.jpg/220px-Thetis_Peleus_Cdm_Paris_539.jpg" \* MERGEFORMATINET Thetis im Ringkampf mit Peleus. Er hält sie fest, als sie sich in einen Löwen verwandelt. Auf einer Kylix, um 490 v. Chr., Cabinet des Medailles, Paris. Der Göttervater Zeus beschloss den Beiden auf dem Berg Pelion eine große Hochzeit zu veranstalten und lud alle Göttlichen dazu ein – mit einer Ausnahme, Eris, die Göttin der Zwietracht, denn Zeus wollte Frieden beim Schmause an der göttlichen Hochzeitstafel. Eine Traumhochzeit, alle Geladenen erschienen und brachten herrliche Geschenke. Hephaistos überreichte Thetis eine selbst gefertigte herrliche Juwelenkrone, Poseidon schenkte Peleus die unsterblichen windschnellen Pferde Xanthos und Balios und Cheiron brachte eine wundeschöne Lanze aus Eschenholz, eine Lanze, die nie ihr Ziel verfehlt. INCLUDEPICTURE "http://farm5.staticflickr.com/4013/4521167558_81a36c0c60_z.jpg" \* MERGEFORMATINET Die Hochzeit von Thetis und Peleus, 1606-09, Hendrik de Clerck, Louvre, Paris Homer Ilias 24,57ff: „…wünschtet Achilleus und Hektor ihr gleiche Ehren zu zollen. Hektor ist sterblich und sog am Busen des Weibes, Achilleus aber entstammt dem Geschlechte der Göttin, die ich persönlich nährte und aufzog und als Gemahlin dem Sterblichen Peleus zuführte, den die Götter vor allen anderen schätzten. Sämtlich begingt ihr die Hochzeit, ihr Götter; du schmaustest, die Harfe schlagend, mit ihnen, du Freund der Bösen, treulos für immer!« Ihr entgegnete Zeus, der wolkenballende Vater: »Hera, ereifre dich ja nicht zu hitzig gegen die Götter! …..“ Aber auch Eris, die Uneingeladene, erschien und legte auf die herrlich gedeckte Tafel einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Für die Schönste“. Hera, Athene und Aphrodite beanspruchten sofort den Apfel für sich. Zeus aber, er wollte Ärger und Streit bei einer Hochzeit vermeiden, befahl den Göttinnen sich Paris, dem schönsten jungen Mann der Welt, vorzustellen und ihn entscheiden zu lassen, welche die Schönste sei. Auf der Stelle flogen die drei Göttinnen in Begleitung des Hermes zum Berg Ida in die Westtürkei. Dort weidete Paris, ein Sohn des troianischen Königs Priamos, seine Herden. Paris entschied sich für Aphrodite, weil sie ihm als Dank Helena, die schönste Frau der Welt, versprach. HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Sandro_Botticelli_-_Il_Giudizio_di_Paride.jpg&filetimestamp=20091117113235" INCLUDEPICTURE "http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/05/Sandro_Botticelli_-_Il_Giudizio_di_Paride.jpg/400px-Sandro_Botticelli_-_Il_Giudizio_di_Paride.jpg" \* MERGEFORMATINET Sandro Botticelli, Das Urteil des Paris, 1485–88, Tempera auf Leinwand Ein folgenschweres Urteil, denn die Göttinnen Athene und Hera hassten ihn für diese Schmach und beschlossen auf der Stelle den Untergang des Paris, seines Volkes und seiner Heimatstadt Troia. ..… Thetis, die Meeresgöttin in menschlicher Gestalt, schenkte dem Peleus einen Sohn, Ligyron, Achilleus wurde er erst später genannt. Melanippides frg. 9 nr. 765 Page hat das aber nicht glauben wollen und der Thetis eine Liebschaft mit Zeus zugedichtet. ….. In einer alten Fassung der Sage wird erzählt, dass der Vater sofort nach der Geburt das Kind der Mutter weg nahm und es dem Chiron zur Erziehung gab. Wütend verwandelte sich Thetis in die Meeresgöttin zurück und verschwand im Meer, ihrem ureigensten Element. Eine andere Version erzählt Apollonios von Rhodos in der Argonautica 4,865ff: „Heftiger Schmerz ergriff ihn, denn nicht mehr hatte ihr Nahen Er gesehen, seitdem sie Haus und Lager verlassen, Weil sie ihm wegen des kleinen, erlauchten Achilleus so zürnte. Hielt sie um Mitternacht doch den Knaben über die Flamme, Immer sein sterbliches Fleisch zu tilgen, am Tage dann aber Salbte den zarten Leib sie mit Ambrosia, daß er So unsterblich würde und traurigem Altern entginge. Aber als Peleus sich einst vom Lager erhoben, da sah er, Wie sein lieber Sohn in den Flammen sich krümmte, und schrecklich Brüllte er bei dem Anblick, der Tor; als Thetis das hörte, Riß sie das schreiende Kind heraus und ließ es dann fallen. Selber als sei ihr Leib ein Windhauch oder ein Traumbild, Eilte sie aus dem Palaste geschwind und stürzte sich zürnend Nieder ins Meer und kehrte dann nimmer wieder nach Hause.“ [Apollonius von Rhodos: Die Argonauten. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 1133 (vgl. Apollonios-Argon., S. 176 ff.) (c) Sammlung Dieterich Verlagsgesellschaft mbH] Man erzählt auch, sie habe ihn in siedendes Wasser oder das Wasser des Flusses Styx getaucht. INCLUDEPICTURE "http://www.hellenica.de/Griechenland/Mythos/Bild/ThetisDaumier.jpg" \* MERGEFORMATINET Thetis tauchte Achilleus in den Styx Fluss, Daumier 1842 INCLUDEPICTURE "http://www.histoire-fr.com/images/thetis_plongeant_achille_dans_le_styx.gif" \* MERGEFORMATINET Thétis trempant Achille dans le Styx, tapisserie de Pierre Paul RUBENS, XVII° siècle, musée d'art et d'histoire, Bruxelles. Erst Statius, Achilleus 1,269 und Hyginus fab. 107 erzählen, dass Thetis das Baby an einer Ferse hielt als sie es, um es unverwundbar zu machen, in das Feuer hielt oder das Wasser tauchte. Und genau dort, an der Verse des Achilleus - an der Achillesverse – blieb er verletzbar (vergleiche mit Siegfried in der Nibelungensage). ……… Die jüngste Version der Kindheit des Achilleus dürfte die Ilias wider geben. Hier wird er von Thetis erzogen lebte im Hause des Peleus, Ilias 1,396 und 18,55ff: „Da gebar ich den Sohn, den tadellosen und starken, Unter den Helden den besten, er wuchs empor einem Reis gleich, Und ich zog ihn auf wie die Pflanze im Winkel des Gartens, Ließ ihn mit den geschweiften Schiffen nach Ilion ziehen, Um mit den Troiern zu kämpfen; doch nimmer empfang ich ihn wieder, Daß er nach Hause kehrt in Peleus´ Haus in die Heimat.“ …….. Die wunderschöne Tochter des spartanischen Königs Tyndareos und seiner Frau Leda, Helena, man nannte sie die schönste Jungfrau der Welt, wurde von vielen Königssöhnen mit vielen Geschenken umworben. Ihr Vater lud die Freier nach Sparta ein und ließ, bevor er Helena dem Menelaos zur Frau gab, alle den Schwur leisten, dass jeder im Falle einer Entführung der Helena dem Menelaos mit der Waffe bei der Rückeroberung beistehen muss. Der schöne Sohn des Königs von Troia, Paris, er gab ja der Aphrodite den goldenen Apfel nur gegen das Versprechen, Helena, die schönste Frau der Welt, zur Frau zu bekommen, raubte mit Hilfe der Göttin der Liebe Helena und floh mit ihr nach Troia. Der Schwur des Beistandes trat in Kraft. Paris, und mit ihm die ganze Stadt Troia, weigerten sich Helene dem Menelaos zurückzugeben. Die verbündeten Achaier erklärten daraufhin Troia den Krieg und trafen erste Vorbereitungen. Obwohl Achilleus, er war ja damals noch ein Kind, den Schwur nicht geleistet hatte, prophezeite der Seher Kalchas, dass Troia ohne Achilleus nicht eingenommen werden kann. Thetis, die besorgte Mutter, hatte ihren Sohn gewarnt. Ihm sei vom Schicksal bestimmt ein gemütliches langes Leben in seiner Heimatstadt Phthia oder ein kurzes ruhmreiches im Kampf um Troia zu erleben. Achilleus entschied sich für den Ruhm. Ilias 1,413ff: „Ihm entgegnete Thetis, unter strömenden Tränen: »Ach, wozu nur erzog ich dich, Kind, ich elende Mutter? Weiltest du doch, verschont von Tränen und Leid, bei den Schiffen, da dir ein kurzes, nur so ein kurzes Leben bestimmt ist! Jetzt erwartet ein zeitiger Tod dich, dazu noch, vor allen, bitterer Schmerz! Ich gebar dich im Hause zu elendem Schicksal.“ Nach einer völlig anderen Version brachte seine Mutter den in dieser Sage erst Neunjährigen an den Hof des Lykomedes 2 auf der Insel Skyros. Als Meeresgöttin sah sie ja in die, Zukunft, sah voraus, dass Achilleus, wenn er nach Troia zieht, dort sein Leben verliert. Der gütige König versteckte auf Bitten der besorgten Mutter Achilleus als Mädchen verkleidet bei seinen Töchtern. Leider war die mütterliche Vorsorge der Thetis umsonst. Der Seher Kalchas sah nämlich wo sich Achilleus aufhielt und verriet das Versteck. Odysseus, Phionix und Nestor (oder Diomedes) reisten nach Skyros an den Hof des Lykomedes und forderten den König auf den Knaben herauszugeben. Lykomedes stellte sich ahnungslos aber Odysseus, der Listenreiche, hatte eine List erdacht. Wunderschönen Schmuck und herrliche Kleider für Mädchen und Waffen für Krieger hatte er mitgebracht. Als die Mädchen die Geschenke betrachteten, ließ Odysseus Alarm blasen, so als ob die Insel angegriffen würde – Achilleus vergaß seine Rolle als Mädchen, griff eilig zu den Waffen – und hatte sich damit verraten. INCLUDEPICTURE "http://imgc.allpostersimages.com/images/P-473-488-90/21/2130/ATWED00Z/posters/peter-paul-rubens-achilles-discovered-by-ulysses-among-the-daughters-of-lykomedes-at-skyros.jpg" \* MERGEFORMATINET Peter Paul Rubens: Die Entdeckung des Achilleus unter den Töchtern des Lykomedes durch Odysseus, Don't see what you like? Customize Your Frame HYPERLINK "javascript:void();" INCLUDEPICTURE "http://picture.yatego.com/images/4cdc1c666d0e95.3/41_00204348-kqh/achill-unter-den-toechtern-des-lykomedes-59-x-62---.jpg" \* MERGEFORMATINET Achilleus unter den Töchtern des Lykomedes, Wandgemälde, 3. Jh. INCLUDEPICTURE "http://file1.npage.de/004223/03/bilder/tapis_vert-herbst_10.jpg" \* MERGEFORMATINET Achilleus auf Skyros; 1695, Vigier, Schlossgarten in Versailles. Freudig zog er mit den Abgesandten in den Krieg. Den Töchtern des Lykomedes muss aber das Geheimnis der Verkleidung bewusst gewesen sein, denn Deidameia, eine der Töchter des Gastgebers, schenkte nach der Abreise des Achilleus dem offensichtlich Frühreifen den Sohn Neoptolemos. Vor der Abreise der Troianer hatte die besorgte Thetis ihren Sohn gewarnt. Keinesfalls sollte er Tenes, den König der Insel Tenedos, töten, er sei ein Sohn des Apollon. Auch soll er nicht als Erster vor Troia an Land gehen, dies würde ihm den Tod bringen. Den Meeresgott Poseidon bat sie um göttlichen Schutz für ihren Sohn. INCLUDEPICTURE "http://www.kuschelkatzen.de/blog/kbkm/neptun03.jpg" \* MERGEFORMATINET Neptunbrunnen vor dem Schloß Schönbrunn: Poseidon, zu seiner Rechten kniet die Meeresnymphe Thetis, die seine Gunst für die sichere Seefahrt ihres Sohnes Achill nach Troja erfleht. Die Griechen landeten aber auf der vor Troia liegenden Insel Tenedos und Achilleus tötete, kampfeslüstern, sagen die einen, aus Versehen, die anderen, König Tennes / Tenes, den Sohn des Apollon, trotz der Warnung seiner Mutter. Lykophron 240 erzählt eine abweichende Geschichte: Die Meeresgöttin Thetis gab ihrem Sohn Achilleus den Sklaven Mnemon, den „Pflichtbewussten“, mit in den troianischen Krieg, damit er Achilleus davor bewahre einen Sohn oder Liebling des Apollon zu töten. Beim Angriff auf die Insel Tenedos tötete Achilleus aber Tennes, den göttlichen Sohn. Mnemon hatte es verabsäumt ihn zu warnen, Achilleus erschlug ihn dafür. Mit diesem Mord an Tennes zog sich Achilleus den Hass des Apollon auf sich. Das griechische Heer unter der Führung des mykenischen Königs landete in der Bucht vor Troia, der zehnjährige brutale Krieg begann. Um eine vom rächenden Apollon geschickte Seuche von den griechischen Kriegern abzuwenden forderte der Seher Kalchas König Agamemnon auf seine Lieblingskonkubine Chryseis, sie war verschenktes Raubgut, ihrem Vater Chryses, einem Priester des Apollon, zurückzugeben. Widerwillig fügte sich Agamemnon, verlangte aber als Ersatz dafür von Achilleus die Brisëis, das schöne Mädchen aus Brisa, die, nachdem die Griechen ihre Familie ermordet hatte, dem Achilleus zum Geschenk gemacht wurde. Verzweifelt kämpfte Achilleus um seine Geliebte, vergeblich; Ilias 1,318ff: „ …………………………….Doch Agamemnon führte die Drohung, die er im Streit an Achilleus gerichtet, aus. Talthybios und Eurybates berief er, die beide ihm als Herolde dienten und als flinke Gehilfen: »Auf, begebt euch zum Zelt des Peliden Achilleus! Brisëis führt an der Hand herbei, das Mädchen mit lieblichen Wangen. Weigert er sich, sie zu geben, so will ich mit größrem Gefolge selber sie holen; das wird ihn dann noch empfindlicher treffen!« Damit entließ er sie; streng war der Auftrag, den er erteilte. Schweigend gingen die beiden längs des ruhlosen Meeres und erreichten der Myrmidonen Zelte und Schiffe, fanden ihn, wie er dasaß am düsteren Schiff und am Zelte. Freilich, ihr Anblick bot für Achilleus keinerlei Freude. Furcht ergriff sie, es hemmte sie Scheu vor dem König, sie standen stumm und wagten ihn weder zu grüßen noch zu befragen. Er jedoch durchschaute sogleich ihr Zaudern und sagte: »Herzlich willkommen, Herolde, Boten des Zeus und der Menschen! Tretet näher! Ich klage nicht euch an, nein, Agamemnon, der euch beide geschickt, das Mädchen Brisëis zu holen. Bringe heraus denn das Mädchen, zeusentstammter Patroklos, laß sie es wegführen! Selber seien die beiden mir Zeugen vor den seligen Göttern wie vor den sterblichen Menschen und dem verstockten König, sollte man wirklich einst wieder meiner Hilfe bedürfen zum Schutz des übrigen Heeres gegen schmählichen Tod! Er rast ja in heillosem Wahnsinn, weiß nicht vorwärts noch rückwärts zu schauen in seinem Bestreben, daß bei den Schiffen die Griechen den Kampf erfolgreich bestehen.« Derart sprach er. Patroklos gehorchte dem teuren Gefährten, führte vom Zelt aus Brisëis, das Kind mit den lieblichen Wangen, zu den Gesandten. Sie kehrten zurück zu den Schiffen der Griechen, ungern folgte ihnen das Mädchen. ……“ INCLUDEPICTURE "http://t3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcR15M_zf9vG-sLptTmd1_g2DMzMa3Iqv6r-QvXhOrH1WjG9tMFRag" \* MERGEFORMATINET INCLUDEPICTURE "http://ia.media-imdb.com/images/M/MV5BMjIxNzYxNDAyM15BMl5BanBnXkFtZTcwOTU4MTQyMw@@._V1._SX640_SY423_.jpg" \* MERGEFORMATINET Brad Pitt und Rose Byrne als Achilleus und Briseis im Film "Der Fall von Troia"; 2004. Der große Achilleus weint bitterlich und sucht Trost am Busen seiner Mutter; Ilias 1,348ff: „……………………………………………... Aber Achilleus hemmte die Tränen nicht mehr, ließ, ferne den Freunden, sich nieder an der schäumenden See, das düstere Wasser vor Augen. Innig flehte er, mit gestreckten Händen, zur Mutter: »Nur für ein kurzes Leben, Mutter, hast du mich geboren - hätte mir dafür der droben donnernde Zeus, der Olympier, wenigstens Ehren verliehen! Jetzt tut er es nicht im geringsten! Der Atride, der weithin gebietende Fürst Agamemnon, hat mich beschimpft; er entriß mir, eigenmächtig, den Kampfpreis!« Derart sprach er, in Tränen; ihn hörte die mächtige Mutter. Bei dem betagten Vater saß sie, am Grunde des Meeres. Schnell wie ein Nebel tauchte empor sie aus schäumenden Fluten, setzte sich dicht vor ihn, dem immer noch Tränen entströmten, streichelte ihn mit der Hand und begann die Worte zu sprechen: »Warum weinst du, mein Junge? Welch ein Kummer betrübt dich? Sprich dich nur aus, verbirg nichts, damit wir den Kummer uns teilen!« Antwort gab ihr, mit tiefem Seufzen, der schnelle Achilleus: »Alles weißt du doch schon. ……………..“. HYPERLINK "http://jessicahinel.files.wordpress.com/2009/04/warmusic_1_web1.jpg" INCLUDEPICTURE "http://jessicahinel.files.wordpress.com/2009/04/warmusic_1_web1.jpg?w=500" \* MERGEFORMATINET Sea nymph Thetis (René Augesen) comforts her son and Greek hero Achilles (Jud Williford) in her arms. HYPERLINK "http://www.google.nl/imgres?imgurl=http://jessicahinel.files.wordpress.com/2009/04/warmusic_1_web1.jpg%3Fw%3D500&imgrefurl=http://jessicahinel.wordpress.com/2009/04/01/war-music/warmusic_1_web1/&usg=__UvSsVn_hsPSOoIHhLoTQXUxJ_0s=&h=332&w=500&sz=27&hl=nl&start=90&zoom=0&um=1&itbs=1&tbnid=XvbfYBYcbaH7KM:&tbnh=86&tbnw=130&prev=/images%3Fq%3Dthetis%2Bachilles%26start%3D80%26um%3D1%26hl%3Dnl%26safe%3Doff%26sa%3DN%26rlz%3D1R2ADBR_en%26ndsp%3D20%26tbs%3Disch:1" \t "_blank" War Music:” A modern Iliad at A.C.T. Die Mutter gab ihm den Rat sich völlig aus dem Kampfgeschehen zurückzuziehen und die Griechen sich selbst zu überlassen. Der Sohn gehorchte und verweigerte jede weitere Mithilfe beim Kampf um Troia. Seine vom Gott Hephaistos angefertigte Rüstung und seine göttlichen Waffen übergab er seinem Freund Patroklos. Mit ihm legten die 2500 Myrmidonen die Waffen nieder. Fürchterliche Verluste waren die Folge. Panik ergriff die griechischen Kämpfer. Trotz dem Tod vieler seiner Mitkämpfer weigerte sich Achilleus wieder in die Schlacht einzugreifen, blieb in seinem Zelt und schwieg. Doch bei der Mitteilung, dass sein Freund und Geliebter Patroklos von Hektor getötet wurde, ihm die göttliche Rüstung raubte und den nackten Leichnam auch noch geschändete, schrie Achilleus vor Schmerz auf. HYPERLINK "http://shrsl.com/?%7Etba" INCLUDEPICTURE "http://farm6.static.flickr.com/5107/5598113854_4003b4703b_z.jpg" \* MERGEFORMATINET Der Aufschrei, Achill beweint Patroklos, Troy Caperton, 2010. Thetis, die göttliche Mutter, hörte, am Meeresgrund sitzend, den Aufschrei des Sohnes, beweinte mit den Nereiden den Tod des Patroklos, stieg aus dem Meer und versuchte den Untröstlichen zu trösten, gab ihm aber auch die Schuld am Tod seines besten Freundes, Ilias 18,70ff: „Dem heftig Stöhnenden trat zur Seite die Mutter, die hehre. Und sie schrie schrill auf und faßte das Haupt ihres Kindes. Und mit Jammern sprach sie zu ihm die gefiederten Worte: „Kind was weinst du? Was für ein Leid kam dir in die Sinne? Sprich und verbirg mir nichts. Das ist in Erfüllung gegangen, Her von Zeus, was du vorher erbatest, die Hände erhebend, Daß um die Hecks der Schiffe zusammengedrängt die Achäer dich missen sollten und schmähliche Dinge erlitten.“ Der Leichnam des Patroklos wurde in das Lager der Achaier gebracht, gewaschen, gesalbt und aufgebahrt. Alle beweinten ihn. HYPERLINK "http://en.wikipedia.org/wiki/File:Nikolay_Ge_002.jpeg" INCLUDEPICTURE "http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/bc/Nikolay_Ge_002.jpeg/330px-Nikolay_Ge_002.jpeg" \* MERGEFORMATINET Achilles Lamenting the Death of Patroclus (1855) by Nikolai Ge. Aischylos, Myrmidonen 66/67/68 (Aischylos lässt – darin abweichend von Homer – den Achilleus an den Toten Worte leidenschaftlicher gleichgeschlechtlicher Liebe richten): „Ach der Schenkel Bund, den heiligen, hast du nicht gescheut, O du, undankbar für so viel Liebkosungen! …… Ach Und deiner Schenkel gottgefälliger Verkehr. …… Ach Fürwahr, ich küss` ihn, fühle nicht Abscheu davor.“ (Aischylos, Tragödien und Fragmente. Herausgegeben und übersetzt von Oskar Werner. Ernst Heimeran Verlag, 1. Ausgabe, München, 1957) Achilleus schwor fürchterliche Rache für den Tod seines Freundes und kündigte den Zweikampf mit Hektor an. Denn erst nach dem Tod des Hektor, so der Schwur des Rasenden, sollte Patroklos bestattet werden. Für ihren Sohn bat Thetis Hephaistos um eine neue Rüstung und neue Waffen. Der Gott der Schmiede erhörte sie und fertigte für Achilleus eine neue Kampfausstattung. INCLUDEPICTURE "http://www.mshanks.com/wp-content/uploads/2010/01/Hephaistos.jpg" \* MERGEFORMATINET Thetis beobachtet Hephaistos bei der Herstellung der neuen Waffen für ihren Sohn Achilleus. Museo Archeologico Nazionale di Napoli. Ilias 19,3ff: „Da kam Thetis mit den Geschenken des Gottes ins Lager, fand den Sohn, wie er, bitterlich weinend, den toten Patroklos innig umfaßt hielt; und viele Gefährten umringten ihn jammernd. Unter die Männer trat, zu dem Sohne, die herrliche Göttin, drückte ihm kräftig die Hand und sprach die tröstenden Worte: »Lassen den Toten wir ruhen, mein Junge, trotz unseres Kummers, wo er nun einmal dem Willen der Götter zum Opfer gefallen! Nimm hier die stattliche Rüstung, die dir Hephaistos geschmiedet; sie ist so prachtvoll, wie keiner sie je um die Schultern getragen!« Damit legte die Göttin vor dem Helden Achilleus nieder die Rüstung; laut erklirrten die kunstreichen Stücke. Schrecken packte die Myrmidonen, es wagte nicht einer, frei zu betrachten die Waffen; sie wandten sich ab. Doch Achilleus drängte noch wilder zum Kampf bei dem Anblick, ihm flammten im Antlitz, unter den Brauen hervor, die Augen so schrecklich wie Blitze. Glücklich hielt er die prächtigen Gaben des Gottes in Händen. Aber nachdem er sattsam betrachtet die kunstvolle Rüstung, sprach er zur Mutter sogleich die im Fluge enteilenden Worte: »Mutter, ein Gott verlieh mir die Waffen - so herrliche Werke können Unsterbliche bloß, nie Menschen zur Ausführung bringen. Auf der Stelle will ich mich wappnen. ......................" HYPERLINK "http://uploads8.wikipaintings.org/images/benjamin-west/thetis-bringing-the-armor-to-achilles-1808.jpg" \o "Thetis Bringing the Armor to Achilles - Benjamin West" INCLUDEPICTURE "http://uploads8.wikipaintings.org/images/benjamin-west/thetis-bringing-the-armor-to-achilles-1808.jpg!Blog.jpg" \* MERGEFORMATINET Thetis bringt die Waffen dem Achilleus; Benjamin West, 1808, New Britain Museum of American Art, New Britain, Connecticut, USA Eine schwere Sorge bedrückte jedoch noch Achilleus; Ilias 19.24ff: "...............................................Doch quält mich die Sorge, daß in den Leib des tapfren Menoitiossohnes die Fliegen eindringen durch die vom Erz geschlagenen Wunden und Maden darin erzeugen und somit den Leichnam entstellen - sein Leben ist ja geschwunden -, er schließlich ganz der Verwesung anheimfällt!« Ihm gab Antwort die Göttin, die silberfüßige Thetis: »Darum, mein Junge, brauchst du dir keinerlei Sorge zu machen. Selber wehre ich das Geschmeiß von dem Toten, die Fliegen, die sich voll Freßgier stürzen auf die gefallenen Helden. Läge er auch ein ganzes Jahr, es sollte sein Körper dennoch sich unversehrt erhalten - oder noch frischer. Du berufe jedoch zur Versammlung die griechischen Streiter, sag, daß du länger nicht grollst Agamemnon, dem Hirten der Völker, rüste zum Kampfe dich gleich und mache dich fertig zum Angriff!« Damit verlieh ihm die Göttin Mut und Kühnheit. Dem Leichnam träufelte sie Ambrosia wie auch rötlichen Nektar durch die Nase ins Innere, ihn vor Verwesung zu schützen.“ Den Rat der göttlichen Mutter befolgend versöhnte sich Achilleus mit König Agamemnon. Der große Anführer der Griechen schwor vor den Göttern nie mit Brisëis das Bett geteilt zu haben und gab sie dem Achilleus zurück. Rasend vor Hass stürzte er sich wieder in die Schlachten, tötete viele und stellte sich dem Hektor. Wild entschlossen nur mit bitterstem Widerstand unterzugehen ergriff Hektor das Schwert und stürzte sich auf Achilleus. Auch Achilleus stürzte heran, hob, genau zielend, die eschene immer treffende Lanze, ein Geschenk seines Vaters, und stieß sie in die Kehle des Heranstürmenden, durchbohrte seinen Hals. Hektor fiel. Im Staube sich windend bat der gefallene große Sohn des Priamos Achilleus um eine würdige Bestattung seines Leichnams, doch finster blickend antwortete der gewaltige Menschenschlächter; Ilias 22,345ff: „»Flehe mich ja nicht an, du Hund, bei Knien und Eltern! Brächten mich Wut und Rachgier dazu, dein Fleisch zu verschlingen, roh, zerstückelt, für alles, was du mir tatest! So sicher wünsche ich das, wie niemals einer die Hunde dir fortscheucht, wenn man auch zehnfach und zwanzigfach hierher Lösegeld schleppte, unermeßlich, es abwöge, ja, mir noch weitres verspräche! Ließe dich aufwiegen auch mit Gold des Dardanos Enkel Priamos, legte dich trotzdem nicht die würdige Mutter auf die Bahre und weinte um dich, den sie selber geboren; nein, dich werden Hunde und Vögel gänzlich zerfleischen!« Sterbend erwiderte ihm der Held mit dem nickenden Helmbusch: »Wirklich, dein Antlitz gibt mir die volle Gewißheit: Ich konnte niemals erwarten, dich umzustimmen. Dein Herz ist von Eisen. Lasse dich warnen; ich könnte den Götterzorn gegen dich lenken an dem Tage, an dem dich Paris und Phoibos Apollon umbringen werden, so tapfer du bist, am Skaiischen Tore!« Nach den Worten umfing ihn der Tod, und die Seele enteilte fliegend dem Leibe, zur Wohnstatt des Hades, …….“. Triumphierend zog Achilleus dem Toten die Lanze aus der Wunde und entkleidete ihn der blutigen Rüstung. Mit Fußtritten in die klaffende Wunde entehrten die umstehenden Griechen den Leichnam. Dann durchbohrte Achilleus dem Geschändeten bei beiden Fersen die Sehnen, zog einen Lederriemen durch, befestigte ihn an seinem Wagen und schleifte den nackten Toten durch den Schmutz vom Kampfplatz hin zu den Schiffen der Griechen. Rachlüstern schleifte Achilleus täglich den mit vielen Schwertstichen geschändeten Leichnam des Hektor mehrmals um den Grabhügel des Patroklos. Doch keine Hunde und Geier kamen und rissen Fleisch aus dem Toten, keine Verwesung trat ein, auch keine Schleifspuren waren am Körper erkennbar, mehr noch, seine Wunden schlossen sich – Aphrodite und Apollon hielten schützend ihre Hände über den toten Helden. Die Götter beobachteten dieses Geschehen. Mitleid erfasste einige und empfahlen Hermes, dem Gott der Diebe, den Leichnam zu stehlen. Hera und Athene, wegen der erlittenen Schmach durch Paris nur auf Rache sinnend, waren dagegen. Ein heftiger Streit entstand. Zeus, selbst nicht erfreut über die unehrenhafte Rache des Achilleus, schlichtete und schickte Iris, die Götterbotin, zu Thetis in die Tiefe des Meeres. Die Mutter des Achilleus erschien ihrem Sohn; Ilias 24,126ff: „Neben dem Sohne ließ die erhabene Mutter sich nieder, streichelte ihn mit der Hand und begann die Worte zu sprechen: »Lieber Junge, wie lange noch willst du im Jammern und Trauern dich verzehren, nicht denken an Speise und Trank und an Schlummer? Heilsam wäre es jetzt, in Liebe ein Weib zu umarmen. Lange, ich weiß es, wird dein Leben nicht dauern, nein, nahe steht dir bereits der Tod und das übermächtige Schicksal. Hör mir jetzt aufmerksam zu! Ich bringe dir Botschaft Kronions. Dir, das verkündet er, zürnen die Götter, vor allen grollt er dir selber jedoch, weil du rasend vor Wut den Leichnam des Hektor bei den geschweiften Schiffen zurückhältst und nimmermehr freigibst. Lasse ihn freikaufen, nimm ein Lösegeld an für den Toten!« Ihr gab Antwort darauf der schnelle Achilleus und sagte: »Derart sei es: wer Lösegeld bringt, der nehme den Leichnam, wenn der Olympier selbst es ernstlich wünscht und gebietet!«“. Sofort flog Iris zu Priamos, dem alten König von Troia, und forderte ihn auf den Leichnam seines Sohnes auszulösen. …… Der mehrfach angekündigte Tod des Achilleus wird in verschiedenen Variationen erzählt. In der vermutlich ältesten Version, die auch in der Ilias 21,276ff erwähnt wird, tötet Apollon, weil Achilleus seinen Sohn Tennes getötet hat, während einer Schlacht von den Zinnen der Stadt Troia aus mit einem Blitz: „Keiner der Himmelsbewohner trägt so deutlich die Hauptschuld wie die teure Mutter allein, die durch Lügen mich täuschte: Dicht an der Mauer der erzgepanzerten Troer, so sprach sie, solle den Tod ich finden, durch flinke Geschosse Apollons!“ In einer anderen Version, die ebenfalls und zweimal in der Ilias erwähnt wird, stirbt Achilleus mit Hilfe des Apollon durch die Hand des Paris; Ilias 19,416f: „……………………………….; dich werden, ganz ohne unsere Schuld, ein Gott und ein Mensch gewaltsam bezwingen.«“ und Ilias 22,355ff: „Sterbend erwiderte ihm der Held mit dem nickenden Helmbusch: »Wirklich, dein Antlitz gibt mir die volle Gewißheit: Ich konnte niemals erwarten, dich umzustimmen. Dein Herz ist von Eisen. Lasse dich warnen; ich könnte den Götterzorn gegen dich lenken an dem Tage, an dem dich Paris und Phoibos Apollon umbringen werden, so tapfer du bist, am Skaiischen Tore!«“ Nach dem Tod des Memnon und die Verwandlung seiner Krieger in Vögel fliehen die Troier zu den Toren ihrer Stadt. Achilleus verfolgt sie todbringend. Während einer Schlacht vor dem Skaiischen Tor schießt Paris einen vergifteten Pfeil auf Achilleus. Gott Apollon lenkt den Pfeil genau an jene Stelle bei der Verse des Achilleus, an der seine Mutter ihn hielt während sie ihn in das Wasser der Styx oder in das Feuer hielt um ihn unverwundbar zu machen. Hier war er verwundbar, hier traf ihn der vergiftete Pfeil, an der „Achillesverse“, und brachte ihm den frühen Tod. HYPERLINK "http://www.panoramio.com/photo_explorer" \l "user=1101331&with_photo_id=15687344&order=date_desc" \o "Achilleus 2 - 640 x 480 Pixel" INCLUDEPICTURE "http://mw2.google.com/mw-panoramio/photos/medium/15687344.jpg" \* MERGEFORMATINET Foto von Gabor Ligeti. Archilleion auf Korfu: Im Schlosspark ließ die österreichische Kaiserin Sisi die 1884 von Ernst Herter geschaffene Marmorskulptur „Sterbender Achill“ aufstellen. Formularende HYPERLINK "http://collections.vam.ac.uk/item/O347708/the-dying-achilles-statue-veyrier-christophe/" \l "#" INCLUDEPICTURE "http://media.vam.ac.uk/media/thira/collection_images/2011FB/2011FB2697_jpg_ds.jpg" \* MERGEFORMATINET Der sterbende Achilleus, von Christophe Veyrier, 1683 Um die Leiche des Achilleus entbrannte ein fürchterlicher Kampf. Endlich gelang, mit der heldenhaften Rückendeckung durch Odysseus, Aias die Rettung des Toten. Odyssee 24,35 (In der Unterwelt: Die Seele des Agamemnon spricht zur Seele des Achilleus): „Ihm gab Antwort darauf die Seele des tapfren Atriden: »Glücklicher Sohn des Peleus, göttergleicher Achilleus, glücklich, jawohl! Denn du fielest vor Troja, ferne von Argos; deinen Leichnam umkämpften die tapfersten Söhne der Troer wie der Achaier; du aber lagst im Staubwirbel, riesig, weithin gestreckt, und dachtest nicht mehr an das Lenken des Wagens. Über den ganzen Tag hin fochten wir, hätten auch schwerlich ausgekämpft, trennte nicht Zeus die Gegner durch Sturmwind und Regen. Anschließend trugen wir dich aus der Schlacht zum Lager der Schiffe, reinigten deinen stattlichen Körper mit lauwarmem Wasser, salbten mit Öl ihn und bahrten ihn auf, und die Danaer weinten heiße Tränen rings um die Bahre und schoren ihr Haupthaar. Auf die Nachricht entstieg im Kreise der Meernymphen deine Mutter dem Meere. Laut hallte der Wehruf der Göttinnen weithin über die Fluten, Entsetzen packte sämtliche Griechen. Angstbebend wollten sie in die bauchigen Schiffe sich stürzen; aber es hielt sie zurück ein Held von reicher Erfahrung, Nestor; es hatte sein Rat sich bisher schon als trefflich erwiesen. Einsichtsvoll ergriff er das Wort und sagte zu ihnen: 'Halt, ihr Argeier, fliehet nicht weiter, ihr Männer Achaias! Hier entsteigt, mit den Nymphen des Meeres, die Mutter des Toten trauernd den Fluten, zur Teilnahme an der Bestattung des Sohnes!' Derart rief er; die mutigen Griechen flohen nicht weiter. Deinen Leichnam umringten die Töchter des Alten vom Meere, bitterlich klagend, und hüllten dich in ambrosische Kleider. Alle neun Musen trugen, im Wechselgesange, mit schönen Stimmen ihr Trauerlied vor. Da erblickte man keinen Argeier, der sich der Tränen enthielt. So erschütterte jeden das Grablied. Siebzehn Tage und Nächte beklagten wir ununterbrochen deinen Tod, unsterbliche Götter wie sterbliche Menschen, und übergaben am achtzehnten deinen Leichnam den Flammen, schlachteten rings um den Holzstoß gemästete Schafe und Rinder. Du verbranntest in Göttergewändern, man opferte reichlich Öl und erquickenden Honig. Viele achaische Helden tummelten sich gewappnet rings um den brennenden Leichnam, Fußvolk und Kämpfer zu Wagen; es scholl ein lautes Getöse. Völlig verzehrte dich die Glut des Hephaistos. Am Morgen sammelten wir dein weißes Gebein, Achilleus, in reinem Weine und Öl. Es brachte uns deine Mutter die goldne, doppeltgehenkelte Urne, die ihr Dionysos schenkte, wie sie erzählte, ein Werk des ruhmreichen Meisters Hephaistos. Darin ruht dein weißes Gebein, berühmter Achilleus, innig vereint mit dem des Menoitiossohnes Patroklos, aber gesondert von dem des Antilochos, den du am höchsten schätztest von allen Gefährten, nächst dem toten Patroklos. Um die Gebeine errichteten wir, die kraftvolle Heerschar der gewappneten Griechen, ein riesiges, herrliches Grabmal, über dem Vorsprung der Küste am breiten Sunde der Helle; weither vom hohen Meere sollen die Menschen es sehen, unsere Zeitgenossen wie auch die Menschen der Zukunft. Aber die Mutter erbat von den Göttern prachtvolle Preise, setzte sodann zum Wettkampf sie aus den tüchtigsten Griechen. Du erlebtest bereits die Begräbnisse zahlreicher Helden, wenn sich am Grabmal eines gefallenen Fürsten die jungen Streiter zum Wettkampf gürteten und die Spiele begannen. Aber du hättest besonders bestaunt die prachtvollen Preise, die zu deinen Ehren die silberfüßige Thetis ausgesetzt hatte; dich liebten gewiß vor allen die Götter! Derart verlorst du deinen Namen nicht einmal im Tode, nein, dein glänzender Ruhm wird ewig dir bleiben, Achilleus!“ HYPERLINK "http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Mourning_of_Akhilleus_Louvre_E643.jpg&filetimestamp=20070721194453" INCLUDEPICTURE "http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/cb/Mourning_of_Akhilleus_Louvre_E643.jpg/220px-Mourning_of_Akhilleus_Louvre_E643.jpg" \* MERGEFORMATINET Thetis und die Nereiden beweinen den Tod des Achilles, schwarzfigurige korinthische Hydra, 560–550 v. Chr., Louvre. …… Nach Homer wurde Peleus uralt und wegen seiner Lebenserfahrung weise. Er nahm u. a. Phoinix, Epeigeus, Patroklos, Archandros und Architeles als Schutzflehende auf und verteidigte zu unrecht Bedrängte. Nach seinem Tod nahm Thetis ihn in ihr Element auf, erhob ihn zum Gott und heute wohnen beide tief auf dem Grund des Meeres im Palast bei Nereus, dem alten Mann im Meer. ........ (Alle angeführten Textstellen aus der Ilias in der Übersetzung von Dietrich Ebener wurden der CD „Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, Homer Ilias“ (c), erschienen im Aufbau-Verlag, entnommen.) .................................... Für Verächter seiner Religion und Riten brachte Dionysos schreckliche Vernichtung. Auf erste heftige Ablehnung traf Dionysos bei Lykurgos 1, dem König der Edoner, Sohn des Dryas. Lykurgos prügelte den jungen neuen Gott und sein Gefolge mit einer Ochsenpeitsche. Dionysos flüchtete in das Meer an den Busen der Thetis. Quintus v. Smyrna 2,437ff: ".... von allen aber am meisten Thetis, die berühmte Dinge ersann, weil sie Dionysos in ihren Gemächern aufnahm, als er sich fürchtete vor der Gewalt des unseligen Lykurgos, ...." (Quintus von Smyrna: Der Untergang Troias. Band I. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Ursula Gärtner. Edition Antike. Herausgegeben von Thomas Baier, Kai Brodersen und Martin Hose. WBG Darmstadt, 2010.) RE VI A,1 206 Catull: Die Hochzeit des Peleus und der Thetis Peliaco quondam prognatae vertice pinus Einstmals zog nach der Alten Bericht ein Schiff durch die Wogen, Und aus Fichten vom Gipfel des Pelion war es gezimmert. Hin zum Phasis, ins Reich des Aeetes eilte das Fahrzeug, Und erlesene Männer, der Stolz der Argivischen Jugend, Voller Verlangen, aus Kolchis das goldene Vlies zu entführen, Wagten auf eilendem Kiel sich hinaus in die salzigen Fluten, Teilend die blau erschimmernde See mit fichtenen Rudern. Aber die Göttliche selber, die Schirmerin ragender Burgen, Fest den empor sich wendenden Kiel mit den Planken verbindend, Hatte das Schiff gebaut, das dem leisesten Hauche gehorchte, Und das nun als das erste ins Reich Amphitrites hinauszog. Kaum nur hatte die wogende Flut sein Schnabel durchschnitten, Und kaum blinkte der Schaum auf der Fläche vom Schlage der Ruder, Als aus gähnenden Tiefen des Meeres die Häupter erhoben Nereus Töchter, die staunend das Wundergebilde gewahrten. Sterbliche konnten im blühenden Licht mit Augen nun sehen, Wie, aus schaurigen Schlünden enttauchend, Leiber der Nymphen Unverhüllt, bis zum Busen hinan aus dem Wasser sich hoben. Damals war's, wie es heißt, daß für Thetis Peleus erglühte, Wo sich Thetis nicht scheute den sterblichen Mann zu beglücken, Jupiter selber dann beide zu dauerndem Bunde vereinte. O, ihr Söhne, glückseligen früheren Zeiten entsprossen, Ihr von Göttern Gezeugte, ihr Trefflichen, Freude der Mütter, Gruß euch, edle Heroen, und Heil euch immer aufs neue! Oftmals will ich im rühmenden Sang euch preisen, vor allen Peleus dich, der erlesen, die herrlichste Ehe zu schließen, Stolz Thessaliens du, dem der Vater der Himmelsbewohner Jene zum Weibe vergönnte, die teuer ihm selber gewesen! Drückte ans Herz dich nicht Thetis, des Nereus reizendste Tochter? Gaben die eigene Enkelin nicht zur Gattin dir Tethys Und, der flutend die Erde umkreist, Oceanus selber? Als nun endlich die freudig erwarteten Tage gekommen, Strömten Thessaliens Bewohner dem Hause zu, alle mitsammen, Und im Königspalaste die fröhlichen Scharen sich drängten, Alle mit Gaben in Händen, und Freude-erhellt die Gesichter. Leer wird Cieros Stätte, verödet ist Tempe und Crannon; Und von Menschen verlassen das Wall-umzogne Larissa: Alles enteilt nach Pharsalus, dorthin nur streben sie alle. Keiner sein Feld mehr bebaut, und den Rindern die Nacken erschlaffen, Nicht mehr säubert die Hacke die niedrig wachsenden Reben, Nicht verschneidet das Laub auf den Bäumen der sichelnde Gärtner, Nicht durchackert den Boden der Stier mit der wühlenden Pflugschar, Häßlicher Rost sich legt auf die müßig liegenden Pflüge. Aber bis tief ins Innre des prächtigen Königspalastes Funkelt es rings von glänzendem Gold und Silber, es schimmert Elfenbein an den Sesseln, auf Tischen blinken Pokale: So prangt herrlich der ganze Palast mit fürstlichen Schätzen. Doch inmitten erhebt sich das bräutliche Lager der Göttin, Schimmernd von Elfenbein, in Indiens Ländern gewonnen, Und darüber sich breitet ein purpurfarbener Teppich. Mannigfache Gestalten der Vorzeit, Taten von Helden Zeigte in vielerlei Bildern der kunstvollendete Teppich: Sorgsam späht Ariadne von Naxos' flutenumrauschtem Strande hinaus in die See nach Theseus' fliehenden Schiffen, Und unendlicher Kummer ihr Innres aufs tiefste erschüttert. Was ihr Auge gesehn, sich selber mag sie's nicht glauben, Denn, vom täuschenden Schlummer soeben erwacht, sieht die Arme Einsam sich und verlassen am trostlos öden Gestade. War doch, ihrer vergessend, im Schiff entwichen der Jüngling, Gebend den Winden des Himmels zum Spiel sein einst'ges Versprechen! Sie jedoch, tränenden Auges, vom Strande späht in die Weite, Anzusehn wie im steinernen Bilde erstarrt die Bacchantin, Und in wogenden Wellen das Herz ihr Sorgen durchstürmen. Nicht umspannt ist ihr goldiges Haar von zierlichem Netzwerk, Nicht ihr Busen verdeckt vom hüllenden, leichten Gewande, Nicht mehr bändigt die schneeige Brust ihr die haltende Binde: Alles vom Körper hernieder zu Boden einzeln ihr gleitet, Liegt zerstreut ihr zu Füßen, und Wellen ihr Spiel damit treiben. Aber sie achtet der Binde, des losen Gewandes gar wenig, Alles bist du ihr, sie hängt nur an dir mit der Seele, o Theseus, All ihr Denken und Fühlen, auf dich nur ist es gerichtet! Ach, du Arme, wie hat dich so schwer mit Kummer und Sorgen Erycina verfolgt, wie rastlos ließ sie dich leiden, Seit, vertrauend der eigenen Kraft und mutigen Herzens, Theseus her vom Piräus geschifft und nach Gortys gekommen, Dorthin wo die Behausung des Rechte-verletzenden Königs. Denn einst wurde die Cekropsstadt verwüstet von Seuchen, Weil vor Zeiten ermordet Androgeos dort, und zur Strafe Mußte sie Knaben von edler Geburt und die Blüte der Jungfraun Dorthin immer zum Mahl für den Minotaurus entsenden. Als nun solche Bedrängnis der Stadt zur Plage geworden, Da war Theseus, von Liebe erfüllt für die Stadt der Athener, Eher sein Leben zu wagen bereit, als daß man lebendig Jene nach Creta verschickte, die dort dem Tode verfallen. So, vertrauend dem eilenden Schiff und günstigen Winden, Kam er zur ragenden Feste des machtvoll herrschenden Minos. Dort nun hatte nur eben erblickt ihn die Tochter des Königs, Sie, die zärtlich gepflegt und von Mutterarmen umfangen, Hold in Gemächern erblüht, die liebliche Düfte erfüllten, Wie sie Myrtengebüschen am Strom Eurotas entschweben, Oder den prangenden Blumen, die Frühlingswinde erwecken, Als sie feurig verlangend nicht eher den Blick von ihm wandte, Als bis heißes Begehren das Herz hochauf ihr erregte, Und bis tief in das innerste Mark ihr die Flamme gedrungen. O, allmächtiger Knabe, wie schrecklich marterst du Herzen, Du, der Leid mit den Freuden vermischt, die du Sterblichen spendest, Und o Golgi's Beherrscherin du und der Wälder Jdaliums, Wieviel ließest du leiden das liebende Mädchen, das oftmals, Tief aufseufzend den Fremden im goldnen Gelock nun herbeisehnt! Wieviel Sorgen um ihn ließ bang sie immer erzittern, Und wie schwand ihr die Farbe so oft, wie fahl ward ihr Antlitz, Als zum Kampf mit dem Drachen nun Theseus zog, mit dem Wunsche, Sei's, sein Leben zu lassen, sei's, strahlenden Ruhm zu erwerben! Aber ihr frommes Gebet blieb nicht unerhört, und die Götter Nahmen ihr stilles Gelübde mit Wohlgefallen entgegen. Denn wie brausender Sturm auf des Taurus Höhen die Eiche, Oder die dicht mit Zapfen behangene harzige Fichte, Machtvoll blasend, erschüttert, zu Boden streckt und entwurzelt, Tief aus der Erde sie reißt, vornüber beugt, bis sie alles, Was im Fall ihr begegnet, weithin mit sich selber herabreißt: So in den Staub streckt Theseus das grause bezwungene Scheusal, Das ohnmächtig ins Leere die Stöße der Hörner nun richtet. Unversehrt dann kehrt er zurück, der rühmlich gestritten, Leitend die suchenden Schritte am fein-gesponnenen Faden, Der die verschlungenen Gänge des Baus ihm zeigte und sicher Wieder hinaus ins Freie, damit er nicht irre, ihn führte. Aber wohin verliert sich mein Sang? soll ich alles berichten, Was dann weiter geschehn? wie die Tochter den Vater verlassen, Wie sie die Schwester umfangen, die Mutter zuletzt, die unendlich Sich der Unsel'gen gefreut, und diese, glühend für Theseus, Alle die andern verschmäht, nur ihn von Herzen ersehnend? Oder wie hin ans Gestade von Naxos das Schiff sie getragen, Wo ihr Gatte, nicht ihrer gedenk, sie schnöde verlassen, Während erquickender Schlummer die Augen ihr leise geschlossen? Oftmals stieß sie, wie's heißt, zum Rasen gebracht vor Erregung, Weithin gellende Töne hervor aus der Tiefe des Herzens, Stieg zu Zeiten auch traurigen Muts auf die Gipfel der Berge, Weithinaus auf die wogende See mit den Blicken zu dringen; Wieder dann lief sie hinunter, hinein in die schäumende Brandung, Streifte die leichten Gewänder empor bis hinauf zu den Knieen, Dann, von Tränen betaut das Gesicht, mit bebenden Lippen, Klagte sie also in äußerster Not und Trauer im Herzen: »So nun, Theseus, du Falscher, nachdem du dem Hause, der Heimat Mich entrissen, verläßt du mich hier am verödeten Strande? So entziehst du dich mir, mißachtend die himmlischen Götter, Ach, und eilst in dein väterlich Land trotz heiliger Schwüre? Konnte denn nichts dich bewegen, dem harten Entschluß zu entsagen, Stieg denn nimmer im Busen dir auf eine freundliche Regung, Dir mit tiefem Erbarmen das trotzige Herz zu erweichen? Vorher hattest du schmeichlerisch mir ganz andres versprochen, Und dein Wort ließ Unselige mich nicht Solches erwarten, Freuden der Ehe vielmehr und Jubelgesänge zur Hochzeit; Aber die Winde des Himmels in nichts das alles verwehten! Schwüren der Männer mag fürder kein Weib mehr glauben, noch hoffen, Redlich gemeint sei das, was sie vorher alles verheißen: Hegt solch einer ein heiß ihn verzehrendes großes Verlangen, Weder vor Schwüren dann schreckt er zurück, noch spart er Versprechen; Aber sobald sein begehrlicher Sinn das Ersehnte genossen, Dann gilt alles Gesagte ihm nichts, noch kümmern ihn Eide! Ich jedoch brachte dir Hilfe, als Tod schon nahe dir drohte, Und war eher den Bruder zu opfern erbötig, als Hilfe Dir, der Treue nicht kannte, in Lebensgefahr zu versagen! Nun zum Lohn werd ich wildem Getier und Vögeln zur Beute, Keiner wird auch die Gebeine mir einst mit Erde bedecken! Brachte denn dich in entlegnem Geklüft zur Welt eine Löwin? Wo ist das Meer, das im Schoße dich barg und hinaus dich geschleudert? War es die Räuberin Scylla, die Syrte, die grause Charybdis, Daß du jener so dankst, die dich vom Tode errettet? Wenn's dein Wille nicht war, daß der Ehe Band uns vereine, Weil dir solches mit Strenge dein greiser Erzeuger verboten, O, so konntest du dennoch mich hin in dein Land mit dir nehmen, Und dort hätt' ich mit Freuden als Magd dir Dienste geleistet, Hätte die Füße dir willig mit rieselndem Wasser begossen, Oder mit purpurnen Decken die Lagerstatt dir bereitet. Doch was klag' ich, von Leiden erschöpft, mein Weh nun vergeblich Fühllos bleibenden Winden, die weder zum Hören geschaffen, Noch mit Stimme begabt, das gesprochene Wort zu erwidern? Ferne bereits auf wogendem Meer entschwand er den Blicken, Und kein sterbliches Wesen sich zeigt am öden Gestade, Fühllos blickt auf all meine Not hernieder das Schicksal, Und unwillig verschließt es sein Ohr meinem Jammern und Klagen! Jupiter, Weltenbeherrscher, o wären am Strande von Gnossus Damals Schiffe aus Cekrops' Stadt doch nimmer gelandet! Hätte der schändliche Schiffer auch nie vor Creta geankert, Dort dem gewaltigen Stiere sein gräßliches Opfer zu bringen! Hätten auch ihn, der gefällig und schön von außen, doch schändlich Innerlich war, doch nimmer die Unsrigen gastlich empfangen! Denn wohin nun mich wenden, wo Hilfe, ich Arme, erwarten? Soll zum Idagebirge der Weg mich führen? Ach, trennend Breitet davor sich das grausige Meer mit gähnenden Schlünden! Kann ich mir Hilfe erhoffen vom Vater, von dem ich geschieden, Weil ich jenem gefolgt, der den Bruder mir tötlich getroffen? Oder soll Trost mir die Liebe und Treue des Gatten gewähren, Der, entfliehend vor mir, sein Schiff in die Weite nun steuert? Nacktes Gestade, kein Haus, ringsher nur Wasser sich breitet, Und kein Weg aus des Meeres umflutenden Wogen sich öffnet; Weder Gedanke an Flucht, noch Hoffnung: stumm ist hier alles, Alles verlassen und öde, an Tod nur alles gemahnend! Aber es sollen nicht eher die Augen im Tode mir brechen, Nicht den ermatteten Leib soll Besinnung verlassen, als dann erst, Wenn ich Verratne die Götter um volle Bestrafung gebeten, Und von ihnen mein Recht erst erfleht in der Stunde des Todes! Drum, die ihr rächend den Frevler mit Strafen verfolgt, Eumeniden, Ihr, mit Haaren durchflochten von Natterngezücht an den Stirnen, Und die zeigen, wie grimmig der Zorn im Busen euch lodert: Hierher, hierher, kommet herzu und vernehmet die Klagen, Die ich Arme in äußerster Not aus den Tiefen der Seele, Hilflos, glühend und meiner vor Wut nicht mächtig, entsende! Und da Grund mir gegeben, aus innerstem Herzen zu klagen, O, so lasset mein Jammern zum Spiel der Winde nicht werden, Sondern wie ich so freventlich hier von Theseus verlassen, So auch stürz' er sich selber dereinst und die Seinen ins Unglück!« Als in Worten nun also ihr trauerndes Herz sich ergossen, Und sie volle Bestrafung geheischt für schwere Vergehen, Sieh, da neigte gewährend sein Haupt der Beherrscher des Weltalls, Machte die Erde erbeben, die hochaufrauschenden Meere, Und erschütterte mächtig des Alls hell schimmernde Sterne. Theseus aber, wie geistesverwirrt, was fest sein Gedächtnis All die Zeit ihm bewahrt, vergessen hatte er alles, Was geboten ihm war und im Herzen bisher ihm gehaftet: Zeichen der Freude nicht zog er empor für den bangenden Vater, Als er gerettet den Hafen der Heimat vor sich gesehen. Denn man sagt, daß zur Zeit, als die Schiffe zur Fahrt schon gerüstet, Und mit günstigen Winden Athen zu verlassen gedachten, Aegeus, eng umfangend den Sohn, ihm solches geboten: »Sohn, mein einziger Sohn, du, mehr als das eigene Leben Wert mir, den ich in solche Gefahr zu entsenden genötigt, Du, mir eben erst wiedergeschenkt, da ich nahe dem Ende: Will's das Geschick denn so, und reißt, trotz meiner Betrübnis, Dich dein Feuer von mir, noch ehe die sinkenden Augen Vollauf schon sich geweidet an deiner so holden Erscheinung, O, so kann ich doch freudig gestimmt nicht ziehen dich lassen, Noch auch sehn, daß du Zeichen, Gelingen verkündend, entfaltest; Erst vielmehr will ich all meine Not in Klagen ergießen Und mit Erde und Staub mir bestreuen den schneeigen Scheitel. Schwarz dann sollen die Segel am schwankenden Maste sich zeigen, Denn wie Trauer mich selber erfüllt und den Geist mir verdüstert, So muß dunkel gefärbt auch am Schiffe das Segel erscheinen. Aber beschützt dich Itonus' Bewohnerin, sie, die so huldvoll Unser Geschlecht und die Stadt des Erechtheus' immer beschirmte, So daß rot dir die Rechte sich färbt vom Blute des Stieres, O, dann präge dir tief ins Gemüt und immer lebendig Halte vor Augen dir dieses Gebot, daß es nimmer erlösche: Gleich, sobald nur den Blicken die heimischen Berge sich zeigen, Laß von den Rahen die Trauer verkündenden Segel hernieder, Und statt ihrer zieh weise sodann an den Tau'n in die Höhe, Daß ich so rasch ich's vermag dich erspähe und freudig begrüße, Wenn zur glücklichen Stunde dein Weg dich wieder zurückführt!« Dieses Gebot nun bewahrte zuerst im treuen Gedächtnis Theseus, dann jedoch schwand es dahin, wie Wolken, vom Atem Stürmischer Winde gejagt, von den Gipfeln der Berge entschwinden. Aber der Vater, vergehend vor Schmerz und in Tränen zerfließend, Spähte nur stets von der Höhe der Burg in die Tiefe, und plötzlich, Sehend, daß schwarz von Farbe die Segel des nahenden Schiffes, Stürzte sich jäh von der Höhe des Felsens hinab in die Tiefe, Meinend, genommen nun sei ihm der Sohn vom feindlichen Schicksal. So nun fand beim Betreten des Vaterhauses als Leiche Theseus ihn, und das Leid, das er Minos' Tochter bereitet, Da er ihrer vergaß, an sich selber nun mußt' er's erfahren! Diese nun sah voll Trauer das Schiff in die Ferne enteilen, Und unsäglicher Kummer das blutende Herz ihr beschwerte. Doch schon zieht ihr im Fluge der blühende Bacchus entgegen, Satyrnschwärme, Silene aus Nysas Aun ihn begleiten: Dich, Ariadne, ersehnt er, für dich erglüht er in Liebe! Weiber von rasendem Taumel erfaßt, ihn stürmisch umdrängen, Schreiend »Euhö, Euhö,« nach dem Rücken hin werfend die Köpfe. Thyrsusstäbe, umwunden mit Blättern, die Einen hier schwingen, Andre zerfleischen ein Rind und streun auf den Boden die Teile; Manche umgürten die Leiber mit wild sich windenden Nattern, Andre, mit Kästchen in Händen, verrichten der festlichen Orgien Heimlichen Dienst, der streng sich verschließt unheiligen Augen, Diese hier heben die Arme hochauf zum Schlage auf Pauken, Oder entlocken dem klingenden Erz scharftönende Laute; Andre noch stoßen in dröhnend verhallende Hörner, und kreischend Schallen die gellenden Töne barbarischer Flöten dazwischen. Solche Gebilde nun schmückten in prangender Fülle den Teppich, Der ringsher sich verbreitend das bräutliche Lager umhüllte. Als nun, freudig erregt, die Thessalier dran satt sich gesehen, Zogen sie fort und räumten den Himmelsbewohnern die Stätte. Gleichwie wallend das Meer in der Frühe sich kräuselt, vom Zephir Flüsternd bewegt, wenn Aurora der Sonne Erscheinen verkündet, Dann allmählich zu schwellen beginnt, und die flutenden Wellen, Die vorher beim säuselnden Wehn nur leise geatmet, Höher und höher sich heben, von klingendem Plätschern begleitet, Und von Winden getrieben sich immer gewaltiger türmen, Dann in purpurnen Schimmer getaucht hinrollend erglänzen: Also ergoß aus dem Königspalast sich flutend die Menge, Und weithin sich zerstreuend, zog jeder für sich seine Straße. Bald nachdem sie gegangen, erschien von des Pelion Höhen Chiron zuerst und bot zum Geschenk, was der Boden hervorbringt: Blumen, soviele Thessaliens Aun und Gebirge nur schmücken, Und soviele, genährt von Zephirus' laulichem Atem, Irgend den Ufergeländen der Ströme entsprießen: sie alle Brachte er, wie sie sich boten, ganz schlicht zu Kränzen gewunden, Und gar lieblicher Blumengeruch durchwogte die Räume. Drauf kam eilends Peneios herbei, für Reigen und Tänze Schweifenden Scharen von Nymphen sein Tal von Tempo verstattend, Tempe, im prangenden Grün, von ragenden Bergen umschlossen. Er auch nahte mit Spenden: entwurzelte mächtige Buchen, Schlank aufstrebenden Lorbeer, auch allzeit rege Platanen, Steile Zypressen und leise sich wiegende Pappeln, Geschwister Phaëthons, den flammender Blitz herniedergeschmettert. Diese nun pflanzt' er in Reihn um die Stätte, erquickenden Schatten Sollte ihr laubiges Dach ringsher um die Halle verbreiten. Dann herzu kaum geschritten der vielerfahrne Prometheus, Tragend am Körper die Male, veraltet jetzt, von der Strafe, Die er voreinst, von Ketten umschnürt, und hoch vom Gebirge Hangend herab in die Tiefe, an Scythiens Küste erlitten. Endlich der ewige Vater erschien mit der hehren Gemahlin, Und mit ihren Erzeugten. Zurück im Himmel verblieben Phöbus, nur und Diana, der teuer die Höhen des Idrus: Grollten die Zwillingsgeschwister doch immer noch heftig mit Peleus, Deshalb blieben sie ferne dem Fest von Thetis' Vermählung. Als nun alle sich niedergesetzt auf schimmernde Sessel, Füllten die Tafeln sich reichlich mit auserlesenen Speisen. Aber die Parzen dann, wiegend die Körper bewegend, begannen Ihren Gesang, der künft'ges Geschehn untrüglich verkündet. Weiße Gewänder umhüllten weithin die gebrechlichen Glieder. Und nur unten am Rande ein Purpurstreifen sich zeigte; Binden, wie Schnee erschimmernd, die Häupter der Alten umwanden, Und nie rastend vollführten die Hände die ewige Arbeit. Während den Rocken, umkleidet mit schmeidiger Wolle, die Linke Fest hielt, führte die Rechte mit spielendem Finger den Faden Sacht nach unten, es drehte, vom Daumen erfaßt, sich die Spindel Wirbelnd umher, und geglättet der schwebende Faden sich zeigte. Zerrend befreiten die Zähne sodann das Gespinst von den Fasern, Und vom wolligen Flaum nur verblieb an den trockenen Lippen, Was am glänzenden Faden zuvor noch Rauhes gehangen. Ihnen zu Füßen befanden sich Weiden-geflochtene Körbchen, Bergend die duftigen Flocken der milchweiß schimmernden Wolle. Während des Spinnens nun sangen sie hell mit tönender Stimme, Göttlich begeistert, den hehren Gesang, der Kommendes kündet, Und der nimmer als Trug sich erweist bei den spätesten Enkeln: »Herrlicher du, den Taten voll Kraft aufs würdigste zieren, Hort Emathias du, der umstrahlt vom Ruhme des Sohnes, O, vernimm, was am festlichen Tag, wahr redend, die Schwestern Dir verkünden: doch ihr, die ihr künft'ge Geschicke bereitet, Laufet dahin, ihr Spindeln, dahin und führet die Fäden! Bald wird Hesperus nahn und bringen, was Männer ersehnen, Glück verheißend geschieht's: die Gemahlin wird er dir bringen! Sinnverwirrender Liebe Gewalt ihr entströmt, wenn sie schmachtend Unter den mächtigen Nacken die schimmernden Arme dir breitet, Und vereinigt in süßer Ermattung der Schlummer euch findet. Laufet dahin, ihr Spindeln, dahin und führet die Fäden! Nimmer zuvor gab's ein Haus, das soviel Liebe umhegte, Niemals schlossen sich Liebende so zur Ehe zusammen, Wie einträchtigen Herzens hier Thetis und Peleus sich fanden. Laufet dahin, ihr Spindeln, dahin und führet die Fäden! Euch erblühn wird ein Sohn, der Gefahren verachtet, Achilleus, Nimmer den Rücken, die mutige Brust wird er Feinden nur bieten, Alle besiegend im Lauf, gleichwie er flüchtige Hirsche Stürmisch verfolgt und ereilt, wird er oft den Sieg sich erringen. Laufet dahin, ihr Spindeln, dahin und führet die Fäden! Keiner, der Tapferste nicht, wird mit ihm im Kampf sich vergleichen: Wenn sich Phrygiens Boden einst färbt mit dem Blute der Teukrer, Dann wird er, der ein Enkel des eidvergessenen Pelops, Trojas Feste, so lange umstürmt, vom Boden vertilgen. Laufet dahin, ihr Spindeln, dahin und führet die Fäden! Seiner untadligen Sitten und seiner gewaltigen Taten Werden gar oft noch die Mütter gefallener Söhne gedenken, Werden mit Asche bestreun sich die grauen, wild-flatternden Haare, Und mit zitternden Händen die welkenden Brüste sich schlagen. Laufet dahin, ihr Spindeln, dahin und führet die Fäden! Zeugen von seiner gewaltigen Kraft wird die Flut des Skamander, Der, sich teilend, hinabfließt zum reißenden Hellespontus: Weithin werden die Leiber Erschlagner im Laufe ihn hemmen, Dampfend von Strömen vergossenen Bluts wird die Welle enteilen. Laufet dahin, ihr Spindeln, dahin und führet die Fäden! Zeugen für ihn wird zuletzt die erbeutete Jungfrau, dem Toten Dargebracht, wenn dereinst der Getöteten schneeige Glieder Decken wird der aus Erde hochaufgeschüttete Hügel. Laufet dahin, ihr Spindeln, dahin und führet die Fäden! Denn sobald den erschöpften Achivern verstattet vom Schicksal, Niederzuwerfen die Dardanerstadt, die Neptunus gegründet, Wird am ragenden Hügel Polyxenas Blut sich ergießen, Und vom Beile gefällt, mit wankenden Knien, als Opfer Sinkt sie dahin, und den Boden bedeckt ihr verstümmelter Leichnam. Laufet dahin, ihr Spindeln, dahin und führet die Fäden! Auf nun, eilt den ersehnten Genüssen der Liebe entgegen, Schließe zu glücklicher Stunde der Gatte den Bund mit der Göttin, Und sei nun der verlangende Mann mit der Gattin vereinigt! Laufet dahin, ihr Spindeln, dahin und führet die Fäden! Kommt in der Frühe die Pflegerin dann zum Besuch ihr entgegen, Kann sie wie gestern den Hals ihr nicht mehr mit dem Bändchen umfangen; Sorge die Mutter auch nimmer, die Tochter, entzweit mit dem Gatten, Könne vereiteln ihr Hoffen auf Liebe verdienende Enkel! Laufet dahin, ihr Spindeln, dahin und führet die Fäden!« * * * So, aufs tiefste erregt von dem Gotte, hatten für Peleus Fülle des Glücks im Liede die Parzen damals geweissagt. Denn einst pflegten die Götter in eigner Gestalt in die Häuser Edler Heroen zu kommen, sich sterblichen Augen zu zeigen, Damals, als von den Menschen noch göttliches Recht nicht mißachtet. Oftmals kam in sein prangendes Haus der Unsterblichen Vater, Wenn sein Fest in der heiligen Zeit alljährlich gefeiert, Und zu Hunderten sah er dann Stiere den Boden bedecken. Oft auch stieg vom Parnassus der schwärmende Bacchus hernieder, Führend Thyiaden, die Haare gelöst, laut lärmend und jauchzend, Während das Volk aus Delphi hinaus sich drängte, die Gottheit, Freudig bewegt zu empfangen an dampfumwallten Altären. So auch haben sich Mars und Athene und Nemesis oftmals Mitten im todverbreitenden Streit und Schlachtengetümmel Selber gestellt in der Kämpfenden Reihn und die Scharen befeuert. Aber nachdem sich das Menschengeschlecht mit Lastern besudelt, Und aus sündigem Herzen getilgt den Sinn für das Rechte, Seit mit mordender Hand sich ein Bruder gestürzt auf den andern, Und nicht Kinder mehr Trauer am Grabe der Eltern empfinden; Seit als Toten der Vater den Sohn gern sähe, um sicher Dessen Erwählte, noch nimmer berührt, für sich zu gewinnen, Und seit liebebegierig die Mutter dem züchtigen Sohne Nachstellt, schnöde verletzend der Ehe hochheilige Schützer: Seitdem haben unendliche Schuld und schändliche Laster Uns entfremdet die Götter, die immer das Recht nur beschützen: Deshalb wollen sie ferner nicht mehr zu uns sich gesellen, Und verschmähn es, sich Menschen im Lichte des Tages zu zeigen! [Catull: Gedichte. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 11006-11028 (vgl. Catull-