Die vorliegende Fassung der Texte ist nicht redigiert! Informationen dazu finden sie hier.
prometheus 1,2
PROMETHEUS 1,2 1. „Der Vorausdenkende“. Epimetheus, sein Bruder, war „Der zu spät Bedenkende“. Titan. Sohn des Iapetos und der Klymene 1. Auch Uranos, Themis, Asope und Asia werden als Eltern genannt. Gemahl der Pronoe 7 und der Kelaino 2. Tzetzes Lyk. 1283 nennt Axiothea als Gattin. Vater von Deukalion, Lykos 16, Chimareus / Chimaireus und Prometheia. Herodot 4.45.1: "Was Libyen betrifft, so hat es nach der Meinung der meisten Hellenen seinen Namen nach einer eingeborenen Frau namens Libya, und Asien nach der Frau des Prometheus. Doch wollen auch die LyderUrheber des Namens Asien sein, sie sagen, er führe auf Asies, den Sohn des Kotys, Enkel des Manes zurück, aber nicht auf Asia, die Gemahlin des Prometheus." (Herodot: Historien. Deutsche Gesamtausgabe, Buch I – IX, in der Übersetzung von A. Horneffer, 4. Auflage. Stuttgart: Alfred Körner Verlag, 1971) ….. Prometheus dürfte sich aus einem alten Gott und Helfer der arbeitenden Menschen, speziell der Handwerker (Handwerksgott), entwickelt haben. Es ist auch anzunehmen, dass er ursprünglich ein mit Eisen arbeitender Kabeir oder Daktyl war. Die Geschichte von der Erschaffung der ersten Männer und Frauen durch kunstfertige Meister, wie es die Daktylen und Kabeiroi bekanntlich waren, bildeten die Voraussetzungen für die späteren Erzählungen vom Ursprung des Geschlechtes der Menschen. Als Prometheus seinen Namen erhielt, dürfte er schon einen langen Weg der Umformung hinter sich gehabt haben. Wie sein Bruder Epimetheus, der wohl als notwendige Kontrastfigur zu ihm erfunden wurde, hat Prometheus einen sprechenden Namen. Im Sinne eines Märchenmotivs stellen sie die ungleichen Brüder dar, der Gescheite, der alles vorher schon weiß und der Tölpel, der hinterher immer über bereits Geschehenes jammert. .......... Während der noble Kreis der sich selbst bewundernden Göttinnen und Götter die Menschen verachtete, war Prometheus stets Vorkämpfer, Helfer und Beschützer der von ihm selbst geschaffenen Menschen – genauer, Männer, denn zuerst erschuf Prometheus nur Männer. Er formte sie nach dem Ebenbild der Götter aus Lehm und Wasser, das Leben aber, die Seele, den Schmetterling (= Seele = Leben, Seele und Schmetterling heißen auf altgriechisch „Psyche“), gaben ihnen die Götter (Heute noch haben Verliebte „Schmetterlinge“ im Bauch.). ….. Aisopos erzählt, Prometheus habe zuerst zu viele Tiere geformt und nun zu wenig Material für die Männer gehabt. Zeus beauftragte ihn einen Teil dieser Tiere in Menschen umzuformen, was dazu führte, dass die Männer nun die äußere Form der Götter haben, in ihnen aber die Seelen von Tieren wohnen. ….. Die im Elend lebenden hungernden Männer mussten auch noch den Göttern opfern. Prometheus bat Zeus nicht mehr ganze Opfertiere zu verlangen, sondern mit einem Teil zufrieden zu sein. Zeus willigte ein und traf mit den Männern in Mekone (Stadt im nördl. Peloponnes) ein Abkommen. Der hinterlistige Titan wollte nun die Götter zugunsten der Männer übertölpeln, opferte einen Ochsen, zerteilte ihn, hüllte die besten Teile in die Haut, legte den ekeligen Magen darüber, die Knochen und die Abfälle aber hüllte er in einladend gutes Fett. Hesiod theog. 548-558 : „Zeus, ruhmvollster, höchster der ewigen Götter ! Wähle von beiden den Teil, nach dem es dein Herz in der Brust gelüstet ! „ – so sprach er listig. Zeus aber, dem es nie an Rat fehlt, merkte den Trug, durchschaute ihn und sah im Herzen Unheil für die sterblichen Menschen voraus, das dann auch eintraf. Mit beiden Händen hob er das Fett auf, ergrimmte in seinem Geist, und Groll ergriff sein Herz, als er die weißen Knochen des Rindes so listig und kunstvoll aufgebaut sah. Seither verbrennen die Völker der Menschheit auf Erden den Unsterblichen weiße Knochen auf duftumwölkten Altären.“ Dank dieser List des Prometheus verbesserte sich die tägliche Kost seiner Schützlinge beachtlich. Aber Zeus, erzürnt, entzog den Männern zur Strafe das Feuer. Auch den bis dahin bestehenden natürlichen Umgang der Männer mit den Göttern brach er ab; Menschen und Götter leben seither ohne persönlichen Kontakt. Prometheus entwendete jedoch heimlich aus der Werkstatt des Hephaistos oder bei einem Blitz des Zeus göttliches Feuer und brachte es in einem Narthex-Stengel den Männern. INCLUDEPICTURE "http://www.crestonhall.com/mythology/images/0300/501c.jpg" \* MERGEFORMATINET Hephaistos von Paul Manship, Rockefeller Center, New York. Für diesen Frevel verbannte Zeus ihn in den Kaukasus, ließ ihn von Hephaistos an einen Felsen schmieden und schickte einen Adler, der Prometheus täglich die ständig nachwachsende Leber aus dem Leibe fraß. Aischylos „Der gefesselte Prometheus“ 119-123: „Ihr seht den Fesselträger, mich, unsel´gen Gott, Den Feind des Zeus, der in Feindschaft geriet Zu den Göttern allesamt, welche eingehen Zur Halle des Zeus, Weil ich Freund den Sterblichen war zu sehr.“ ….. Aischylos sagt in seiner verloren gegangenen Tragödie „Prometheus der Feuerbringer“, dass der Titan für dreißigtausend Jahre an einen Felsen geschmiedet wird (Das bedeutete damals die längste Weltperiode.). Im erhaltenen „ Der gefesselte Prometheus“ (774) wird aber die Befreiung schon für die dreizehnte Generation vorausgesagt. Und so geschah es: Der unsterbliche, unheilbar kranke und unter fürchterlichen Schmerzen leidende Chiron bat Zeus um den von den Schmerzen befreienden Tod. Zeus lehnte ab, erlaubte ihm aber einen Handel mit Prometheus. Chiron wanderte in den Kaukasus zum angeketteten Prometheus und bot ihm einen Tausch an: Tausche Sterblichkeit gegen Unsterblichkeit. Prometheus war einverstanden, Chiron konnte sterben und wurde von seinen Leiden erlöst und Prometheus wurde unsterblich. Der erste Fall von aktiver Sterbehilfe. Wichtig ! Mit Zustimmung des Zeus, des obersten Gottes ! Aischylos „Der gefesselte Prometheus“ 1027-1029 : „Eh´ denn der Götter einer, Erbe deines Leids, Erscheint und willig in die Unterwelt hinab Zu steigen ist, den Abgrund, der das Licht nicht schaut.“ Obwohl es Prometheus vorausbestimmt war ewig an den Felsen geschmiedet zu sein, wurde er nach langen Verhandlungen, die über den Boten Hermes geführt wurden, mit Zustimmung des Zeus (Einfluss der Entwicklungen in Athen) von Herakles befreit. Der Sohn des Zeus zerriss die Fesseln und tötete den Adler. ….. Dafür, dass die Männer dank des Frevels ihres Wohltäters die Annehmlichkeiten des himmlischen Feuers wieder genießen konnten, schickte ihnen Zeus aus Rache eine fürchterliche Strafe – die Frauen. Hesiod Opera et Dies 56f : „ ....... Denn sie bekommen für das Feuer ein Übel von mir, an dem sie sich alle erfreuen werden, ihr eigenes Weh mit Liebe umgebend.“ Der Götterkönig lachte schadenfroh auf und beauftragte Hephaistos sofort aus Lehm eine erste wunderschöne Frau zu modellieren; Athene gürtete sie mit einem schimmernden Kleid und band ihr einen Schleier in das Haar, Hephaistos legte ihr einen goldenen Reif um das Haupt, Hermes gab ihr die Sprache und Aphrodite schenkte ihr Liebreiz. Athene setzte den Schmetterling, die Psyche, in sie ein und gab ihr so das Leben. Traumhaft anzuschauen für alle und unwiderstehlich für Menschen war sie und bekam den Namen Pandora, „Die Gabenreiche“. Zeus nahm sie bei der Hand und brachte sie den Männern. Epimetheus, „Der zu spät Bedenkende“, er war von seinem Bruder Prometheus eindringlich gewarnt worden - niemals soll er ein Geschenk der Götter annehmen! - verliebte sich in die Schöne, nahm sie auf und heiratete sie. Pandora wurde zur Urmutter aller Frauen: Die ewige Strafe des Zeus für die Männer, die zu spät bedenken. ..... Prometheus und Hephaistos standen sich im Glauben der Menschen sehr nahe: - Hephaistos, der Schmied und Gott der Schmiede, Prometheus, der Gott aller Handwerker. - Von beiden wird erzählt, dass sie Zeus den Schädel spalteten, um die Geburt der Athene zu ermöglichen. - Beide wurden wegen ihrer handwerklichen Tätigkeit von den Göttern verspottet (Eine seelische Krücke, ohne die sich auch die Menschen von heute, die sich selbst zu „Götter“ ernennen, nicht aufrecht halten können.). - Beide verliebten sich in Athene, die Göttin der Gerechtigkeit. Athene aber betrachtete sie als minderwertig, verspottete sie und wies sie ab. (Noch heute kämpfen die ArbeiterInnen um die „Liebe der Gerechtigkeit“.). .......... Das geraubte göttliche Feuer, das Prometheus den Menschen schenkte, wurde in späterer Zeit allegorisch als Philosophie und andere Geisteswissenschaften gedeutet. Aber auch andere Kulturgüter, die Schrift, Heilkunst, Baukunst, Gewinnung von Metallen, Schifffahrt, Reiten, Töpfern u.s.w., kurz, alles, was als Grundlage seines Seins des Handwerkes der tätigen Menschen bedarf, brachte Prometheus „seinen“ Menschen. .......... Kultische Verehrung genoss Prometheus vor allem in Athen. Dort wurde er zusammen mit Athene in der Akademie verehrt. Als Erinnerung an den Feuerdiebstahl wurden Fackelläufe an den Promethien, Hephaistien und den Großen Panathenäen veranstaltet. Die Läufe zu Ehren des Prometheus als Beschützer der Töpfer, der Schmiede und der anderen Handwerker sind die ältesten bekannten Fackelläufe. ........... In der bildenden Kunst wird Prometheus meist mit dem Adler und an den Felsen geschmiedet dargestellt. In der Literatur nahm er als Gott und Beschützer der Werktätigen schon im Altertum eine besondere Stellung ein. Nach dem endgültigen Niedergang der griechisch / römischen Kultur im 5./6. Jh. gewann Prometheus im 16. Jh., z. B. Erasmus von Rotterdam (Adagiorumchiliades tres, 1508), wieder an Bedeutung. Eine Flut von literarischen und musikalischen Bearbeitungen des Prometheusstoffes nahm in den letzten 400 Jahren, speziell in der Zeit vor und nach der französischen Revolution, gewaltigen (noch zu erforschenden) Einfluss auf die Bewusstseinsbildung und die Befreiung der Werktätigen von feudaler Knechtung. Von Goethe bis zu Karl Marx, kaum ein Schriftsteller oder Philosoph, der die Prometheus-Thematik nicht in sein Schaffen einbezogen hat. Beispiel aus der Neuzeit: In der Literatur der DDR nach 1945 wurde Prometheus vorerst als moderner Proletarier „besungen“ – „Genosse Prometheus, ans Werk ! Unser Traumbild wird dichter und dichter“ (M. Streubel). Der sich anbahnende politische Umschwung, von Schriftstellern schon sehr früh empfunden, wurde bereits 1982 in der Literatur über Prometheus angedeutet: „Prometheus, einst angeschmiedet, jetzt angestellt?“ (A. Endler) und „Groß in Gesängen rühmten die Alten den Schaffer Prometheus, weil er das Feuer uns gab; wir heute schlucken den Rauch.“ (R. Kirsch) ......... Prometheus – unsterblich, aber von den Göttern nicht geliebt, weil er es wagte, Freund und Helfer der Unterprivilegierten zu sein. Als Vergleich: Das Verhalten der christlichen Würdenträger in der Vergangenheit und heute gegenüber dem Proletariat. 2. In der Nähe von Theben lag der Hain der Demeter Kaberaia, in dem das Heiligtum der Kabeiroi lag. Dort soll einmal eine Stadt existiert haben, die nur von Kabiren bewohnt war. Demeter gab einem von ihnen, man nannte ihn Prometheus 2 (Und später seinem Nachkommen Aitnaios.), ihre Kenntnisse weiter, welche – das bleibt ein Geheimnis; Pausanias 9,25,6.