eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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priapos
PRIAPOS Der Gott des aufrecht stehenden männlichen Gliedes. Ithyphallischer Gott der animalischen und vegetabilischen Fruchtbarkeit, Segensbringer und Abwehrer gedanklicher Übel. Heimisch ist er an der asiatischen Küste des Hellesponts, meistens nennt man als seinen Geburtsort Lampsako. Eine Stadt und eine Insel tragen seinen Namen. Etymologisch ist sein Name nicht zufrieden stellend fassbar; am ehesten trifft der Begriff „der Erste“ der phrygischen Sprache zu. Er weist ihn der autochthonen Sprachschicht zu und wird im medizinischen Bereich heute noch verwendet: Priapismus, krankhaft anhaltende, schmerzhafte Erektion des Penis. ................ Seine Genealogie schwankt, als Vater oder Eltern werden genannt: - Dionysos und die Nymphe Chione 7, - Dionysos und die Nymphe Perkote, Dionysos und Aphrodite, - Sohn des Hermes, - Sohn des Adonis, - Sohn des Zeus und der Aphrodite, - aber auch Sohn eines Esels, der ja, wie allseits bekannt, gut bestückt ist. - Sauer (Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Bd. II,1, Seite 661) nennt ihn einen Sohn des Ares. Strabo 13,1,12: "Priapus ist eine Hafenstadt am Meer. Einige nennen sie eine Gründung der Melesier, welche zu derselben Zeit auch Abydus und Prokonnesus anbauten, andere der Cyzicener. Ihren Namen erhielt sie von dem dort verehrten Priapus, sei es, daß sein Kultus von Orneä bei Korinthus dorthin überging, oder daß die (dortigen) Menschen von selbst auf seine Verehrung fielen, weil der Gott der Sohn des Bakchus und einer Nymphe hieß; denn sowohl diese Landschaft, als die zunächst angrenzende der Parianer und Lampsakus, ist sehr rebenreich, weshalb auch Xerxes dem Themistokles Lampsakus zum Weine schenkte. Übrigens wurde dieser Gott (erst) von den Neueren eingeführt; denn Hesiodus kennt ihn noch nicht, sondern er gleicht den Attischen Gottheiten Orthanes, Konisalus, Tychon und ähnlichen." (Strabo: Geographika. In der Übersetzung und mit Anmerkungen von Dr. A. Forbiger. Wiesbaden: Marix Verlag G.m.b.H, 2005.) "Jener Priapos wird nun fortan als dienstbarer Dämon der Aphrodite zugesellt, oder vielmehr ein ganzes Priapisches Gefolge, dessen einzelne Glieder uns die alten Komiker mit den Namen Tychon, Konsialos, Orthanes, Lordon (Dordon), Kybdasos und Pyrges aufbehalten haben." (Creuzer, Georg Friedrich: Symbolik und Mythologie der alten Völker: besonders der Griechen ..., Band 2, Leipzig und Darmstadt, 1811, bei Heyer und Leske) Nach seiner Geburt soll die Mutter, wer immer sie war, sich angewidert abgewendet haben, die beiden Nymphen die ihn badeten sollen entsetzt gewesen sein über seine Hässlichkeit und über die riesige Größe seines männlichen Teiles. ….. Natürlich wurden Priapos eine Vielzahl von erotischen Abenteuern mit Nymphen zugeschrieben, obwohl viele der Schönen angesichts des gewaltigen Ausmaßes seines besten Stückes in Panik die Flucht ergriffen; Ovid fasti 1,411ff: „So aber entfachen die einen Liebesglut in den Satyrn, Andre in dir, der ums Haupt trägt einen fichtenen Kranz; Du auch, Silen, entbrennst, unersättlich in deinem Begehren; Deine Lüsternheit ist´s, die dich nicht alt werden läßt! Aber Priapus, dem roten, dem Schutz und der Zierde der Gärten, Hatte von allen allein Lotis die Sinne geraubt. Sie verlangt und begehrt er, und all sei Seufzen gilt ihr nur, Ihr gibt er Zeichen und winkt, macht auf sich aufmerksam sie. Doch wer schön ist, ist stolz, und Hochmut begleitet die Schönheit: Voller Verachtung im Blick treibt sie mit ihm ihren Spott. Nacht war`s, es hatte der Wein alle müde gemacht, und sie hatten Sich, vom Schlaf übermannt, hierhin und dorthin gelegt. Müde vom Spiel, wie sie war, lag unter den Zweigen des Ahorns Lotis schlafend im Gras, weit von den anderen entfernt. Da steht auf der Verliebte und schleicht auf Zehen, den Atem Anhaltend, heimlich leis näher zu ihr sich heran. Als er zum abgelegenen Lager der schneeweißen Nymphe Kommt, paßt er immer noch auf, daß man seinen Atem nicht hört. Schon stand schwebend auf Zehenspitzen er dicht neben ihrem Lager aus Gräser, jedoch sie lag im Tiefschlaf vor ihm. Froh war er, zog das Kleid von den Füßen ihr, fing auch schon an, auf Glücklichem Wege zum Ziel seines Verlangens zu gehen – Da tat plötzlich der Esel, das Reittier Silens, aus dem rauen Hals einen brüllenden Schrei, gerade zur unrechten Zeit! Auf springt erschrocken die Nymphe und stößt mit den Händen Priapus Von sich, flüchtet und weckt alle im Hain aus dem Schlaf. Doch der Gott, dessen Schamglied noch allzu deutlich bereitstand, Diente beim Scheine des Mondes allen zu fröhlichem Spott. Mit dem Tod büßte er, der den Lärm machte; ihn nun auch nimmt der Hellespontische Gott gerne als Opfertier an“ (Ovid: Fasti, Festkalender, in der Übersetzung von Niklas Holzberg, 2. Auflage. Düsseldorf / Zürich: Artemis & Winkler Verlag, 2001.) Ovid met. 9,328ff: „Mit abschüssigem Rand, nachbildend das schräge Gestade, Liegt ein See. Rings zieht sich ein Myrtengebüsch um die Fläche. Dort kam Dryope hin, ihr Geschick nicht ahnend und, was noch Mehr Unwillen erregt, um Kränze zu bringen den Nymphen. Mit sich trug sie ihr Kind, dem noch kein Jahr sich vollendet, Als eine liebliche Last, ihm Milch darreichend als Nahrung. Unweit stand von dem See, mit tyrischen Farben sich schmückend, Beeren verheißend in Blüt ein wasserliebender Lotos. Dryope hatte davon sich Blumen gepflückt, sie dem Söhnchen Hinzugeben zum Spiel, und zu tun wie jene gedacht ich – Denn ich begleitete sie –; da sah ich entfallen der Blüte Tropfen von Blut und die Zweige bewegt von zitterndem Schauer. Eine der Nymphen, wie nun erst säumige Bauern erzählten, Lotis, hatte darin auf der Flucht vor Priapus' Begierden Ihren gewandelten Leib mit gleichem Namen geborgen." [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12873(vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 221) (c) Aufbau-Verlag http://www.digitale-bibliothek.de/band30.htm ] Dargestellt wurde er fast ausschließlich als riesiges aufrecht stehendes männliches Glied, oft nur mit Kopf, aber auch mit ganzem Körper, gezeichnet, gemalt, modelliert aus verschiedensten Materialien, von banal einfach bis künstlerisch hoch entwickelt. Immer wieder entstand eine primitive zeitlose Hermenform, die aber auch zur Vollfigur übergehen konnte, wobei die zurückgelehnte Körperhaltung und der knackige Hintern charakteristisch blieben. Wurde er bekleidet dargestellt, dann erhob sich sein Phallos weit überproportioniert aus dem Gewand. ……. Vielleicht in der direkten Auswirkung des Alexanderzuges verbreitete sich Priapos sehr schnell in der griechischen Welt. Wegen seiner Wesensverwandtschaft mit Dionysos sog er vielerorts Götter ähnlicher Art, speziell den uralten Gott Phallos, auf. Bald wurde er auch in Rom bekannt, verdrängte den fast wesensgleichen Gott Mutunus und war schnell über das ganze Imperium verbreitet. In seiner Fruchtbarkeitsfunktion wirkte Priapos natürlich positiv fördernd und vor Schaden bewahrend und spielte so in römischer Zeit vor allem in Gärten eine große Rolle. Er tritt auch als Wegweiser und Beschützer der Wanderer auf (siehe Hermes / Hermen >. Die heutigen Richtungspfeile im Verkehrswesen entwickelten sich aus dem Phallos des Hermes.). Seine Sorge um das Funktionieren der körperliche Liebe, wie auch die allgemeine Segens- und Abwehrkraft seines / des Phallos, verschafften ihm eine überragende Stellung - er entwickelte sich geradezu zu einem Allgott. Allerorts, in Städten, an Häusern, besonders neben dem Eingang, wurden Phalloi in verschiedenster Form als Lampen, Schmuckgegenständen und dergl. sowohl in Wohnungen, als auch in Läden, Gaststätten und öffentlichen Räumlichkeiten angebracht. Als Glücksbringer wurde er an Ketten und Armreifen am Körper getragen. Den endgültigen Beweis brachten die Ausgrabungen von Pompei mit einer Fülle von Phalloi, hergestellt aus verschiedensten Materialien und in allen nur erdenklichen Variationen. An Hauswänden im Eingangsbereich angebracht diente er als Blickfang und hatte die Aufgabe die einem Besucher innewohnenden bösen Gedanken vor dem Eintritt in das Haus abzunehmen (Wer heute darüber lacht befindet sich, ohne dass er es merkt, bereits im Banne des Hauswandphallos – denn wer lacht, dem wurden bereits die schlechten Gedanken weggenommen; frag nach bei S. Freud.). Die sakralen Handlungen zur Ehre des Priapos waren im allgemeinen ländlich einfach, natürlich auch mit erotischem Einschlag, ebenso seine Kultstätten. Speziell an diesen Stätten, aber auch sonst überall (wie heute), regte Priapos zu Graffiti an, aus denen sich geradezu ein poetisches Genos entwickelt hat – die Priapea. Viele griechische Schriftsteller, wie z. B. Euphronios, dem Erfinder des priapeischen Versmaßes, und natürlich auch römische literarische Größen, speziell im 1. Jh. n. Chr., schrieben und ergötzten sich an priapeischen Gedichten, bei denen, besonders wenn sie sich auf bestimmte Personen bezogen, der Spott nicht zu kurz kam. Nie hätte sich Priapos so stark durchsetzen können, wenn neben Spaß und Spott nicht auch ernster Glaube an ihn dahinter gestanden wäre; eben deshalb hat er bis weit in die christliche Zeit Resistenz bewiesen. In Sagen und Mythen ist Priapos wenig vertreten; ein typisches Beispiel: Priapos und der Esel, dem Dionysos die Gabe der menschlichen Sprache schenkte, stritten sich, wer „den Längeren“ habe. Man rieb sich zum Beweis, der Esel siegte. Priapos tat, was alle Männer in ähnlicher Situation auch gerne tun würden, er schlug den Esel tot. ……………………… Lukianos de salt. 21 zählt Priapos zu den Titanen. HYPERLINK "http://www.theoi.com/Gallery/F39.1.html" INCLUDEPICTURE "http://www.theoi.com/image/img_priapos.jpg" \* MERGEFORMATINET The god Priapus,, Roman fresco from PompeiiC1st A.D., Archaeological Museum of Naples