eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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nyx
NYX Die Nacht, die Dunkelheit, das Nichts, auch das Verneinende, die Göttin der Nacht. Aus dem Chaos entstand sie, bedrohlich, und mit ihr die Gaia, die Mutter Erde, der Tartaros, die Tiefe des Erdinneren, Erebos, der finstere Grund, und Eros, der Trieb, das Liebesverlangen. Hesiod Theogonie 123ff: „Érebos aber und Nyx, die dunkle, entsprossen dem Chaos; aber aus Nyx wiederum entstanden Heméra und Aíther, die sie, in Liebe von Érebos schwanger geworden, ihm austrug.“ ……. Die Nyx galt als bedrohlich, unheimlich, Angst machend und Verderben bringend, sogar Zeus fürchtet sie. Vaterlos gebar sie aus sich heraus (= aus dem Dunkel der Seele der Menschen) alles was „nichts“ ist. Hesiod Theogonie 211ff: „Nyx gebar die schwärzliche Ker, den schrecklichen Moros, Thánatos, Hypnos gebar sie, gebar das Geschlecht der Oneíren. Ferner gebar die finstere Nyx, mit keinem der Götter zärtlich in Liebe vereint, die peinvolle Oizys, den Momos, die Hesperiden; am hehren Okéanos ferne bewachen jene die herrlichen Äpfel aus Gold und den Baum mit den Früchten. Schließlich gebar sie die Moiren und gnadenlos strafenden Keren, [Láchesis, Klotho und Átropos, die das Gute und Schlechte schon im Moment der Geburt den sterblichen Menschen bestimmen,] die die Vergehen verfolgen unter den Menschen und Göttern eher lassen die Göttinnen nicht vom schrecklichen Zürnen, bis sie die schlimme Strafe gezahlt, wer immer gefrevelt. Und die verderbliche Nyx gebar, den Menschen zum Unheil, Némesis; nach ihr gebar sie Täuschung und Liebesumarmung und das zerstörende Alter, gebar die trotzige Eris.“ [Hesiod: Theogonie. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4497 (vgl. Hesiod-W, S. 11-12) (c) Aufbau-Verlag] In der Literatur ist sie die Mutter von Ker – dem Verderben, der Raffenden, der Gier; den Keren – den weiblichen Todesgeistern und Rachegöttinnen, auch Ker in der Mehrzahl gedacht, Moros - dem Todeslos, dem schwarzen Verhängnis; Thanatos – dem Tod; Momos – dem Tadel; Oizys – der Not; den Hesperiden – den im fernen Westen (Spanien?) wohnende Nymphen, die die goldenen Äpfel hüten; Apate – der Täuschung; den drei Moiren – den Schicksalsgöttinnen, die den Menschen das Lebensschicksal zuteilen, Klotho, die Spinnerin, spinnt den Lebensfaden und bestimmt so mit dem Beginn ihrer Arbeit das Entstehen eines Menschen; Lachesis, die Zuteilerin, teilt den Menschen das Schicksal zu und verwebt in den Lebensfaden all das, was dem Betreffenden im Laufe des Lebens schicksalhaft widerfährt, und Atropos, die Unabwendbare, sitzt mit der Schere, wartet und schneidet irgendwann den Lebensfaden ab; Nemesis – dem gerechten Unwillen, der Vergeltung; Geras – dem verderblichen mühevollen Alter; Lyssa – der Wut Allekto – Rachegöttin bei den Römern; Philotes – die Personifizierung der sinnlichen Liebe (Bei Hesiod, dem großen Frauenverachter, ist sie eine Tochter der Nyx.) und Hypnos – dem Schlaf. Hypnos selbst war Vater von Morpheus – den menschliche Gestalt in Träumen, Ikelos – den Tiergestalt in Träumen, Phantasos – der Phantasie, Epiphron – der in Träumen erscheinenden Materie und 996 weiteren Gestalten, die in den Träumen der Menschen vorkommen. Eris, die Göttin der Zwietracht und des Streites, war ebenso vaterlose Tochter der Nyx und hatte ebenso in Parthenogenese eine weitere verderbliche Brut als Kinder: Limos – der Hunger; Algea – tränenbringende Schmerzen; Ate – die Göttin der inneren Verblendung; Mord; Totschlag; Neikos – der Hass; Betrug; Horkos – Meineid; Lethe – das Vergessen; Kämpfe; Schlachten; Krieg; Zwietracht; Logoi Pseydeis – die Trugrede; Rechtsverletzung; Verderben; Adika – die Ungerechtigkeit und Ponos – das leidvolle Mühsal. Ponos hatte eine Tochter Penia, die Armut. Sie ist die Mutter der Mühe und der Ausdauer und wirkt als Lehrerin der Fleißes und der Künste. ……… Diese Göttin der Dunkelheit (Im Dunkeln sieht man NIX, man hat Angst) ist eine kaum personifizierte Abstraktion, wurde aber in der Phantasie der Menschen dennoch mehr oder weniger persönlich aufgefasst. Für Hesiod ist sie eine reine kosmische Potenz. ……. Ausnahme: In der Person der Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte ist die Göttin Nyx personifiziert, sie ist die Verkörperung des Bösen, der Rache, kommt aus dem Dunkel und singt in der 14. Arie: „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen, Tod und Verzweiflung flammt um mich her! Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen, So bist du meine Tochter nimmermehr. Verstoßen sei auf ewig, verlassen sei auf ewig, Zertrümmert sei´n auf ewig alle Bande der Natur, Wenn nicht durch dich Sarastro wird erblassen! Hört! Rachegötter! Hört der Mutter Schwur!“ ……. Homer erwähnt die Nyx als mächtiges Wesen, das ihren Sohn Hypnos sogar vor Zeus schützen kann; Ilias 14,256ff: „……. Und Zeus erwachte und scheuchte rasend die Götter umher im Palast, er suchte vor allen mich; und er hätte durch Sturz vom Äther im Meer mich verschwinden lassen. Doch Nyx bot, stärker als Götter und Menschen, mir Rettung. Flüchtling, kam ich zu ihr, und Zeus, der wilde, ward ruhig; scheute er sich doch, der eilenden Nyx zuwider zu handeln.“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5064 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 263-264) (c) Aufbau-Verlag] …….. Nyx wohnt alleine aber wechselweise mit Hemera, dem Tag, ihrer Tochter, in einer Höhle im Westen oder in der Tiefe des Tartaros, der ja auch im Westen gedacht wurde; Hesiod Theogonie 744. Allabendlich, wenn Hemera, der Tag, die Erde verlässt und in diese Höhle eintritt, verlässt Nyx ihre Behausung, gekleidet in ihr schwarzes, mit Sternen besetzten Gewand und steigt mit ihrem vierspännigen schwarzen Wagen an den Himmel empor und breitet sich, die Dunkelheit, über die ganze Erde aus. Den Menschen und Tieren bringt sie Schlaf und erlöst sie damit von den Sorgen des Alltags; deshalb nennt man sie auch Euphrone oder Euphrosyne, der Frohsinn, die Schlafspenderin, die Sorgenlöserin. Der Mond galt als das Auge der Nyx; Aischylos Perser 426ff: „………… Wehgeschrei zugleich, Und jammern überwältigte die Flut des Meeres So lang, bis sie das Auge der schwarzen Nacht entriß.“ …… Der Begriff Nix ist indogermanischen Ursprungs und hat sich mit gleichem Sinninhalt in vielen Sprachen erhalten. Verneinend mit NEIN, NO, NOU, NJET, NJENTE u.s.w. bis hin zum hinduistischen NE und in deutschen Dialekten z. B. mit NA, NEI, NÖ. Das Nicht-Seiende - ich habe nichts, - ich gebe dir nichts, - sie tut nichts u.s.w. hat sich sprachlich in vielen Dialekten der deutschen Sprache mit dem klassischen NIX, mit dem Namen der griechischen Göttin des „Nichts“, erhalten. Diese Vernetzung der Begriffsinhalte von - Nacht, - Dunkelheit, - das NICHTS als Nicht-Seiendes und - dem Verneinenden, dem NEIN, erweitert mir dem - ich sehe in der Dunkelheit nichts, es ist Nacht, und - in der Nacht Angst haben, weil es Dunkel ist, in der von der menschlichen Phantasie mehr oder weniger persönlich aufgefassten Göttin beweist die weit über die reine Genealogie hinaus gehende Bedeutung der Nix. ……. Die Römer übernahmen diese griechische Göttin und nannten sie Nox. Bona nox Melodie - und Text Wolfgang A. Mozart, 1756-1791 Originaltext: Wien, 2. Sep. 1788 Bona nox! bist a rechta Ochs; bona notte, liebe Lotte; bonne nuit, pfui, pfui; good night, good night, heut müßma noch weit; gute Nacht, gute Nacht, scheiß ins Bett daß' kracht; gute Nacht, schlaf fei' g'sund und reck' den Arsch zum Mund. ……. In der orphischen Weltentstehungslehre hat Nix eine völlig andere Position. Phanes, der goldgeflügelte Urgott, gebiert aus sich heraus die Nix, verbindet sich mit ihr und es entstehen Himmel und Erde. Die Weltherrschaft geht von Phanes auf Nyx und dann auf Kronos, Zeus und Dionysos über. ….. Mit dem Windgott Kolpias soll Nyx den Aion und den Protogonos gezeugt haben: Aion, „Das Zeitalter“, war die Personifizierung der ewigen Zeit oder des Zeitablaufes. Erstmals erwähnt wird er bei Euripides Heraklid. 900 als Sohn des Chronos, der Personifizierung der Zeit als absoluter Begriff. Völlig abweichend, wohl im Zusammenhang mit späten orphschen Lehren, erklärt der Phönizier Philon von Byblos Aion als Sterblichen, Sohn des Windgottes Kolpias und der Nyx, Bruder des Protogonos (hier als ebenfalls sterblicher Urdämon Phanes) und gibt ihm die Kinder Genos und Genea. Genos soll die Kinder Phos, Pyr und Phlox gehabt haben und der Erfinder der Herstellung von Feuer durch Reibung von Holz gewesen sein. Mit seiner Schwester Genea soll er bei einer eintretenden Dürre mit hoch erhobenen Händen zum Gott Beelsames gebetet haben. .…. Die Nyx wurde nur unbedeutend kultisch verehrt. In Megara und Delphi besaß sie aber Orakelstätten. Auch in der darstellenden Kunst spielte sie kaum eine Rolle. Bildlich dargestellt war sie auf der Kypseloslade, Pausanias 5,18,1. Heute kann man sie noch auf Sarkophagen und an der Traiansäule bewundern. .…. Diese drei Buchstaben „NYX“ und ihr sprachverwandtes Vorkommen in vielen Sprachen dieser Erde beweisen durch ihre Stammgleichheit, dass wir alle gleichen Ursprungs und damit Schwestern und Brüder sind.