eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
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leto
LETO Bei der Leto handelt es sich um eine aus Kleinasien zugewanderte Göttin, die bei Homer Ilias 21,497ff und 24,606ff schon voll ausgebildet als Geliebte des Zeus und Mutter von Apollon und Artemis erscheint. Ihr Name hat sich aus dem lykischen lad/ta, dem Begriff für `Frau`, bezw. matriarchalisch `Herrin`, gebildet. Ursprünglich dürfte sie eine Göttin der Fruchtbarkeit gewesen sein. In Lykien sind die Wurzeln ihres Kultes bereits im Neolithikum erkennbar. ....... Im Mythos ist sie die Tochter der Titanen Phoibe 1(Reine, Reinigende) und Koios (Himmelskugel); Hesiod theog. 404ff. Ihre Geburt wird in den Mythen nicht erwähnt. Man erzählt, sie sei auf der Insel Kos oder im Land der Hypoboreer (das ist irgendwo am mystischen Rande der Welt) geboren worden. Die zugewanderte Göttin trat, wie in allen ihren Geschichten erkennbar ist, natürlich in eine Rivalität zur bereits bestehenden Gattin des Zeus, der Hera. Leto wird als Geliebte des Zeus, aber auch als eine seiner Gattinnen erzählt. Manche sagen, sie soll Zeus sogar vor Hera geheiratet, bzw. geliebt haben; als Beispiel Hesiod Theogonie 919ff: „Leto gebar, mit dem aigisführenden Zeus in Liebe vereint, Apollon und die pfeilfrohe Artemis, Kinder, die lieblicher sind als alle himmlischen Götter. Als letzte erkor Zeus Hera zur blühenden Gattin; …“ Die befruchtende Stunde mit Zeus habe sie jedenfalls in Didyma bei Milet genossen. Hera wusste von diesem Seitensprung ihres Mannes und hasste Leto. Sie verfügte, dass Leto nur an einem Ort entbinden dürfe, der von der Sonne noch nie beschienen wurde. Die Schwangere wanderte, gejagt von Hera und von Kleinasien kommend, durch ganz Griechenland. Niemand, kein Berg, kein Tal und keine Insel, nahm sie auf. Die Menschen fürchteten einerseits, wie vorausgesagt wurde, die Ankunft eines mächtigen neuen Gottes (lies Apollon >) und andererseits die Rache der Hera. Sie hatte ja bereits den Drachen Python beauftragt Leto zu verfolgen und die Geburt neuer Gottheiten zu verhindern. ....... Die Niederkunft der Leto wird in vielen Variationen beschrieben. 1. Als Python Leto verfolgte, befahl Zeus dem Boreas, dem Nordwind, die Schwangere dem Poseidon zu bringen. Poseidon brachte sie zur Insel Ortygia, so hieß Delos damals, und ließ die Insel mit Leto versinken (Die Insel Ortygia vor Syrakus und die Insel gleichen Namens vor Ephesos behaupten natürlich ebenfalls der Geburtsort der Apollon gewesen zu sein.). Unten am Meeresgrund, an einem Ort, der von der Sonne noch nie beschienen wurde, brachte Leto die Kinder zur Welt (erste Unterwassergeburt !). Die Insel tauchte mit der Mutter und den Kinder wieder auf und hieß nun Delos – die „Wieder Sichtbare“. 2. Auf der Insel Ortygia bei Ephesos erzählte man (Strabo 14,1,20), dass bei der Geburt des Apollon auf ihrer Insel die Kureten Geburtshelfer der Leto gewesen seien, genau so wie sie es bei der Rhea waren. Und einen fürchterlichen Lärm hätten sie geschlagen, damit Hera von der Geburt nichts höre. 3. Die Schwangere soll auch nach Lykien, das „Wolfsland“, gekommen sein und am Fluss Xanthos beim Ort Araxa die Zwillinge geboren haben. Auf einer Inschrift werden sie die `zwei Himmelslichter` genannt. Aus dieser und der vorhergehenden Geschichte ist zu erkennen, dass Leto, Artemis und Apollon als aus dem Osten zugewanderte Gottheiten in der heutigen Türkei viel früher verehrt wurden als in Griechenland. 4. Die für den späteren Apollonkult wichtigste Geschichte ist: Leto kam auf ihrer Suche nach einem Entbindungsplatz zu ihrer Schwester Asteria 6, die als Stein auf dem Grund des Meeres lag (lies Asteria 6 >). Asteria tauchte auf und wurde die Insel Ortygia, die `Wachtelinsel`, eine öde und unfruchtbare Insel. Eine schwimmende Insel, die man auch Delos nannte, die `Wieder Sichtbare`, die noch nie von der Sonne beschienen wurde. Leto versprach ihrer Schwester einen großen Reichtum, den die Verehrer ihres noch ungeborenen Sohnes künftig der Insel bringen werden. Asteria freute sich, hatte aber Angst, dass Apollon, der große neue Gott, den öden Ort seiner Geburt mit einem Fußtritt wieder auf den Meeresboden befördern könnte. Leto gelobte jedoch bei den Wassern der Styx, dass der erste Tempel zu Ehren des neuen Gottes auf der Wiederaufgetauchten gebaut werden würde. Die Schwester war einverstanden, bei Leto begannen die Wehen. Sofort kamen alle Göttinnen angeflogen. Sie wollten bei der Geburt der neuen Götter anwesend sein. Nur Hera kam nicht; sie hielt auf dem Olymp, hinter goldenen Wolken, Eileithyia, die Göttin der Geburt, zurück. Neun Tage und neun Nächte litt Leto fürchterlich. Ihre Fruchtblase platzte, das Fruchtwasser entströmte der Göttin und es entstand der heute leider ausgetrocknete `Heilige See`. Ohne Eileithyia konnte sie aber nicht niederkommen. Die anwesenden Göttinnen erbarmten sich ihrer und schickten Iris, den Regenbogen, die Botin der Götter, zu Eileithyia und versprachen der Geburtsgöttin für ihre Hilfe ein langes goldenes Halsband. Verwandelt in zwei Tauben (Sinnbild für Liebe, Sanftmut und Friede), flogen Iris und Eileithyia nach Delos. Dort lag Leto, ermattet vor Schmerzen, angelehnt an den Berg Kynthos und hielt sie sich an einer Palme (Die Nachkommen dieses Baumes stehen heute noch.). Als Eileithyia landete erhob sich Leto auf die Knie, die Erde unter ihr (die Urmutter Gaia) lachte und Apollon, der neue Gott, sprang hervor. Die Göttinnen jubelten, badeten das Kind und wickelten es. Themis fütterte das Baby sofort mit Nektar und Ambrosia. Kaum hatte das Kind die Götterspeise zu sich genommen sprang es auf, warf die Windeln weg und sagte zu den Anwesenden: „Lieb sei mir Leier und Bogen ! Verkünden werd ich den Menschen in meinen Orakeln den unfehlbaren Willen des Zeus !“ Alle waren erstaunt, auch Hera auf dem Olymp. Sie lächelte kurz, denn Zeus hatte Neikos, den Gott des Hasses und des Streites, für kurze Zeit weggeschickt. Golden leuchtete die Insel Delos und freute sich. Der Hahn, der die Ankunft des Gottes genau so bekräht hatte wie er alltäglich den beginnenden Tag begrüßt, soll seitdem das Lieblingstier der Leto sein. Artemis, von der man bei den Geburtsgeschichten nur wenig erzählt, soll vor Apollon geboren worden sein und dank der Moiren, der Schicksalsgöttinnen, sogar bei der Geburt des Zwillingsbruders als Hebamme mitgeholfen haben. ........ Apollon und Artemis übernahmen sofort nach ihrer Geburt den Schutz ihrer Mutter. Man erzählt, dass Apollon im kindlichen Alter von vier Tagen den Drachen Python mit seinen Pfeilen erlegt habe. Auf dem Weg nach Delphi raubte und verschleppte der Riese Tityos, natürlich von Hera angestiftet, Leto und wollte sie vergewaltigen. Artemis und Apollon, beide noch Kinder, töteten ihn mit ihren Pfeilen. Jahre später beleidigte Niobe die Göttin. Die Rache der Leto war fürchterlich; lies Niobe >. ........ Gejagt von der wieder wütenden Hera, floh Leto, bei brütender Hitze und mit den Kindern auf den Armen, nach Lykien. Seit Tagen suchte sie vergeblich Wasser. Halb vertrocknet, die Kleinen hatten ihr die Brüste leer getrunken, fand sie endlich einen Teich mit klarem hellem Wasser. Erleichtert setzte sie Apollon und Artemis nieder. Als sie sich niederknien wollte um das erfrischenden Nass zu trinken, erschienen Bauern und verweigerten ihr die Erfrischung. Der Teich sei ihr Besitz, behaupteten sie, und kein Fremder dürfe daraus trinken. Leto, in ihre Not, verwies auf die durstigen Kinder und flehte um Wasser. Drohend erhoben die Bauern ihre Stöcke. Dennoch beugte sich Leto nieder, aber die Bauern wühlten mit ihren Stöcken den Schlamm des Grundes auf und machten das Wasser morastig und ungenießbar. Leto erzürnte, wurde sich ihrer Göttlichkeit bewusst, wuchs zu riesiger Größe und sprach mit gewaltiger Stimme: „Niemals ist Wasser im Besitz von Menschen ! Wasser ist ein Geschenk der Götter ! Alle Menschen, Tiere und Pflanzen haben ein Recht auf reines klares Wasser. Wer Wasser in Besitz nimmt, verbietet oder ungenießbar macht, verstößt gegen den Willen der Götter! Fürchterliche Strafe ist ihm gewiss!“ Mit Entsetzen hörten die Bauern die Worte. Leto aber, die Göttin, verwandelte sie in Frösche und sie hüpften in den Schlamm und dort quaken sie heute noch, den Lebenden zur Mahnung; Ovid met. 6,317ff: „Einer von ihnen beginnt: »Auf des fruchtbaren Lykiens Äckern Trotzeten auch vordem nicht straflos Bauern der Göttin. Zwar ist's wenig bekannt ob des niedrigen Standes der Männer, Doch merkwürdig genug. Selbst sah ich den See und die Stätte, Wo sich das Wunder begab. Mir hatte der Vater befohlen, Schon zu alt und zum Weg untüchtig, erlesene Rinder Herzuholen von dort, und mir als Führer gegeben Einen vom Lykiervolk. Als wir durchschritten die Triften, Sieh, da stand inmitten des Sees, von der Asche der Opfer Schwarz, ein alter Altar, umgeben von schwankendem Rohre. Stehn blieb jener und sprach: 'Sei gnädig!' mit scheuem Geflüster, Und ich sprach es ihm nach: 'Sei gnädig!' mit gleichem Geflüster. Ob den Najaden der Herd, ob Faunus gehörete, fragt ich, Ob einheimischem Gott, und also versetzte der Fremde: Diesen Altar hat nicht, du Jüngling, inne ein Berggott: Für sie steht er erhöht, der Juno, die Königin, einstmals Untersagte die Welt, der Zuflucht kaum auf ihr Bitten Delos, die irrende, gab, als leicht noch die Insel umherschwamm. Dort kam endlich, gestemmt an der Pallas Baum und die Palme, Der Stiefmutter zum Trotz mit Zwillingen nieder Latona. Aber von dort auch floh vor Juno die Wöchnerin, sagt man, Während sie trug an der Brust die beiden unsterblichen Kinder. Lykiens Fluren betrat, das Land der Chimaera, die Göttin, Matt von der langen Beschwer, und sie lechzte, da drückende Sonne Sengte das Feld, vor Durst von der dörrenden Glut des Gestirnes, Und leer hatten die Brust ihr gesogen die hungrigen Kinder. Sieh, da zeigt sich dem Blick mit mäßigem Wasser ein Weiher Unten im Tal. Dort sammelten Landleute ein mit den Binsen Buschiges Weidengesträuch und sumpfbewohnendes Schilfrohr. Dahin lenkte den Schritt die Titane und beugte zur Erde Nieder das Knie, zum Trunk sich kühlende Wellen zu schöpfen. Aber das Landvolk verwehrt's. Zu den Wehrenden redet die Göttin: 'Wasser verweigert ihr mir? Zu aller Gebrauch ist das Wasser. Sonne und Luft schuf nicht die Natur zu besondrem Besitze, Noch das flüssige Naß. Ich kam zum gemeinsamen Gute. Dennoch fleh ich zu euch: O gebt es mir. Nicht ja gedacht ich Hier zu baden den Leib und die abgematteten Glieder, Sondern zu löschen den Durst. Dem Mund fehlt Feuchte zum Reden; Trocken ist Gaumen und Schlund, und kaum ist Weg für die Stimme. Wasser wird Nektar mir sein, und daß ich das Leben empfangen, Werd ich bekennen mit Dank. Ihr gebt mit dem Trunk mir das Leben. Sie auch rühren euch wohl, die an unserem Busen die Ärmchen Halten gestreckt.' Und gerad ausstreckten die Arme die Kleinen. Wen nicht hätten gerührt die dringlichen Bitten der Göttin? Aber der Haufe beharrt bei der Weigerung; scheltende Worte Fügen sie zu und drohn, wenn nicht sie hinweg sich begebe. Solches genügt noch nicht: Sie machen mit Händen und Füßen Trübe den See auch selbst, und mit Bosheit übenden Sprüngen Wühlen sie hier und dort aus dem Grunde den weichen Morast auf. Durst wich nun vor dem Zorn. Nicht flehte die Tochter des Coeus Mehr die Verworfenen an, und unter der Würde der Göttin Redete länger sie nicht. Zu den Sternen gehoben die Hände, Sagte sie: 'Lebt denn hier für ewige Zeit in der Lache!' Und es geschah, wie die Göttin gewünscht. Im Wasser zu weilen Freut sie und bald mit dem Leib ganz unterzutauchen im Sumpfe, Jetzt hervorzustrecken das Haupt, bald oben zu schwimmen, Oft an dem Ufer des Teichs zu sitzen und oft in die kalte Lache zurückzuspringen in Hast. Schmähsüchtige Zungen Üben sie jetzt auch noch und schreien mit schamloser Frechheit; Ob auch Wasser sie deckt, keck zanken und quaken sie immer. Heiser erschallt ihr Ruf, und es schwillt der geblähete Hals auf; Ihr weit offenes Maul dehnt Lästerung noch in die Weite. Schulter berührt den Kopf, und der Hals scheint mitten zu fehlen. Grün ist der Rücken und weiß der Bauch, an dem Leibe das Größte, Und so hüpfen sie nun als Frösche im schlammigen Wasser.« [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12732 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 140 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ....... Leto half auch ihrem Sohn. Zeus hatte Asklepios, den Sohn des Apollon, weil er als Arzt Tote wieder lebendig gemacht hat, mit dem Blitz getötet. Apollon rächte sich und tötete seinem Vater die Schmiede der göttlichen Blitze, die Kyklopen. Wutentbrannt erfasste der Göttervater seinen Sohn und wollte ihn in den Tartaros werfen. Leto trat dazwischen, beruhigte Zeus und verhandelte. Der Göttervater, wieder beruhigt, verdonnerte Apollon nur zu einem Jahr knechtliche Arbeit bei einem Sterblichen – beim schönen Admetos, in den sich Apollon dann verliebte; lies Admetos >. ....... Beim troianischen Krieg standen Leto, Artemis und Apollon (natürlich, als „türkische Gastarbeiter in Griechenland“) auf der Seite der Troianer. Die Göttinnen pflegten u.a. dem im Kampf verletzten Aineias. ...... Leto war eine der großen Göttinnen im griechischen Götterhimmel, Mutter des wichtigsten Gottes neben Zeus und Athene. Stolz auf ihre Kinder, immer gnädig und mild wie Honig soll sie gewesen sein, die Angenehmste auf dem Olymp. Stets in ein schwarzes Gewand gehüllt, saß sie bei den Versammlungen der Götter. Und nur sie und Zeus mussten sich nicht erheben, wenn Gott Apollon den himmlischen Olymp betrat. Über die dorische Bevölkerung Unteritaliens wanderte sie in das römische Reich ein. Latona nannten sie die Römer . .................... 21. Die Kinder der Leto Preist Diana im Lied, liebliche Mädchen! Preist, Knaben, ihr den Apoll in seiner Lockenpracht! Preist auch Leto, die innig Zeus, der waltende Gott, geliebt! Preist sie, die sich am Quell und an des Haines Laub freuet, ob es nun krönt Algidus' rauhe Höhn, ob den grünenden Cragus, des Erymanthus düstren Wald. Singet, Knaben, das Lob Tempes im gleichen Lied, preist auch Delos, Apolls Wiege, und ihn, den Gott, dessen Schulter der Köcher und die Leier des Bruders ziert. Tränenbringenden Krieg, Krankheit und Hungersnot nimmt er unserem Volk, nimmt er dem Herrscher ab, sendet Parthern und Briten solches Unheil nach eurem Wunsch. [Horaz: Oden. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 11124 (vgl. Horaz-W, S. 22) (c) Aufbau-Verlag http://www.digitale-bibliothek.de/band30.htm ]