eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
die göttinnen und götter und ihre nachkommen
home
genealogie
entstehung
lexikon
galerie
infos
kontakt
Die vorliegende Fassung der Texte ist nicht redigiert! Informationen dazu finden sie
hier
.
hestia 1,2
HESTIA 1,2 1. Tochter von Kronos und Rhea. Göttin des Herdes, Beschützerin des Herdfeuers und damit Schutzgottheit aller häuslichen Tätigkeiten. Sie entwickelte sich weiter zur Schutzgöttin des Hauses, des Haushaltes und der Familie insgesamt. Dieser häusliche Kult wurde auf das staatliche Gemeinwesen projektiert, wodurch sie zur Schutzgöttin des Staates überhaupt wurde. Aphrodite hatte über Hestia keine Macht, sie blieb, wie Artemis und Athene, jungfräulich. Poseidon und Apollon verliebten sich unsterblich in die Göttin Hestia – erfolglos, sie wurden nicht erhört. Aber von Uranos soll sie den Pan als Sohn haben; Diodor 6,1. …… Hestia wird in der Ilias und der Odyssee nie erwähnt. Bei Hesiod theog. 453ff ist sie olympische Göttin: „Rheia, von Kronos bezwungen, gebar ihm glänzende Kinder, Hestia, Demeter und die goldbeschuhte Hera, auch den mächtigen Hades, der unterirdische Häuser bewohnt und dessen Herz ohne Mitleid ist, dazu den dröhnenden Erdenerschütterer und den klugen Zeus, den Vater der Götter und Menschen, ….“ Nach dem Sieg der Götter über die Titanen verlosten die Götter die Machtbereiche. Pindar Nemeische Oden 11,1f: „Tochter Rheas, Hestia, die du die Hallen der Prytanen erlost hast, Schwester des höchsten Zeus ….“ Hestia erhielt als heiligen Platz die Mitte des Hauses, den Herd, und erbat sich zudem von Zeus die Würde der ewigen Jungfräulichkeit und bei allen Opferungen die erste Opfergabe. Zeus versprach ihr beides. Poseidon und Apollon, beide stets auf Freiersfüßen, bedauerten, bei allem Respekt, den Willen der Spröden, ewig Jungfrau zu bleiben. Homerische Hymnen, Hymne an Aphrodite 22ff: „Drittens mißfällt das Werk Aphrodites der sittsamen Jungfrau, die der tückische Kronos als erste zeugte, Hestia, die dann die jüngste auch war, nach dem Willen des Trägers der Aigis, die erhabene, die Poseidon und Phoibos umwarben. Sie empfand kein Verlangen, verweigerte strenge die Bindung, leistete den verbindlichen Eid, der Erfüllung gefunden, rührte dabei an das Haupt des aigistragenden Vaters: Jungfrau auf ewig wolle sie bleiben, die herrliche Göttin. Zeus verlieh ihr ein wichtiges Amt anstelle der Ehe; mitten im Hause ließ sie sich nieder, gewann so das Beste. Ehren empfängt sie in allen Tempeln der Götter, bei allen Menschen errang sie die Stellung der höchsten, ältesten Göttin.“ [Anonyma: Homerische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 76 (vgl. Griech. Lyrik, S. 36-37) (c) Aufbau-Verlag] ……….. Als Urgöttin hat sie ihren ständigen Sitz im Olymp und genießt die althergebrachten Ehrungen. Bei festlichen Zusammenkünften gaben ihr die Menschen nicht nur das erste, sondern auch das letzte Opfer (vergleiche mit den heutigen Tischgebeten). Ihre zentrale Rolle als Hüterin des Herdes, des Mittelpunktes jeder Behausung, und Spenderin des nie verlöschenden Kraft spendenden Feuers rückt sie in die Nähe der Aglauros („mit klarem Wasser“), der Eirene (Friede) und des Plutos (bäuerlicher Reichtum). In der volkstümlichen Religion vereinten sich bei Bittflehenden diese vier Elemente – Kraft spendendes Feuer, klares Wasser, Friede und bäuerlicher Reichtum – zur Bitte um den Segen für das Haus, genau so, wie er auch heute noch von Gläubigen nach christlichem Ritus erbeten wird. …… Hestia hatte kaum große Kultstätten, weil sie in jedem Haus mit dem Herd ihre Stätte der Verehrung hatte (ewiges Licht; Herrgottswinkel). Zudem wurde sie sowohl im häuslichen Bereich als auch im staatlichen Gemeinwesen in der Dreiheit mit Zeus und Athene verehrt; Beispiel – Platon Gesetze 745b: (zur Gründung von Kolonialstädten) „Sodann soll man zuvörderst die sogenannte Burg anlegen, indem man ein Heiligtum der Hestia, des Zeus und der Athene daselbst gründet und das Ganze mit einer Ringmauer umgibt, ….“ Bei den Skythen (heute ca. Ukraine) war Hestia oberste Göttin; Herodot 4,59: „Von den Sitten der Bewohner ist noch folgendes zu sagen. Sie verehren nur wenige Götter: vor allem Hestia, dann Zeus und Ge; ………Hestia heißt in skythischer Sprache Tabiti, …“ Im 5. Jh. v. Chr. wurde sie als Königin des Volkes betrachtet; Herodot 4,127: (Aus der Antwort des Skythenkönigs Idanthyrsos auf die Rede des Gesandten des Dareios.) „Als meine Gebieter aber erkenne ich nur meinen Ahnherrn Zeus und die Königin der Skythen Histia an.“ ….. Durch die Weiterentwicklung von der Göttin der häuslichen Gemeinschaft zur Beschützerin des gesellschaftlichen Gemeinwesens, des Staatshaushaltes, hielt sie Einzug in das Prytaneion (oberstes Gebäude der Staatsverwaltung), z. B. in Ephesos, Milet und Olympia. Ihre Kultstätte war der so genannte „Staatsherd“, der sich im Zentrum des Verwaltungsgebäudes befand; Platon Gesetze IX 856a: „….Was dann von allem durch die Parteien Geäußerten der Sache am Meisten auf den Grund dringt, das soll zu Protokoll genommen und, von allen Richtern unterschrieben und untersiegelt, auf den Altar der Hestia niedergelegt werden.“ Es galt als besondere Ehre zu den Speisungen von diesem Herd gebeten zu werden. …… Die altitalische Göttin Vesta, die ursprünglich mit Hestia (=Herd) nichts zu tun hatte, wurde von den Römern mit den Funktionen der Hestia überlagert. In der Sprachwissenschaft herrscht Uneinigkeit, ob Vesta und Hestia die gleichen Sprachwurzeln haben. Im Gegensatz zum Kult der Hestia war der Kult der Vesta nie Kult für den privaten Bereich der Menschen, sondern ausschließlich für das Gemeinwesen im Staat, Staatskult. Der Tempel des heiligen Staatsherdes, er wurde in Rom nahe dem Forum ausgegraben, durfte nur von den Vestalinnen, den sechs geheiligten Priesterinnen der Vesta, betreten werden. Es handelte sich um einen nie geweihten Tempel. In ihm unsichtbar oder sichtbar vor ihm brannte das heilige Feuer, das Symbol des Lebens der Stadt Rom, das, von den Vestalinnen bewacht, nie verlöschen durfte, jedoch an jedem 1. März erneuert wurde. Der Legende nach soll dieses Heiligtum gleichzeitig mit der Stadt Rom gegründet worden sein. Dieser kleine Rundtempel, der nach Erkenntnissen neuester Ausgrabungen auf das 6. Jh. v. Chr. zurückgeht, diente auch als Aufbewahrungsort der von Aineias nach dem Brand von Troia nach Latium mitgebrachten Palladien, dem Zeichen königlicher Macht, das Zeus einst dem Dardanos geschenkt hat; lies Dardanos >. Wiederholt zerstörten Feuersbrünste, nachweislich 390 und 241 vor und 64 und 191 nach Chr., den Tempel. Dieser Vesta-Kult wurde jedoch nie unterbrochen und in verschiedensten Formen, in der Regel als religiöser Staatsakt, gepflegt. Der wieder aufgebaute und heute sichtbare Teil wurde aus Ausgrabungsstücken und einer zeitgenössischen Abbildung (Uffizien, Florenz) rekonstruiert. Julia Domnia, die Gattin des Septimius Severus, ließ ihn nach der letzten Feuersbrunst wieder errichten. ….. Die Vestalinnen, als junge Mädchen aus vornehmen Häusern ausgesucht, mussten sich unter Beibehaltung ihrer Jungfräulichkeit zu 30 Jahren keuschem Dienst für die Göttin und den Staat verpflichten. Bei einer Verletzung der Keuschheit wurden sie lebend begraben oder von der Rupes Parteia, einer Felswand am Südostabhang des Kapitols, gestürzt. Als einzige Priesterinnen der römischen Religion und höchste Staatsdienerinnen genossen sie besondere Vorrechte: - Nur die Kaiserin und die Vestalinnen durften in einem Wagen durch Rom fahren. - An öffentlichen Veranstaltungen konnten sie auf extra für sie reservierten bevorzugten Plätzen teilnehmen. - Bei allen Zeremonien wurde ihnen ein Ehrenplatz gegeben. - Sie besaßen das Begnadigungsrecht, ein Recht, das z. B. in Österreich nur das Staatsoberhaupt hat. - Nach Ablauf der 30 Jahre wurden sie, ausgestattet mit einer hohen staatliche Pension, in das Privatleben entlassen. Neben dem heilige Tempel befand sich das Wohn und Zeremonienhaus der Vestalinnen und die Regia Pontificis, das Haus des Pontifex Maximus, des geistlichen Oberhauptes der römischen Religion. ….. Am 28. April 12 v. Chr. weihte Kaiser Augustus in seiner Funktion als Pontifex Maximus in seinem bescheidenen Wohnhaus auf dem Palatin einen Altar der Vesta. Im Jahre 392 nach Chr. wurde der Vesta-Kult nach ca. 1000 Jahren höchster Bedeutung für die Stadt Rom und das römische Reich aufgelöst. Mit ihm auch der Glaube an Hestia. Maria, die Gottesmutter der Christen, im häuslichen Herrgottswinkel hängend, übernahm in der gläubigen Anbetung die meisten Funktionen der Hestia. 2. Eine der Hesperiden. Hesperis wird als Mutter der Hesperiden mit Atlas als Vater genannt. Auch Phorkys und Keto sowie Zeus und Themis werden als Eltern, bzw. Nyx als Mutter und Erebos als Vater genannt. Lies Hesperiden. Sie wird auch mit dem Namen Histie überliefert. Mit ihr soll Poseidon ein Verhältnis gehabt haben. RE VIII/1 1243ff