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hermes
HERMES Alkaios von Lesbos, ca. 630-580 v. Chr.: Hymnen An Hermes Sei gegrüßt, Kyllenes Gebieter, Dir ein Lied zu singen drängt das Herz, den einstens Zeus, dem Allbeherrscher, auf Bergeshöhen Maia geboren. (Alkaios: Griechisch und deutsch herausgegeben vom Max Treu. Ernst Heimann Verlag München, 2. Auflage, 1962) INCLUDEPICTURE "http://zenostanek.at/ilias/ilias-bilder/ilias-foto_4.jpg" \* MERGEFORMATINET INCLUDEPICTURE "http://zenostanek.at/eingang/eing-bilder/dot_clear.gif" \* MERGEFORMATINET Harald Volker Sommer als Hermes. Volker Schmidt nach Homer´ Ilias, Uraufführung, THEATER DER JUGEND, Wien. Premiere 27. April 2004, Theater im Zentrum Hermes war ein Sohn der Pleiade Maia 1,2 und des Zeus; Hesiod Theogonie 938; Hesiod Astronomie Frag 1; Homerische Hymnen 4 und 17; Alkaios Frag 308; Simonides Frag 555; Aischylos Eumeniden 683 und Frag 212; Apollodor 3,112; Philostratus Elder 1,26; Ovid Fasti 5.79. Abweichend davon werden auch Uranos und Hemera oder Hestia als Eltern genannt; Cic. nat. deor. 3,22; Diodor 6,1. Hermes war nie verheiratet, hatte aber 48 heterosexuelle erotische Abenteuer und 60 Kinder. Die Römer nannten ihn Mercurios (Merkur). ….. Die etymologische Deutung seines Namens ist seit dem Altertum umstritten. Er dürfte, eine der vielen Möglichkeiten, vom Begriff „Steinhaufen“ (= herma oder hermaion) abzuleiten sein. Demnach wäre Hermes die Personifikation eines frühzeitlichen Hügelmals, bzw. des ursprünglich aus ihm herausragenden monolithischen Pfeilers als Typus des „Pfahlgötzen“ oder des verlebendigten Phallus im Bereich des Stein- oder Klotzkultes (heute noch in den Alpen als „Steinmandl“ und in der Mongolei als Wegweiser in Gebrauch). Die Entstehung und der primäre Sinn dieser Objekte sind umstritten; immerhin werden, wenn man in Hermes ein mit Kraft wirkendes göttliches Wesen des Grenz-, Grab- und Wegsteins sieht, die wichtigsten Funktionen des Hüters der Türen und Tore, der Wege und Wanderer, des Grenzgängers und nächtlichen Geleiters, darin bereits angesprochen. …… Dem gegenüber verkörpert er den ergänzenden Aspekt des in den phallischen Hermen des elischen Kyllene und der arkadischen Weidegebiete repräsentierten animalischen Fruchtbarkeitsgottes, des mit Nymphen und Bocksdämonen vertrauten Herdenwächters und Tiervermehrers. Der Widder und der Ziegenbock sind ihm heilig; den Pan, den immer lüsternen Wald- und Wiesengott, halb Mensch halb Ziegenbock, zeugte Hermes in der Form eines Ziegenbockes mit der Nymphe Orsinoe oder Dryope. Er ist Prototyp und Schutzpatron des wehrhaften Nomadenhirten. In dieses Bild fügt sich sowohl der Charakterzug des primitiv-ländlich-idyllischen Musikers als auch des verschmitzten Rinderdiebes. Aus ihm hat sich, indem die spezifische Herdenwacht in eine allgemeine Schutzfunktion überging, der menschenfreundliche Begleiter der Reisenden insgesamt entwickelt (siehe heute: Hotelkette Merkur). ……. Seine wichtigsten göttlichen Funktionen waren: - Beschützer der Hirten und Herden. - Gott der Fruchtbarkeit der Herden- und Haustiere. - Gott des Wachstums in der Natur, speziell im Hausgarten. - Gott der Wege und Wanderer, Beschützer der Wanderer. - Gott und Beschützer der Weggabelungen und Herr und Beschützer der Geister, die bei diesen Weggabelungen lauern. - Totengott und Begleiter der Verstorbenen in die Unterwelt. - Gott der Erziehung, der Rede und des Redens. - Gott des Friedens und des Glückes. - Gott der Märkte, des Handels und des Gütertransportes. - Gott des Meineides, der Betrüger, Diebe und Halsabschneider. - Gott des Geld- und Guterwerbes, egal ob ehrlich oder durch Betrug. - Beschützer des persönlichen Eigentums. - Gott der Jugend und der Beschäftigungen der Jugend, vornehmlich des Sportes. - Gott der nützlichen Erfindungen. - Er wurde zur Wiederherstellung der männlichen Zeugungskraft angerufen. - Gott des Schlafes und der Träume, Bewacher des Schlafes. - Gott der Köche. - Herold der Götter. - Gott der Schatzgräber und der Bergwerke. - Als Gott der Wissenschaften ist Hermes eng mit der Chemie und besonders der Alchemie verbunden (hermetisch abschließen). ……. Seine wichtigsten Attribute: Die geflügelten Sandalen. Sein Petasos, der breitwandige Hut der Wanderer und der züchtigende und wegweisende Stab der Hirten, das symbolhaltige Motiv des Stabes, des Phallus, des Widders und der Herde (früher ein Attribut der Pharaonen, heute das der kath. Bischöfe). HYPERLINK "http://www.royaldecorations.fr/Mercury-/-Hermes-flying-Bronzestatue" INCLUDEPICTURE "http://www.royaldecorations.fr/WebRoot/StoreLFR/Shops/62032137/4E4D/13B6/53B5/38AD/C178/C0A8/28BD/562E/statue_en_bronze_mythologie_jean_de_bologne.jpg" \* MERGEFORMATINET ….. Eine enge Bindung an das Unterweltliche präsentiert sich durch das dem Hirten- und Heroldsstab angepasste Signum des die Wege öffnenden und Schätze spendenden goldenen Zweiges (Vorläufer des Zauberstabes unserer Märchen), als magische Potenz eines die Seelen bezwingend aber auch das Leben schützend wirkenden Gottes im Grenzbezirk zweier Welten; Hermes als Begleiter der Seelen in den Hades. Die Zwielichtigkeit seiner titanischen Abstammung vom weisen und starken, aber auch verderblich sinnenden Atlas bewahrt Hermes vereinzelt, vor allem im Mythos seiner ersten Lebenstage, Eigenschaften einer Trickser-Gestalt: Gewandtheit, List, Erfindungsgabe, Schelmenwitz, Dreistigkeit, Kraft, jedoch ohne metaphysische Bosheit. Er war der einzige Gott der frivole Witze erzählen durfte. So wurde er, besonders in der Form des röm. Merkur, zum Gott der Händler, Diebe, Schelme und Halsabschneider (siehe heute: Kaufhauskette Merkur) und zum Gott des Einkommens, egal ob redlich erworben oder gestohlen. ….. Seine Andersartigkeit gegenüber den Olympiern, sein widerspruchsloses Dienen mit gleichzeitiger Schlitzohrigkeit, speziell in den späteren Epochen, spricht sich eher positiv für ihn aus, macht ihn sympathisch. Die einfachen Menschen mit all ihren Schwächen liebten IHREN Hermes, den Beschützer, den Schelm, den Phallischen, den Koch und vieles mehr als einen der Ihren und inbrünstiger als die zu fürchtenden Olympier. ….. Er ist in viele myth. Geschichten eingebunden, einige wenige Beispiele: - Gleich nach seiner Geburt verließ er die Höhle, tötete eine Schildkröte, höhlte sie aus und machte aus ihr ein Musikinstrument; so erfand er die Lyra, jenes Musikinstrument, das er später als Stern an den Nachthimmel hob; Aratos Phainomena 268-271: „Auch diese Schildkröte ist klein. Die hat, und war noch neben seiner Wiege, Hermes gedrechselt, und er sagte, Lyra soll sie heißen, und setzte sie an das unerforschliche Bild, als er sie an den Himmel brachte.“ (Aratos: Phainomena. Sternbilder und Wetterzeichen. Übersetzt von Manfred Erren. Heimeran Verlag München, 1971.) - In der Nacht nach seiner Geburt schlich er aus der Höhle, ging nach Pierien, stahl dem Apollon 50 Kühe und trieb sie, rückwärts gehend, in ein Versteck, opferte zwei den Göttinnen und erfand, um die Opfertiere verbrennen zu können, die Herstellung von Feuer mittels einem gedrehten harten Holzstab in weichem Holz. Anschließend zog er seine Windeln an und legte sich scheinheilig in sein Bettchen. Als Apollon erschien und ihn zur Rede stellte stritt er alles ab und schwor beim Haupte seines Vaters, dass er, erst vor 24 Stunden geboren, nicht einmal wisse was eine Kuh sei. Apollon schleppte ihn vor Zeus, der schallend lachte als Hermes sogar ihn belog und nebenbei noch dem Apollon den Pfeilbogen und den Köcher entwendete. Apollon war vom Klang der Leier so verzaubert, dass er Hermes einen Tausch empfahl; Apollon erhielt die Leier, Hermes erhielt dafür das Amt des göttlichen Bewachers der Herden anvertraut und als Attribut den Hirtenstab. - Als Hermes heranwuchs machte Zeus ihn zum Herold der olympischen Götter und Begleiter für sterbliche Reisende. - Er half beim Kampf gegen die Giganten. - Als das Ungeheuer Typhoeus dem Zeus die Sehnen herausschnitt, stahl sie Hermes und brachte sie Zeus zurück. - Den Ares befreite er, als die Riesen Otos und Ephialtes ihn 13 Monate in einem Topf festhielten. - Mit Zeus und Poseidon onanierte und ejakulierte oder urinierte er auf eine Stierhaut und schuf so mit den Orion. - Er erwies sich als unersetzlicher Helfer bei den vielen Liebesaffären des Zeus. - Den Argos 19, den Stier mit den unzähligen Augen, der die in eine weiße Kuh verwandelte Io im Auftrag der Hera bewachte, wiegte Hermes über den Auftrag des Zeus mit seinem Flötenspiel in den Schlaf und schlug dem Schlafenden den Kopf. Der Versuch die Schöne dem Liebhaber Zeus wieder zuzuführen schlug aber fehl: Hera schickte eine Bremse die der Io in den Hintern stach und fort war die vom brennenden Schmerz Gepeinigte. - Als Semele verbrannte holte er den kleinen Dionysos aus den Flammen. - Nur um seinen Vater Zeus zu ärgern führte er als Gott der Rede und des Redens die Vielsprachigkeit der Menschen ein. Weil Zeus keine Fremdsprachen konnte legte er wütend seine Funktion als Direktregierender der Menschen zurück und führte mit Phoroneus das Amt der Könige ein, die stellvertretend für ihn die Menschen beherrsch(t)en. Mit dieser Tat wurde Hermes zum Stammvater und Gott der Dolmetscher. - Bei der Erschaffung des Menschen brachte er die Zunge. - Hermes begleitete die drei streitenden Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite auf ihrem Weg zu Paris. - Seinen nackt badenden Tanten und seiner Mutter stahl er die Kleider, nackt und bloß standen sie verzweifelt im Wasser. - Dem Hephaistos stahl er die Zange und dem Poseidon den Dreizack. - Dem Odysseus schenkte er das schützende Moly, um ihn vor Kirkes Anschlägen zu bewahren. HYPERLINK "http://www.akpool.de/ansichtskarten/252562-kuenstler-ak-odysseus-empfaengt-von-hermes-das-moly" INCLUDEPICTURE "http://static1.akpool.de/images/cards/25/251815.jpg" \* MERGEFORMATINET - Bei der Geburt des Dionysos aus dem Oberschenkel des Zeus war er anwesen, übernahm das Baby und brachte es den Ammen. - Einige seiner weiteren Taten, ebenso seine Liebschaften, werden in anderen Zusammenhängen erzählt. …….….. Diese Sagen, Mythen und Märchen, von vielen Menschen immer wieder neu erdacht und ausgeschmückt, lassen heute die Bedeutung des Gottes fast vergessen. Von Syrien bis Spanien und von England bis Nordafrika hatte er Kultregionen, 87 sind bis heute bekannt. Mit 64 verschiedenen Beinamen wurde er von den Gläubigen, unter ihnen vor allem viele Jugendliche, angesprochen. ….. Hermes wird in zwei verschiedenen Formen künstlerisch dargestellt: 1. Als Hermes / Merkur, der Götterbote, als Begleiter des Zeus und der sterblichen Reisenden und Begleiter der Seelen der Verstorbenen in den Hades, jugendlich schön, nicht feminin und meist mit Heroldsstab (caduceus / kerykeion), geflügelten Sandalen und einem Petasos (breitrandiger Hut der Wanderer) als Attributen ausgestattet. 2. Ithyphallisch, in der als Herme bezeichneten Weiterentwicklung der wegweisenden Steinhaufen. Auf einer sich nach unten verjüngenden ca. 1,5 Meter hohen frei stehenden quadratischen Säule befand sich der Kopf des Hermes. An der Seite, an der sich das Gesicht des Hermes befindet, befand sich ca. in der Mitte der Höhe ein hoch aufgerichteter Phallus mit den beiden Hoden und der Schambehaarung. Über dem Phallus stand der Name der Stadt, zu der der Phallus den „Weg wies“ – aus ihm entwickelten sich unsere heutigen Wegweiser die weltweit neben und über den Straßen angebracht sind. Viele dieser Hermen sind erhalten und in den Museen zu bewundern. HYPERLINK "http://translate.googleusercontent.com/translate_c?depth=1&hl=de&prev=/search%3Fq%3Dorsinoe%2Bnymphe%26hl%3Dde%26biw%3D1617%26bih%3D772%26prmd%3Dimvnsb&rurl=translate.google.at&sl=en&u=http://en.wikipedia.org/wiki/File:0007MAN-Herma.jpg&usg=ALkJrhh2ZP2c2hoxB6HqE2kgEhBQpyw2qw" INCLUDEPICTURE "http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/ed/0007MAN-Herma.jpg/200px-0007MAN-Herma.jpg" \* MERGEFORMATINET Archaic Greek herm, presumably of Hermes Im Museum von Chemtou in Tunesien befindet sich die einzige Herme mit einem Kopf des Dionysos und einem kleinen hängenden Glied (Walid, der Reiseführer, erklärte: „Er wies eben zu einem ganz kleinen Ort.“). In dieser Form standen die Hermen wegen der schützenden Kraft des Phallus an Kreuzungen und Straßengabelungen auf dem Land und in den Städten, auf Friedhöfen und in den Innenhöfen von Wohnhäusern und Gymnasien. Nur als einfache, aber bis zu ca. 2 m hohe reine Phallen stand er nicht nur am Beginn von Überlandstraßen (z. B. in Rom) und, etwas kleiner, an den Straßenrändern mit eingetragenen Entfernungsangaben, sondern im gesamten römischen Reich als Begleiter der Reisenden. Kilometersteine nannte man sie bis in die jüngste Vergangenheit. ….. Die Phallen, auch hier mit Hoden, rechts neben den Eingangstüren der Wohnhäuser, häufig zu sehen in Pompeji, dienten dem Schutz des privaten Eigentums, dem Schutz vor Neid und dem Abfangen der negativen Gedanken und Gefühle jenes Besuchers, der im Begriff war das Haus zu betreten (Wer heute darüber lacht befindet sich, ohne dass er es merkt, bereits im Banne des Hauswandphallus. Denn: Wen der Anblick eines aufrecht stehenden männlichen Gliedes erfreut, der kann in diesem Moment viele, aber sicher keine schlechten Gedanken haben.). ……………… Hermes und der Hund An einem Wege stand, gedrungener Figur, ein Hermesbild, und unter ihm, da lag ein Haufen Steine. Da kam ein Hund herzu und sprach: »Zuvörderst meinen Gruß, o Hermes! Sodann will ich dich salben und den Gott nicht ohne Ehre lassen, gar noch dich, den Gott der Ringer.« Doch der erwiderte: »Wenn du beim Weggehn mir das Öl nicht ableckst und mich anpißt nicht, so bin ich dir schon dankbar; mehr Verehrung brauch ich nicht.« [Babrios: Äsopische Fabeln. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 2597 (vgl. Ant. Fabeln, S. 267) (c) Aufbau-Verlag] ………………. Die Beliebtheit dieses Gottes und die durch sein Wirken entstandenen vielfältigen Möglichkeiten der dichterischen Ausschmückung beflügelten natürlich die literarischen Geister. Kein Gott wurde in der bildenden Kunst, aber auch auf Gebrauchsgegenständen so oft in allen nur erdenklichen Variationen und Techniken dargestellt wie Hermes. …….. Homer Odyssee 15,319f: „Nach dem Willen des Hermes, des Götterboten, der alles, Was die Menschen beginnen, mit Anmut schmückt und mit Würde, […]“. …………………………………….. HERMES – heterosexuelle Liaisonen und ihre Folgen Antianeira 3 / Meneteis – Tochter des Menetos, sie zeugte mit Hermes die Söhne Echion 3 und Erytos 8. unbekannt – Angelia, eine Botin der Götter; Pindar Od. 8,82. Klytie 8, Theobule 2 / Kleobule, Myrto 2, Phaethusa 2 u. a. – Myrtilos, der Wagenlenker des Oinomaos. Alkidameia – Bunos. Chthonophyle – Tochter des Sikyon, sie gebar den Polybos 6 oder Euboia 6 – Tochter des Larymnos, Hermes zeugte mit ihr Polybos 6. Daeira – Tochter des Okeanos, der Sohn hieß Eleusis. Polymele 2 – Tochter des Phylas, weil sie die Schönste der Reigentänzerinnen war verliebte sich Hermes in sie und zeugte mit ihr den Eudoros 1; Ilias 16,179ff. Eupolemeia – Aithalides, der nichts vergessende Herold der Argonauten. unbekannt – Eurymachos 1, der Vater der Eeriboia 1. Hiereia – Gigas; Tzetzes Lyk. 42. Artemis – (cic. nat. deor. 3,29,59) Brimo Penelope – Pan. Persephone – im samothrakischen Mysterienglauben. Aglauros 2 Pandrosos Akakallis – Kydon. Apemosyne Isse – Mutter des Prylis. Arsinoe Chione 4/ Dione 3 – Autolikos 1, der größte Diebe aller Zeiten. Erytheia – Norax. Herse – Kephalos 2. Kalyke 6 – Pelops 1. Kreusa 3 – Kephalos 1. Palaistra Okyrrhoe 5 – Kaikos 3. Phylodameia – Tochter des Danaos, Mutter des Pharis. Philonis Rhene 1 – Saon (Samon). Er war Urbewohner von Samothrake und führe dort die Weihen ein; Dionysios Hal. 1,61. Soso / Sose – Agreus. Thronia – Abderos, Arabos. Urania 1 – Linos 2. Eine sizilische Nymphe – Daphnis 1, ein Hirt auf Sizilien. unbekannt – Poimenios, ein Satyr; Nonnos Dion. 14,105. unbekannt – Harpalykos, ein Lehrmeister in der Kunst des Ringens; er unterrichtete Herakles. Aphrodite – Hermaphroditos. Pimpkeis / Chloe – unbekannt. Thronia – Abderos. Charmentis, Nikostrate 1, Themis, Tiburs, Timandra – Euandros 1 – Pallas 5 – Launa (Lavinia) / Hercules – Pallas 6. Orsinoe – Pan; Schol. Euripides Rhes. 36. Dryope 2 – Pan. Lara – Tochter des Almo. Mit Hermes zeugte sie die Laren(s). Laothoe 5 – Tochter des Menetos, Mutter der Argonauten Erytos und Echion; Orph. Argonautica 135f, bei Apoll. v. Rh. 1,56 heißt sie Antianeira. Penelopeia – Nomios. unbekannte Nymphe – Orthanes. Iphthime 2 - Lamis, Oistros 2, Napios, Phlegraios 1, Gemon, Lykon 1, Phereus 1, Petraios 2, Lenobios, Skirtos, Pherespondos, Lykos 37 und Pronomos 3, insgesamt 13 Satyrn als Söhne; Nonnos Dionysiaka 14,105ff. ?aotabe – Tochter des Peneios 1, sie zeugte mit Hermes den Astakos 3; Schol. Euripides Phoin. 133. Der Name ist unvollständig überliefert, dürfte aber Astabe lauten. HERMES – homoerotische Liaison Phorbas – Ilias 14, 489: „[…]. Der aber stieß den Ilioneus nieder, Phorbas` Sohn, des Schafherdenreichen, den Hermes am meisten Unter den Troern liebte und den er mit Schätzen bedachte; […]“ Therses 2 - Ein Geliebter des Hermes in einer Homilie (Migne G. II 185) des Clemens Rom. …….. 10. Hymne an Merkur O Merkur, des Atlas beredter Enkel, der du junger Menschheit noch wilde Sitten klug gezähmt durchs Wort und den anmutsvollen Brauch der Palästra, dich, des großen Zeus und der Götter Boten, preis ich, dich, den Vater gewölbter Leier, der du alles, was dir gefällt, zum Scherze weißt zu entwenden. Schon als Knäblein stahlst du Apoll die Rinder listig; kaum verlangte der, zornig scheltend: »Gib sie wieder!«, stand er beraubt des Köchers, blieb ihm nur Lachen. Ja, du führtest Priam aus Ilions Mauern samt dem Schatz, die stolzen Atriden täuschend, an Thessaliens Feuern vorbei, durchs Troja feindliche Lager. Du bringst fromme Seelen zu frohen Stätten, lenkst die leichte Schar mit dem goldnen Stabe, bist der Götter Liebling im Himmel droben und in der Tiefe. [Horaz: Oden. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 11107 (vgl. Horaz-W, S. 12-13) (c) Aufbau-Verlag http://www.digitale-bibliothek.de/band30.htm ] Homerischer Hymnos, Verfasser unbekannt: Hymnos auf Hermes Hermes besinge, Muse, den Sohn des Zeus und der Maia, Fürsten Kyllenes und der arkadischen viehreichen Fluren, hilfreichen Boten der Götter, den einst die lockige Nymphe Maia geboren, die ehrbare, die sich in Liebe verbunden mit dem Kroniden. Sie mied den Kreis der seligen Götter, wohnte in dichtumschatteter Höhle. Dort trieb der Kronide nächtlich, im Dunkel, das Liebesspiel mit der lockigen Nymphe - Hera, die Göttin mit leuchtenden Armen, schlummerte wohlig -, ohne daß Sterbliche oder Unsterbliche etwas bemerkten. Aber sobald sich die Absicht des großen Kroniden erfüllte, schon der zehnte Monat am Himmel sich zeigte, da brachte Zeus das Geheimnis ans Licht, und bedeutsame Dinge geschahen; Maia gebar ihr Kind. Gewitzt war der Junge, ein Schmeichler, Räuber und Rinderdieb, Schutzherr der Träume, ein Späher zur Nachtzeit, einer, der Türen bewacht, der flink den unsterblichen Göttern ruhmeswürdige Neuigkeiten vorweisen sollte: Morgens geboren, spielte er mittags schon munter die Harfe, stahl am Abend die Rinder des sicheren Schützen Apollon, alles am vierten Tage des Monats, seinem Geburtstag. Als er herausgeschlüpft war aus dem göttlichen Leibe der Mutter, blieb er nicht lange sitzen in seiner heiligen Wiege, sondern huschte davon und suchte die Rinder Apollons, durch die Öffnung der ragenden Höhle hinaus. Da gewann er durch die Entdeckung der Schildkröte tausendfältigen Segen: Hermes als erster verfertigte aus dem Tiere die Leier. Kam ihm die Schildkröte doch entgegen am Ausgang zum Hofe, fraß vor der Höhle die üppigen Kräuter und kroch, ganz behäbig, tastenden Schrittes umher. Der hilfreiche Sohn des Kroniden schaute sie an, erhob ein Gelächter und rief gleich die Worte: »Wahrlich, ein günstiges Omen, ich bin aufs höchste befriedigt! Glück dir, du reizende, Tanzlust erweckende Freundin beim Mahle, zeigst dich mir herzlich willkommen! Woher, du Kriechtier der Berge, zogst du das prachtvolle Spielzeug, die schillernde Schale dir über? Mitnehmen will ich zur Höhle dich. Segen wirst du mir bringen, keinesfalls will ich dich kränken! Du sollst mich als ersten erfreuen. Nützlicher bist du mir drinnen, denn draußen bringst du nur Schaden. Bitteren Zauber freilich vermagst du, lebend, zu bannen; stirbst du jedoch, dann wirst du bestimmt ein tüchtiger Sänger!« Derart rief er, packte das liebliche Spielzeug mit beiden Händen und schleppte es fort, hinein in das Innre der Höhle, wälzte es dort auf den Rücken und schälte mit gräulicher Klinge völlig heraus den lebenden Körper des Kriechtiers der Berge. Wie ein Gedanke den Menschen durchzuckt in rasender Schnelle, den die häufig wiederkehrenden Sorgen durchdringen, oder wie jählings ein Blitz aus funkelnden Augen hervorschießt, derart verband der ruhmreiche Hermes Denken und Handeln. Schilfhalme schnitt er maßgerecht zu und steckte mit Sorgfalt fest längs des Rückens sie hin, durch die Haut des getöteten Tieres. Ringsum spannte er Rindsfell, kunstverständigen Sinnes, fügte die Arme daran und verband sie geschickt mit dem Stege, zog dann sieben Saiten von Schafdarm, zu reizvollem Einklang. Aber sobald er das liebliche Spielzeug hergestellt hatte, prüfte er mit dem Schlagstab Saite für Saite; sie summten stark und erregend. Zu diesem Klange stimmte der Junge aus dem Stegreif einen Gesang an, so wie die Knaben, mannbar geworden, beim Festschmaus mit derben Scherzen sich necken, auf den Kroniden und Maia, die Nymphe mit schönen Sandalen, wie sie dereinst miteinander kosten in herzlicher Liebe, nannte dabei die berühmten Namen seines Geschlechtes, pries auch die Mägde, dazu den herrlichen Hausstand der Nymphe, ihre Dreifüße und die reichlich vorhandenen Kessel. Darüber sang er, hatte jedoch schon andres im Sinne. In die heilige Wiege legte er nieder die hohle Harfe und sprang, von starkem Verlangen nach Fleischkost getrieben, aus der duftenden Höhle ins Freie, um Ausschau zu halten, hatte bereits erwogen einen durchtriebenen Anschlag, ganz wie ihn Diebe zu dunkler nächtlicher Stunde verüben. Helios war schon, mit Wagen und Rossen, unter die Erde, in des Okeanos Fluten, niedergetaucht. Da erreichte Hermes in Eile Pieriens schattenumdüsterte Berge, wo die den seligen Göttern gehörenden Rinder in Hürden weiden auf ihren niemals gemähten, üppigen Wiesen. Maias Sprößling, der trefflich spähende Töter des Argos, trennte von ihrer Herde fünfzig brüllende Rinder, trieb sie auf Umwegen über ein sandbedecktes Gelände, unter Verdrehung der Spuren, beherzigte nämlich den Kunstgriff, rückwärts die Tiere zu treiben, die Vorderhufe nach hinten, Hinterhufe nach vorn; er selbst ging ebenfalls rückwärts. Seine Sandalen warf er fort am Strande des Meeres, flocht sich neue dafür, noch keinem bekannte, zum Staunen, aus Tamariskenzweigen und biegsamen Ruten der Myrte. Von den frisch grünenden Gerten verflocht er ein mächtiges Bündel, band sie, samt Blättern, als leichtes Schuhwerk sich unter die Sohlen, gar nicht behindert, o nein: Der ruhmreiche Töter des Argos bahnte sich gleitend selber den Weg von Pierien heimwärts, mied den beschwerlichen Fußmarsch über die lange Entfernung. Als er die Fluren durcheilte am grasreichen Städtchen Onchestos, sah ihn ein alter Mann, der im blühenden Weingarten fleißig wirkte. Ihn redete an der berühmte Sprößling der Maia: »Alter, du gräbst mit gebeugtem Rücken die Reihen - in Massen sollst du, sobald die Pflanzen erst tragen, Weintrauben ernten: Aber sieh nichts, wie Blinde, und hör nichts, wie Taube, und schweige! Andernfalls wird dein Besitztum schweren Schaden erleiden.« Dabei trieb er die mächtigen Rinder zu schnellerer Gangart. Zahlreiche schattige Berge, widerhallende Schluchten, blumenprangende Fluren durcheilte der ruhmreiche Hermes. Langsam verstrich die göttliche Nacht, die hilfreiche, dunkle, aufdämmern sollte sehr bald der zur Arbeit rufende Morgen. Eben bestieg die leuchtende Göttin Selene den Ausguck, Tochter des Fürsten Pallas, des Sohnes des Megamedes, während der tapfere Sohn des Zeus die breitstirnigen Rinder, die dem Apollon gehörten, am Alpheios entlangtrieb. Nicht vom Joche erschöpft, erreichten die Tiere jetzt eine ragende Grotte, Tränkplätze davor auf üppiger Wiese. Ausgiebig weiden ließ der Gott die muhenden Rinder, trieb sie dann insgesamt in die Höhle hinein, wo sie weiter Lotos rupften und tauübersprühte Halme des Grases. Reichlich beschaffte er Holz und suchte sich Feuer zu machen. Einen stattlichen Lorbeerzweig spitzte er sich zum Gebrauche, nutzte als Reibeholz ihn, bis der Gluthauch des Feuers hervorquoll. Derart entflammte Hermes als erster ein Feuer durch Reibung. Zahlreiche trockene Holzstücke schichtete er, an vertiefter Stelle, zu dichtem Stoße empor; hell strahlte die Flamme, weithin leckten die Zungen der mächtig lodernden Gluten. Während Hephaistos, der ruhmreiche, kraftvoll schürte das Feuer, zerrte der kleine Hermes zwei brüllende Kühe, mit krummen Hörnern, zum Feuer hinaus; er besaß gewaltige Kräfte. Rücklings streckte er beide laut schnaubenden Tiere zu Boden, wälzte sie seitlich herum und durchtrennte ihnen das Rückgrat. Anschließend schnitt er heraus die saftigen Stücke des Fleisches, briet sie an hölzernen Spießen, das übrige Fleisch dann, des Rückens ehrende Stücke und dunkel geronnenes Blut, in die Därme sorglich gewickelt. Alles blieb auf dem Schlachtplatze liegen. Aber die Felle spannte er aus am trockenen Felsen, wie sie auch heute noch, lange Zeit danach, und genauso später, für ewig aufbewahrt sind. In freudiger Stimmung schleppte dann Hermes die fetten Braten auf eine ganz flache Felsplatte und zerschnitt sie in zwölf Portionen; er wollte diese verlosen. Ein zünftiges Opferstück weihte er jedem. Da überkam den ruhmreichen Hermes die Lust, von dem Fleische selber zu essen; lockte der köstliche Duft ihn doch quälend, wenn er unsterblich auch war. Er konnte freilich der starken Gier widerstehen, durch seinen Hals es gleiten zu lassen, brachte den Hauptteil des Opfers hinein in die ragende Höhle, Fett und Fleisch in Menge, und schichtete gleich es zu Haufen, Nachweis des frisch vollbrachten Diebstahls, legte dann trocknes Holz in die Glut und verbrannte den Rest, die Beine und Köpfe. Als der Gott dies alles gebührend ausgeführt hatte, warf er die Gleitschuhe fort in die Wirbel des tiefen Alpheios, löschte die Glut und bedeckte mit Sand die düstere Asche, während der Nacht noch; zur Arbeit leuchtete hell ihm Selene. Über Kyllenes Gipfeln dämmerte plötzlich der Morgen. Niemand war dem Dieb auf dem langen Wege begegnet, keiner der seligen Götter, keiner der sterblichen Menschen, Hunde auch hatten geschwiegen. Jetzt schlüpfte der hilfreiche Hermes, Sprößling des Zeus, geduckt durch das Schlüsselloch seiner Behausung, ähnlich dem Lufthauch im Spätsommer, leicht wie ein wallender Nebel, huschte geradenwegs durch die Höhle und kam mit gedämpften Schritten zum inneren Raum, ließ keinerlei Tritte vernehmen. Eilig verkroch sich in seine Wiege der ruhmreiche Hermes, schlang sich die Windel um seine Schultern und lag, wie ein Kindlein einfältig spielend, in Höhe der Knie, am Stoff mit den Fingern, hielt die geliebte Leier zur Linken sicher im Arme. Doch ihn bemerkte die Mutter, die Göttin den Gott, und sie fragte: »Woher, du Schlingel, kommst du zurück in nächtlicher Stunde, dreist und verwegen? Jetzt möchte ich wirklich bald glauben und denken, daß du sogar, in unentrinnbare Fesseln geschlagen, unter den Händen des Letosprößlings ins Freie entschlüpfest oder als Räuber zuweilen umherschweifst in waldigen Tälern! Scher dich hinweg! Als Sorgenkind zeugte dich, wahrlich, dein Vater für die sterblichen Menschen und für die seligen Götter!« Antwort erteilte ihr Hermes mit den listigen Worten: »Mutter, warum nur behandelst du mich wie ein törichtes Kindlein, das noch sehr wenig versteht von Ränken und böser Gewalttat und erschrocken sich duckt vor heftigem Schelten der Mutter? Aneignen möchte ich mir die höchste Gewandtheit und Klugheit, immerfort mich wie dich recht wachsam behüten. Wir beide, unter den Göttern doch kaum bedacht mit Gebeten und Opfern, wollen nicht demütig hier verharren, wie du es gebietest. Besser doch, ständig im Kreis der ewigen Götter zu plaudern, voll im Genuß unermeßlichen Reichtums, als dauernd in unsrer düsteren Höhle zu hocken! Die gleichen Ehren und Rechte will ich gewinnen, wie heute Phoibos Apollon sie wahrnimmt. Sollte mein Vater sie mir verweigern, so will ich versuchen - sicher, ich kann es! -, ein Fürst der Gauner und Diebe zu werden. Sollte der ruhmreiche Sohn der Leto mir nachspüren wollen, will ich auch sonst noch, zu größerem Kampfe, entgegen ihm treten: Einbrechen werde ich in den großen Tempel von Pytho; mitnehmen möchte von dort ich herrliche Dreifüße, Kessel, Gold auch in Menge, in Menge dazu noch schimmerndes Eisen, viele Gewänder. Du wirst es sehen, sofern du nur Lust hast!« Derart führten sie ihr Gespräch miteinander, der Sprößling des mit der Aigis gewappneten Zeus und die würdige Maia. Eos erhob sich vom tiefen Okeanos, die in der Frühe Licht den Sterblichen bringt. Da erreichte Apollon Onchestos, auf dem Wege zum lieblichen Haine des Gottes, der brausend unsere Erde erschüttert. Er traf den Alten, der seinen Klepper am Wegrande weiden ließ, die Stütze des Gärtchens. An ihn richtete Letos ruhmreicher Sprößling die Worte: »Alter, du Rupfer der Dornen im kräuterreichen Onchestos, von Pierien komme ich her, auf der Suche nach Kühen, alle mit prachtvoll gekrümmten Hörnern, aus meinem Besitze. Abseits von ihnen weidete nur der schwärzliche Bulle; Hunde, vier an der Zahl, wild blickend, folgten der Herde, einträchtig gleich verständigen Menschen; Bulle und Hunde blieben allein zurück, ein Vorgang, der Staunen hervorruft. Aber die Kühe zogen, kurz nach dem Sinken der Sonne, fort von der üppigen Wiese, ihrer lieblichen Weide. Sage mir offen, ehrwürdiger Alter: Sahest du einen, der, die Kühe geleitend, auf dieser Straße entlangzog?« Darauf erteilte der Greis ihm Antwort sogleich und erklärte: »Mißlich ist es, mein Lieber, alles, was man gesehen, sagen zu wollen. Zahlreiche Wanderer ziehen des Weges, teils mit ausnehmend schlechten Vorsätzen, teils auch mit guten. Schwerlich vermagst du jeden einzelnen kennenzulernen. Über den ganzen Tag hinweg, bis zum Sinken der Sonne, grub ich am Hange meines Weingärtchens emsig die Reihen. Dabei, mein Bester, kam es mir vor, als zöge ein Knabe, ein sehr kleiner, mit trefflich gehörnten Rindern vorüber. Einen Stecken trug er und stapfte, allseits sich wendend, drängte von hinten, zwang die Tiere, rückwärts zu gehen.« Auf die Auskunft des Alten hin eilte Phoibos noch schneller. Einen Vogel sah er mit weiten Schwingen und merkte ohne Verzug: Der Räuber ist ein Sohn des Kroniden. Eilig begab sich der Zeussohn Apollon zum heiligen Pylos weiter auf seiner Suche nach den trottenden Rindern, hatte mit purpurner Wolke umhüllt die mächtigen Schultern. Da gewahrte der sichere Schütze die Spuren und sagte: »Ha, was ich sehe, das gibt schon Anlaß zu riesigem Staunen! Hier, das sind die Tapfen der Rinder, der aufrecht gehörnten. Aber sie weisen rückwärts, hin zur Asphodeloswiese! Weder von Männern noch Frauen stammen die anderen Spuren, nicht von grauen Luchsen, von Bären oder von Löwen; schließen kann ich auch nicht auf einen bemähnten Kentauren, der solch riesige Tiere zu schnellem Ausschreiten zwänge. Schlimm erscheinen die Schleifspuren hier, noch schlimmer dort drüben!« Damit stürmte weiter voran der Zeussohn Apollon und erreichte die dicht bewaldeten Berge Kyllenes und die umschattete Schlucht, in der die unsterbliche Nymphe Hermes geboren hatte, den Sprößling des Zeus, des Kroniden. Liebliche Düfte schwebten zwischen den heiligen Höhen, viele schlankbeinige Schafe beweideten friedlich die Almen. Da überschritt der sichere Schütze Phoibos Apollon eilig die steinerne Schwelle zur düster dämmernden Höhle. Als nun der Sprößling des Zeus und der Maia den sicheren Schützen Phoibos Apollon in seinem Zorn um die Rinder gewahrte, drückte er tief sich hinein in die riechenden Windeln. Wie Asche völlig bedeckt den hohen Haufen gänzlich verbrannter Stubben, so duckte sich Hermes zusammen beim Anblick des Schützen, zog auf den engsten Raum den Kopf und die Arme und Beine, täuschte erquickenden Schlaf vor eben gebadeter Kindlein, doch war tatsächlich hellwach; die Leier hielt er im Arme. Deutlich erkannte Phoibos, der Sohn des Zeus und der Leto, Maia, die schöne Nymphe der Berge, und ihren geliebten Sprößling, den Kleinen voller tückischer Schliche und Ränke. Scharf durchspähte er jeden Winkel der riesigen Grotte, öffnete auch drei Vorratskammern mit glänzendem Schlüssel; Nektar und leckre Ambrosia füllten üppig die Räume, weiterhin lagerten Gold und Silber reichlich in ihnen, reichlich auch purpurne und weiß schimmernde Kleider der Nymphe, ganz wie die heiligen Wohnstätten seliger Götter sie bergen. Gründlich durchforschte der Sohn der Leto die Winkel der hohen Grotte und richtete dann an den ruhmreichen Hermes die Worte: »Junge du, dort in der Wiege, sage mir gleich, wo die Rinder stecken! Sonst werden wir zwei durchaus nicht friedlich uns trennen! Packen will ich dich und in den düsteren Tartaros werfen, tief in die schreckliche, unentrinnbare Nacht. Selbst die Mutter, ja auch der Vater werden ans Licht dich nicht retten, verloren unter der Erde bist du und spielst dort Führer der Bösen!' Hermes entgegnete ihm mit den klug berechneten Worten: »Sprößling der Leto, was fährst du mich an mit grobem Geschimpfe, kommst hierher auf der Suche nach deinen weidenden Rindern? Sah nichts, erfuhr nichts, vernahm kein Wort von anderen Leuten! Könnte auch niemanden anzeigen, schwerlich Belohnung erhalten. Sehe bestimmt nicht aus wie ein kraftvoller Treiber von Rindern! Derlei tue ich nicht, ich schätze anderes höher, Schlafen, zum Beispiel, die Milch auch, die von der Mutter ich sauge, Windeln, sie fest um die Schultern zu ziehen, und Baden im Warmen. Hoffentlich bringt nicht einer den Grund des Streits in Erfahrung! Wirklich, das gäbe schon Anlaß zum Staunen unter den Göttern, wenn ein neugeborener Knabe weidende Rinder über den Hof hereintriebe! Was du da redest, ist Unsinn! Gestern ward ich geboren - zart sind noch die Füße, der Boden aber sehr rauh! Doch wünschst du es, will ich beim Haupte des Vaters feierlich schwören: Ich erkläre mich selber für schuldlos, habe auch niemanden deine Rinder wegtreiben sehen, was es für Kühe auch sind! Ich höre ja nur davon reden.« Dabei ließ wiederholt er die Augen blitzen und funkeln, wiegte lebhaft den Schädel und blickte hierhin und dorthin, pfiff auch lautgellend, in offner Verachtung der eigenen Worte. Aber der sichere Schütze lachte herzlich und sagte: »Früchtchen, Betrüger und Flunkerer du, wahrhaftig, dir traue sicher ich zu, daß du nachts in bewohnte Behausungen einbrichst und nicht einem Menschen allein das Hemde noch ausziehst, weidlich im Hause einpackend, leise, nach deiner Behauptung. Zahlreichen Viehhirten draußen wirst du Kummer bereiten in den bewaldeten Tälern, wenn du, nach Fleischnahrung gierig, auf die Herden der Rinder stößt und der wolligen Schafe. Los jetzt, damit du nicht heute dein letztes Schläfchen genossen, steig aus der Wiege, du Spießgeselle nächtlichen Dunkels! Ja, in dem Kreis der Unsterblichen wirst du ein Ehrenamt haben: Fürst der Diebe - so wird man, in alle Zukunft, dich nennen!« So sprach Phoibos und packte das Kind und wollte es heben. Aber da faßte sich schnell der kraftvolle Töter des Argos; zwischen den Fäusten schon schwebend, ließ er ein Vorzeichen hören, schamloses Kollern der Därme, einen unschicklichen Boten. Anschließend nieste er kräftig. Das hörte Phoibos Apollon, ließ aus den Händen niederfallen den ruhmreichen Hermes, setzte sich vor ihn - auch wenn es zum Aufbruch ihn drängte - und suchte Hermes zu reizen und sprach zu ihm die folgenden Worte: »Keine Sorge, du Wickelkind, Sohn des Zeus und der Maia, finden will ich auch später die herrlichen Kühe, nach diesen Vorzeichen! Aber du sollst die richtige Straße mir weisen.« Derart sprach er. Empor sprang gleich der kyllenische Hermes, schleunigst zum Aufbruch bereit. Er strich sich über die Ohren, fest um die Schultern die Windeln gewickelt, und sagte zu Phoibos; »Wohin schleppst du mich, Schütze, du grimmigster unter den Göttern? Setzt du der Kühe halber mich derart erbittert in Schrecken? Ha, das Geschlecht der Rinder verrecke! Ich habe nicht deine Kühe gestohlen, ich habe auch keinen andern gesehen, was es für Kühe auch sind! Ich höre ja nur davon reden. Auf, unterwirf dich dem Schiedsspruch des Zeus, des Sohnes des Kronos!« Forschend versuchten genau sie die einzelnen Punkte zu klären, jeder in seinem Sinne, Hermes, der Schäfer, und Phoibos, Letos herrlicher Sohn. Der eine, in ehrlicher Rede, wollte, nicht unberechtigt, den Hermes als Viehdieb entlarven, doch der kyllenische Sproß den Träger des silbernen Bogens täuschen mit Kunstkniffen und mit schlau berechneten Worten. Als sich die beiden an Listen und Schlichen gleichwertig fanden, setzte sich Hermes durch den Sand zuerst in Bewegung, hinter ihm, ohne Verzug, der Sohn des Zeus und der Leto. Schnell gelangten des Kroniden stattliche Söhne auf den von Düften umwallten Olympos, zum Hause des Vaters. Beiden stand dort oben bereit die Waage des Rechtes. Stimmen erschollen auf dem verschneiten Olympos, die Götter hielten, nach Aufgang der goldenthronenden Eos, Versammlung. Hermes und der Träger des silbernen Bogens, Apollon, traten vor die Knie des Zeus. Der Meister des Donners wandte sich an den strahlenden Sohn und stellte die Frage: »Phoibos, woher bringst du uns diese willkommene Beute, meinen jüngst Geborenen, der wie ein Herold schon aussieht? Etwas Vortreffliches kam mit ihm zur Versammlung der Götter!« Ihm gab Antwort darauf der sichere Schütze Apollon: »Vater, gleich wirst ein gewichtiges Wort du zu hören bekommen, du, der du stichelst, ich sei als einziger gierig auf Beute! Diesen Bengel ertappte ich als durchtriebenen Räuber in den kyllenischen Bergen - nach einer beträchtlichen Reise! -, einen Betrüger, wie ich noch keinen erblickte bei Göttern oder bei Menschen, soweit sie heimlich als Strauchdiebe wirken. Frech von der Weide hat er meine Kühe getrieben, gestern abend, entführte sie längs des rauschenden Meeres gradenweges nach Pylos; zweierlei seltsame Spuren gab es, zum Staunen, verursacht durch einen vortrefflichen Daimon. Bei den Kühen zeigte der düstere Staub die verkehrten Spuren genau in der Richtung auf die Asphodeloswiese. Aber des Diebes Spur war nicht zu beschreiben, er huschte weder zu Fuß noch auf allen vieren über den Sand hin, sondern zerkratzte, mit Hilfe fremdartiger Mittel, die Wege derart seltsam, als glitte er vorwärts auf biegsamen Bäumchen. »Während er vorwärts eilte über die sandige Strecke, blieben die Spuren alle deutlich sichtbar im Staube. Aber sobald er den sandigen Teil der Straße bewältigt, schwanden sofort auf dem harten Boden die Tapfen der Kühe wie auch des Diebes. Dieser - ein Sterblicher gab mir die Auskunft - trieb die breitstirnigen Rinder geradenweges nach Pylos. Als er die Tiere an ruhiger Stelle eingepfercht hatte, ebenfalls listig getilgt die Spuren des weiteren Weges, schlüpfte er, gleich der finsteren Nacht, zurück in die Wiege tief in der dämmernden Höhle, im Schatten; nicht einmal der Adler könnte, trotz seines scharfen Blickes, ihn sehen. Nun wischte eifrig der Schelm sich die Augen aus List und widriger Tücke. Ohne Bedenken plärrte er gleich das übliche Liedchen: 'Sah nichts, erfuhr nichts, vernahm kein Wort von anderen Leuten, könnte auch niemanden anzeigen, schwerlich Belohnung erhalten'!« Derart erhob Apollon die Anklage, ließ sich dann nieder. Hermes ergriff das Wort im Kreis der Unsterblichen, legte seinen Standpunkt dar vor Zeus, dem Gebieter der Götter: »Vater Zeus, ich will dir verkünden die lautere Wahrheit. Aufrichtig bin ich, verstehe es gar nicht, Lügen zu spinnen. Während der Suche nach seinen trottenden Kühen gelangte er, bei Aufgang der Sonne, in unsere Unterkunft, ohne Götter als Zeugen oder Beobachter mit sich zu führen, wollte von mir, mit furchtbarem Druck, ein Geständnis erpressen, drohte, er wolle hinab mich zum tiefen Tartaros schleudern, er, der die köstliche Blüte genießt ehrgeiziger Jugend, während ich gestern geboren wurde! Er weiß es ja selber: Keinesfalls sehe ich aus wie ein kraftvoller Treiber von Rindern! Glaube mir - wo du dich rühmst, mein Vater zu sein, mein geliebter -: Niemals trieb ich Kühe nach Hause, um Reichtum zu ernten, nie überschritt ich mit ihnen die Schwelle; das sage ich ehrlich. Ehrfurcht erweise ich Helios wie den übrigen Göttern, dich auch liebe und den dort achte ich; deutlich erkennst du, daß ich unschuldig bin. Ich kann es sicher beschwören: Unschuldig bin ich, beim prächtig geschmückten Torweg der Götter! Dem dort will ich die grobe Haussuchung heimzahlen einstmals, mag er gewaltig auch sein! Du leiste dem Jüngeren Beistand!« Derart sprach der kyllenische Töter des Argos, schlau blinzelnd, hielt die Windel fest an der Schulter und ließ sie nicht fallen. Herzlich zu lachen begann der Kronide beim Anblick des schlauen Jungen, der klug und geschickt den Diebstahl der Viehherde abstritt. Beiden befahl er, in Eintracht die Tiere suchen zu gehen; Hermes sollte als Führender das Geleit übernehmen, sollte die Stätte zeigen, ohne Hintergedanken, wo er die mächtigen Kühe heimlich hingebracht hatte. Das befahl der Kronide, ihm folgte der tüchtige Hermes. Leicht vermochte der Träger der Aigis ihn zu bewegen. Ohne Verzug gelangten des Zeus hochstattliche Söhne bis an das sandige Pylos, zur Furt des Stromes Alpheios, und erreichten die Fluren und die ragende Grotte, wo das bewegliche Gut versorgt ward zu nächtlicher Stunde. Dort betrat nun Hermes sogleich die felsige Höhle, trieb an das Licht des Tages heraus die mächtigen Tiere. Abseits erblickte der Sohn der Leto die Felle am steilen Felsen und richtete gleich an den ruhmreichen Hermes die Frage: »Wie nur brachtest du Schlaukopf es fertig, zwei Kühe zu schlachten, eben geboren, ein Knäblein? Nachträglich muß ich noch deine Kräfte bewundern. Wahrlich, du hättest es gar nicht mehr nötig, weiter zu wachsen, Herr von Kyllene, Sprößling der Maia!« Derart sprach er und band die Tiere mit Eisenkrautruten fest aneinander. Die Ruten entsproßten ihm unter den Füßen plötzlich, sehr üppig, ineinander rankend, und reichten völlig zum Fesseln aller weidenden Kühe; es hatte Hermes, der listige Dieb, sie aufsprießen lassen. Apollon staunte bei diesem Anblick. Der kraftvolle Töter des Argos musterte aber verstohlen den Platz, ließ Feuer erstrahlen, barg es dann schleunigst wieder. So konnte er, wie er es wünschte, leicht besänftigen Letos Sprößling, den Schützen, wenn dieser ihm überlegen auch war an Macht und Stärke. Die Leier griff mit der Linken er auf und schlug mit dem Stabe die Saiten; mächtig erregend summte sie. Phoibos lachte vor Freude. Tief durchdrang ihn der reizvolle Klang der göttlichen Stimme, während des Zuhörens packte ihn ein süßes Verlangen. Maias Sohn überwand die Bedenken und trat, auf der Leier weiterhin lieblich spielend, links neben Phoibos Apollon. Laut und vernehmlich schlug er die Saiten und ließ nach dem kurzen Vorspiel die Stimme erschallen - er konnte anmutig singen -, pries die unsterblichen Götter, dazu die finstere Erde, wie ein jedes entstand, ihm seine Bestimmung zuteil ward, rühmte dann Mnemosyne, die Mutter der Musen, vor allen Göttinnen; diese beschwingte nämlich den Sprößling der Maia. Weiter besang der herrliche Sohn des Kroniden die Götter, nach dem Alter, und eines jeden Geburt und Verwandtschaft, alles in seiner gehörigen Ordnung, die Leier im Arme. Unwiderstehlich ergriff ein Sehnen den sicheren Schützen, und er sagte zu Hermes die flugs enteilenden Worte: »Kuhschlächter, Meister in Schlichen, rühriger Helfer zur Mahlzeit, fünfzig Kühe erreicht an Wert dein treffliches Spielen. Friedlich werden wir, glaube ich, unseren Rechtsstreit entscheiden. Sage mir, bitte, jetzt eines, du wendiger Sprößling der Maia: Ist von Geburt dir diese erstaunliche Gabe zu eigen, oder verlieh sie einer der Götter oder der Menschen dir als Ehrengeschenk und lehrte dich, göttlich zu singen? Wunderbar finde ich diese noch nie vernommenen Klänge, die wohl bisher noch keiner der Menschen meisterte, keiner auch der unsterblichen Götter, die den Olympos bewohnen, außer dir, du Spitzbube, Sohn des Zeus und der Maia! Wie beherrscht man und übt man und welche Muse betreut die schwierige Kunst? Gewiß, man vermag drei Güter in einem sich zu gewinnen, Frohsinn, Liebe, erquickenden Schlummer. Bin ich doch selber Begleiter der olympischen Musen, die sich mit Reigen befassen und herrlichen Weisen, mit heitrem Tanz und Gesang und dem sehnsuchterweckenden Schalle der Flöten. Aber kein anderer Klang hat derart tief mich ergriffen wie dein geschicktes Spiel mit dem festlichen Schwunge der Jugend; staunen muß ich, wie lieblich du spielst, du Sohn des Kroniden. Jetzt, wo als Knabe du schon so herrliche Gaben bewährest, setz dich, mein Guter, und schenke den Älteren weiter Vertrauen! Ruhm wird sicher dir blühen im Kreis der unsterblichen Götter, dir und deiner Mutter; ich verspreche dir ehrlich: Wahrlich, bei meiner Lanze, gemacht aus dem Holze des Kirschbaums, auszeichnen möchte ich dich und beglücken unter den Göttern, schöne Geschenke dir geben und nie und nimmer dich täuschen.« Antwort erteilte ihm Hermes mit klug berechneten Worten: »Äußerst vorsichtig fragst du mich, sicherer Schütze; doch meine Kunst beherrschen zu lernen, will ich dir niemals verwehren. Heute noch sollst du sie lernen. Ich möchte dir freundlichen Ratschlag wie auch Erklärung geben - verstehst du doch alles vortrefflich. Einnehmen wirst du den ersten Platz im Kreise der Götter, Sohn des Kroniden, edel und mächtig. Zeus, der Berater, liebt dich, mit vollem Recht; er verlieh dir glänzende Gaben. Ämter, so heißt es, lerntest im Auftrag des Zeus du zu üben, Kunst der Weissagung, Schütze, von Zeus, die göttliche Gabe. Einiges davon habe ich selbst als Kind schon begriffen. Selber wählst du den Lernstoff, den du dir aneignen möchtest. Da du dich aber zum Spiel auf der Leier so mächtig gedrängt fühlst, singe und tanze und spiele und widme dich eifrig dem Schönen, als mein Schüler. Du spende mir Ruhm und Segen, mein Lieber! Singe vortrefflich, im Arm die hellstimmig tönende Freundin, bist ja ein Meister bereits im guten, gehörigen Vortrag! Sorglos stifte sie künftig als Beitrag zu üppigem Schmause, lieblichem Reigen und heiterem Festzug - innige Freude, nachts wie am Tage. Wer ihr, geschickt und klug unterwiesen, Töne entlockt im vollen Besitz des nötigen Könnens, diesen lehrt sie im Klingen mannigfaltige Anmut, ohne Mühe gespielt in schmeichelnder, sanfter Vertrautheit, abhold mühseliger Anstrengung. Wenn man aber, noch ohne rechte Erfahrung, die Saiten zuerst mit Heftigkeit anschlägt, lassen sie Mißtöne schrillen, unsicher schwankend und sinnlos. Selber wählst du den Lernstoff, den du dir aneignen möchtest! So übergebe ich dir denn, herrlicher Zeussohn, die Leier. Aber die Triften der Berge und rossenährenden Flächen werden wir, Schütze, für unsere weidenden Rinder benutzen. Zahlreich sollen die Kühe dort, von den Stieren besprungen, männliche Junge wie weibliche werfen. Bist du auf deinen Nutzen erpicht auch: Du brauchst nicht im bitteren Groll zu verharren.« Damit reichte er ihm die Leier, Apollon ergriff sie und übergab dem Hermes die glänzende Geißel, vertraute so die Rinderherden ihm an. Es nahm sie der Sprößling Maias, freudigen Herzens. Fürst Phoibos, der sichere Schütze, Letos stattlicher Sohn, ergriff mit der Linken die Leier, schlug mit dem Stabe die Saiten; da klangen sie kraftvoll erregend. Aber der Gott begann zur Begleitung lieblich zu singen. Nunmehr wandten die Kühe sich wieder zur heiligen Wiese. Es begaben sich auch des Kroniden prächtige Söhne auf den verschneiten Olympos zurück, die Klänge der Leier heiter genießend. Zeus, der Berater, freute sich herzlich, einte die beiden in fester Freundschaft. Und künftig bewahrte Hermes die Neigung zum Sohn der Leto für immer, bis heute, seit er dem Schützen zum Andenken gab die liebliche Leier, jener, verständig belehrt, im Arme sie hielt und sie spielte. Hermes erfand noch ein weiteres Werkzeug zu kunstvollem Klange, fertigte tönende Hirtenflöten, weithin vernehmbar. Darauf richtete Letos Sohn an Hermes die Worte: »Sprößling der Maia, Gott des Geleits, an Erfindungen reicher, Furcht beschleicht mich, du könntest Leier und Bogen mir stehlen; denn du erhieltest von Zeus das Amt, den Austausch der Güter unter den Menschen auf nahrungspendender Erde zu fördern. Könntest du mir doch, bitte, den großen Göttereid leisten, sei es durch Kopfnicken, sei es beim mächtigen Wasser der Styxflut, tätest du mir den größten Gefallen, bewährtest die Freundschaft!« Da gelobte der Sohn der Maia durch Nicken des Kopfes, niemals Besitz des weithin treffenden Schützen zu stehlen, niemals auch seinem festen Palast sich zu nahen; Apollon aber versprach durch Nicken, zugunsten der innigen Freundschaft keinen Unsterblichen höher zu schätzen, keinen der Götter, keinen der sterblichen Zeussöhne: »Ein vollgültiges Sinnbild will ich dir schaffen, für Götter und jeden beliebigen andern, mir persönlich vertraut und wertvoll: Ich möchte dir meinen Stab übergeben, den prächtigen, goldnen, dreifach verzweigten Bringer von Segen und Reichtum; er wird dich vor Schaden bewahren, wird die Gebote sämtlich der guten Worte und Taten ausführen, wie sie die Stimme des Zeus mir prophetisch verkündet. Freilich, die Weissagungskunst, die du fragend erwähntest, du bester Sprößling des Zeus, die darfst du nach göttlicher Weisung nicht lernen, auch kein anderer Gott. Nur Zeus beherrscht sie. Ich mußte fest durch Nicken des Kopfes und strengen Eid mich verpflichten, daß kein andrer als ich im Kreise der ewigen Götter Kenntnis erhalte vom hochverständigen Rat des Kroniden. Du auch, mein lieber Bruder, Träger des Goldstabes, bitte, suche mir kein Orakel des donnernden Zeus zu entlocken! Manchem Sterblichen werde ich schaden, anderen nützen, wenn ich mich allseits unter den elenden Menschen bewege. Segen von meiner Auskunft erntet ein jeder, der unter Stimme und Flügelschlag sicher kündender Vögel herannaht. Segen verschafft ihm mein Spruch, ich führe ihn nicht in die Irre. Wer im Vertrauen jedoch auf sinnlos schreiende Vögel mich um Erteilung eines Orakels angehen sollte, klüger zu sein bestrebt als die ewig lebenden Götter, der wird fehlgehen; seine Gaben behalte ich freilich. Eines noch will ich dir sagen, ruhmreicher Sprößling der Maia und des Trägers der Aigis, hilfreicher Daimon der Götter: Ehrfurchtgebietende Jungfrauen gibt es, als Schwestern geboren, die sich ihrer geschwind sie tragenden Flügel erfreuen, drei an der Zahl; die Häupter bestreut mit leuchtendem Mehlstaub, wohnen sie tief in der Schlucht des Parnassos, betreiben gesondert jene Weissagungsart, die ich, ein Knabe noch, einstmals bei den Rindern geübt. Mein Vater ließ es geschehen. Aus der Behausung fliegen sie nunmehr bald hierhin, bald dorthin, naschen vom Honig und leisten ihre prophetischen Pflichten. Wenn sie dahinschwärmen nach dem Genuß des gelblichen Honigs, wollen aus eigenem Antrieb sie die Wahrheit verkünden; meiden sie freilich die süße Speise der Götter, erteilen sie, durcheinander wie wild daherjagend, fälschliche Auskunft. Sie überlasse ich dir, befrage sie offen, und herzlich freue dich ihrer; und lerntest du einen Sterblichen kennen, höre, gegebenenfalls, er oftmals von dir das Orakel. Dessen walte, Maias Sprößling, und weidender Rinder, schirme die Rosse, die Maultiere auch, die von Lasten geplagten; über wildblickende Löwen, Eber mit leuchtenden Hauern, Hunde und Schafe und sämtliches Vieh, das die riesige Erde aufwachsen läßt, gebiete als Fürst der ruhmreiche Hermes, tue, als einziger Gott, auch die Botengänge zum Hades, der, zwar selbst nicht beschenkt, dies wichtige Vorrecht ihm einräumt.« So gewährte Phoibos Apollon dem Sprößling der Maia vielerlei Freundschaftsbeweise; den Segen gab der Kronide. Hermes pflegt mit sämtlichen Menschen und Göttern Gemeinschaft. Nutzen zwar stiftet er wenig; unendlich dagegen betrügt er in dem Verlauf der finsteren Nacht die sterblichen Menschen. Sei mir denn herzlich gegrüßt, du Sprößling des Zeus und der Maia! Deiner will ich gedenken - und eines anderen Themas. [Anonyma: Homerische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 45 (vgl. Griech. Lyrik, S. 17 ff.) (c) Aufbau-Verlag] Merkur. Vulcan. Apollo. (In Vulcan’s Werkstätte.) 1. Vulcan. Hast du das neugeborne schöne Kind der Maja schon gesehen, Apoll, wie es alle Leute anlächelt, und [ HYPERLINK "http://de.wikisource.org/wiki/Seite:Lucians_Werke_0136.jpg" \o "Seite:Lucians Werke 0136.jpg" 136] wie man es ihm an den Augen ansieht, daß etwas recht Gutes aus ihm werden müsse? Apoll. Wie? Kann man den ein Kind nennen, und Gutes von ihm erwarten, der, wenigstens nach seiner Schelmerei zu urtheilen, älter als Iapetus seyn muß? Vulcan. Wem sollte denn ein Kind, das kaum auf die Welt gekommen ist, etwas zu Leide thun können? Apoll. Frage den Neptun, dem er seinen Dreizack gestohlen, oder den Mars, dem er das Schwerdt heimlich aus der Scheide gezogen, meiner selbst nicht zu gedenken, dem er die ganze Armatur, den Bogen sammt den Pfeilen entführt hat. 2. Vulcan. Das hat ein Säugling gethan, der sich in seinen Windeln noch kaum rühren kann? Apoll. Du wirst dich selbst überzeugen, wenn er nur erst zu dir gekommen ist. Vulcan. Er ist aber bereits bei mir gewesen. Apoll. Und vermissest du keines von deinen Werkzeugen? Vulcan. Kein einziges. Apoll. Siehe nur noch einmal genau nach. Vulcan. Weiß der Himmel, ich finde meine Zange nicht. Apoll. In den Windeln des Kindes wirst du sie ohne Zweifel entdecken. Vulcan. Der hat ja so flinke Finger, als ob er schon im HYPERLINK "http://de.wikisource.org/wiki/G%C3%B6ttergespr%C3%A4che" \l "cite_note-3#cite_note-3" [WS 2] Mutterleibe auf dieses Metier studirt hätte. 3. Apoll. Und hast du ihn nicht auch plaudern gehört? Wie das so fertig vom Munde geht. Er hat sich angeboten, unsere Bedienung zu übernehmen. Gestern forderte er den Amor heraus, packte ihn, ich weiß nicht wie, [ HYPERLINK "http://de.wikisource.org/wiki/Seite:Lucians_Werke_0137.jpg" \o "Seite:Lucians Werke 0137.jpg" 137] bei den Fersen, und war im Augenblick mit ihm fertig. Und da wir ihn Alle lobten, stahl er der Venus, während sie ihn seines HYPERLINK "http://de.wikisource.org/wiki/G%C3%B6ttergespr%C3%A4che" \l "cite_note-4#cite_note-4" [WS 3] Sieges wegen liebkoste, ihren Gürtel, dem Jupiter, während er lachte, seinen Scepter, und wäre ihm der Donnerkeil nicht zu schwer und zu heiß gewesen, er hätte ihn wahrlich auch noch davon getragen. Vulcan. Ein Blitzjunge, der! Apoll. Und obendrein ist er auch schon ein Tonkünstler. Vulcan. Woraus schließest du das? 4. Apoll. Neulich fand er eine todte Schildkröte und machte ein Instrument aus ihrer Schaale, befestigte einen Hals mit einer Handhabe daran, versah sie mit Wirbeln und einem Stege, spannte sieben Saiten darüber, und spielt dir nun so lieblich und harmonisch darauf, daß ich selbst ihn darum beneide, wiewohl Saitenspiel schon längst meine Sache ist. Auch sagte mir Maja, er bleibe nicht einmal des Nachts im Himmel, sondern steige aus Vorwitz bis in den Tartarus hinunter, vermuthlich um auch dort zu sehen, ob es etwas zu stehlen gebe. Er ist mit Flügeln versehen, und trägt eine Ruthe von ganz wunderbarer Kraft, womit er die Seelen citirt, und die Todten in die Unterwelt hinab geleitet. Vulcan. Ich selbst gab ihm diese Ruthe zum Spielzeug. Apoll. Und zum Danke hat er dir deine Feuerzange gemaust. Vulcan. Du erinnerst mich eben recht. Ich muß doch gehen und sie holen: vielleicht findet sie sich wirklich in seinen Windeln, wie du sagtest. (Lucian´s Werke. Übersetzt von August Fr. Pauly, 2. Band. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart, 1827)