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daidalos
DAIDALOS „ Der Kunstreiche“. Athener, Sohn des Metion 1 und der Iphinoe 4; Pherekydes frg. 1,97; Platon Ion 533; Diodor 4,76; des Eupalamos / Palamon und der Metiadusa; Tzetzes Chil. 11,884. Mit Naukrate zeugte er Ikaros und Iapyx und eine Frau aus Gortys schenkte ihm Dipoinos und Skyllis. ….. Es liegen verschiedene Genealogien des attischen Königshauses vor, d. h., dass bei Daidalos verschiedene Mütter genannt werden und in der Genealogie der Väter Verschiebungen stattfinden. Er war der mythische Ahnherr und Schutzpatron der athenischen Handwerker, ein großer Handwerker, Architekt, Bildhauer und Erfinder. Sokrates bezeichnete ihn als seinen Ahnherrn. In der mythologischen Auffassung des Daidalos stand er dem Hephaistos, ebenfalls ein Handwerker, sehr nahe. Heute wird er Dädalus genannt. … Pausanias behauptet, Daidalos habe nicht von seiner Geburt an diesen Namen getragen, vielmehr sei er später nach dem Daidalafest, das in Plataiai gefeiert wurde, benannt worden; Pausanias 9,3,1: „Man erzählt nämlich, Hera sei aus irgend einem Grund auf Zeus erzürnt nach Euboia fort gegangen und Zeus sei, als er sie nicht beschwichtigen konnte, zu Kithairon gekommen, der damals in Plataiai herrschte; Kithairon habe nämlich an Erfindungsgabe niemand nachgestanden. Dieser trug nun dem Zeus auf, er solle ein Holzbild erstellen und es verhüllt auf einem Wagen mit Rindern fahren und dabei sagen, er fahre Plataia, die Tochter des Asopos , als Frau heim. Er verfuhr nun nach dem Rat des Kithairon; Hera erfuhr es aber sofort und kam sogleich. Wie sie an den Wagen trat und dem Bild das Gewand abriss, freute sie sich über die Täuschung, als sie ein Holzbild statt einer Braut fand, und versöhnte sich mit Zeus. Wegen dieser Versöhnung feiern sie ein Fest Daidala, weil man früher die Holzbilder Daidala nannte.“ Dieses Fest wurde Jahrhunderte lang alle sieben Jahre gefeiert. … Sein noch knabenhafter Neffe Talos 1, auch Perdix oder Kalos genannt, war ebenso begabt und erfand, als er ein Fischgebiss betrachtete, die Säge und zudem die Töpferscheibe und den Zirkel. Von Neid geplagt lockte Daidalos Knaben auf die Akropolis und stürzte ihn in die Tiefe. Athene verwandelte den Stürzenden in ein Rebhuhn (=Perdix), seine Mutter beging vor Gram Selbstmord. Daidalos wusste um die Folgen dieser Tat, floh nach Kreta, König Minos 1 nahm ihn auf und übertrug ihm sofort viele Aufgaben. Nebenher baute er heimlich für Pasiphae (siehe Pasiphae >), die Gattin des Minos, sie hatte sich in einen von Poseidon dem Minos geschenkten schönen Stier verliebt, aus Holz und Kuhhaut eine hohle künstliche Kuh. Pasiphae legte sich hinein, der Stier wurde getäuscht und Pasiphae gebar den Minotauros, halb Mensch, halb Stier. Minos beauftragte Daidalos für den Stier ein Labyrinth zu bauen und sperrte später Daidalos und seinen Sohn Ikaros wegen des Baues der hölzernen Kuh und weil er Ariadne das Wollknäuel zur Rettung des Theseus gab auch dort ein. Doch Daidalos stellte aus Fäden, Wachs und Federn für sich und seinen Sohn Ikaros Flügel her, um fliehen zu können. Obwohl er Ikaros warnte nicht zu nahe an die Sonne zu fliegen, flog Ikaros in jugendlicher Begeisterung leichtsinnig und gegen die warnenden Zurufe des Vaters (auch die Jugendlichen von heute verhalten sich so) immer höher und höher bis er zu nahe an die Sonne kam und das Wachs schmolz. Flügellos stürzte Ikaros in der Nähe der Insel Samos in das nach ihm benannte Ikarische Meer; Apollodor E 1,12ff. Die Wellen spülten den Leichnam zur Insel Doliche. Zufällig kam Herakles des Weges, fand den Toten, bestattete ihn und gab der Insel den Namen Ikaria (Sinnbild der jugendlichen Überschwänglichkeit und des jugendlichen Leichtsinns). ….. Tieftraurig flog Daidalos alleine nach Sizilien weiter. Kokalos, der König der Sikaner, nahm ihn in Kamikos (heute Caltabellotta) auf. Als Dank konstruierte und errichtete ihm Daidalos eine uneinnehmbare Burg und seinen Töchtern mechanische Puppen. Mit einer Heerschar verfolgte König Minos Daidalos nach Sizilien und forderte von König Kokalos die Herausgabe des Geflüchteten. Freundlich empfing Kokalos seinen Gast, lud ihn zu einem Gastmahl und wollte aber weder Krieg mit Minos, noch Daidalos, den großen Erfinder, ausliefern. Die Töchter des Kokalos, sie liebten Daidalos, weil er ihnen automatische Puppen gebaut hatte, bereiteten dem königlichen Gast vor dem Mahl ein Bad und verbrühten ihn dabei tödlich. Bei Diodor 4,79 bringt Kokalos Minos persönlich im Bade um. Eine Ausrede heuchelnd übergab Kokalos den Leichnam des Minos dem wartenden kretischen Heer. Man glaubte ihm aber nicht und belagerte fünf Jahre lang vergeblich die Stadt Kamikos. Während dieser Jahre bauten die Kreter die Stadt Herkulea Minoa, deren Reste heute noch zu bewundern sind. Die Leute des Minos bestatteten ihren König prunkvoll in einem Tempelgrab; ein solches wurde bei Knossos entdeckt und ist das einzige fürstliche Mausoleum der jüngeren Palastzeit. Bei der Gründung von Akragas (heute Agrigento), ca. 600 v. Chr., sollen die Gebeine des Minos den Kretern zurückgegeben worden sein. Diese Kokalos–Sage wurde von Sophokles in den Kamikioi und von Aristophanes im „Kokalos“, das Stück wurde im Jahre 388 v. Chr. uraufgeführt, bearbeitet. ……. Daidalos diente dem König noch einige Jahre als Baumeister und zog dann nach Sardinien weiter. …… Schriftsteller der Antike bezeichnen ihn als Architekten einer Vielzahl von großartigen Bauwerken von Sardinien bis Ägypten. Als Meister der Bildhauerei soll er archaische Statuen angefertigt haben, die im Gegensatz zu den altägyptischen mit steifer Haltung, die Arme abgewinkelt, die Beine auseinandergestellt und die Augen geöffnet haben (Einführung der Bewegung bei Plastiken ca. im 7. Jh. v. Chr.). …… Aus heutiger Sicht ist Daidalos die Personifizierung der überragenden kretischen Hochkultur in der minoischen Epoche, ca. 1500 v. Chr., und ihrer Auswirkung auf den gesamten mediterranen Raum. Nach dem Untergang dieser Kultur ca. 1200 v. Chr. beanspruchte Athen diese Kultur für sich und machte Daidalos zum Athener, ein Umstand den Iohannes Toepffer bestreitet, weil Daidalos als Metionide ein fester Bestandteil in der attischen Genealogie ist. ….. Die Geschichte seines Sohnes Ikaros entspringt dem alten Traum der Menschen wie Vögel fliegen zu können.