eine gesamtgenealogie der griechisch-mediterranen mythologie
die göttinnen und götter und ihre nachkommen
home
genealogie
entstehung
lexikon
galerie
infos
kontakt
Die vorliegende Fassung der Texte ist nicht redigiert! Informationen dazu finden sie
hier
.
aphrodite
APHRODITE „Liebesgenuss“, „Die aus dem Meerschaum (Spermien des Uranos) Entstiegene“, „Auf dem Schaum wandelnd“, „Schaumglänzend“. Auch den Alten scheint die schaumige Natur des Samens nicht entgangen zu sein, da sie danach die Göttin, die die Vereinigung beherrscht, benannt haben. In den klassischen griechischen Schriften findet sich kein gleichwertiger Ersatz zum sterilen modernen Begriff der „Sexualität“ oder zum des mit Sünde umwobenen christlichen Begriffes des „Fleisches“. Der Terminus, der die Dinge der Liebe meint und zum Ausdruck bringt, „ta aphrodisia“, ist von einem ganz anderen Begriffsinhalt geprägt als der naturwissenschaftliche „Sexualität" oder der denunzierende eines „Fleisches". „Ta aphrodisia“, das meint: die Gesten und Gebärden, die Berührungen, die Freuden der Liebe, die sinnlichen Lüste und Genüsse, schließlich der Akt selbst, die, wie Homer sagte, „lieblichen Werke der Hochzeit“ und „Lüste des Bettes“. Im Begriffsfeld der Aphrodisia fallen demnach drei zu unterscheidende Begriffsmomente zusammen: Das Liebesverlangen (der Trieb, das Begehren, die sehnsüchtige Empfindung), die Erfüllung des Verlangens (der Akt) und die Begleiterscheinung der Erfüllung des Verlangens (das Vergnügen, die Lust). Es ist der Name der Aphrodite selbst, der als Synonym für Liebe steht, für Liebreiz und Schönheit, für Sehnsucht und Verlangen, die mit ihr einhergehen, und insbesondere für die geschlechtliche Liebe selbst. ...... Die Aphrodite war nie nur eine griechische Göttin, in ihrer Natur sind hellenisch- indogermanische, ägäisch-kleinasiatische und semitisch-orientalische Bestandteile verschmolzen. Ursprünglich war sie eine asiatische Fruchtbarkeitsgöttin die bei den Assyrern Mylitta, den Arabern Alilat, den Persern Mitra, den Skythen Agrimpasab und bei den Semiten Ischtar, Aschtoret, Astard, später als Astarte wiedergegeben, hieß. Genealogie und Mythos zeigen vergleichbare Überschneidungen von Linien verschiedenartiger religiöser Herkunft. ….. Bei Homer ist Aphrodite die Tochter von Zeus und seiner Schwester Dione 1; Ilias 5,370ff: „Doch Aphrodite sank in den Schoß der Mutter Dione. Innig umschlang die Göttin mit ihren Armen die Tochter, streichelte sie mit der Hand und stellte sogleich ihr die Frage: »Wer, mein Kind, hat das dir getan von den himmlischen Göttern, unbesonnen, als hättest du offen ein Unrecht begangen?« Ihr gab Antwort darauf Aphrodite mit schmerzlichem Lächeln: »Mich verletzte der mutige Tydeussohn Diomedes, weil ich meinen geliebten Sohn Aineias vom Kampfplatz forttrug, ihn, den am höchsten ich schätze von sämtlichen Menschen. Nicht mehr tobt die Schlacht nur zwischen Trojanern und Griechen, nein, die Danaer wagen es schon, gegen Götter zu kämpfen!« Ihr gab Antwort darauf Dione, die herrliche Göttin: »Trag es, mein Kind, und fasse dich, wenn auch bekümmerten Herzens! Viele von uns olympischen Göttern litten durch Menschen Böses: Wir selber bereiten uns Ärger gegeneinander!“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4761 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 88-89) (c) Aufbau-Verlag] Dione war ursprünglich eine alte indogermanische Himmelsgöttin, die ihre Eigenschaften der Schönheit, Klarheit und Heiterkeit an ihre aus dem Orient zugewanderte „Tochter“ abgegeben hat und so die dunklere Gestalt der Aphrodite als ehemalige vorderasiatische Göttin der Fruchtbarkeit entscheidend zur gleißenden Schönheit der Liebesgöttin gewandelt hat. ….. Hesiod erzählt die Geburt der Aphrodite in der Theogonie (150ff). Alle Kinder die Gaia dem Uranos schenkte waren ihm ein Gräuel und er verbarg sie sofort wieder in der Erde. Die Erde wurde im Inneren bedrängt, stöhnte und ersann einen Anschlag. Sie forderte die Kinder auf die Schandtaten des Vaters zu rächen. Nur Kronos wagte es und sagte zu. Gaia freute sich, gab ihm eine scharfgezahnte Sichel, lehrte ihn die List und verbarg ihn. Es kam die Nacht und Uranos (der Himmel) umfing die Erde voller Liebesverlangen und breitete sich über sie. Kronos aber griff aus dem Versteck mit der linken Hand nach ihm, nahm die riesige Sichel in die Rechte, mähte das Geschlechtsteil seines Vaters ab und warf es bei Zypern in das Meer. Ringsum entstand weißer Schaum aus dem unsterblichen Fleisch (letzter Samenerguss). Aus diesem Schaum wuchs ein Mädchen, Theogonie 200: „… und geschlechtsliebend, weil sie aus dem Geschlecht ans Licht trat.“ Sie schwamm nach Kythera und zurück und entstieg als wunderschöne Göttin Aphrodite dem Meer. Eros (der Trieb) und Himeros (Personifikation der sehnsüchtigen Empfindung, des Liebesverlangens) empfingen sie und begleiteten Aphrodite als sie zur Schar der Götter emporstieg. Von Anbeginn besaß sie die Ehre der Göttlichkeit und gewann ihren Bereich unter Menschen und Göttern; Hesiod Theogonie 206: „Trautes Mädchengeplauder und Lächeln und Trug, süße Lust, Umarmung und Kosen.“ ….. In einer lokalen Genealogie aus der thessalischen Stadt Lakereia war Aphros ein Sohn der Philyra und Kronos, Bruder von Chiron, Zeus und Hera, Gemahl der Astynome und von ihr Vater der Aphrodite. ………………………. Keine Geschichte konnte die Gestalt einer Gottheit je zur Gänze erfassen – sie lebten ja in der Seele unserer Vorfahren. Deshalb erhielt auch Aphrodite, wie alle wichtigen Götter, zur genaueren Bestimmung ihrer Eigenschaften eine Vielzahl von Beinamen – einige Beispiele: „die Güldene“, „die mit dem schönen Gesäß“, „die Gestalten Wandelnde“, „die Auftauchende“, „die gemeine Liebe“, „die himmlische Liebe“. Auch das Kriegerische, die Gefahr, ja sogar den Tod, den sie, die Liebe, herbeiführen kann, wird durch Beinamen ausgedrückt: „die Mordende“, „die Unheilige“, „die Begrabende“, „die auf den Gräbern“. Ihre Beziehung zu Ares (siehe Ares >), dem Kriegsgott, zeigt ebenfalls ihr Schmerzen zufügendes, kriegerisches Element. Wo Liebe ist, sind Schmerz und Krieg nicht fern. Ihr tierisch triebhafter Aspekt wird mit „die Dunkle“ und „die Schwarze“ ausgedrückt; das glückliche Strahlen, das sie jung verliebten Paaren lächelnd in das Gesicht zaubert, mit „die weithin Leuchtende“. Verheiratet war Aphrodite mit Hephaistos, hatte aber, natürlich, eine Vielzahl von Liebschaften. …………… ………………………… Nun – genug der Worte – vergiss die „Sexualität“, vergiss „das Fleischliche“, gehe hin und diene deiner Göttin Aphrodite ! ……………………… ANHANG: Die Kinder der Aphrodite Die Geliebten der Aphrodite Literaturbeispiele DIE KINDER DER APHRODITE: AINEIAS 2 (Früher hieß er Aineia, später nannten man ihn Aineias) Dardaner, Sohn der Aphrodite und des Anchises; lies Anchises >. Gemahl der Kreusa 5, der Tochter des Priamos. Sie hatten einen Sohn Askanios 4. Nach dem Tod der Kreusa heiratete er in Italien Lavinia, die Tochter des Latinus. Ihre Kinder waren Ilia und Silvius, aber auch Askanios 4 wird als ihr Sohn genannt. Alkimos nennt auch noch eine Tyrrhenia als seine Gattin; Romulus soll ihr Sohn gewesen sein und Alba, der Vater des Rhomus, ihr Enkel (Bei den vielen Legenden die sich um die Entstehung der Stadt Rom ranken, kannte die dichterische Phantasie, speziell bei den Genealogien, keine Grenzen.). ….. Aineias wurde von der Amme Caete ernährt und erzogen und wie sein Vater Schafhirte am Berg Ida. Am Beginn des troianischen Krieges wird er von Achilleus vertrieben und muss nach Lyrnessos fliehen. Als Achilleus diese Stadt stürmt, entkommt Aineias, als Dank für seine Frömmigkeit, mit göttlicher Hilfe. Als Teilnehmer am Troianischen Krieg wird Aineias neben den Söhnen des Antenor Führer der Dardaner und zeichnet sich wiederholt durch Mut, Stärke und Tapferkeit aus. Wiederholt wird er aber von den Göttern vor dem Untergang bewahrt. Während des aussichtslosen Kampfes gegen Achilleus entführt ihn Poseidon und gibt dabei den Grund dafür bekannt (Homer Ilias 20.300 bis 303). Beim endgültigen Untergang von Troia flieht Aineias über Auftrag seiner Mutter aus der brennenden Stadt, auf den Schultern trägt er seinen alten Vater Anchises, an der Hand führt er seinen kleinen Sohn Ascanius. Als er feststellt, dass seine Frau Kreusa fehlt, eilt er in die Stadt zurück und sucht sie verzweifelt. Sie erscheint ihm als Schatten aus dem Feuer, fordert ihn auf sich in einem anderen Land neu zu verheiraten und ein neues Königreich zu gründen. Aphrodite erscheint und entrückt Kreusa. Auf seiner Irrfahrt gelangt er zur Königin Dido von Karthago, die sich nach einer Zeit der großen Liebe, von ihm verlassen, den Tod gibt (seitdem Haß zwischen beiden Völkern, punische Kriege); lies Dido >. Über Sizilien, dort stirbt sein Vater Anchises, gelangt er nach Latium, wo er schwere Kämpfe zu bestehen hat. Er bekommt Lavinia, die Tochter des Latinus, zur Gattin und gründet eine Stadt, die er nach seiner Frau Lavinium benennt. Nach seinem Tod wurde Aineias vergöttlicht; Ovid met. 14,585ff: „Venus verwendete sich bei den Himmlischen, und des Erzeugers Hals umschlang sie und sprach: »Mein Vater, du warst mir ja niemals Unfreundlich oder hart, sei jetzt zu Willen der Bitte: Meinem Aeneas verleih, der dich aus unserem Blute Zum Großvater gemacht, o Gütigster, göttliche Würde! Sei sie gering, nur mach ihn zum Gott! Es genügt, daß er einmal Sah das gefürchtete Reich, einmal durch stygische Flut fuhr.« Beifall gibt ihr der Rat, und die Königin selber bewahrt nicht Regungsloses Gesicht und erlaubt es mit freundlichem Munde. Und der Erzeuger darauf: »Wert seid ihr der himmlischen Gabe, Du, die begehrt, und für den du begehrst. Nimm, Kind, das Gewünschte.« Jupiter sprach's. Sie dankt voll Freude dem gütigen Vater; Dann, vom Taubengespann durch wehende Lüfte gezogen, Steigt sie herab am laurentischen Strand, wo zwischen dem Schilfrohr Zum nah liegenden Meer mit den Wellen Numicius hinschleicht, Und sie gebietet, daß der, was dem Tode gehört von Aeneas, Spüle hinweg und der See zuführe im schweigenden Laufe. Venus' Geheiß vollbringt der Gehörnte: mit seinen Gewässern Wäscht und schwemmt er und nimmt, was Sterbliches war an Aeneas, Alles hinweg. Standhielt dem Bespülen sein besseres Wesen. Ihn, den Geläuterten, salbt mit göttlichem Dufte die Mutter, Und mit ambrosischem Saft, zu lieblichem Nektar gemenget, Naht sie dem Mund und macht ihn zum Gott, der bei des Quirinus Volk nun Indiges heißt und Tempel besitzt und Altäre.“ ……. Der aus Troia mitgebrachte Sohn Ascanius, später Julus genannt, gründet Alba Longa, Roms Mutterstadt, und wird Stammvater der Julier (Julius Cäsar, Augustus). Sein Sohn mit Lavinia, Silvius, wird erster der legendären Könige von Alba Longa und Stammvater von Romulus und Remus, den Gründern von Rom. Im Kampf mit den Rutulern und Mezentius wird Aineas getötet, bzw. entschwindet, und wird zum Gott: Jupiter Indiges. Das sind die Grundzüge der Sage, die von Vergil in der Aeneis und allen, die Roms Urgeschichte darstellten, in vielen Varianten erzählt wird. ....... Homer Ilias 20. Gesang,300ff: Im Kampf um Troia hat Aineias Achilleus, den stärksten der Achaier, zum Zweikampf gefordert. Es entsteht ein fürchterlicher Kampf. Als Aineias die Niederlage und damit der sichere Tod drohte, sprach Poseidon zu den diesen grauenhaften Kampf beobachtenden Göttinnen und Göttern: „ ............. Auf, so lasset uns denn der Todesgefahr ihn entführen, daß nicht auch der Kronide in Zorn gerät, wenn Achilleus ihn erschlägt; DENN ES IST IHM VOM SCHICKSAL BESTIMMT ZU ENTKOMMEN, DASS DAS GESCHLECHT DES DARDANOS NICHT OHNE SAMEN UND SPURLOS UNTERGEHE, DEN ZEUS VOR ALL SEINEN GÖTTERN GELIEBT HAT, DIE VON IHM SELBER STAMMTEN SOWIE VON STERBLICHEN FRAUEN. DENN SCHON IST DES PRIAMOS STAMM VERHASST DEM KRONIDEN; NUN ABER WIRD DES AINEIAS GEWALT DIE TROER BEHERRSCHEN UND DIE KINDESKINDER, DIE SPÄTER NOCH GEBOREN WERDEN.“ Poseidon hüllt die Kämpfenden in einen Nebel, entführt Aineias und rettet ihm so das Leben. Die Rettung des Aineias beim Untergang von Troia und seine Flucht wird verschieden überliefert. ........ Aineias, über den Vater in der siebten Generation direkt von Zeus, dem König der Götter, abstammend, als Mutter hatte er die Göttin der Erotik, Aphrodite, wurde zum Held vieler verlorener früher Epen, die jedoch von Proklos (5 Jh. v. Chr.) überliefert wurden. Stesichoros (ca. 640 – 560 v. Chr.) führte in heroischen Hymnen als erster das politisch ungeheuer folgenschwere Motiv der Westfahrt des Aineias ein. Hellanikos von Myrtilene verherrlichte ihn in dichterischer Form als Urvater von Rom, mit Lavinia Stammvater der legendären Könige von Alba Longa bis Romulus und Remus. Wichtiger als diese langsame literarische Wanderung des Aineias-Mythos ist jedoch der Beweis von Bömer, dass er bereits im 6. Jh. v. Chr. in etrurischen Mythen bekannt und von dort nach Rom „gewandert“ sein muss. Quintus Ennius (239 – 169 v. Chr.) beschreibt in den Büchern 1 – 3 seiner „Annales“ die Geschichte des Aineias, wird aber in seiner Bedeutung durch die ungeheuere Wirkung der „Aeneis“ von Vergil (70 – 19 v. Chr.) abgelöst. Durch Vergil´s Anbindung des Hauses der Julier (Julius Cäsar, Augustus) über das Geschlecht der Julier und Julus / Askanius an Aeneas, ermöglicht durch die oben angeführten Worte des Poseidon in der Ilias, wurde dieser Familie literarisch eine mythische Abstammung von Zeus und Aphrodite bewiesen, von der sie einen realer Machtanspruch auf die Kaiserwürde ableitete. ………. Einschub: Aineias war und ist mythischer Stammvater aller Monarchen, die ihren Machtanspruch genealogisch und ihn ihrem Glauben von einer Göttlichkeit ableiten – die so genannten göttlich Auserwählten: A. Im Römischen Reich ab Augustus. Augustus führte seien Machtanspruch auf seine Abstammung von Aineias zurück. Aineias, seine Mutter war die Göttin der Liebe und Tochter des Zeus, sein Vater Anchises stammte über Kapys 1 – Assarakos – Erichthonios 2 – und Dardanos1 direkt von Zeus ab, verband sich Augustus genealogisch mit Aphrodite und Zeus: ER STAND IN DER GNADE DER GÖTTER. Solche Machtanspruchskonstellationen wurden für die meisten römischen Kaiser gebastelt (Vespasian z. B. wurde so zum Nachkommen des Herakles). Und es funktionierte, sofern sich die Kaiser nicht selbst gleich zu Göttern erheben ließen (z. B. Domitian) oder vorher umgebracht wurden. B. Im Bereich der römisch-katholischen Kirche. Durch den allmählichen Machtverlust der griechisch–römischen Religion und der endgültigen Religionsfreiheit seit dem Mailänder Edikt vom 20. Februar 313, erhob Konstantin der Große den Anspruch, dass er „Kaiser von Gottes Gnaden“ sei. Mit dem Aufstieg des Christentums und dem religiösen Alleinanspruch ab 392, wandelte die katholische Kirche den von Zeus und Aphrodite abgeleiteten Machtanspruch der römischen Kaiser in ein römisch-katholisches „Königtum von Gottes Gnaden“ um. Jesus hatte ja keinen Sohn, also war eine direkte mythisch-religiöse Anbindung an den Gott der Chrissten nicht möglich. Während der Amtszeit des Papstes Simplicio (468-483) erfolgte die Absetzung des letzten römischen Kaisers Romulus Augustulus durch Odoakar im Jahre 476 und damit das Ende des weströmischen Kaiserreiches. Italien geriet unter die Herrschaft des Königs Odoakar, der dem arianischen Glauben anhing, wahrscheinlich von Theoderich dem Großen eigenhändig 493 ermordet und in der Herrschaft abgelöst wurde. Die Kluft, die sich zwischen dem Westen und Osten auftat, ließen den Papst und die römische Kirche zum Zentrum der Politik und des öffentlichen Lebens im Westen aufsteigen. Die kath. Kirche nützte die Situation. Papst Gelasio I (492-496) definierte die Beziehung zwischen der Kirche und dem Staat neu indem er die Doktrin der zwei Gewalten begründete die unter der Bezeichnung „gelasianisches Prinzip“ im gesamten Mittelalter Gültigkeit hatte und noch Gültigkeit bis heute hat: - Privataudienz des Otto Habsburg beim Papst, - Seligsprechung des Kaisers Karl I, - Privatbesuch des Papstes beim Fürst von Liechtenstein, - im Jahre 2011 küsste in Madrid der spanische König dem Papst die Hand. Dieses Prinzip definierte den Vorrang der geistlichen Autorität gegenüber der weltlichen Gewalt auf geistigem Gebiet. Der erste von einem Patriarchen Gesalbte / Gekrönte war Leo I der im Jahre 457 in Konstantinopel zum Kaiser des Oströmischen Reiches gesalbt / gekrönte wurde. In der Weihnachtsnacht des Jahres 497, 498, 499 oder 507 (die Daten sind fraglich) konvertierte der Frankenkönig Chlodwig, der erste Merowinger, zum katholischen Glauben und wurde von den Päpsten Anastasio II oder Symmachus anerkannt. Damit begann in der Fortsetzung des Gottesgnadentums der römischen Kaiser im Machtbereich der röm.-kath. Kirche das reine Gottesgnadentum christlicher Prägung: CHLODWIG, UND MIT IHM ALLE SEINE NACHFOLGER, STANDEN JETZT IN DER GNADE DES GOTTES DER CHRISTEN. DIE MEROWINGER WAREN DIE GÖTTLICH BEGNADETE FAMILIE. Heute noch legen demokratisch gewählte griechische Staatspräsidenten vor dem Patriarchen den Amtseid ab. Erstmals gebrochen wurde dieser Machtanspruch einer „göttlich begnadeten Familie“ vom Papst Zaccaria im Jahre 751. Er gab die Zustimmung zur Absetzung des letzten Merowingerkönigs Childerich III durch Pippin den Kurzen. Pippin und seine beiden Söhne Karlmann und Karl erhielten im Auftrag von Papst Zacharias vom heiligen Bonifazius durch Salbung die heilige Sanktion und wurden damit zu Königen „von Gottes Gnaden“. Dieses Gottesgnadentum der französischen Könige dauerte von 497/498/499 bis zum Jahre 1792 und von 1814 bis 1830, dazwischen das Kaisertum Napoleons von 1804 bis 1814 und endete mit Napoleon III, 1852 bis 1870. ….. Am 25.12.800 schlug bei einer Messe im Petersdom die Geburtsstunde des „Heiligen römischen Reiches“. Mit der Salbung des Frankenkönigs Karl am 25.12.800 durch Papst Leo III zum Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches“ erfolgte neben dem öströmischen Kaisertum eine Neuauflage des 476 untergegangenen westlichen Kaisertums: KARL ERHIELT DURCH SALBUNG DIE HEILIGE SANKTION UND STAND DADURCH ALS KAISER IN DER GNADE DES GOTTES DER CHRISTEN. Dieses christliche „Kaisertum von Gottes Gnaden“ unter der geistigen Vorherrschaft der Päpste existierte von 800 bis zum 06.08.1806 und als Kaisertum von Österreich von 1804 bis 1918. Der von Gelasio I begründete Machtanspruch erstreckte sich über alle königlichen Familien Europas; Beispiel: Heinrich IV von Frankreich konnte 1593 nur durch einen Übertritt zum kath. Glauben König von Frankreich werden („Paris ist eine Messe wert.“). In der Literatur lebte jedoch der griechisch-römische Machanspruchsgedanke immer wieder auf. In einer eigenen germanischen Genealogie führte um ca. 825 Frechulph von Lisieux den Herrschaftsanspruch der französischen Könige auf einen legendären Francius, ein Nachkomme des Priamos, zurück und bindet die königlich-kaiserliche Familie damit an Zeus. Geoffrey of Monmouth (ca. 1100 – 1154) erstellte um ca. 1139 eine Genealogie (Historia regum Britaniae), die den Herrschaftsanspruch des englischen Königshauses auf Brutus, einen Enkel des Aineias, zurückführt, damit an Aphrodite und Zeus bindet, und die mit Cadwallon, dem König von Nordwales, der von 625 bis 634 regiert haben soll, endet. ….. Nutznießer dieses überholten, rein mythisch-religiösen Gedankengutes sind heute noch die europäischen Monarchien mit ihren jeweiligen Entstehungsgeschichten. Ebenso all jene Menschen die Glauben mit Wissen verwechseln, die glauben im Besitz der Wahrheit zu sein und daraus einen Machtanspruch ableiten. ANTEROS Die „Gegenliebe“. Die Personifizierung jener Liebe die existiert, wenn eine Liebende, ein Liebender, auch vom geliebten Menschen geliebt wird. Die Liebe der es bedarf, damit Liebende mit ihrer Liebe nicht einsam bleiben. Sohn des Ares und der Aphrodite. …….. Er gilt als auch Gott der Homosexualität. Aus dem Leben in der Palaistra ( Große Sportanlagen, die als Sportakademien und zur Sicherung der milit. Ausbildung dienten und nur von jungen Männern benützt wurden.) erwuchs als Gegenfigur zu Eros der Anteros. Poseidon liebte Nerites, den Sohn des Nereus und Nerites liebte den Poseidon „und so entstand der viel besungene Anteros“. Pausanias und Cicero nennen Anteros den „dritten“ Eros. …… Nahe der Akropolis hatte Anteros einen Altar als Alastor (Rächer) einer unerwiderten Liebe: Meles verschmähte die Liebe des Metoiken Timagoras und trieb ihn in den Tod. Er nötigte ihn zum Beweis seiner Liebe von der Akropolis hinunter zu springen. Timagoras sprang und starb. Reuevoll sprang ihm Meles nach und wurde ebenfalls zerschmettert. Die Metoiken errichteten an der Todesstelle den Altar des Anteros und verehrten ihn als Rächer der unerwiderten gleichgeschlechtlichen Liebe; Pausanias 1,30,1. BEROE 4 In späterer Zeit wurde die Beroe-Sage erfunden; Adonis und Aphrodite sollen eine Tochter Beroe gehabt haben in die sich Poseidon und Dionysos heftig verliebten. Nonnos beschreibt in seiner Dionysiaka 41 – 43 das Liebeswerben und den Kampf der beiden um die heiß Geliebte. Zeus beendet den Kampf und bestimmt Boroe für seinen Bruder Poseidon. DEIMOS „Die Furcht“, „Die Flucht“. Sohn des Ares und der Aphrodite, Bruder des Phobos, des „Schrecken“. Jeder Krieg hat als grauenhafte Begleiterscheinung die Angst und den Schrecken. Deimos ist die Personifizierung von Furcht und Flucht, sein Bruder Phobos verkörpert den „Schrecken“. Beide waren ständige Begleiter ihres Vaters im Krieg. Antimachos bezeichnete die Beiden als die Pferde des Ares, die er mit einer „Windsbraut“ gezeugt haben soll. Deimos wurde auch als Vater der Skylla bezeichnet. Hesiod 933-936: „Dem Ares, der Schilde zerbricht, gebar Kytheira (Aphrodite) Phobos und Deimos, die Schrecklichen, die im blutigen Krieg gemeinsam mit dem Städtevernichter Ares die dichten Reihen der Männer aufbrechen; ….“ Homer Ilias 4,440: „Ares spornte die einen, helläugig Athene die anderen, Deimos und Phobos und Eris voll maßlosen Eifers, Ares`, des Männermordenden, …..“ Ilias 15,113-120: „……, da schlug sich mit niederfahrenden Händen Ares die blühenden Schenkel und rief im Jammer die Worte: „Jetzt verargt es mir nicht, ihr Bewohner olympischer Häuser, Wenn ich den Tod meines Sohnes zu rächen hinab zu den Schiffen Gehe, und wär auch mein Los, vom Blitz des Kroniden getroffen, Dort mit den Toten vereint zu liegen im Blut und im Staube.“ Also sprach er und hieß Deimos und Phobos die Pferde Anzuschirren und hüllte sich selbst in die strahlende Rüstung.“ Die beiden grauenvollen Brüder sind auf der Aigis (Schutzschild) der Athena neben der Gorgo abgebildet. Ebenso schmücken sie das Schild des Herakles. Auf der Kypseloslade ist auf dem Schild des Agamemnon Phobos mit einem Löwenkopf dargestellt; Pausanias 5,19,4. Auch auf Vasen sind sie vielfach abgebildet. Bei den Römern waren Pallor und Pavor, sowie Metus und Terror wesensgleiche Götter. EROS 2, Eros als Liebesgott Ein Sohn der Aphrodite und des Ares. ….. Eros, der Liebesgott, die Erotik, ist der Trieb, der zu den Dingen der Liebe führt, der treibt, aktiv werden lässt, aber auch ermöglicht, dass man dieses Wunderbare passiv über sich ergehen lässt und geniest; die Liebe selbst ist Aphrodite. Die Römer übernahmen ihn aus der griechischen Literatur und nannten ihn Amor oder Cupido: „Auch die Vernunft und die Scham, die Händ auf den Rücken gebunden, Führt man daher, und was sonst Amors Befehlen sich sträubt. Alles erbebet vor dir; das Volk streckt flehend die Arme Nach dir aus, und laut singt es und jubelt: »Triumph!« Tollheit und Irrtum sind deine Gefährten, auch schmeichelnde Worte, […].“ [Ovid: Liebeselegien (Amores). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 13177 (vgl. Ovid-W Bd. 2, S. 9) (c) Aufbau-Verlag]. …… Aphrodites schelmischer kleiner Sohn und Gehilfe ist weit entfernt vom Eros des Hesiod theog. 120 – 122; 201. Hesiod´s Eros (der Urtrieb und in dieser Form auch der Trieb, der zu den schönen Werken der Liebe treibt) empfängt mit Himeros (Liebessehnsucht) Aphrodite bei ihrer Ankunft aus dem Meerschaum und begleitet sie in den Olymp. Der Eros / Amor /Cupido als Sohn der Aphrodite und des Ares ist ein Werk der späteren Literatur und meist von Himeros, der Liebessehnsucht, kaum zu unterscheiden. ‚Dieser Eros der‘, der noch keinen Flaum unter der Nase trägt und immer bereit ist im Auftrag seiner Mutter, sowohl bei den Menschen als auch bei den Götter, mittels eines Pfeils die Liebe, das Sich-plötzlich-verlieben in den Körper zu schießen, wird in der bildenden Kunst als niedlicher pausbäckiger Schelm, stets mit Pfeil und Bogen bereit, dargestellt. Dieser putzige kleine Nackedei verkörpert das zentrale Element der Götter und Menschen, entscheidet über eine Existenz wie im ‚Himmel auf Erden‘ oder auch ‚die Hölle im Himmel‘. Seine „Untaten“ sind fester Bestandteil der Götter- und Menschengeschichten. ….. Die bekannteste Eros / Amor / Cupido-Geschichte, auch bei Bildhauern und Malern seit 1800 Jahren beliebt, ist die von „Amor und Psyche“: Die Geschichte der Psyche und des Eros (Cupido) und ihrer, für die Fortpflanzung der Menschen so wichtigen Tochter Voluptas (Die Personifizierung der Lust und des Vergnügens, das man empfindet, wenn man die genüsslichen Dinge der Liebe pflegt) schrieb Lucius Apuleius ca. 170 nach Chr. In seinem, mit „Der goldene Esel“ betitelten komischen Roman in elf Büchern, beschreibt er eine Fülle von urigen Personen und verqueren Situationen, u. a. von 4,28-6,26 die Geschichte von Amor und Psyche, und beginnt mit den Worten: „Leser, pass auf: Du wirst dich amüsieren.“. ……. Der Roman ist vollkommen überliefert, in höchstem Maße lesenswert, und hatte einen gewaltigen Einfluss auf die Literatur und bildende Kunst. Eine Vielzahl von Märchen, wie die Kinder sie lieben und die man ihnen heute erzählt, haben ihren Ursprung in diesem Werk. …….. Kurze freie Nacherzählung: Ein unbekannter König hatte eine zarte Tochter, die war so bezaubernd schön, dass alle Menschen wie verzaubert waren, nur noch von ihrer Anmut und Schönheit sprachen und dabei vergaßen der Göttin Venus zu opfern. Die Göttin der Liebe erzürnte, wollte Rache, rief ihren Sohn Cupido und beauftragte ihn diese Schönheit mittels eines Pfeils in einen ordinären und hässlichen Kerl verliebt zu machen. Psyche jedoch war traurig. Alle Männer, auch die hübschen jungen, verehrten sie, aber keiner begehrte sie. Ihr Vater aber fürchtete den Zorn der Götter und befragte das Orakel des Apollon in Milet. Gemäß dem Spruch des Orakels führte er in einem Trauerzug, begleitet von den erschütterten Bürgern, seine Tochter auf die einsame Felsspitze eines Berges damit sie dort, wie vorausgesagt, einen bösen Dämon, den sogar die Götter fürchten, heiraten könne. Weinend kehrten die Bürger in das Tal zurück und verschlossen sich in ihren Häusern. Psyche aber, verängstigt und todesbereit, wurde von einem Westwind erfasst und sanft durch die Lüfte in einen blumenreichen Wald getragen. Dort fand sie ein feenhaftes Schloss, betrat es ängstlich und wurde von unsichtbaren Händen wie eine Königin bedient. Als es Nacht wurde legte sie sich in ein riesiges weiches Bett. Plötzlich flüsterte ihr die zarte Stimme eines jungen Mannes zu sie solle sich nicht fürchten, er sei ihr Gatte. Sanft legte er sich zu ihr. Psyche vergaß die Angst, vergaß das Unbehagen, und fühlte - fühlte nur noch himmlisches Vergnügen – die ganze Nacht. Bevor der Morgen graute verschwand er, der Unsichtbare (Eines der beliebtesten, aber auch anspruchvollsten Motive unserer abendländischen Malerei.). In der nächsten Nacht kam er wieder, und wieder in den folgenden Nächten, und in einer der Nächte warnte er Psyche, dass ihre Schwester sie suchen würden, dass sie sie aber nicht sehen dürfe. Sie fühlte sich aber an den langen Tagen einsam und bat in der nächsten Nacht so flehend, dass er ihr versprach, ihre Schwestern für einen Tag mit dem Westwind zu ihr zu bringen. Psyche freute sich, die Schwestern kamen geflogen, waren glücklich die tot Geglaubte gesund wieder zu sehen. Als sie aber diesen Reichtum und Luxus sahen zehrte der Neid in ihrem Inneren und sie begannen das Verderben der Psyche zu planen. In der folgenden Nacht erklärte ihr der unsichtbare Gatte, dass sie ein unsterbliches göttliches Kind unter dem Busen trage und mit dem Kind glücklich sein werde, wenn sie ihr Versprechen, nie in sein Antlitz zu sehen, halten werde. Andernfalls werde ihr Kind sterben und sie in das Unglück stürzen. Mit viel Bitten erreichte die zarte und ahnungslose Psyche von ihrem unsichtbaren Gatten weitere Besuche ihrer Schwestern, den hinterhältigen Schlangen. Er gab die Erlaubnis, warnte sie aber. Vergeblich. Mit List und Verschlagenheit gelang es ihnen Psyche glaubhaft einzureden, dass ihr zärtlicher Gemahl in Wahrheit eine grässliche Schlange sei und sie noch vor der Geburt ihres Kindes von ihr gefressen werde. Sie müsse ein Licht und ein Messer unter dem Bett bereitlegen, ihn dann selbst sehen, erkennen und ermorden. Leichtgläubig und naiv befolgte die Belogene die Anweisung der Schwestern. Während in der nächsten Nacht, nach zärtlicher Umarmung, ihr Gatte schlummerte, entzündete Psyche ein Licht, erblickte aber keine schreckliche Schlange, sondern den unbeschreiblich schönen Körper ihres jugendlichen Gatten, den geflügelten Gottes des sich Verliebens, Cupido. Augenblicklich wurde ihr Herz von inniger Liebe zu dem göttlich Schönen erfasst. Zu spät! - denn heißes Wachs tropfte von der Kerze auf Cupidos Schulter und verbrannte ihn. Er erwachte, erkannt, dass er betrogen worden war und flog verärgert davon. Der junge Gott hatte, anstatt dem Befehl der Mutter zu gehorchen, sich selbst in dieses wunderschöne, aber törichte Mädchen verliebt. Untröstlich blieb Psyche zurück, weinte und erzählte ihren Schwestern von ihrem Schmerz. Diese aber jubelten, jede von ihnen wollte auch Cupido zum Mann, sie erstiegen, eine nach der anderen, den Fels und riefen ihm, er soll kommen, sie seien noch schöner als Psyche und sprangen in den Abgrund. Aber kein Westwind kam und zerschmettert lagen ihre Körper im Tal. Psyche betete zu den Göttern, aber keiner wagte es ihr zu helfen. Jeder fürchtete den Zorn der Venus, denn diese hatte schon ihren Sohn wütend bedroht, weil er, anstatt das gehasste Mädchen zu bestrafen, die Mutter hintergangen und sich in Psyche verliebt und dazu noch mit ihr ein Kind gezeugt hat. Venus ließ Psyche suchen, Hermes fand sie und die Arme wurde von der Göttin heftig misshandelt. Eine tödliche Aufgabe stellte sie ihr, in der Hoffnung sie zu vernichten: Sie sperrte die Verängstigte in einen großen Raum mit einem riesigen Haufen vermischtem Getreide. Bis zur Dämmerung müsse sie die Körner sortieren, sonst verliere sie ihr Leben. Gefasst bereitete sich die Bedauernswerte auf den Tod vor. Aber da kamen Ameisen, sie hatten Mitleid, schleppten und teilten und bis zum Abend war die Arbeit vollendet. Venus gab nicht auf und beauftragte Psyche einen Knäuel Wolle von den Menschen tötenden Schafen zu holen. Traurig ging Psyche auf die tödliche Weide und wollte sich das Leben nehmen. Aber ein sprechendes Schilfgras gab ihr den Rat zu warten bis die Schafe schlafen, dann könne sie abgestreifte Wolle von den Dornen der Sträucher nehmen. Glücklich überreichte sie Venus die Wolle, erhielt aber sofort den Auftrag einen Krug Wasser vom Wasserfall des todbringenden Flusses Styx zu holen. Psyche war nicht traurig, sie wollte einfach nur noch sterben. Iupiters Adler aber entdeckte sie. Er hatte nicht vergessen, dass Cupido ihm einst geholfen hat den Ganymed in den Himmel zu holen und wollte sich erkenntlich zeigen. Im Sturzflug eilte er zu Psyche, nahm den Krug mit den Krallen, flog zum Wasserfall der Styx, füllte den Krug und brachte ihn der staunenden Psyche. Venus aber grollte und blieb unversöhnlich. Zornig beauftragte sie die schon hoch Schwangere in den Hades hinab zu steigen und von Prosperina ein Kästchen Schönheitssalbe auf die Erde zu bringen. Dass sie nun direkt in den Tod geschickt wurde, erkannte Psyche, war aber nicht traurig, sie wollte den Tod und bestieg einen Turm. Zu ihrer großen Überraschung begann der Turm zu sprechen und erklärte ihr genau was sie tun müsse. Den Anweisungen des Turmes folgend machte sie sich auf den Weg nach Tainaron an der Südküste des Peloponnes und trat dort, mit zwei Obolussen im Mund und zwei Honigkuchen in der Hand, in das Tor des Hades. Sie ignorierte einen lahmen Mann der sie bat ihr ein Stück Schnur zu geben, damit er eine Last auf einen lahmen Esel binden könne, Charon nahm einen Obolus aus ihrem Mund, als sie in seinem Kahn die Styx überquerte und Psyche wies das Verlangen eines vorüber treibenden Leichnams ab, ihn in das Boot zu holen. Drei Frauen, die sie ersuchten ihnen beim Weben zu helfen, kehrte sie den Rücken zu. Der Turm hatte sie gewarnt, es waren alles Versuche der Venus, sie vom Ziel abzulenken. Eines der Honigbrote warf sie dem Bewacher des Hades, dem dreiköpfigen Cerberus, zu. Während er fraß betrat sie schnell die Unterwelt. Die Königin des Hades, Prosperina, empfing sie freundlich und bot ihr eine Sitzgelegenheit und ein üppiges Mahl an. Psyche aber, gewarnt vom sprechenden Turm, setzte sich nur auf den Boden und bat die Göttin um die Schönheitsalbe. Da lächelte Prosperina, füllte das Kästchen und gab es ihr. Schnell erhob sich Psyche, eilte zum Ausgang, warf Cerberos das zweite Stück Honigbrot zu, Charon nahm den zweiten Obolus und kaum über dem tödlichen Fluss, eilte Psyche glücklich auf die Erde, an das Tageslicht, an die Sonne. Naiv, wie Psyche nun einmal ist, und neugierig wie alle jungen Mädchen, und unzufrieden mit ihrer Schönheit, wie es selbst die schönsten Frauen sind, öffnete sie das Kästchen und wollte sich eincremen, weil sie hoffte, damit ihrem Geliebten, dem Cupido, wieder zu gefallen, hoffte, dass er wieder zu ihr zurück kehren werde. Heraus aber flog Homnus, der tiefe Schlaf, und Psyche sank nieder und schlief ein. Ewig hätte sie geschlafen, wäre nicht Cupido gekommen. Von der Brandwunde war er geheilt, aber von seiner innigen Liebe für und seiner zärtlichen Sehnsucht nach Psyche nicht. Mit seinen Flügeln scheuchte er den Schlaf wieder in das Kästchen, Psyche erwachte und während sie zu Venus eilte, um ihr die Salbe zu bringen, flog Cupido in den Götterhimmel zum Iupiter und bat ihn um die Erlaubnis zur Hochzeit. Der König der Götter lächelte verständnisvoll, war nachsichtig mit der stürmischen Jugend, machte Psyche unsterblich und verheiratete die Beiden. Einige Zeit später brachte Psyche eine Tochter zur Welt – Voluptas, das sinnlich-fleischliche Vergnügen, die Lust, die jede/r empfindet, die/der, vom Pfeil des Cupido getroffen, der Venus ein zärtliches Opfer bringt. Und dank deiner Liebesfähigkeit, deiner gelebten und genießenden Liebe und Zärtlichkeit, geneigter Leser, liebe Leserin, ist Venus mit Psyche wieder versöhnt und Cupido – lacht! ……. Sappho frg. 132 nennt Eros einen Sohn von Gaia und Uranos. Bei Euripides, Hippolytos 533, ist Eros, hinsichtlich seiner Macht, ein Sohn des Zeus: CHOR. O Eros, Eros, der du ins Auge die Sehnsucht träufelst, mit süßer Freude erfüllend die Herzen derer, gegen die du zu Felde ziehst, o mögest du nie mehr erscheinen mit Unheil, nie kommen als Feind! Denn weder des Feuers noch der Gestirne Geschoß ist stärker als der Pfeil Aphrodites, den Eros aus seinen Händen schnellt, der Sohn des Zeus. Umsonst, umsonst läßt Hellas am Ufer des Alpheios und im pythischen Hause des Phoibos reichlich Blut von Rindern verströmen; Eros, den Tyrannen, der Menschen, den Schlüsselbewahrer der kostbarsten Kammern Aphrodites, ihn ehren wir nicht, der Verderben bringt und mit jeglichem Unheil die Sterblichen trifft, wenn er sie heimsucht. [Euripides: Hippolytos. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 2968 (vgl. Euripides-W Bd. 1, S. 114 ff.) (c) Aufbau-Verlag] …… Pausanias und Cicero nennen Anteros, den Gott der Gegenliebe, aber auch der Homosexualität, den „dritten“ Eros. Poseidon liebte Nerites, den Sohn des Nereus und Nerites liebte den Poseidon „und so entstand der viel besungene Anteros“. ……. Hymnos auf Eros Eros, du heilige, große, frohsinnige, liebliche Gottheit, Meister im Schießen, beflügelt, ein Läufer, so reißend wie Flammen, der du ergötzlich tändelst mit Göttern und sterblichen Menschen, listig vereinst die Geschlechter und Schlüssel besitzest zu allem, Schlüssel zum Himmel, zur Erde, zum Meer, zu sämtlichen Stätten, wo die Herrin frischgrünender Früchte gebärende Wesen nährt und der weite Tartaros wie die brandende Salzflut herrschen: Sie alle lenkst du, dem Mann am Steuer vergleichbar. Nahe dich, Seliger, den Geweihten, den Lauteren, Reinen, bitte, behüte vor Irrwegen sie und übler Begierde! [Anonyma: Orphische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 145 (vgl. Griech. Lyrik, S. 457 ff.) (c) Aufbau-Verlag]. ………………….. Macht des Eros - - - - - - - - - geschüttelt hat Eros mich wie der Sturm, der vom Berge her wild sich auf Eichen stürzt. Gute Mutter, ich kann das Gewebe tatsächlich nicht festschlagen; Liebe zum schlanken Jungen bezwingt mich - das Werk Aphrodites. Wiederum beugt mich der Gott, der die Glieder erschlaffen läßt, Eros, das bittersüße, das unüberwindliche Ungetüm. Ach, ich weiß nicht: Was tue ich? Zwiefach mein Denken - - - Ja, du kamest, du handeltest richtig, ich sehnte nach dir mich, du entflammtest noch heißer die Glut des Verlangens mir. Soviel Freuden für dich, wie Stunden der Trennung - - - [Sappho: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 9500 (vgl. Griech. Lyrik, S. 114 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ………………. Anakreons Kranz Mir träumte, daß der Sänger von Teos, Anakreon, mich sah und freundlich grüßte. Ich lief zu ihm, umarmte und küßte ihn von Herzen. Er war schon alt, doch stattlich; Wein atmete die Lippe; ein wenig zittrig schon, ward er gestützt von Eros. Er nahm von seinem Haupte den Kranz und gab ihn mir; der duftete nach Anakreon. Ich Dummkopf nahm ihn und setzte ihn mir auf - und schmachte seit der Stunde nur noch im Bann des Eros! [Anonyma: Anakreontische Lieder. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 98 (vgl. Griech. Lyrik, S. 161) (c) Aufbau-Verlag] ………………… Meine Harfe Ich will von den Atriden, ich will von Kadmos singen: Mit ihren Saiten aber summt meine Harfe nur vom Eros. Ich tauschte neulich aus die Saiten, ja, tauschte aus die Harfe und hub ein Loblied an der Taten des Herakles: Die Harfe sang wieder von Eroten. So lebet wohl, ihr Helden: Es klingt ja meine Harfe von den Eroten nur. [Anonyma: Anakreontische Lieder. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 106 (vgl. Griech. Lyrik, S. 164-165) (c) Aufbau-Verlag] ……………………… Die Rechnung Vermagst du an den Bäumen die Blätter all zu zählen, verstehst du alle Wogen des Meeres zu erspähen, dann sollst du mir die Summe von meinen Liebsten ziehen. Zu Anfang setze zwanzig an Mädchen aus Athen, dazu noch fünfzehn andre; nimm weiter eine Reihe von Hübschen aus Korinth; das liegt ja in Achaia, da gibt es schöne Frauen! Setz von der Insel Lesbos, vom Lande der Ioner, von Karien und Rhodos mir gut zweitausend an. Du staunst? Schreib hurtig weiter: Ich nannte noch nicht Syrien, die Liebchen aus Kanobos, vom überreichen Kreta, wo in den Städten Eros im Festrausch toll sich tummelt. Soll ich zusammenrechnen. wieviele hinter Gades, in Baktrien und Indien ich herzlich abgeküßt? [Anonyma: Anakreontische Lieder. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 107 (vgl. Griech. Lyrik, S. 165) (c) Aufbau-Verlag] (Er dürfte ein Vorfahre des mozartschen „Don Giovanni“ gewesen sein.) ……………………. Nossis (um 300 v. Chr.), griechische Dichterin:Süßer denn alles ist Liebe, und über Lieb' ist auf ErdenNichts; auch Honig und Meth reizet den Gaumen mir nicht.So spricht Nossis, doch wen nicht Cypria liebte, der kennetIhre Rosen auch nicht, weiß nicht, wie lieblich sie blühn. (RÜCKERT; Friedrich. Aus: Gesammelte Gedichte. Übersetzt von Friedrich Rückert (1788-1866) Zweiter Band Dritte Auflage, Erlangen 183 (S. 303)) ............................. Nächtlicher Besuch Es war in tiefer Mitternacht. Schon drehte sich der Wagen an des Bootes Hand, und alle Menschen schliefen, erschöpft vom Tagewerk. Da nahte Eros sich und pochte an meines Hauses Tür. »Wer«, rief ich, »reißt mich aus den Träumen und hämmert an die Haustür?« »Mach auf!« gab er zur Antwort. »Ich bin ein Kind - sei ohne Sorge! -, durchnäßt vom Regen, habe mich in mondlos schwarzer Nacht verlaufen.« Mich rührte seine Bitte, ich ließ die Lampe flammen und öffnete. Und einen Jungen erblickte ich, mit Bogen und Köcher, und mit Flügeln. Ich bot ihm Platz am Herde und wärmte seine Hände in meinen und rieb trocken sein triefend nasses Haar. Sobald die Kälte ihm gewichen, rief er: »Wohlan, erproben den Bogen wir! Die Sehne nahm vielleicht im Regen Schaden.« Er spannte, schoß und traf mich ins Herz, grad wie ein Bremsenstachel. Dann sprang er auf und lachte und rief: »Mein Guter, freue dich mit mir - heil ist mein Bogen, dir wird das Herze wehtun!« [Anonyma: Anakreontische Lieder. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 108 (vgl. Griech. Lyrik, S. 166 ff.) (c) Aufbau-Verlag] …………………………… Die Macht des Eros Frühling erwacht, und Granaten und Quitten schlürfen vom strömenden Bach den Trunk; frisch auch erblüht dann das Gärtchen der Nymphen, und in dem Schatten des rankenden Weinlaubs schwellen die Knospen. Doch Eros gönnt mir zu keiner Zeit Ruhe; nein, wild wie der Sturm aus dem Thrakerland, flammend vom Zucken der Blitze, tobt auf Weisung der Kypris er düster und ohne Erbarmen in seiner dörrenden Wut und hält mich seit den Tagen der Kindheit unwiderstehlich in seinem Bann. Unter den schwärzlichen Brauen mustert mich Eros aufs neue mit schmachtendem Blick, treibt mich, mannigfach lockend, auf Kypris zu, tief in ihr niemals entrinnbares Netz. Ach, ich erzittre vor seinem Kommen wie vor dem Wagen das Roß, das, preisgekrönt einstmals, im Alter ungern mit flinken Gespannen zum Wettkampf antritt. [Ibykos: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 6102 (vgl. Griech. Lyrik, S. 172) (c) Aufbau-Verlag] ERYX 2 Berg an der Westspitze von Sizilien. Eryx ist Eponymos dieses Berges als Sohn von Aphrodite und Butes 4 (Bytos / Bytes) oder des Poseidon, Vater der Psophis 4; Pausanias 8,24,2. König von Westsizilien, Eponym des Berges und Gründer der Stadt Eryx, die heute noch nach ihm benannt ist, Erice. Dieses ganze Gebiet, einschließlich Lilybaeum, heute Marsala, war als Kultzentrum von Aphrodite berühmt und die kostenlosen Tempel(Liebes-)dienerinnen des Aphroditetempels bei den Matrosen sehr geschätzt. Eryx forderte wegen eines Streites um ein Rind Herakles zum Box- oder Ringkampf und bot sein Reich gegen die Herde des Herakles. Herakles tötete Eryx. Sich auf dieses Ereignis berufend forderte Dorieus, Sohn des Königs Anaxandridas von Sparta im Jahre 510 vor Chr. die Macht über dieses Gebiet wurde aber ca. 508/507 von den Elymern besiegt und getötet. …… Wie ausgegrabene Steinwaffen und Pfeilspitzen beweisen, war dieser Berg schon seit Urzeiten bewohnt. GOLGOS Sohn der Aphrodite und des kyprischen Adonis, eponymer Heros der zyprischen Stadt Golgoi. Er war Anführer der sikyonischen Kolonie aus Zypern; Stephanos Byzantios. HARMONIA „Die Vereinigende“, „die Harmonie“. Tochter von Aphrodite und Ares, Schwester von Eros, Anteros, Deimos und Phobos. Harmonia gehörte in den heiligen Kreis der Aphrodite. Bei Aischylos ist Harmonia Segen spendende und staatserhaltende Tochter des Zeus und Mutter der Musen. Sie knüpfte die Bande der frühen Familien, beschützte sie und vertrat die in der Welt waltende Ordnung und Schönheit noch bevor sie die Gesetzlichkeit und Einigkeit im Staat und der Gesellschaft schuf. Die Frauen stattete sie mit Lieblichkeit und Anmut aus und hielt ihre Hand schützend über liebende Gemeinschaften und genüsslich-frohe Lebenslust. Man bezeichnete sie als zweite Aphrodite. Harmonia galt als Vorbild für glückliche Ehefrauen. Personifizier wurde sie zur Königin von Theben und war Schutzgöttin der Bürger der Stadt, durch ihre Art ausgleichend und vereinigend. Ihr Mythos wird in verschiedenen Fassungen erzählt. Zeus gab Harmonia dem Kadmos zur Frau; lies Kadmos 4 >. Zu ihrer Hochzeit erschienen, wie bei Peleus und Thetis, die Götter. Es war ein göttliches Fest; Pindar Pyth. Oden 3,88. Apollon und die Musen machten zauberhafte Musik. Einige brachten Geschenke: Hermes eine Leier, Demeter Getreide und Früchte, Hephaistos ein von ihm gefertigtes goldenes Halsband und Aphrodite einen wunderschönen Pelops (Das Halsband des Hephaistos hat allen Besitzerinnen, Harmonia, Semele, Iokaste, Argeia, Eriphyle, Arsinoe und Kallirrhoe nur Unglück gebracht.). Nur eine Kleinigkeit trübte die Freude des Festes; siehe dazu Iasion >. Diese Hochzeit war beliebtes Thema in der Dichtung und der bildenden Kunst. Ihre weitere Geschichte wird bei Kadmos erzählt. …… Karl Kerenyi vertritt auch die Meinung, dass Kadmos und Harmonia, als Tochter von Zeus und Elektra 3 ein unterweltliches Götterpaar war und gibt er samothrakischen Fassung des Mythos, die er als die Urfassung bezeichnet, den Vorzug. Hier raubt Kadmos die Harmonia, daher der Kultbrauch, dass Elektra ihre Tochter sucht wie Demeter die Persephone. …….. Spätere Philosophen (u. a. Empedokles, Platon) entkleideten sie mehr und mehr ihrer thebanischen Geschichte und entwickelten sie, speziell unter neuplatonischen Einflüssen zur alles beherrschenden, die Welt erhaltenden allegorischen Gestalt, einer gewaltigen Gottheit, zu der für jeden Menschen und die Menschheit überlebenswichtigen „Harmonie“. HERMAPHRODITOS Hermes liebte unerwidert Aphrodite. Er bat Zeus, dem er schon so oft in ähnlichen Situationen geholfen hatte, um Hilfe. Zeus schickte einen Adler, der Aphrodite, sie badete gerade im Fluss Acheloos, eine Sandale entwendete und sie Hermes brachte. Aphrodite wollte die Sandale zurück, Hermes verlangte Gegenleistung – kurz, der Sohn hieß Hermaphroditos und wurde von Naiaden aufgezogen. Im Alter von 15 Jahren reiste er, er war der schönste Knabe der Welt, nach Karien. Nicht unweit von Halikarnaß verliebte sich die Quellnymphe Salmakis unsterblich in ihn, aber er, unerfahren in solchen Dingen, staunte nur. Als er in ihrer Quelle ein Bad nahm, sprang sie hinein, klammerte sich an seinen Körper und betete zu den Göttern, sie sollten nie getrennt werden. Die Körper der beiden vereinigten sich zu einem. ....... Myth. Gestalt, die maskulinen und femininen Sexus in sich vereinigt. Das ihr inhärente Prinzip physik. Vollkommenheit fand vor allem bildlichen Niederschlag. Die oben angeführte ätiolische Legende erklärt das Phänomen des Zwitters durch Metamorphose. Tatsächlich ist Hermaphroditos eine mythol. Ausdrucksform des androgynen Wesens primitiv-undifferenzierter Göttlichkeit, Relikt einer Frühstufe maternaler Religion, die der Großen Göttin männliche Attribute, bzw. eine mit ihr idente maskuline Ergänzung zuweist. Beispiele: Die babyl. Istar-Semiramis, Astar-Astart in Kanaan, die ägyptische Neith, Aphrodite-Aphroditos auf Zypern, die etruskischen Paare Turms-Turan und Votumna-Voltumnus. Dazu kommen Hypostasen wie Agdistis und Komplemetärgestalten aus der kosmogon. und vegetativen Sphäre wie Phanes, Adonis, Attis, bei denen die Bisexualität in ihrer göttlichen Kraft durch kulturell fundierte Akte wie Kleidertausch, Geschlechtswechsel, Rollentausch, Männerkindbett, u.ä. signifiziert wird. Ovid met. 4,285ff: „Warum Salmacis kam in Verruf, weshalb sie verweichlicht Mit arg wirkendem Born und erschlafft umflossene Glieder, Höret es. Wenig bekannt ist der Grund, allkundig der Zauber. Von Mercurius einst erzeugt mit der Göttin Kytheras, Ward von Najaden ein Knab in des Ida Grotten erzogen. Also war sein Gesicht, daß leicht so Vater wie Mutter Wiedererkannte der Blick; auch ward er nach beiden geheißen. Wie er erreicht dreimal fünf Jahre, da zog von der Heimat Bergen der Knabe hinaus, und getrennt von dem nährenden Ida, War es ihm Lust, zu schweifen umher durch fremde Gefilde, Fremde Gewässer zu sehn; und die Mühen verringert die Neugier. Auch zu dem lykischen Land und den Karern, Lykiens Nachbarn, Kommt er des Wegs. Hier lockt ihn mit glänzendem Wasser ein Weiher, Klar bis zum untersten Grund. Dort war kein sumpfiges Röhricht, Dort kein mageres Schilf noch Binsen mit stachliger Spitze. Durchscheinend klar war die Flut. Doch außen umsäumet den Weiher Frisch aufkeimendes Gras und grün stets bleibender Rasen. Die ihn bewohnet, die Nymph, ist zur Jagd untüchtig, und niemals Ziehet den Bogen sie straff noch mag sie eifern im Wettlauf, Von den Najaden allein ganz fremd der behenden Diana. Oft wohl sprachen zu ihr - so meldet die Sage - die Schwestern: 'Salmacis nimm den Spieß, den zierlich gefertigten Köcher, Und mit der stärkenden Jagd vertausche behagliche Muße!' Doch nicht nimmt sie den Spieß noch den zierlich gefertigten Köcher, Mag mit der stärkenden Jagd nicht tauschen behagliche Muße, Sondern bespült in dem Wasser des Borns die reizenden Glieder, Streichet die Haare sich glatt mit dem Kamm von kytorischem Buchsbaum Oder befragt, was schön ihr stehe, die spiegelnden Wellen; Mit durchsichtigem Kleid auch öfter umgebend den Körper, Wählt bald schwellendes Laub, bald schwellendes Gras sie zum Lager; Oft pflückt Blumen sie ab. Auch damals pflückte sie Blumen, Als sie den Knaben erblickt und den kaum Erblickten begehret. Noch nicht nahet sie ihm, obgleich sie eilte zu nahen, Bis sie geordnet den Putz und musternd besehen den Anzug, Freundliche Miene gemacht und verdient, liebreizend zu scheinen. 'Jüngling', redet sie nun, 'als einer der Götter zu gelten Würdig zumeist! Wofern du ein Gott, bist du sicher Cupido, Doch wenn sterblicher Art, dann selig die beiden Erzeuger, Glücklich der Bruder von dir, fürwahr zu beneiden die Schwester, Falls du eine besitzt, und die einst dich säugte, die Amme! Doch glückselig und reich vor allen und über die Maßen, Die als Braut dir gehört, die würdig du findest der Fackel. Hast du diese bereits, sei mein Umfangen verstohlen; Hast du sie nicht, sei ich's, und laß uns einen das Brautbett!' Hiermit schwieg die Najad. Es errötet die Wange des Jünglings, Welchem die Liebe noch fremd. Doch schön auch stand ihm Erröten. So ist der Apfel zu sehn, der hängt am sonnigen Baume, Oder das Elfenbein, das gefärbt ist, oder mit Weiße Röte vereinend der Mond, wenn fruchtlos helfendes Erz tönt. Als ihn um Schwesterkuß zum wenigsten ständig die Nymphe Bittet und schon ausstreckt nach dem elfenen Nacken die Arme, Ruft er: 'Hinweg! Sonst flieh ich und meide den Ort und dich selber.' Salmacis bangte darob und sprach: 'Frei mögest du, Fremdling, Hier dich ergehn!' Und sie wendet, zum Schein weggehend, die Schritte. Doch stets blickt sie zurück, und versteckt im Wald der Gebüsche, Lugt sie, geduckt mit gebogenem Knie. Doch jener, wie Knaben Pflegen, und unbelauscht sich wähnend im einsamen Grase, Geht lustwandelnd umher, und hinein in die plätschernden Wellen Taucht er die Sohlen zuerst, dann bis an die Knöchel die Füße. Bald auch legt er, gelockt von der Milde des schmeichelnden Wassers, Nieder das weiche Gewand von dem zartgebildeten Körper. Da kommt Salmacis ganz von Sinnen und brennt von Begierde Nach der enthüllten Gestalt, und es glühen die Augen der Nymphe Ähnlicher Art, als wenn vollglänzend mit lauterer Scheibe Prallet die Sonne zurück vom entgegengehaltenen Spiegel. Kaum erträgt sie Verzug, kann kaum ihr Entzücken verschieben, Möcht ihn umfangen und weiß - von Sinnen - sich kaum noch zu fassen; Jener beklatscht sich den Leib mit offenen Händen und springet Rasch in die Wellen hinein, und rudernd mit wechselnden Armen, Scheinet er durch in der Flut, wie wenn schneeige Lilien einer Oder ein elfenes Bild zudeckt mit hellem Kristallglas. 'Sieg! Er ist mein!' So ruft die Najad, und jegliche Hülle Schleudert sie fort und wirft sich mitten hinein in die Wellen, Hält den Streitenden fest und raubt im Ringen ihm Küsse, Schiebt ihm unter die Händ und berührt den wehrenden Busen, Und bald schmiegt sie sich hier, bald schmiegt sie sich dort an den Jüngling. Endlich hält sie, wie sehr er sich sträubt und sucht zu entkommen, Ihn wie die Schlange umstrickt, die der Königsvogel davonträgt Und hochrafft in die Luft - im Schweben umstricket ihm jene Füße und Kopf und umschlingt mit dem Schwanz die gebreiteten Flügel -, Oder wie Efeu pflegt sich zu ranken an ragenden Stämmen Oder wie unter der Flut der Polyp den ergriffenen Gegner Hält mit den Fängen gepackt, die er streckt nach jeglicher Seite. Standhält Atlas' Sproß und weigert der Nymphe die Freuden, Die sie ersehnt. Sie dränget und spricht, wie sie dicht an den Jüngling Sich mit dem Leibe gefügt: 'Wie sehr, Grausamer, du wehrest, Doch entkommst du mir nicht. So möge, verhängt es, ihr Götter, Jenen von mir kein Tag, kein Tag mich trennen von jenem!' Götter alsbald willfahren dem Wunsch. Die Körper der beiden Werden, vermengt, zu einer Gestalt miteinander verbunden. Wie oft einer gewahrt, der Zweige vereint mit der Rinde, Daß sie verwachsen in eins und dann aufschießen gemeinsam; Also, wie sich verschränkt die Glieder in enger Verschlingung, Sind's nicht zwei und doch ein Doppelgeschöpf, das zu heißen Knabe so wenig wie Weib; sie scheinen so keines wie beides. Wie er sich sieht von der Flut, worein als Mann er gestiegen, Zum Halbmanne gemacht und schlaff die Glieder geworden, Bittet, die Hände gestreckt, mit schon unmännlicher Stimme Hermaphroditos und spricht: 'Erweist, o Vater und Mutter, Euerem Sohne die Gunst, der führt von euch beiden den Namen: Wer in den Born hier kommt als Mann, der steige als Zwitter Wieder heraus und erschlaffe sogleich, wie er taucht in das Wasser.' Gütig erfüllend den Wunsch des doppelgestaltigen Sohnes, Geben die Eltern dem Quell Geschlecht verwirrenden Zauber.« [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12646 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 89 ff.) (c) Aufbau-Verlag] KYPROS Mythische Namensgeberin der Insel Zypern. Tochter des Byblos 3 und der Aphrodite. Auch eine Tochter des Kinyras wird Kypros und Eponyme der Insel genannt. LYROS Sohn des Anchises 1 und der Aphrodite. Er wird nur bei Apollodor 3,141 als kinderloser Bruder des Aineias erwähnt. PHOBOS 1 „Der Schrecken“. Personifizierung des Schreckens im Krieg (Siehe Picassos Guernica.). Ursprünglich war Phobos eine selbständige schreckerregende Gottheit. Später wurde er zum Sohn des Ares und der Aphrodite und Bruder des Deimos. Jeder Krieg hat als grauenhafte Begleiterscheinung die Angst und den Schrecken. Deimos ist die Personifizierng von Furcht und Flucht, sein Bruder Phobos verkörpert den „Schrecken“. Beide waren ständige Begleiter ihres Vaters im Krieg. Antimachos bezeichnete die Beiden als die Pferde des Ares, die er mit einer „Windsbraut“ gezeugt haben soll. Deimos wurde auch als Vater der Skylla bezeichnet. Hesiod 933-936: „Dem Ares, der Schilde zerbricht, gebar Kytheira (Aphrodite) Phobos und Deimos, die Schrecklichen, die im blutigen Krieg gemeinsam mit dem Städtevernichter Ares die dichten Reihen der Männer aufbrechen; ….“ Homer Ilias 4,440: „Ares spornte die einen, helläugig Athene die anderen, Deimos und Phobos und Eris voll maßlosen Eifers, Ares`, des Männermordenden, …..“ Die beiden grauenvollen Brüder sind auf der Aigis (Schutzschild) der Athena neben der Gorgo abgebildet. Ebenso schmücken sie das Schild des Herakles. Auf der Kypseloslade ist auf dem Schild des Agamemnon Phobos mit einem Löwenkopf dargestellt; Pausanias 5,19,4. Auch auf Vasen sind sie vielfach abgebildet. Bei den Römern waren Pallor und Pavor, sowie Metus und Terror wesensgleiche Götter. POLYKAON 2 Sohn der Aphrodite und es Butes 4. Butes 4 schloss sich den Argonauten an und sprang, als die Sirenen sangen, als einziger über Bord. Aphrodite erbarmte sich des schönen Jünglings, rettete ihn nach Lilybaeum, erfreute sich seiner Jugend und Schönheit und gebar ihm Eryx (siehe Eryx >) und Polykaon 2. Pausanias 4,2,1 nennt ihn Sohn des Butes 4 / 7 und Gemahl der Euaichme 1, der Tochter des Hyllos 3, und ebenfalls ersten König von Messene, dessen Nachkommen fünf Generationen lang das Land regiert haben sollen. RHODE / RHODOS 1 Nymphe, Eponyme der Insel Rhodos, der Sonneninsel. Poseidon oder der Flussgott Asopos 8 werden als Vater, als Mutter werden Kelaino, Halia 2, Amphitrite und Aphrodite genannt (Im Jahre 464 schrieb Pindar, Olym. Oden 7,14: „….. und preise Rhodos, die Meerestochter der Aphrodite und Braut des Helios,….“ ), Als Tochter des Asopos hat sie vier Kinder: Phaethon und drei Töchter. Mit Helios, dem Sonnengott, zeugte sie sieben Söhne, die Heliadai: Ochimos, Kerkaphos, Aktis, Makareus / Makareos, Kandalos, Triopes / Triopas, Tenages-Phaethon. Diodor 5,56 nennt noch die Tochter Elektryone. Pindar, Olymp. Oden 7,54ff: „Es sagen aber der Menschen alte Reden, daß Rhodos, als Zeus und die Götter das Land unter sich verteilten, noch nicht sichtbar gewesen sei auf der Meeresfläche und die Insel in den salzigen Tiefen verborgen gelegen habe. Da Helios abwesend war, wies ihm niemand seinen Anteil zu. Und so ließen sie ihn ohne Landlos, den heiligen Gott. Als dieser dessen erwähnte, wollte Zeus eine neue Losung durchführen, doch dieser lehnte ab, indem er sagte, er sehe selbst im grauen Meer ein Land vom Grund sich erheben, fruchtbar für die Menschen und eine Freude für die Herden. Und er ließ sofort Lachesis mit dem goldenen Stirnband die Hände emporstrecken und der Götter großen Eid rein aussprechen und zusammen mit Kronos´ großen Sohn gewährleisten: das Land, das zum leuchtenden Äther emporwachsen, soll künftig seiner Person als Besitz gehören. Und die Worte verwirklichten sich in dem Sinne, worauf sie zielten. Es sproß aus dem Naß des Meeres die Insel und wurde zu Eigen dem Stammvater der scharfen Strahlen, dem Herrn der Feuerschnaubenden Rosse. Dort verband er sich einst mit Rhodos und zeugte sieben Söhne, die von ihm den kunstfertigen Geist unter den frühen Menschen erhielten. Einer von ihnen zeugte Kamiros, als ältesten Ialysos, und Lindos. Und sie teilten das väterliche Land unter sich und erlangten jeder für sich Anteil an den Städten, Orte, die nach ihnen benannt sind.“ Rhode war eine Erfindung der Dichtkunst. Kultische Verehrung genoss sie erst von 408 vor bis 392 nach Chr., also 8oo Jahre. …….. Die Insel Rhodos ist heute noch jene griechische Insel, die von allen am meisten Sonnentage hat – sie ist also heute noch mit Helios „verheiratet“. ………………….. DIE GELIEBTEN DER APHRODITE: ADONIS „Schön wie ein Adonis“. „Der lebende Frühling“, verkörpert durch einen wunderschönen Jüngling, ein Gott der sterbenden und wieder erwachenden Vegedtion. Griechischer Heros mit angenommenem vorderasiatischem, sicher sehr weit gestreutem Ursprung. Sohn des Phoinix und der Alphesiboia, des Agenor, des Theias und der Aoa, des Theias und seiner Tochter Smyrna, des Kinyras und seiner Tochter Smyrna oder Myrrha, des Kinyras und seiner Gattin Metarme und des Astynoos, ein Enkel des Kephalos 1/2. Nach Prob. Vergilius eclogae 10,18 ist Adonis ein Sohn des Zeus. Er hatte im griechischen und nichtgriechischen Raum eine Vielzahl von Parallelgestalten. Der Name dürfte sich vom semitisch-phönizischen ádon (= Herr) ableiten. Sein Hauptheiligtum hatte er in Byblos. …… Kaum war Adonis geboren, da verliebte sich Aphrodite, die Göttin der Liebe, in den schönen Knaben, nahm ihn zu sich, legte ihn in ein verschlossenes Kistchen und brachte ihn zu Persephone in die Unterwelt zur Verwahrung. Persephone öffnete trotz des Verbotes der Aphrodite das Kistchen, sah das wunderschöne Kind und verliebte sich ebenfalls in den süßen Kleinen. Nach einiger Zeit wollte Aphrodite den herangewachsenen wunderhübschen Jüngling für sich zurück auf die Erde nahmen, aber Persephone weigerte sich. Wütend flog die Liebesgöttin zu Zeus auf den Olymp und trug ihm den Streit vor. Zeus entschied: Adonis hatte ein Drittel des Jahres mit Aphrodite zu verbringen, ein Drittel mit Persephone und das dritte Drittel hatte er frei. Obwohl er diese „Freizeit“ freiwillig sehr oft mit Aphrodite verbrachte, liebte er die Jagd mehr als die Liebe zur der ihn anbetenden Göttin und rächte sich damit für das Elend, das Aphrodite seiner Mutter Myrrha angetan hat. In späterer Zeit wurde die Beroe-Sage erfunden; Adonis und Aphrodite sollen eine Tochter Beroe 4 gehabt haben in die sich Poseidon heftig verliebte. Adonis wurde, obwohl Aphrodite ihn ständig warnte, von einem Eber tödlich verletzt. Aphrodite war untröstlich und ließ aus seinen in den Boden versickernden Blutstropfen die vielblütige Anemone wachsen; Ovid met.10,710ff: „Siehe, der sicheren Spur nachgehend, verscheuchten die Hunde Aus dem Versteck ein Schwein, und als es den Wald zu verlassen Trachtete, traf es mit schrägem Geschoß des Cinyras Sprößling. Aber der Eber verdrängt mit gebogenem Rüssel den Jagdspieß, Welchen gefärbt sein Blut, und dem Jüngling, wie er mit Zittern Schutz sucht, rennet er nach voll Grimm und stößt ihm die Hauer Tief in die Weichen und streckt in den Sand ihn, tödlich getroffen. Noch nicht hatte, die Luft durchfahrend auf schwebendem Wagen, Cyprus erreicht mit dem Fluge der Schwäne die Göttin Kytheras, Als sie von weitem erkennt des Verscheidenden Ächzen und dorthin Lenkt ihr weißes Gespann, und wie von der Höhe des Äthers Nun sie den Sterbenden sah sich wälzen im eigenen Blute, Sprang sie herab und zerriß das Gewand und zerraufte das Haupthaar, Schlug im Jammer die Brust, nicht schonend die zärtlichen Hände, Haderte mit dem Geschick und sprach dann: 'Aber es fällt dir Doch nicht alles anheim. Stets soll, Adonis, ein Denkmal Unserer Trauer bestehn: dein Tod soll, jährlich erneuet, Wieder erscheinen im Bild mit dem Gleichnis unserer Klage. Blume jedoch soll werden das Blut. War etwa gestattet, Weiblichen Leib vormals in duftende Minze zu wandeln, Dir, Persephone, nur? Uns sollte verargen die Mißgunst, Wenn wir Cinyras' Sproß auch wandelten?' Als sie geredet, Sprengte sie unter das Blut wohlriechenden Nektar, und schwellend Stieg es, von diesem berührt, nach Art durchsichtiger Blasen, Die beim Regen entstehn. Nicht länger wohl als eine Stunde Hatt es gewährt, da wuchs aus dem Blut gleichfarbige Blume, So wie die punische Frucht sie trägt, die unter der zähen Schale die Kerne verschließt. Doch kurz nur ist ihr Bestehen; Denn weil lose sie hängt, zu schwach durch Mangel an Schwere, Wird sie vom Winde verweht, davon sie erhalten den Namen.“ [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12940 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 258 ff.) (c) Aufbau-Verlag]. ....... Es ist verständlich, dass in dichterischen Phantasien und erotischen Träumen dieser „göttlich schönen Jüngling“ von beiden Geschlechtern umworben wurde und Zärtlichkeiten genoss; nach Ptolemaios war er auch Lustknabe des Herakles. In späterer Zeit wurde die Beroe-Sage erfunden; Adonis und Aphrodite sollen eine Tochter Beroe gehabt haben in die sich Poseidon und Dionysos heftig verliebten. Nonnos beschreibt in seiner Dionysiaka 41 – 43 das Liebeswerben und den Kampf der beiden um die heiß Geliebte. Zeus beendet den Kampf und bestimmt Boroe für seinen Bruder Poseidon. …… Bei seiner Verehrung stand die Fruchtbarkeitssymbolik im Vordergrund. Die meist weibliche Verehrerschar huldigte dem ‚unsterblich schönen‘ Toten mit Tanz, Flötenspiel, Haaropfer und z. T. mit sakraler Prostitution. Noch heute gibt es in Italien die Adonisgärtlein; kleine, schnell verblühende Blumen werden dort von Frauen gesät. Vom Beginn der bildenden Kunst bis heute sind Künstler der Anziehung des „Lebenden Frühlings“, sichtbar gemacht in der Schönheit des Körpers des Adonis, verfallen. W. Shakespeare, Venus und Adonis, 1592 P.B. Shelley, Adonis, Elegie auf den Tod von Jean Keats, 1821 H.W. Henze, Venus und Adonis, Oper, 1997 …………………………… Klage um Adonis Weh um Adonis: »Verstorben ist der schöne Adonis!« Weh um den schönen Adonis rufen voll Schmerz die Eroten. Schlafe nicht länger, Kypris, in deinen purpurnen Decken! Auf, Unglückliche, schlag dir, in düstrem Gewande, die Brüste, sage es allen: »Verstorben ist der schöne Adonis!« Weh um Adonis; laut klingt der schmerzliche Ruf der Eroten. Hoch in den Bergen liegt der schöne Adonis, vom weißen Hauer des Ebers am schwellenden Schenkel zerrissen, verhaucht sein Leben zum Kummer der Kypris. Von den erkaltenden Gliedern sickert das Blut, die Augen erstarren unter den Brauen, von den Lippen entweicht die Röte, die Küsse auch sterben, die auf die Lippen sich preßten; nie mehr wird Kypris sie pflücken. Freude bereitet der Kypris zwar auch ein Kuß auf den Toten, aber Adonis verspürt nicht mehr, daß die Göttin ihn küßte. Weh um Adonis; laut klingt der schmerzliche Ruf der Eroten. Grausam, grausam wurde Adonis am Schenkel verwundet, doch Kythereia empfing die schwerere Wunde im Herzen. Anhänglich winseln rings um den toten Jüngling die Hunde, auch die Nymphen der Berge beweinen ihn. Doch Aphrodite löste die Locken und irrt durch den Hochwald, vom Kummer gepeinigt, barfuß, die Haare zerzaust; das Dornendickicht zerfleischt sie während des Laufes und läßt die heiligen Blutstropfen rinnen. Bitterlich weinend durchstreift sie die weit sich dehnenden Schluchten, schreit um das Los des assyrischen Gatten und ruft den Geliebten. Aber den Toten benetzt schon das dunkle Blut bis zum Nabel, dringt bis zum Oberleib jetzt, tiefrot, aus dem Schenkel, und nunmehr färbt sich die ehemals helle Brust des Adonis mit Purpur. »Weh, Kythereia!« erklingt der schmerzliche Ruf der Eroten. Mit dem stattlichen Mann erstarb ihr die göttliche Schönheit. Stattlich und schön war Kypris, solange Adonis noch lebte; nun er gestorben, starb auch die Schönheit. »Wehe um Kypris!« rufen die Berge alle und »Ach, Adonis!« die Eichen, innig beklagen die Flüsse das Leid Aphrodites, den Quellen hoch im Gebirge entströmen um Adonis die Tränen, Blumen erröten im Banne des Schmerzes, und Aphrodite singt überall ihr klägliches Lied in den waldigen Tälern: »Weh, Kythereia, verstorben ist der schöne Adonis!« Fern widerhallte das Echo: «. . . verstorben der schöne Adonis!« Wer betrauerte nicht die bittere Liebe der Kypris? Als Aphrodite die tödliche Wunde des Jünglings erkannte, als sie das düstere Blut am zerfleischten Schenkel gewahrte, breitete sie die Arme und jammerte: »Bleib doch, Adonis, bleibe, du Armer, ich will dich zum letzten Male berühren, will dich umschlingen und meine Lippen mit deinen verschmelzen. Wache ein Weilchen nur auf, noch einmal küsse mich, bitte, küß mich solange, wie sich der Kuß am Leben behauptet, bis in den Mund mir, zutiefst ins Herz, von der Seele dein Atem strömt und ich deinen bezaubernden, süßen Liebeshauch schlürfe, auskoste all dein Sehnen. Ich möchte den Kuß mir bewahren wie dich selber, Adonis; denn du entgleitest mir, Armer, weit in die Ferne, Adonis, gelangst zum Acheronstrome und zum verhaßten, grausamen Herrscher. Ich Elende aber lebe und bin zwar Göttin, doch kann dich nicht wiedererlangen. Nimm, Persephone, meinen Gatten, denn ohnehin bist du stärker als ich: Dir fällt ja jegliches Schöne zur Beute. Völlig geschlagen bin ich vom Unglück, ich gräme mich endlos, weine um meinen toten Adonis und fürchte dich, Kore. Innig Ersehnter, du starbst, und mein Sehnen entschwand wie ein Traumbild. Kypris verwitwet, daheim die Eroten zum Nichtstun verurteilt! Fort mein gestickter Gürtel mit dir! Was mußt du auch jagen, Tollkopf? Bei deiner Schönheit so sinnlos mit Ebern dich messen?« Derart jammerte Kypris. Es klagten dazu die Eroten: »Weh, Kythereia! Verstorben ist der schöne Adonis!« Tränen vergießt die paphische Göttin so stark, wie Adonis Blut verströmt; auf dem Boden verwandelt das Naß sich zu Blumen. Rosen erzeugt das Blut, Anemonen entsprießen den Tränen. Weh um Adonis, verstorben ist der schöne Adonis! Weine nicht länger im Walde, Kypris, um deinen Geliebten! Eine Laubschütte, tief in der Wildnis, gebührt nicht Adonis. Nein, Kythereia, der tote Adonis erhalte dein Lager; auch noch im Tode wirkt er lieblich, als wenn er nur schliefe! Bette ihn auf die gewohnten weichen Decken, in denen nachts er, an deiner Seite, auf goldenem Bett den geweihten Schlummer genoß: Das Lager vermißt auch den toten Adonis! Schmücke den Leib mit Kränzen und Blumen: Mögen die Blüten, so wie er selber verstarb, mit ihm auch alle verwelken! Salb ihn mit syrischem Öle, salb ihn mit köstlichem Balsam! Fort mit jeglichem Balsam - der deine versiegte, Adonis! Aufgebahrt liegt der schöne Adonis auf purpurnen Decken. Weinend und stöhnend umringen ihn die Eroten, die Haare haben sie sich für Adonis geschoren. Teils richteten ihren Groll sie gegen die Pfeile, den Bogen, den Köcher des Toten; einer löste Adonis die Schuhe, andere bringen Wasser in goldener Schüssel, jener reinigt die Glieder, dieser umfächelt mit seinen Schwingen Adonis von hinten. »Weh, Kythereia!« erklingt der schmerzliche Ruf der Eroten. Über dem Türpfosten ließ Hymenaios die Fackel erlöschen, riß auch den Hochzeitskranz in Stücke und sang nicht allein mehr »Hymen, oh, Hymenaios!«, nein, stimmte dazwischen ein »Wehe, weh um Adonis!« lauter noch an als den Ruf »Hymenaios«. Auch die Chariten beweinen den Sohn des Kinyras, sie rufen jammernd einander zu: »Es verstarb der schöne Adonis!« Schmerzlicher noch als du, Dione, schreien sie »Wehe!« Und die Moiren beklagen sogar Adonis im Hades, rufen beschwörend zurück ihn; doch folgt er nicht ihrem Gesange. Nicht, als verschmähe er sie, nein, Kore hält ihn in Banden. Heut, Kythereia, weine nicht länger, beende dein Klagen: Mußt du im kommenden Jahr aufs neue doch jammern und schluchzen! [Bion: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 2808 (vgl. Griech. Lyrik, S. 404 ff.) (c) Aufbau-Verlag] ANCHISES 1 Sohn des Kapys und der Themiste, der Tochter des Ilos 1. Zeus veranlaßte, dass Aphrodite sich in den schönen Menschen Anchises verliebte, weil es ihm auf die Nerven ging, dass die Liebesgöttin ihn stets wegen seinen Liebschaften mit sterblichen Frauen verspottete. Anchises war entzückt als die Göttin in der Form von etwa Merilin Monroe seine Hütte betrat und wollte sofort mit ihr in das Bett – natürlich hatte die Göttin der Liebe nichts dagegen. Nach einer wunderschönen göttlich dreifach verlängerten Nacht war Anchises leicht ermattet und tieftraurig, weil ihm beim Sonnenaufgang die Schöne gestand wer sie wirklich ist. Aphrodite tröstete ihn indem sie ihm offenbarte, dass er Vater eines Sohnes Aineias werde, nur dürfe er keinem Menschen sagen wer die Mutter ist. Als er eines Tages sternhagelblau das Geheimnis ausplauderte „traf ihn der Blitz“ (Redewendung bis heute) des Zeus und schlug ihn zum Krüppel. Während des Unterganges von Troia flüchtete Aineias mit seinem alten lahmen Vater auf den Schultern aus der brennenden Stadt. Anchises starb auf der Flucht in Sizilien, in Erice soll sich sein Grab befinden. Im Vatikan, in den Stanzen des Raphael, ist diese Flucht wunderschön dargestellt. ARES Helios, die Sonne, die bei Tag ja alles sieht, erzählte dem Hephaistos, dass seine schöne Gemahlin bei jeder sich bietenden Gelegenheit in seinem Ehebett mit Ares höchste Genüsse genieße. Der Gehörnte Herasohn fertigte ein unsichtbares Netz, hing es über das Bett ….... Der Sänger Demodokos sang diese schöne Geschichte am Hofe des Königs Alkinoos; Homer Odyssee 8,266ff: „Aber der Spieler der Harfe stimmte das herrliche Lied an über die Liebe des Ares zu Kypris, der reizvoll umkränzten, wie sie im Haus des Hephaistos zum ersten Male sich heimlich trafen und Ares, nach reichlichen Gaben, das Lager der Gattin schmählich entehrte. Doch Helios brachte Hephaistos die Nachricht, sah er doch deutlich, wie sich die beiden in Liebe vereinten. Gott Hephaistos vernahm die Kunde, die bitter ihn kränkte; ingrimmig sann er auf Rache und eilte sogleich in die Schmiede, hob auf den Block den gewaltigen Amboß und schmiedete feste, ewige Bande; in ihnen sollten die beiden sich fangen. Als er in seiner Wut die Falle für Ares vollendet, ging er ins Schlafzimmer, wo er sein teures Ehebett hatte. Rings um die Bettpfosten spannte er aus die Fesseln, nach allen Seiten; sie hingen auch dicht herab von der Decke des Zimmers, ebenso fein wie Spinnengewebe, die keiner erspähte, auch nicht die seligen Götter; so täuschend wirkte die Arbeit. Als er vollständig das Netz um die Bettstelle ausgespannt hatte, ging er zum Scheine nach Lemnos, ins wohnlich errichtete Städtchen; schätzte er doch die Insel am höchsten von allen Gebieten. Scharf hielt Ausschau inzwischen der golden glänzende Ares: Ausgehen sah er tatsächlich den ruhmreichen Meister Hephaistos. Da begab er sich gleich in das Haus des gepriesenen Schmiedes, heftig geplagt vom Verlangen nach Kypris, der herrlich umkränzten. Heimgekehrt war sie soeben vom Vater, dem starken Kroniden, hatte sich niedergesetzt. Da betrat schon Ares die Wohnung, schüttelte herzlich die Hand der Göttin und sagte: »Geliebte, komme zum Lager! Genießen im Bett wir unsere Freuden! Nicht zu Hause verweilt Hephaistos; er ging wohl nach Lemnos, hin zu den Sintiern, deren Stimmen so rauh uns erklingen.« Derart sprach er; das Beilager schien ihr willkommen. Sie gingen gleich in das Bett und wünschten zu ruhen. Da schlangen um ihre Leiber sich plötzlich die kunstreichen Fesseln des klugen Hephaistos. Keines der Glieder konnten sie regen oder gar heben. Einsehen mußten sie, daß sie nicht mehr zu entrinnen vermochten. Ihnen nahte sich schon der berühmte, kraftvolle Meister; umgekehrt war er, noch ehe er Lemnos erreichte. Es hatte Helios für ihn gewacht und gleich ihm Meldung erstattet. Schleunig begab sich Hephaistos nach Haus, mit beklommenem Herzen, trat in die Schlafzimmertür; da packte unbändige Wut ihn. Furchtbar begann er zu schreien, die Götter vernahmen ihn alle: »Vater Zeus und ihr anderen ewigen, glücklichen Götter, kommet, zu sehen, Sachen zum Lachen - doch nicht zu ertragen! Mich, den Gelähmten, entehrt die Tochter des Zeus, Aphrodite, schamlos für immer, sie liebt den schrecklich mordenden Ares, weil er so stattlich und flink ist, indes ich selber erbärmlich lahme. Doch dieses Gebrechen haben lediglich meine Eltern verschuldet, sie sollten mich niemals gebären und zeugen! Schaut nur genau, wie die beiden sich sielen und lieben, in meinem eigenen Bette, und ich muß über den Anblick mich grämen! Freilich, sie werden, das hoffe ich, nur noch ein Weilchen so liegen, wenn sie auch brennend verliebt sind. Bald werden sie gar nicht mehr wünschen, derart zu ruhen. Doch hemmt sie die listig geschmiedete Fessel, bis mir der Vater sämtliche Bräutigamsschätze erstattet, die ich ihm zahlte, als Preis für das hundsäugig blickende Mädchen; schön ist Kypris, jawohl - doch kann sie sich gar nicht beherrschen.« Derart rief er. Die Götter strömten zur ehernen Schwelle. Eilig nahten Poseidon, der Träger der Erde, auch Hermes, Bringer des Segens, mit ihnen der sichere Schütze Apollon. Nur die Göttinnen blieben, weil sie sich schämten, zu Hause. In der Zimmertür standen die göttlichen Spender des Glückes; unwiderstehliches Lachen erhoben die seligen Götter, als sie das kunstreiche Netz des klugen Hephaistos erblickten. Da sprach mancher von ihnen, den Blick auf den Nachbarn gerichtet: »Unrecht gedeiht nicht! Einholen kann der Lahme den Flinken, so wie Hephaistos, der Langsame, heute den Ares ereilte, ihn, der am schnellsten läuft von allen olympischen Göttern - er, der Gelähmte, durch List! Jetzt muß er den Ehebruch büßen!« Derart tauschten sie ihre Bemerkungen untereinander. Aber den Hermes fragte der Sohn des Kroniden, Apollon: »Hermes, du Sprößling des Zeus, du Geleiter, du Spender des Guten, wärst du bereit, auch bedrängt von den tückischen, mächtigen Fesseln, auf dem Bette zu ruhen, neben der goldenen Kypris?« Ihm gab Antwort darauf der geleitende Töter des Argos: »Wenn es doch einträte, weithin treffender Herrscher Apollon! Wenn uns auch dreimal so starke, unzählige Fesseln umstrickten, ihr auch, ihr Götter und Göttinnen alle, die Zuschauer spieltet: schlafen möchte ich dennoch zur Seite der goldenen Kypris!« Derart sprach er, und lautes Gelächter erhoben die Götter. Aber Poseidon stimmte nicht ein, er setzte dem Meister inständig zu mit Bitten, die Fesseln des Ares zu lösen. Flehentlich sprach er zu ihm die im Fluge enteilenden Worte: »Mache ihn los! Ich bürge dafür, daß Ares, nach deinem Wunsche, im Kreis der Götter dir alles gebührend entrichtet!« Darauf erwiderte ihm der ruhmreiche, kraftvolle Meister: »Fordere das nicht weiter von mir, du Träger der Erde! Bürgschaft für einen Nichtsnutz kann auch selber nichts nützen. Kann ich im Kreise der Götter etwa in Fesseln dich legen, sollte sich Ares den Banden entziehen - und seiner Verpflichtung?« Darauf entgegnete ihm der Gott, der die Erde erschüttert: »Sollte, Hephaistos, sich Ares durch Flucht von seiner Verpflichtung drücken, dann werde ich dir persönlich die Buße entrichten.« Ihm gab Antwort darauf der ruhmreiche, kraftvolle Meister: »Deinem Versprechen darf ich die Zustimmung niemals verweigern!« Damit löste der kräftige Meister Hephaistos die Fesseln. Ares und Kypris fühlten sich kaum der drückenden Bande ledig, da stürmten sie auf und davon, nach Thrakien Ares, doch Aphrodite, die lieblich lächelnde Göttin, nach Kypros, nämlich nach Paphos, wo sie ein Heiligtum hatte mit reichem Opferaltar. Dort badeten sie die Chariten und salbten sie mit heiligem Öl, wie es ewige Götter umleuchtet, hüllten sie dann in liebliche Kleider, ein Anblick zum Staunen. Diesen Gesang trug vor der ruhmreiche Sänger.“ [Homer: Odyssee. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 5638 (vgl. Homer-W Bd. 2, S. 118 ff.) (c) Aufbau-Verlag. Die Folgen dieser Liebesgenüsse waren die Kinder Eros, Anteros, Harmonia, Deimos und Phobos. ……… Diese Geschichte ist eine der beliebtesten Szenen in der abendländischen Malerei. BUTES 4 Sohn des Teleon 1,2 und der Zeuxippe 1 aus Kekropien; Apollonios v. Rh. 1,95. Er schloss sich den Argonauten an und sprang, als die Sirenen sangen, als einziger über Bord. Aphrodite erbarmte sich des schönen Jünglings, rettete ihn nach Lilybaeum, erfreute sich seiner Jugend und Schönheit und gebar ihm Eryx (siehe Eryx >) und Polykaon 2. BYBLOS 3 Aphrodite wird als Geliebte des Byblos 3 genannt, mit dem sie die Kypros zeugte, die der Insel Zypern den Namen gab; Philosteph. frg. 11. Er dürfte der Eponymos der erstmals von Strabon 16,2,18 erwähnten Stadt im nördlichen Phönikien sein. In biblischer Zeit trug sie den Namen Gebal, heute heißt sie Dschebeil. DIONYSOS Im boiotischen Orchomenos bei der Quelle Akidalia wurde Aphrodite als Aphrodite Akidalia, Gemahlin des Dionysos und von ihm Mutter der Chariten, verehrt. Homer und Vergil nehmen Bezug auf sie: Ilias 5,330ff: „Der verfolgte mit grausamem Erz Aphrodite, weil er in dieser eine Gottheit des Friedens erkannte, keine von denen, die walten im Kampfgetümmel der Männer, keine Athene und keine Enyo, die Städte verwüstet. Als er sie einholte, auf der Verfolgung durch das Gedränge, holte er aus zum Stoß, der Sohn des mutigen Tydeus, traf sie, im Sprung, an der zarten Wurzel der Hand mit der scharfen Waffe; sogleich drang in die Haut die Spitze des Speeres, durch das ambrosische Kleid, das einst die Chariten ihr webten, ……“ [Homer: Ilias. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4759 (vgl. Homer-W Bd. 1, S. 87) (c) Aufbau-Verlag] Aeneis 1, 717ff: (Amor hatte von seiner Mutter Venus den Auftrag erhalten in Didos Busen Liebe zu Aineias erglühen zu lassen.) „……., und manchmal nimmt Dido ihn zu sich auf den Schoß und liebkost und ahnt nicht, die Arme, welch ein mächtiger Gott von ihr Besitz ergreift. Er aber, getreu seiner Mutter Acidalia, beginnt allmählich ………..“ HERMES Hermes liebte unerwidert Aphrodite. Er bat Zeus, dem er schon so oft in ähnlichen Situationen geholfen hatte, um Hilfe. Zeus schickte einen Adler, der Aphrodite, sie badete gerade im Fluß Acheloos, eine Sandale entwendete und sie Hermes brachte. Aphrodite wollte die Sandale zurück, Hermes verlangte Gegenleistung – kurz, der Sohn hieß Hermaphroditos und wurde von Naiaden aufgezogen. Im Alter von 15 Jahren reiste er, er war der schönste Knabe der Welt, nach Karien. Nicht unweit von Halikarnaß verliebte sich die Quellnymphe Salmakis unsterblich in ihn, aber er, unerfahren in solchen Dingen, staunte nur. Als er in ihrer Quelle ein Bad nahm, sprang sie hinein, klammerte sich an seinen Körper und betete zu den Göttern, sie sollten nie getrennt werden. Die Körper der beiden vereinigten sich zu einem. ....... Myth. Gestalt, die maskulinen und femininen Sexus in sich vereinigt. Das ihr inhärente Prinzip physik. Vollkommenheit fand vor allem bildlichen Niederschlag. Die oben angeführte ätiolische Legende erklärt das Phänomen des Zwitters durch Metamorphose. Tatsächlich ist Hermaphroditos eine mythol. Ausdrucksform des androgynen Wesens primitiv-undifferenzierter Göttlichkeit, Relikt einer Frühstufe maternaler Religion, die der Großen Göttin männliche Attribute, bzw. eine mit ihr idente maskuline Ergänzung zuweist. Beispiele: Die babyl. Istar-Semiramis, Astar-Astart in Kanaan, die ägyptische Neith, Aphrodite-Aphroditos auf Zypern, die etruskischen Paare Turms-Turan und Votumna-Voltumnus. Dazu kommen Hypostasen wie Agdistis und Komplemetärgestalten aus der kosmogon. und vegetativen Sphäre wie Phanes, Adonis, Attis, bei denen die Bisexualität in ihrer göttlichen Kraft durch kulturell fundierte Akte wie Kleidertausch, Geschlechtswechsel, Rollentausch, Männerkindbett, u.ä. signifiziert wird. ……………….. Ovid met. 4,285ff: „Warum Salmacis kam in Verruf, weshalb sie verweichlicht Mit arg wirkendem Born und erschlafft umflossene Glieder, Höret es. Wenig bekannt ist der Grund, allkundig der Zauber. Von Mercurius einst erzeugt mit der Göttin Kytheras, Ward von Najaden ein Knab in des Ida Grotten erzogen. Also war sein Gesicht, daß leicht so Vater wie Mutter Wiedererkannte der Blick; auch ward er nach beiden geheißen. Wie er erreicht dreimal fünf Jahre, da zog von der Heimat Bergen der Knabe hinaus, und getrennt von dem nährenden Ida, War es ihm Lust, zu schweifen umher durch fremde Gefilde, Fremde Gewässer zu sehn; und die Mühen verringert die Neugier. Auch zu dem lykischen Land und den Karern, Lykiens Nachbarn, Kommt er des Wegs. Hier lockt ihn mit glänzendem Wasser ein Weiher, Klar bis zum untersten Grund. Dort war kein sumpfiges Röhricht, Dort kein mageres Schilf noch Binsen mit stachliger Spitze. Durchscheinend klar war die Flut. Doch außen umsäumet den Weiher Frisch aufkeimendes Gras und grün stets bleibender Rasen. Die ihn bewohnet, die Nymph, ist zur Jagd untüchtig, und niemals Ziehet den Bogen sie straff noch mag sie eifern im Wettlauf, Von den Najaden allein ganz fremd der behenden Diana. Oft wohl sprachen zu ihr - so meldet die Sage - die Schwestern: 'Salmacis nimm den Spieß, den zierlich gefertigten Köcher, Und mit der stärkenden Jagd vertausche behagliche Muße!' Doch nicht nimmt sie den Spieß noch den zierlich gefertigten Köcher, Mag mit der stärkenden Jagd nicht tauschen behagliche Muße, Sondern bespült in dem Wasser des Borns die reizenden Glieder, Streichet die Haare sich glatt mit dem Kamm von kytorischem Buchsbaum Oder befragt, was schön ihr stehe, die spiegelnden Wellen; Mit durchsichtigem Kleid auch öfter umgebend den Körper, Wählt bald schwellendes Laub, bald schwellendes Gras sie zum Lager; Oft pflückt Blumen sie ab. Auch damals pflückte sie Blumen, Als sie den Knaben erblickt und den kaum Erblickten begehret. Noch nicht nahet sie ihm, obgleich sie eilte zu nahen, Bis sie geordnet den Putz und musternd besehen den Anzug, Freundliche Miene gemacht und verdient, liebreizend zu scheinen. 'Jüngling', redet sie nun, 'als einer der Götter zu gelten Würdig zumeist! Wofern du ein Gott, bist du sicher Cupido, Doch wenn sterblicher Art, dann selig die beiden Erzeuger, Glücklich der Bruder von dir, fürwahr zu beneiden die Schwester, Falls du eine besitzt, und die einst dich säugte, die Amme! Doch glückselig und reich vor allen und über die Maßen, Die als Braut dir gehört, die würdig du findest der Fackel. Hast du diese bereits, sei mein Umfangen verstohlen; Hast du sie nicht, sei ich's, und laß uns einen das Brautbett!' Hiermit schwieg die Najad. Es errötet die Wange des Jünglings, Welchem die Liebe noch fremd. Doch schön auch stand ihm Erröten. So ist der Apfel zu sehn, der hängt am sonnigen Baume, Oder das Elfenbein, das gefärbt ist, oder mit Weiße Röte vereinend der Mond, wenn fruchtlos helfendes Erz tönt. Als ihn um Schwesterkuß zum wenigsten ständig die Nymphe Bittet und schon ausstreckt nach dem elfenen Nacken die Arme, Ruft er: 'Hinweg! Sonst flieh ich und meide den Ort und dich selber.' Salmacis bangte darob und sprach: 'Frei mögest du, Fremdling, Hier dich ergehn!' Und sie wendet, zum Schein weggehend, die Schritte. Doch stets blickt sie zurück, und versteckt im Wald der Gebüsche, Lugt sie, geduckt mit gebogenem Knie. Doch jener, wie Knaben Pflegen, und unbelauscht sich wähnend im einsamen Grase, Geht lustwandelnd umher, und hinein in die plätschernden Wellen Taucht er die Sohlen zuerst, dann bis an die Knöchel die Füße. Bald auch legt er, gelockt von der Milde des schmeichelnden Wassers, Nieder das weiche Gewand von dem zartgebildeten Körper. Da kommt Salmacis ganz von Sinnen und brennt von Begierde Nach der enthüllten Gestalt, und es glühen die Augen der Nymphe Ähnlicher Art, als wenn vollglänzend mit lauterer Scheibe Prallet die Sonne zurück vom entgegengehaltenen Spiegel. Kaum erträgt sie Verzug, kann kaum ihr Entzücken verschieben, Möcht ihn umfangen und weiß - von Sinnen - sich kaum noch zu fassen; Jener beklatscht sich den Leib mit offenen Händen und springet Rasch in die Wellen hinein, und rudernd mit wechselnden Armen, Scheinet er durch in der Flut, wie wenn schneeige Lilien einer Oder ein elfenes Bild zudeckt mit hellem Kristallglas. 'Sieg! Er ist mein!' So ruft die Najad, und jegliche Hülle Schleudert sie fort und wirft sich mitten hinein in die Wellen, Hält den Streitenden fest und raubt im Ringen ihm Küsse, Schiebt ihm unter die Händ und berührt den wehrenden Busen, Und bald schmiegt sie sich hier, bald schmiegt sie sich dort an den Jüngling. Endlich hält sie, wie sehr er sich sträubt und sucht zu entkommen, Ihn wie die Schlange umstrickt, die der Königsvogel davonträgt Und hochrafft in die Luft - im Schweben umstricket ihm jene Füße und Kopf und umschlingt mit dem Schwanz die gebreiteten Flügel -, Oder wie Efeu pflegt sich zu ranken an ragenden Stämmen Oder wie unter der Flut der Polyp den ergriffenen Gegner Hält mit den Fängen gepackt, die er streckt nach jeglicher Seite. Standhält Atlas' Sproß und weigert der Nymphe die Freuden, Die sie ersehnt. Sie dränget und spricht, wie sie dicht an den Jüngling Sich mit dem Leibe gefügt: 'Wie sehr, Grausamer, du wehrest, Doch entkommst du mir nicht. So möge, verhängt es, ihr Götter, Jenen von mir kein Tag, kein Tag mich trennen von jenem!' Götter alsbald willfahren dem Wunsch. Die Körper der beiden Werden, vermengt, zu einer Gestalt miteinander verbunden. Wie oft einer gewahrt, der Zweige vereint mit der Rinde, Daß sie verwachsen in eins und dann aufschießen gemeinsam; Also, wie sich verschränkt die Glieder in enger Verschlingung, Sind's nicht zwei und doch ein Doppelgeschöpf, das zu heißen Knabe so wenig wie Weib; sie scheinen so keines wie beides. Wie er sich sieht von der Flut, worein als Mann er gestiegen, Zum Halbmanne gemacht und schlaff die Glieder geworden, Bittet, die Hände gestreckt, mit schon unmännlicher Stimme Hermaphroditos und spricht: 'Erweist, o Vater und Mutter, Euerem Sohne die Gunst, der führt von euch beiden den Namen: Wer in den Born hier kommt als Mann, der steige als Zwitter Wieder heraus und erschlaffe sogleich, wie er taucht in das Wasser.' Gütig erfüllend den Wunsch des doppelgestaltigen Sohnes, Geben die Eltern dem Quell Geschlecht verwirrenden Zauber.« [Ovid: Verwandlungen (Metamorphoses). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 12646 (vgl. Ovid-W Bd. 1, S. 89 ff.) (c) Aufbau-Verlag] PHAON „Der Leuchtende“. Ein mythischer Fährmann, der Menschen von Lesbos zum Festland übersetzte und damit sein Brot verdiente. Eines Tages kam Aphrodite als altes mitteloses Weiblein und bat um eine kostenlose Mitnahme. Phaon nahm sie freundlich mit. Vor dem Ziel verwandelte sich Aphrodite in ihre normale Gestalt und schenkte Phaon eine Salbendose. Phaon cremte sich ein und wurde auf der Stelle zum schönste Mann der Welt und von allen Frauen heiß begehrt – auch von Aphrodite. Diese Geschichte wurde ein einer Vielzahl von Variationen erzählt und dürfte in so viel Variationen gedacht werden wie es Männer auf der Welt gibt. Ovid, Briefe berühmter Frauen. XV. Sappho an Phaon Kann wohl, siehst du die Züge der kunstreich-fertigen Rechten, Als die meinigen sie plötzlich erkennen dein Blick? Oder errietest du nicht, von woher dir kommen die Zeilen, Läsest voran du genannt Sappho als Schreiberin nicht? Oder, sofern ich geübter doch bin in lyrischen Weisen, Fragst du, warum sich der Vers wechselnd an Länge bewegt? Traurig ist meine Lieb, drum wähl ich ein klagendes Versmaß; Für mich Weinende schickt ferner die Leier sich nicht. Brenn ich doch wie auf fruchtbarem Feld entzündete Saaten, Wenn, entlassen aus Zwang, schüret die Flammen der Ost. Phaon bewohnt das entlegne Gefild des typhoïschen Ätna: Größere Hitze verzehrt als die ätnäische mich. Lieder gelingen mir nicht zum Klang der geordneten Saiten: Lieder ja sind nur ein Werk sorgenentledigter Brust. Pyrrhas Töchter ergötzen mich nicht, noch ziehen Methymnas Oder das übrige Heer lesbischer Mädchen mich an. Anaktorië gilt mir nichts, nichts Kydro, die weiße, Meinen Augen gefällt Atthis, wie früher, nicht mehr Noch die Hunderte sonst, die ich liebte - nicht ohne Tadel. Was sich so vielen hingab, hast du, o Frevler, allein. Schön ist deine Gestalt, zu Spielen geeignet die Jahre, O die schöne Gestalt, die so gefährlich mir war! Nimmst du Leier und Köcher, so bist du ein wahrer Apollo, Auch würdest Bacchus du sein, schmückten dir Hörner das Haupt. Phoebus liebte die Daphne und Bacchus das gnosische Mädchen, Hatt auch der Lyra Getön keine derselben gekannt. Mich entflammen jedoch zu den zärtlichsten Weisen die Musen, Und auf der Erde Bereich leb ich gepriesen im Lied. Selbst Alcaeus, des Lieds und des heimischen Landes Genosse, Hat nicht größeren Ruhm, tönt er erhabener gleich. Sei's auch, daß mir Natur stiefmütterlich Reize versagte, Oh, so ersetz ich an Geist, was mir an Reizen gebricht. Groß nicht bin ich noch weiß: doch erfüllt mein Name den Erdball, Und so trag ich an mir immer die Größe des Ruhms; Und war's Perseus nicht, dem Andromeda, Tochter des Kepheus, Auch in des heimischen Lands dunkeler Farbe gefiel? Lieben sich nicht auch die Turtel, die schwarz, und der Sittich, der grün ist? Paaren mit fleckigen oft weißliche Tauben sich nicht? Wird nur eine die Deinige sein, die auch sich an Schönheit Würdig dir zeigt, so wird keine die Deinige sein! Aber als meine Verse du lasest, erschien ich auch schön dir, Sprechen stehe mir stets, schworst du, besonders gut an. Sang ich (noch denk ich daran: die Liebenden merken sich alles), O dann nahmst du und gabst Küsse mir, während ich sang. Dies auch rühmtest du hoch; ich gefiel auf jegliche Weise, Aber am meisten wohl doch, weihten der Liebe wir uns. Wundervoll entzückte dich dann mein scherzendes Kosen, Meiner Bewegungen Reiz, meiner Umarmungen Glut Und die Erschlaffung zuletzt, die uns mit ermatteten Gliedern Nach der gesättigten Lust beide so lieblich ergriff. Jetzt erbeutest du dir aufs neue sizilische Mädchen. Was soll Lesbos mir nun? Möcht ich Sizilierin sein! Aber entsendet doch ihr, niseïsche Weiber und Mädchen, Mir aus eurem Gefild meinen Entflohnen zurück, Und laßt täuschen euch nicht von Lügen der schmeichelnden Zunge! Was er jetzt euch sagt, hat er mir früher gesagt. Die du besuchst, Erycina, die Berge der Sikuler, hilf auch Deiner Priesterin! Dir, Göttin, gehör ich ja an! Will im begonnenen Lauf fortfahren das feindliche Schicksal, Ewig beharren dabei, gegen mich grausam zu sein? Sechsmal erlebt ich den Tag der Geburt: da benetzten schon meine Tränen des Vaters Gebein, ach, wie gesammelt so früh! All sein Geld verschwendet mein Bruder auf eine Dirne, Die ihn verlockt, und er trug Schaden und Spott noch dazu. Bläuliche Meere durchirrt er verarmt mit beweglichem Ruder, Schnöde verschleudertes Gut suchend in schnödem Geschäft. Ich auch war ihm verhaßt, da ich oft so treulich ihn warnte: So wird redlicher Sinn, zärtliche Mahnung belohnt. Und als mangelte mir des Geschicks endlose Bedrückung, Bürdet ein Töchterchen noch Sorgen in Menge mir auf. Endlich kommst auch du mir hinzu als Quelle der Klagen: Nicht mit günstigem Wind treibet mein Nachen dahin. Kunstlos liegen zerstreut, sieh, über dem Nacken die Haare, Und kein Edelgestein glänzt mir am Fingergelenk. Schlechtes Gewand ist, was mich umhüllt, kein Gold in den Locken, Und von arabischem Tau duften die Haare mir nicht. Wem sollt auch zu gefallen durch Schmuck ich Arme bemüht sein? Fern ist der einzige doch, dem ich mich schmückte, von mir. Mein empfindsames Herz ist flüchtigen Pfeilen verwundbar Und der beständige Grund meiner beständigen Glut. Haben es so bei meiner Geburt die Parzen beschlossen? Gaben sie meinem Gemüt ernsthafte Strenge nicht bei? Oder formt meine Kunst den Charakter, und, die sie mich lehrte, Gibt Thalia mir wohl dieses empfindsame Herz? Ist's ein Wunder, wenn schon das Alter des sprossenden Flaums mich Fesselte, da es sogar Männer zu fesseln vermag? Daß du ihn raubest an Cephalus' Statt, Aurora, besorgt ich - Und es geschähe - doch hält fest dich der frühere Raub. Würdest du seiner gewahr, o alles gewahrende Phoebe, Dann müßt Phaon gewiß lange beharren im Schlaf. Venus erhöb ihn zum Himmel im elfenbeinernen Wagen, Aber sie fürchtet, ihr Mars finde Gefallen an ihm. Jüngling noch nicht und Knabe nicht mehr - o liebliches Alter! Zierde der Zeit, wo du lebst, du ihr erhabener Ruhm! Komm, o Schönster, zurück, und sink an die Brust mir! Ich flehe Nicht um Liebe dich an: lasse nur lieben dich selbst! Während ich schreibe, so taun von entquollenen Tränen die Augen. Blicke nur her! Wie viel siehst du der Worte verwischt! War's dir zu scheiden so ernst, was hast du nicht, artiger scheidend, Erst mir »Lebe du wohl, lesbisches Mädchen!« gesagt? Tränen flossen dir nicht, noch wurden dir Küsse zum Abschied, Nichts auch fürchtet ich selbst, was mich bedrohte mit Schmerz. Nichts verblieb mir von dir als Unrecht nur, und du selber Hast von der Liebenden auch kein dich gemahnendes Pfand. Nichts entbot ich dir mehr, denn hätt ich dir etwas entboten, Wär es das einzige: Nie wollest vergessen du mein! Beim Gott Amor, der mich doch niemals möge verlassen, Bei den verschwisterten Neun, göttlich gefeiert von mir, Schwör ich dir's, als einer mir rief: »Es entflieht, den du liebest«, Konnt ich lange noch nicht weinen und reden noch nicht. Tränen gebrachen dem Aug und Worte fehlten dem Munde, Und von eisigem Frost war mir erstarret die Brust. Als sich der Schmerz dann fand, nicht schämt ich mich, kläglich zu schreien, Mir zu zerraufen das Haar, mir zu zerschlagen die Brust, Wie den entrissenen Sohn, zum Totengerüste begleitend Seinen verblichenen Leib, zärtlich die Mutter beklagt. Bruder Charaxus geht, sich brüstend bei meinem Gejammer Und frohlockenden Tons, mir vor den Augen umher; Und daß schimpflich erscheine der Grund von meiner Betrübnis, Spricht er: »Was grämet sich die? Lebt ja die Tochter ihr noch.« Scham und Liebe vertragen sich nicht. Volksscharen in Menge Sahn mich: zerrißnen Gewands ging ich mit offener Brust. Phaon, ich denke nur dein; dich führen zurück mir die Träume, Träume, lieblicher noch mir als ein heiterer Tag. Hier bist nahe du mir, obgleich in entlegenen Landen Weilend - doch allzu kurz dauern die Freuden des Schlafs. Öfters ist's mir sogar, als wenn wir in unsere Arme Unsere Nacken uns auch legten als wechselnde Last. Wiedererkenn ich die Küsse, die, Zung anschmiegend an Zunge, Oft du so süße mir gabst, oft du so süße dir nahmst. Bald liebkos ich dich dann, und den wirklichen ähnliche Worte Sprech ich: und wachsam ist so bei den Gedanken der Mund. Mehr zu erzählen verbietet die Scham: doch geschieht und vergnügt mich Alles, und nimmer vermag dich zu entbehren mein Herz. Aber sobald sich Titan erhebt und alles erhellet, Klag ich, es sei mir so schnell wieder entflohen der Schlaf; Grotten such ich und Hain, als trösteten Grotten und Hain mich: Waren sie Zeugen ja doch meines Entzückens auch einst! Gleich als scheuchte mich fort Erichtho, die wütende, stürz ich Ohne Besinnung dahin, flatternd am Nacken das Haar. Dort erblick ich die Grotten, wo niederhängend der schroffe Tuff wie Marmor mir galt, welchen Mygdonien erzeugt. Dort auch find ich den Hain, der so oft ein Lager uns darbot Und mit üppigem Laub schirmenden Schatten uns gab. Aber ich finde da nimmer des Walds und meinen Gebieter. Unwert ist mir der Ort: er war die Zierde des Orts. Wohl erkannt ich das Gras des mir so befreundeten Rasens: Niedergedrückt und gekrümmt war's noch von unserer Last. Drauf mich lagernd, berührt ich die Stelle, an welcher du saßest: Dies einst liebliche Gras fängt nun die Tränen mir auf. Ja, dort scheinen sogar entlaubt auch die Äste zu trauern, Und kein Vogel erhebt zärtlichen Klagegesang. Nur die daulische Mutter, die maßlos sich einst an dem Gatten Rächte vorzeiten, besingt Itys, ihr thrakisches Kind. Itys, den Seinen, beklagt der Vogel - verschmähete Liebe Sappho, bis alles umher schweigt in der Mitte der Nacht. Hier ist ein heiliger Quell, durchsichtiger als ein kristallner Bach und glänzend; ihn glaubt mancher von Göttern bewohnt. Über ihn breitet aus der Wasserlotos die Äste, Ein Baum - ein Hain; es bedeckt grünender Rasen den Grund. Kaum erst hatte ich hier, vom Weinen ermüdet, die Glieder Niedergeworfen, so stand eine Najade vor mir, Stand mir vor Augen und sprach: »Von unerwiderter Liebe Glühst du: so solltest du denn ziehn nach Ambrakias Land. Dort sieht Phoebus das Meer, so weit es sich dehnt, von der Höhe: Leukas' und Aktiums Meer nennen die Völker es hier. Dort stürzt' Deukalion sich hinab, von Liebe zu Pyrrha Flammend: den Leib nahm auf ohne Verletzung die Flut. Gleich rührt Amor, erweicht, der Pyrrha verhärteten Busen, Und Deukalion sah bald sich befreit von der Glut. Dies ist des Ortes Natur. Bald eile zum ragenden Leukas Hin und fürchte dich nicht, niederzuspringen vom Fels.« Sprach's und verschwand mit dem Wort. Ich erhebe mich, starrend von Schauder; Und mein schwellend Gesicht hielt nicht die Tränen zurück. Nymphen, ich ziehe dahin, den bezeichneten Fels zu erklimmen. Auf! es weiche, besiegt, rasender Liebe die Furcht! Sei's, was immer es will, so wird's wohl besser als jetzt sein. Trage mich, Luft! Mein Leib ist nicht von großem Gewicht. Zärtlicher Amor, auch du breit unter die Fallende Flügel, Daß nicht bringe mein Tod Schmach der leukadischen Flut. Dann sei Phoebus geweiht die gemeinsame Gabe, die Leier, Und als Denkmal ein Paar Verse wie diese dazu: »Dankbar weihet dem Phoebus die Dichterin Sappho die Leier, Ist doch dieselbe für ihn passend und passend für sie.« Aber was treibst mich Arme du auch zu Aktiums Küsten, Während du könntest doch selbst wenden den flüchtigen Fuß? Heilung zu bringen vermagst du mir mehr als Leukas' Gewässer, Und nach Gestalt und Verdienst würdest du Phoebus mir sein. Kannst du, ach! grausamer noch als Klippen und jedes Gewässer, Tragen an meinem Tod, wenn ich verscheide, die Schuld? Aber wie wär es soviel ersprießlicher, könnte sich meine Brust anschmiegen an dich, als sich entstürzen dem Fels! Dies ist, Phaon, die Brust, die hoch zu rühmen du pflegtest; Und sie schien dir so oft reich an Erfindung zu sein. Wäre sie jetzt nur beredt! Der Schmerz ist feindlich den Künsten, Und mein schweres Geschick hemmte mir völlig den Geist. Nicht mehr stellen sich ein zum Gesang die früheren Kräfte, Stumm ist das Plectrum vor Gram, schweigend die Leier vor Gram. Mannbare Mädchen und Fraun des meerumfluteten Lesbos, Deren Namen die Laut oft, die äolische, sang! Lesbierinnen, die einst ich liebte - und ward drum getadelt -, Dränget doch nimmer um mich, lauschend der Zither, euch her! Was euch früher gefiel, hat alles Phaon genommen, Weh mir, beinahe hätt ich eben »mein Phaon« gesagt! Schafft ihn zurück, so kehrt auch euere Sängerin wieder; Wie er die Kräfte dem Geist raubt, so verleiht er sie ihm. Doch was erreich ich mit Flehn? Ist zu rühren des Grausamen Herz denn Oder erstarrt? Und entführt nichtige Worte der West? Möcht er mir nicht die Worte verwehn, nein, segelnd dich bringen! Kalter, das solltest du selbst, wärest du weise, rasch tun. Kehrst du zurück und warten des Schiffs die gelobten Geschenke, Was zerreißest du mir länger noch zögernd die Brust? Löse den Kiel! Vom Meere entstammt, bahnt Venus die Meere: Lüfte beflügeln den Lauf. Löse du immer den Kiel! Sitzend hinten im Schiff, wird spannen Cupido die Segel Und zusammen sie ziehn, steuernd mit zärtlicher Hand. Aber vergnügt es dich nur, zu fliehn die pelasgische Sappho (Doch nichts wirst du an mir finden, warum du mich fliehst), Nun so mög es mir Ärmsten ein Brief doch, o Grausamer, sagen - Daß ich mir gebe den Tod in der leukadischen Flut! [Ovid: Briefe berühmter Frauen (Heroides). Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 13445 (vgl. Ovid-W Bd. 2, S. 153 ff.) (c) Aufbau-Verlag] POSEIDON Von Poseidon Mutter der Rhode 1; im Jahre 464 schrieb Pindar, Olym. Oden 7,14: „….. und preise Rhodos, die Meerestochter der Aphrodite und Braut des Helios,….“ ….. Der griechische Politiker Demetrios Poliorketes wurde im Jahre 290 v. Chr. in Athen während der Abhaltung der pythischen Spiele besonders geehrt – man erklärte ihn öffentlich als Sohn der Aphrodite und des Poseidon und verehrte ihn mit einem eigenen Kult. Seine Geliebte erhielt mit ihm einen eigenen Kult und wurde als Leaina Aphrodite verehrt. ………………….. Festlied auf Demetrios Die größten und die liebevollsten Götter leisten Beistand unsrem Staate. Da führte uns die Gunst der Zeit Demeter zu und Demetrios. Sie kommt, das heilige, geheime Fest der Tochter würdig zu begehen; er zeigt, recht wie ein Gott, sich heiter, stattlich, mit lachendem Gesicht. Er strahlt Erhabenheit aus, mitten in dem Kreis aller seiner Freunde; und funkeln seine Freunde sternenhell, so leuchtet er der Sonne gleich. Willkommen, Sohn des stärksten Gottes, des Poseidon, und der Aphrodite! Die andern Götter halten sich ja ferne oder haben keine Ohren, sind nicht vorhanden, kümmern gar nicht sich um uns: Dich nur sehen wir, kein Bild aus Stein, aus Holz, nein, wahrhaft lebend; dich flehen wir jetzt an. Vor allem, bitte, schaff uns Frieden, liebster Herr; dessen bist du mächtig. Die Sphinx, die Theben nicht, o nein, ganz Hellas in ihren Bann geschlagen, die, vom Aitolerstamm, auf ihrem Felsen hockt, grausam wie die alte, uns packt und sämtlich fortschleppt, und mir fehlt die Kraft, Widerstand zu leisten - denn der Aitoler rafft der Nachbarn Gut, er greift heut auch weiter aus -: sie bändige, du selber; oder finde doch einen Oidipus, der in den Abgrund stürzt dies Untier oder es sonst zuschanden macht! [Hermokles: [Lyrik]. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 4443 (vgl. Griech. Lyrik, S. 426 ff.) (c) Aufbau-Verlag] UNBEKANNT Aphrodite wird als Mutter des Byblos 3, des Vaters der Kypros, die der Insel Zypern den Namen gab, genannt. Er dürfte der Eponymos der erstmals von Strabon 16,2,18 erwähnten Stadt im nördlichen Phönikien sein. In biblischer Zeit trug sie den Namen Gebal, heute heißt sie Dschebeil. LITERATURBEISPIELE: Lukrez (ca. 97 bis ca. 55 v. Chr.), übersetzt von Hermann Diels 1924 Preis der Venus Mutter der Äneaden, du Wonne der Menschen und Götter, Lebensspendende Venus: du waltest im Sternengeflimmer Über das fruchtbare Land und die schiffedurchwimmelte Meerflut, Du befruchtest die Keime zu jedem beseelten Geschöpfe, Daß es zum Lichte sich ringt und geboren der Sonne sich freuet. Wenn du nahest, o Göttin, dann fliehen die Winde, vom Himmel Flieht das Gewölk, dir breitet die liebliche Bildnerin Erde Duftende Blumen zum Teppich, dir lächelt entgegen die Meerluft, Und ein friedlicher Schimmer verbreitet sich über den Himmel. Denn sobald sich erschlossen des Frühlings strahlende Pforte Und aus dem Kerker befreit der fruchtbare West sich erhoben, Künden zuerst, o Göttin, dich an die Bewohner der Lüfte, Und dein Nahen entzündet ihr Herz mit Zaubergewalten. Jetzt durchstürmet das Vieh wildrasend die sprossenden Wiesen Und durchschwimmt den geschwollenen Strom. Ja, jegliches folgt dir Gierig, wohin du es lenkest; dein Liebreiz bändigt sie alle; So erweckst du im Meer und Gebirg und im reißenden Flusse Wie in der Vögel belaubtem Revier und auf grünenden Feldern Zärtlichen Liebestrieb in dem Herzblut aller Geschöpfe, Daß sie begierig Geschlecht um Geschlecht sich mehren und mehren. Also lenkst du, o Göttin, allein das Steuer des Weltalls. Ohne dich dringt kein sterblich Geschöpf zu des Lichtes Gefilden, Ohne dich kann nichts Frohes der Welt, nichts Liebes entstehen: Drum sollst du mir auch Helferin sein beim Dichten der Verse, Die ich zum Preis der Natur mich erkühne zu schreiben. Ich widme Unserem Memmius sie, der dir es vor allem verdanket, Allzeit allen voran sich in jeglichem Amt zu bewähren. Drum so verleih, o Göttin, dem Lied unsterbliche Schönheit, Heiß indessen das wilde Gebrüll laut tosenden Krieges Aller Orten nun schweigen und ruhn zu Land und zu Wasser, Da nur du es verstehst, die Welt mit dem Segen des Friedens Zu beglücken. Es lenkt ja des Kriegs wildtobendes Wüten Waffengewaltig dein Gatte. Von ewiger Liebe bezwingen Lehnt sich der Kriegsgott oft in den Schoß der Gemahlin zurücke; Während sein rundlicher Nacken hier ruht, schaut gierig sein Auge, Göttin, zu dir empor und weidet die trunkenen Blicke, Während des Ruhenden Odem berührt dein göttliches Antlitz. Wenn er so ruht, o Göttin, in deinem geheiligten Schöße, Beuge dich liebend zu ihm und erbitte mit süßesten Worten, Hochbenedeite von ihm für die Römer den lieblichen Frieden. Denn ich vermag mein Werk in den jetzigen Nöten des Staates Sonst nicht mit Ruhe zu fördern, und du, des Memmierstammes Rühmlicher Sproß, du könntest dich jetzt nicht entziehen dem Gemeinwohl. Hymnos auf Aphrodite Singe mir, Muse, das Lied von den Werken der goldenen Kypris, die den unsterblichen Göttern süße Sehnsüchte einflößt, ebenso auch die Geschlechter der Sterblichen jäh überwältigt, gleichfalls die Vögel am Himmel und sämtliche anderen Tiere, deren riesige Zahl sich vom Meere ernährt und vom Festland. Der Kythereia im herrlichen Stirnband huldigen alle. Drei nur vermag sie nicht zu verführen, nicht zu betören. Einmal die Tochter des Zeus, die helläugig blickende Pallas. Dieser mißfällt das Amt Aphrodites, der goldenen Göttin; Kriege behagen ihr nur und die blutige Arbeit des Ares, Kämpfe und Schlachten und das Vollbringen herrlicher Taten. Sie unterwies als erste die Erdenbewohner im Handwerk, ließ, für Frieden und Krieg, erzfunkelnde Wagen sie bauen, lehrte auch zarte Mädchen Handarbeiten verrichten, weckte Geschick und Fleiß bei jeder in ihren Gemächern. Zweitens bezwingt Aphrodite, die reizvoll lächelnde, niemals Artemis durch ihr Verlangen, die brausende Herrin der goldnen Pfeile; dieser gefällt die Schießkunst, die Jagd in den Bergen, Harfenklänge und Reigentänze und gellendes Jauchzen, schattige Haine und Städte der Menschen, der Hüter des Rechtes. Drittens mißfällt das Werk Aphrodites der sittsamen Jungfrau, die der tückische Kronos als erste zeugte, Hestia, die dann die jüngste auch war, nach dem Willen des Trägers der Aigis, die erhabene, die Poseidon und Phoibos umwarben. Sie empfand kein Verlangen, verweigerte strenge die Bindung, leistete den verbindlichen Eid, der Erfüllung gefunden, rührte dabei an das Haupt des aigistragenden Vaters: Jungfrau auf ewig wolle sie bleiben, die herrliche Göttin. Zeus verlieh ihr ein wichtiges Amt anstelle der Ehe; mitten im Hause ließ sie sich nieder, gewann so das Beste. Ehren empfängt sie in allen Tempeln der Götter, bei allen Menschen errang sie die Stellung der höchsten, ältesten Göttin. Diese drei vermag Aphrodite nicht zu verführen. Dafür ist ihr noch keiner der andern jemals entgangen, keiner der seligen Götter, keiner der sterblichen Menschen. Ja, sie verführte Zeus sogar, den Werfer der Blitze, ihn, den größten, dem auch die größte Ehre zuteil wird. Ganz nach Belieben betört sie den klugen, bedachtsamen Herrscher, nötigt ihn ohne Mühe, mit sterblichen Frauen zu schlafen, heimlich vor Hera, seiner mächtigen Schwester und Gattin, ihr, der bei weitem schönsten unter den göttlichen Frauen, auch der erhabensten von den Töchtern des tückischen Kronos und der Rheia. Zeus, der Herr der festen Entschlüsse, hatte sie zur sittsamen, treuen Gemahlin erhoben. Doch der Kronide flößte jetzt Kypris das süße Verlangen zur Verbindung mit einem Sterblichen ein. Aphrodite sollte den Beischlaf mit einem Menschen selber vollziehen, sollte nicht mehr mit höhnischem Lächeln, ja deutlichem Lachen unter den Göttern in stolzer Freude die Nachricht verbreiten, daß sie die Götter zusammenbrächte mit sterblichen Frauen - diese schenkten dann den Unsterblichen sterbliche Kinder -, aber auch Göttinnen beigeselle sterblichen Männern. Süßes Verlangen ließ er sie spüren zum Helden Anchises. Dieser, so stattlich wie Götter, hütete damals die Rinder auf den ragenden Bergen des quellensprudelnden Ida. Jäh entflammte die lieblich lächelnde Göttin bei seinem Anblick, es packte sie unwiderstehlich ein heftiges Sehnen. Eilig flog sie nach Kypros, den duftenden Tempel in Paphos suchte sie auf, wo Altar und heiliger Hain ihr gehörten. In das Gebäude trat sie und schloß die schimmernden Türen. Drinnen badeten sie die Chariten und rieben sie kräftig ein mit ambrosischem Öl, dem Schönheitsbalsam der Götter, den Aphrodite gleichfalls als Mittel des Wohlgeruchs nutzte. Darauf schlüpfte die lieblich lächelnde Göttin in ihre schönen Gewänder und eilte, prangend in goldenem Zierat, fort von der angenehm duftenden Insel Kypros nach Troja. Mühelos legte den Weg sie zurück, hoch über den Wolken, und sie erreichte den quellensprudelnden, wildreichen Ida, zog durch die Berge geradenweges zum Hause der Hirten. Gräuliche Wölfe umsprangen sie schmeichelnd, wildblickende Löwen, Bären und schnelle Panther, rastlose Jäger der Rehe. Bei dem Anblick freute die Göttin sich herzlich und weckte ihnen das Liebesverlangen, es taten sich sämtliche Tiere paarweis zusammen und lagerten sich in schattigen Grotten. Nunmehr gelangte die Göttin zum fest errichteten Viehhof. In dem Gebäude traf sie, ohne die übrigen Hirten, den von den Göttern mit Schönheit beschenkten Helden Anchises. Alle anderen weilten auf den grasreichen Almen bei den Rindern, Anchises allein war zu Hause geblieben, wandelte auf und nieder und spielte lautschallend die Harfe. Vor ihn trat die Tochter des Zeus, Aphrodite, als hübsches, stattliches Mädchen, das noch keine Ehe geschlossen; sollte er doch bei ihrem Anblick ja nicht erschrecken. Held Anchises bemerkte sie und gewahrte mit Staunen ihre Größe und Schönheit und ihre glänzenden Kleider. Denn sie trug ein Gewand, das leuchtete heller als Flammen, trug auch gewundene Spangen und blanke Geschmeide in Kelchform. Herrliche goldene Ketten von bunter, kunstreicher Arbeit hingen um ihren zarten Nacken; ihr üppiger Busen schimmerte silbern wie Schein des Mondes, ein Anblick zum Staunen. Zärtliches Sehnen empfand Anchises, er sprach zu dem Mädchen: »Glück dir, Herrin - als eine der Seligen bist du gekommen, Artemis, Leto oder sogar Aphrodite, die goldne, oder als Themis, die edle, als helläugig blickende Pallas oder als eine der Chariten, die sämtlichen Göttern sich zur Begleitung gesellen und selbst als Unsterbliche gelten, oder als eine der Nymphen, die liebliche Haine bewohnen oder in diesem schönen Gebirge die Wohnstätte haben an den Quellen der Ströme oder auf grasreichen Almen. Einen Altar will ich dir errichten, auf ragendem Gipfel, einer weit sichtbaren Stelle, und reiche Opfer zu allen Zeiten des Jahres dir bringen. Du laß mich, gnädigen Sinnes, unter den Troern durch rühmliche Taten auszeichnen, schenke einen blühenden Sohn mir, lange glücklich zu leben sei mir vergönnt und das Licht der Sonne zu sehen, gesegnet unter dem Volk, und die Schwelle des Alters noch zu erreichen!« Ihm gab Antwort darauf die Tochter des Zeus, Aphrodite: »Ruhmreichster unter den erdgeborenen Menschen, Anchises, nimmermehr bin ich Göttin. Wie kommst du zu dieser Vermutung? Sterblich bin ich und wurde von sterblicher Mutter geboren. Otreus heißt mein ruhmreicher Vater - du kennst ihn vielleicht schon -, Herrscher des ganzen wohlbefestigten phrygischen Landes. Eure wie unsere Sprache beherrsche ich sicher; denn eine troische Amme nährte zu Haus mich, empfing von der Mutter mich schon in frühester Kindheit und pflegte mich treu und beständig. Deshalb vermag ich auch eurer Sprache mich zu bedienen. Doch mich entführte Hermes, der Träger des goldenen Stabes, aus dem Reigen der lauten, goldpfeilbewaffneten Göttin. Zahlreiche junge Frauen und emsig umworbene Mädchen, spielten wir fröhlich, rings umdrängt von zahlloser Menge. Hierbei entführte mich Hermes, der Träger des goldenen Stabes, trug mich weithin über die Äcker der Menschen und weithin über noch unverteiltes, ödes Gelände, wo wilde, reißende Tiere schweifen, hausend in schattigen Höhlen. Niemals glaubte ich wieder nährenden Grund zu betreten. Da erklärte mir Hermes, ich sei bestimmt als Gemahlin für Anchises und solle ihm stattliche Kinder gebären. Deutliche Hinweise gab mir der starke Töter des Argos, darauf begab er sich wieder zurück zum Kreise der Götter. Hierher gelangte, zu dir, ich, kann mich der Pflicht nicht entziehen. Aber ich bitte dich dringend, bei Zeus und deinen erlauchten Eltern - von guten allein stammt solch ein tüchtiger Sprößling -: Führe mich heim, ein Mädchen, das nicht von der Liebe gekostet, zeige mich deinem Vater und deiner sittsamen Mutter, deinen Brüdern und allen deinen Stammesgenossen; keine verächtliche Schwägerin war ich, verdiente die Würde. Schicke Botschaft sogleich zu den rossetummelnden Phrygern, melde es meinem Vater und meiner sittsamen Mutter. Zusenden werden sie goldenen Schmuck dir und Kleider in Menge, du empfange die reichen, herrlichen Gaben als Mitgift. Richte darauf die Hochzeitsfeier, unserem Stande völlig gemäß und anziehend für die Menschen und Götter.« Derart sprach sie und weckte in ihm ein süßes Verlangen. Sehnsucht ergriff den Helden, er gab ihr Antwort und sagte: »Bist du ein Mensch und wurdest von sterblicher Mutter geboren, ist, nach deiner Behauptung, Otreus dein ruhmreicher Vater, nun, dann gelangtest du her durch Gunst des geleitenden Gottes Hermes und sollst als meine Gemahlin walten für immer. Keiner der Götter und keiner der Sterblichen sollte in dieser Stunde mich hindern, deine Liebe sofort zu genießen, auch wenn der sicher treffende Phoibos selber mit seinem silbernen Bogen unheilbringende Pfeile verschösse! Mädchen, so schön wie Göttinnen, habe mit dir ich das Lager teilen dürfen, so möchte ich gleich zur Unterwelt ziehen!« Damit ergriff er ihre Hand; da wandte die lieblich lächelnde Göttin sich um mit niedergeschlagenen Augen und begab sich zum stattlichen Bett, das schon vorher mit weichen Decken vom Helden gerichtet war; es lagen darüber Felle von Bären und schauerlich brüllenden Löwen gebreitet, die er selber einst auf den ragenden Bergen erlegte. Als sie sich auf dem lockenden Lager niedergelassen, zog er zuerst den schimmernden Schmuck ihr vom Leibe, die Spangen und die gewundenen Broschen, Geschmeide in Kelchform und Ketten, löste den Gürtel ihr dann und streifte die glänzenden Kleider ihr von den Gliedern und legte sie ab auf silberbeschlagnem Sessel. Nach götterverhängtem Schicksal streckte sich schließlich, ohne die Wahrheit zu wissen, der Sterbliche neben die Göttin. Während die Hirten Rinder und feiste Schafe von ihren blumigen Wiesen zurück auf den Hof in die Viehställe trieben, hielt Aphrodite Anchises in festem, erquickendem Schlummer. Aber sie selber schlüpfte in ihre schönen Gewänder. Als sich die herrliche Göttin die Stücke angelegt hatte, stellte sie aufrecht sich hin im Gemach. An die Dachbalken reichte mächtig ihr Haupt, von den Wangen strahlte der göttliche Liebreiz, den Kythereia besitzt, die Göttin mit kostbarem Stirnband. Und sie weckte den Helden aus seinem Schlummer und sagte: »Auf, du Dardanosenkel! Was säumst du, im Schlafe befangen? Sage mir offen: Siehst du in mir tatsächlich das gleiche Mädchen, das du vorhin mit eigenen Augen erblicktest?« Derart sprach sie. Noch halb im Schlafe, verstand sie Anchises. Als er den Hals und die strahlenden Augen der Göttin gewahrte, packte ihn Furcht, und er wandte vor Scheu die Blicke zur Seite. Wieder verhüllte er, mit der Decke, sein herrliches Antlitz und sprach flehend zu ihr die flugs enteilenden Worte: »Göttin, vorhin schon, als ich zum ersten Mal dich erblickte, habe ich dich als Gottheit erkannt. Du sprachst nicht die Wahrheit. Aber ich flehe dich an bei Zeus, dem Träger der Aigis: Laß mich hinfort nicht als Schwächling leben unter den Menschen, sondern erbarme dich meiner! Denn die Kräfte des Lebens blühen nicht länger den Männern, die mit Göttinnen schliefen.« Ihm gab Antwort darauf die Tochter des Zeus, Aphrodite: »Held Anchises, ruhmreichster unter den sterblichen Menschen, sei nur getrost, du brauchst dich durchaus nicht so heftig zu fürchten! Keine Gefahr besteht, dir könnte von mir und den andern Seligen Böses geschehen: Dich lieben doch herzlich die Götter! Einen Sprößling will ich dir schenken, der über die Troer herrschen wird; sein Geschlecht soll nie und nimmer erlöschen. Held Aineias soll er heißen: Ein bitterer Kummer packte mich, da ich mit einem sterblichen Manne geschlafen. Unter den Menschen stehen die Nachkommen eures Geschlechtes ständig den Göttern am nächsten, durch Gaben des Körpers und Geistes. Daher entführte Zeus, der Berater, einstmals den blonden Ganymedes; der sollte unter den Seligen weilen seiner Schönheit wegen, im Haus des Kroniden als Weinschenk dienen den Göttern, ein Anblick zum Staunen, von allen gewürdigt, wenn er den roten Nektar schöpfte aus goldenem Mischkrug. Unerträglicher Kummer peinigte Tros; denn er wußte gar nicht, wohin ihm die göttliche Windsbraut den Sprößling entführte. Ununterbrochen beklagte er seinen Sohn. Da erbarmte Zeus sich des Vaters und gab ihm als Ausgleich für den Geraubten windschnelle Rosse, wie als Gespann sie Unsterbliche ziehen. Die übergab er ihm zum Besitz. Der Gott des Geleites, Hermes, erklärte im Auftrag des Zeus dem Vater den Hergang, niemals stürbe sein Sohn, sei ewig jung, wie die Götter. Tros vernahm die Botschaft, die Zeus ihm sandte, und klagte nicht mehr länger, empfand aufrichtige Freude und lenkte heiter vor seinem Wagen die windschnell eilenden Rosse. Ebenso raubte die goldenthronende Eos den göttlich schönen Tithonos, ebenfalls Abkömmling eures Geschlechtes, flehte sodann bei dem düster umwölkten Kroniden für ihren Liebling um Freiheit vom Tode und um ein ewiges Leben. Zeus versprach ihr Gewährung und tat, was sie innig sich wünschte. Aber um ewige Jugend zu bitten, um Freiheit vom bösen Alter, das hatte die edle Eos aus Torheit vergessen! Freilich, solange Tithonos blühte in reizvoller Jugend, wohnte, zur Freude der frühen, goldenthronenden Eos, er am Strom des Okeanos, dicht bei der Grenze der Erde. Aber sobald die ersten grauen Haare sein schönes Haupt überwallten und seine lieblichen Wangen bedeckten, mußte die edle Eos auf seine Liebe verzichten, pflegte jedoch ihn zärtlich in ihrem Hause und nährte ihn mit Ambrosia, gab ihm auch schöne Gewänder zur Kleidung. Doch das verhaßte Alter drückte ihn völlig hernieder, nicht ein einziges Glied mehr konnte er regen und heben. Folgende Maßnahme hielt sie jetzt für die beste: Sie brachte ihn in festen Gewahrsam, verschloß die schimmernden Türen. Lediglich seine Stimme erklingt unaufhörlich, doch keine Kraft mehr bewegt, wie einst, die krummgezogenen Glieder. Niemals würde ich dir im Kreis der unsterblichen Götter solche Unsterblichkeit, solch ein ewiges Leben verschaffen! Ganz im Gegenteil, wenn du lebtest, so stattlich und kraftvoll, und man dich priese als meinen Gemahl, so sollte doch schwerlich bitterer Schmerz mich umdüstern; ich plane ja klug und bedachtsam. Bald überschattet dich das böse, grausame Alter, das erbarmungslose, das allen Menschen bevorsteht, aufreibend, heillos - vor ihm empfinden die Sterblichen Abscheu. Aber mich selber erwartet um deinetwillen nur schwere Schande im Kreis der seligen Götter, für ewige Zeiten: Zitterten sie doch früher vor meinem schmeichlerisch falschen Kosen, wodurch ich unsterbliche Götter mit sterblichen Frauen paarte; denn meine Gedanken und Wünsche bezwangen sie alle. Nie mehr kann ich jetzt im Kreis der unsterblichen Götter darüber prahlend sprechen, da ich starker Verblendung, furchtbarer, tadelnswerter, anheimfiel, mich schmählich verirrte, ich ein Kind bekam von einem sterblichen Manne! Aber sobald der Knabe die Augen zum Sonnenlicht aufschlägt, werden vollbusige, bergdurchschweifende Nymphen ihn nähren; hier in dem heiligen, hohen Gebirge sind sie zu Hause, weder den sterblichen Menschen gehören sie an noch den Göttern. Lange währt ihr Leben, sie essen ambrosische Speise, unter den Göttern tummeln sie sich in herrlichem Reigen. Mit den Silenen und dem scharfspähenden Töter des Argos treiben sie Liebesspiele im Innern bezaubernder Grotten. Werden die Nymphen geboren, entsprießen dem fruchtbaren Boden gleichzeitig Tannen und Eichen mit stolzen, ragenden Wipfeln tief im hohen Gebirge, herrliche, grünende Bäume. Mächtig ragen sie auf, man nennt sie Haine der Götter. Niemals fällen Sterbliche sie mit Beilen und Äxten. Aber sobald die Schicksalsstunde des Todes herannaht, müssen zuerst am Boden die herrlichen Bäume verdorren, schrumpft um den Stamm die Rinde, brechen die Äste hernieder, weicht auch das Leben der Nymphen schließlich vom Lichte der Sonne. Diese werden mein Kind übernehmen und sorgfältig nähren. Zieht für den Jungen herauf die Zeit der lieblichen Jugend, werden die Nymphen ihn zuführen dir, ihn deutlich dir zeigen. Aber ich selber - nimm das, bitte, gründlich zur Kenntnis! - werde den Knaben im fünften Lebensjahre dir bringen. Hast du den blühenden Sproß vor Augen, so wird dich sein Anblick herzlich freuen; gleichen wird er an Schönheit den Göttern. Führe den Knaben sofort ins windumfächelte Troja! Sollte dir einer der sterblichen Menschen die Frage dann stellen, welche Mutter von dir den teuren Jungen empfangen, gib ihm zur Antwort, was ich dir wörtlich einschärfen möchte: 'Er entstammt, so erzählt man, einer der rosigen Nymphen, die in dem hohen, waldbedeckten Gebirge hier wohnen.' Plauderst du aus und prahlst noch töricht, du hättest in Liebe dich Kythereia verbunden, der Göttin mit herrlichem Stirnband, wird der Kronide im Zorn mit flammendem Blitz dich erschlagen. Damit sei es genug. Beherzige treulich die Weisung, hüte die Zunge und scheue die schwere Rache der Götter!« Derart sprach sie und flog empor zum luftigen Himmel. Sei uns denn herzlich gegrüßt, du Herrin des wohnlichen Kypros. Dich besang ich zu Anfang, jetzt möchte das Thema ich wechseln. [Anonyma: Homerische Hymnen. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 75 (vgl. Griech. Lyrik, S. 36 ff.) (c) Aufbau-Verlag] …………………. Die Katze und Aphrodite. Eine Katze, die sich in einen wohlgestalten jungen Mann verliebt hatte, bat Aphrodite, sie in eine Frau zu verwandeln. Die Göttin erbarmte sich ihrer Leidenschaft und gab ihr die Gestalt eines hübschen jungen Mädchens. In dieser Gestalt wurde der junge Mann der Katze ansichtig, gewann sie lieb und führte sie fort in sein Haus. Und während sie beide im Brautgemach weilten, kam Aphrodite der Wunsch, erfahren zu wollen, ob die Katze mit der Verwandlung ihres Körpers auch ihren Charakter geändert habe, und sie ließ deshalb eine Maus durch den Raum laufen. Alles andere vergessend, sprang da die Katze von ihrem Bett auf und sauste der Maus nach, um sie zu verspeisen. Verärgert über ihr Verhalten, versetzte sie die Göttin in ihren alten Zustand zurück. So ist es auch bei den Menschen: Die, welche von Natur böse sind, vermögen ihren Charakter nicht zu ändern, auch wenn sie ihre äußere Erscheinung wandeln. [Äsop: Die Fabeln des Äsop. Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos, S. 2275 (vgl. Ant. Fabeln, S. 35) (c) Aufbau-Verlag] ………………. Bion von Smyrna (Ende 2. Jh.v. Chr.)An AphroditeLiebliche Kyprogeneia, Entspross'ne des Zeus, nicht des Meeres,Weshalb trittst du den Menschen und Göttern entgegen so unhold?Wenig noch sagt' ich: warum dich selber so feindlich bekriegst du,Daß du, zu solchem Verderben für alle, den Eros geboren,Grausam, erbarmungslos, nicht ähnlich an Seele dem Antlitz?Weshalb gar noch beschwingt und fernher treffend ihn bringen,Daß wir, so schrecklich er sei, ihm nicht zu entweichen vermögen? (S. 165)Übersetzt von Friedrich Notter (1801-1884)Aus: Theokritos, Bion und MoschosDeutsch im Versmaße der Urschriftvon E. Mörike und F. NotterZweite AuflageStuttgart Verlag von A. Werther 1883 ……………………….. Aus den Homerischen Hymnen (7.-5. Jh. v. Chr.)(In der Übersetzung von Konrad Schwenck)Hymnos auf AphroditeAphrodite die schöne, die züchtige, will ich besingen,Sie mit dem goldenen Kranz, die der meerumfloßenen KyprosZinnen beherrscht, wohin sie des Zephyros schwellender WindhauchSanft hintrug auf der Woge des vielaufrauschenden Meeres,Im weichflockigen Schaum; und die Horen mit GolddiademenNahmen mit Freuden sie auf, und thaten ihr göttliche KleiderAn, und setzten ihr ferner den schön aus Golde gemachtenKranz aufs heilige Haupt, und hängten ihr dann in die OhrenBlumengeschmeid aus Erz und gepriesenem Golde verfertigt.Aber den zierlichen Hals und den schneeweisstrahlenden BusenSchmückten mit goldener Ketten Geschmeide sie, welche die HorenSelber geschmückt, die mit Gold umkränzeten, wann zu der GötterAnmuthseeligem Reihn und dem Vaterpallaste sie giengen.Doch nachdem sie den Schmuck an dem Leib ihr fertig geordnetFührten sie drauf zu den Göttern sie hin, die sie freudig empfiengen,Reichend zum Gruße die Hand, und ein jeglicher fühlte Verlangen,Sie zur Gemahlin zu haben, und heim als Braut sie zu führen,Höchlich bewundernd die schöne Gestalt der bekränzten Kythere.Heil schönblickende dir, holdseelige; aber im Kampf hierLasse den Sieg mir werden, und seegne du meinen Gesang jetzt.Doch ich selbst will deiner und anderen Liedes gedenken. (S. 170-172)_____Auf AphroditeDich Kytherea besing ich, die Kyprische, welche den MenschenLiebliche Gaben verleiht, und im anmuthvollen GesichteStets holdseliges Lächeln bewahrt, und den blühenden Liebreiz.Sey mir o Göttin gegrüßt, du der trefflichen Salamis Herrin,So wie der sämmtlichen Kypros, und gieb anmuthgen Gesang mir.(Sey mir gegrüßt, o Herrin der trefflichen Insel Kythere,Und der umfluteten Kypros, und gieb anmuthgen Gesang mir.)Dein auch will ich hinwieder und anderen Liedes gedenken. (S. 180)_____Hymnos auf AphroditeSage mir Muse die Werke der goldenen Aphrodite,Kypria's, welche den Göttern erregt sehnsüchtige Liebe,Und die die Stämme bezwingt der vergänglichen Menschengeschlechter,Auch luftfliegende Vögel und alle die anderen Thiere,Wieviel irgend ernähret das Erdreich oder der Pontos;Alle gedenken der Werke der schönumkränzten Kythere.Drey nur konnte sie nimmer bewältigen, oder belisten;Pallas Athene, des mächtigen Zeus blauäugige Tochter;Denn die liebt nicht Werke der goldenen Aphrodite,Sondern sie liebet den Krieg vielmehr und die Werke des Ares,Schlachten und Kampfesgewühl, und herrliche Künste zu fördern.(Sie hat Handwerksmänner zuerst den Bewohnern der ErdeWagen zu machen gelehret, benebst erzbunten Geschirren.)Sie auch lehr in den Häusern die zartaufblühenden Mägdlein,Herrliche Werke zu machen, ins Herz jedweder es flößend.Nicht auch Artemis ferner, die goldpfeilschießende Jägrin,Zwang in der Liebe Gelüsten die lächelnde Aphrodite;Denn die liebet den Bogen, und Wild in den Bergen zu tödten,Und die Gitarr' und den Reigen, und hellaufschallenden Jubel,Ferner den schattigen Hain, und die Stadt rechthandelnder Männer.Nicht auch liebet die Werk' Aphrodite's die züchtige JungfrauHistie, welche zuerst der verschlagene Kronos gezeugt hat,(Und dann wieder zuletzt, nach Zeus, des Gewaltigen, Rathschluß,)Ehrfurchwürdig, um welche Poseidon warb und Apollon,Doch nicht wollte sie, sondern verweigerte jenen es standhaft,Schwörend gewaltigen Eid, der auch in Erfüllung gegangen,Rührend ans Haupt des Kroniden, des Aegistragenden Vaters,Jungfrau wolle sie bleiben, die herrliche Göttin, für immer.Aber es schenkte der Vater ihr Herrliches statt der Vermählung,Und sie hauset inmitten der Wohnungen, Fett empfangend,Und hat Theil an den Ehren in sämmtlichen Tempeln der Götter,Und ist allen den Menschen die hochehrwürdige Göttin.Die nun konnte sie nimmer bewältigen, oder belisten.Doch von den übrigen ist nicht eins Aphrodite'n entronnen,Keiner der seligen Götter, und keiner der sterblichen Menschen;Selber verführte das Herz sie dem donnererfreuten Kronion,Welche der Herrlichste ist, und die herrliche Würde bekommen.Den auch, wann es beliebte, das sinnige Herz ihm bethörend,Einte sie häufig in Liebe mit sterblichgebohrenen Frauen,Here's vergessen ihn machend, der leiblichen Schwester und Gattin,Die an erhabner Gestalt vor den seeligen Göttinnen pranget;Als ehrwürdigste zeugte jedoch der verschlagene KronosDiese mit Rheia der Mutter; und Zeus, der den ewigen Rath sinnt,Machte sie sich zu der keuschen verständigen Ehegemahlin.Jener jedoch auch flößt in das Herz Zeus süße Begierde,Sich zu vermählen mit einem der Irdischen, daß für die ZukunftSelbst nicht frey von der Liebe des sterblichen Mannes sie wäre,Und dann prahlend einmal sich rühm' in dem Kreise der Götter,Blickend mit Lächeln umher, Aphrodite die anmuthvolle,Wie sie die Götter in Liebe vermählt mit den sterblichen Frauen,Und wie Unsterblichen diese die sterblichen Söhne gebohren,Auch wie die Göttinnen sie mit den sterblichen Menschen vereinigt.Zu dem Anchises flößt' er ihr süße Begier in die Seele,Der in den ragenden Bergen des quellegesegneten IdaDerzeit Rinder geweidet, den Seeligen gleichend an Bildung.Als nun diesen erblickte die lächelnde Aphrodite,Brannte sie, und es ergriff ihr das Herz unmäßige Sehnsucht;Und gen Kypros wandelnd, begab in den duftigen TempelDort nach Paphos sie sich, woselbst der Altar und der Hain ist;Gehend hinein in denselben, verschloß sie die strahlende Pforte;Und nun wuschen und salbten die Chariten sie mit dem Oele,Mit dem ambrosischen, welches die ewigen Götter umduftet.(Mit dem ambrosischen, süßen, das wohlruchduftend sie hatte.)Und um den Leib wohl ordnend die sämmtlichen schönen GewandeUnd sich mit Goldschmuck zierend, die lächelnde Aphrodite,Eilte sie fröhlich gen Troja, hinweg von der duftigen Kypros,Hoch im Gewölke die Bahn durcheilend in hurtigen Schritten.Und sie gelangte zum Ida, dem quelligen Nährer des Wildes;Gieng stracks durch das Gebirg zum Gehöft dann; hinter derselbenFolgten die graulichen Wölfe jedoch, und die funkelnden Löwen,Bären und hurtige Pardel zugleich, die Verschlinger der Rehe,Wedelnd; und sie es erblickend erfreute sich dessen im Herzen,Und sie erfüllte dieselben mit Inbrunst; alle zumal nunLagerten paarweis sich in den schattigen Schluchten der Berge.Doch sie selber gelangte zum stattlichgebaueten Zelte.Und dort fand sie allein in dem Hof, von den andern verlassen,Ihn, Anchises, den Heros, begabt mit der Schöne der Götter.Aber die andern, die waren hinaus mit den Rindern zur WeideAll'; er aber allein in den Hof, von den andern verlassen,Wandelte hin und her, und spielt' helltönend die Cither.Doch nun stand vor demselben die Tochter des Zeus Aphrodite,Aehnlich an Größ' und an Bildung dem züchtigen Mädchen erscheinend,Daß nicht jener erschrecke vor ihr, sie mit Augen erblickend.Aber Anchises sann bey dem Anblick, und er erstaunteUeber die Größ' und Gestalt und über die prächtigen Kleider.Denn es umfloß sie ein Peplos von hellerem Glanz wie das Feuer,Spangengeschmeid' auch trug sie, und leuchtende Ohrengehänge;Und um den lieblichen Hals rings schlangen sich herrliche Ketten,Schön, von gediegenem Gold, buntschimmernde, und wie SeleneRings um den lieblichen Busen erglänzte sie, Wunder zu schauen.Und Anchises entbrannt' und er redete also zu jener:Sey mir o Herrin gegrüßt, die zum Haus mir kommst von den Göttern,Artemis, Leto vielleicht, wohl auch Aphrodite die goldne,(Oder die edele Themis, vielleicht auch Pallas Athene,)Oder du kamst wohl eine der Chariten, welche den GötternAllen Genossinnen sind, und Unsterbliche werden genennet,Oder der Nymphen vielleicht, die die herrlichen Haine bewohnen,(Oder der Nymphen, die hier dies schöne Gebirge behausen,)So wie die Quellen der Ström' und die grasigen Wiesengefilde.Dir doch will ich fürwahr auf weithinblickender WarteEinen Altar aufrichten, und herrliche Opfer in jederJahrszeit bringen hinfort; doch du mit genädigem SinneGieb daß ich unter den Troern ein hochansehnlicher Mann sey,Daß mir der Stamm auch blühe, jedoch mir selber verleihe,Lang glückseelig zu leben und Helios Licht zu erblicken,Reich in dem Volk, und dereinst zu der Schwelle des Alters zu kommen.Diesem erwiederte aber die Tochter des Zeus Aphrodite:Nicht, o Anchises, du erster der erdegebohrenen Menschen,Bin ich ja Göttin fürwahr, was thust du mich Göttern vergleichen?Sondern ein sterbliches Weib, und von sterblicher Mutter gebohren.Otreus ist mein Vater, der herrliche, wenn du ihn kennest;Der ganz Phrygia weit und breit als König beherrschet,Euere Sprache jedoch und die unsere weiß ich zu reden;Denn mich pflegte zu Hause die Troerin, welche mich aufzog,Ganz als winziges Kind von der theueren Mutter empfangend.(So denn hab' ich gelernt auch euere Sprache zu reden.)Jetzt doch raubte mich dort der bestellende ArgostödterWeg aus Artemis Reigen, der goldpfeilschießenden Jägerin;Viele der Jungfrau'n nämlich und bräutliche Mädchen zusammenSpielten wir, rings doch bildet' ein mächtiger Haufen die Runde;Mich nun raubte von dort der bestellende Argostödter,Führte mich dann durch viele von Menschen bebauete Fluren,Auch viel' Oeden hindurch und Wüstungen, wo das Gewild ringsSchweifet umher nach Raub in den dunkelbeschatteten Schluchten;Und nicht schien mirs, daß mit dem Fuß ich den Boden berührte;Doch zu Anchises Bett, dies sagt' er mir, sey ich berufen,Als sein Ehegemahl, dir blühende Kinder zu bringen.Doch nachdem ers gesagt und verkündiget, eilet' er wiederWeg zu der Himmlischen Schaaren, der mächtige Argostödter;Ich kam aber hieher, und es zwang mich die mächtige Fügung.Aber ich flehe dich an bey dem Zeus nunmehr und den edlenEltern; es zeugeten ja wohl nicht solch' einen Geringe;Führe mich hin als Mädchen und nicht mich umarmend in Liebe,Daß du dem Vater mich zeigest und deiner verständigen Mutter,Wie auch deinen Geschwistern, so viel dir irgend geworden;(Nicht entehrende Schnur, nein ehrende werd' ich denselben;)Ob ein entehrendes Weib ich dir wär', ob nicht in der Wahrheit,Send' auch einen geschwind in das Land roßprangender Phryger,Welcher dem Vater es sagt und der kummererfülleten Mutter;Die doch werden dir Goldes die Füll' und gewirkete KleiderSchicken sogleich; du aber empfange die herrlichen Gaben.Thatst du jedoch dies alles, so mache die prächtige Hochzeit,Die bey den Menschen und auch bey unsterblichen Göttern geehrt sey.Also sagte die Göttin und flößt' ihm süße Begier ein,Und es ergriff Sehnsucht den Anchises und er begann so:Bist du ein sterbliches Weib, und von sterblicher Mutter gebohren,Ist auch, wie du es sagst, dein Vater der herrliche Otreus,Kamst du mir dann von Hermeias, dem göttlichen Boten, geleitetHer, und sollst du für immer zum Weib mir werden gegeben;Dann soll keiner der Götter, und keiner der sterblichen MenschenMich abhalten anjetzt, eh daß ich in Liebe dir nahteOhne Verzug; auch nicht, wenn selbst von dem silbernen BogenSchöße die stöhnenden Pfeile der Fernhintreffer Apollon.Wollt' ich ja selber sodann, o du Weib, Göttinnen vergleichbar,Wann dein Lager ich theilt', in des Aïdes Wohnung hinabgehn.Sprach es, und faßt ihr die Hand, und die lächelnde AphroditeSchlich abwendend das Haupt und die herrlichen Augen gesenketZum dem gebetteten Lager dahin, wo dieses gebettetWar mit den weichen Gewanden dem Könige; aber darüberLagen die Vließe von Bären und tiefaufbrüllenden Löwen,Die er selber erlegt auf ragenden Waldberghöhen.Als sie nun aber bestiegen das Bett, das trefflich gemacht war,Nahm er zuerst ihr allen den glänzenden Schmuck von dem Leibe,Spangen und Ohrring' auch und gewundene Ketten und Halsband;Lößte den Gürtel ihr ferner, und that ihr die prächtigen KleiderAus, und legte sie dann auf silbergebuckeltem SesselHin, und hierauf nach Willen und Fügung himmlischer GötterLegte der Sterbliche sich zur Unsterblichen, ohn' es zu wissen.Doch als wieder zurück zu den ländlichen Höfen die HirtenFührten die Rinder und Schaafe nach Haus von den blumigen Weiden,Da goß über Anchises erquickenden Schlummer die Göttin,Lieblichen, sie doch that hinwieder ihr ihr herrliches Kleid an.Und nachdem sie nun an es gethan, die erhabene Göttin,Trat sie zur Thüre des Zelts, und die trefflichgezimmerte DeckeRühret' ihr Haupt, und es leuchtet' ambrosischer Glanz von den WangenRingsher, wie er entstrahlet der schönumkränzten Kythere;Und nun weckte sie ihn, und sprach und sagte die Worte:Dardanos Enkel, wohlauf! was schläfst du den ewigen Schlummer?Sage mir, ob ich dir jetzo zu seyn scheine dieselbeWie du mich anfangs hast mit den eigenen Augen gesehen?Sprach es, und jener vernahm in dem Schlaf urplötzlich die Stimme.Als er den Hals nun sah und das herrliche Aug' Aphodite's,Bebt er zusammen, und wandte das Antlitz weg zu der Seite;Und barg wieder das schöne Gesicht in die Decken des BettesUnd anflehend begann er zu ihr die geflügelten Worte:Gleich ja, als ich, o Göttin, zuerst dich mit Augen gesehen,Merkt ich es wohl, daß Göttin du seyst; doch bargst du die Wahrheit.Aber ich flehe dich an bey dem ägistragenden Gott Zeus,Laß mich unter den Menschen hinfort nicht jämmerlich leben;Sondern erbarme dich mein, weil nicht ein geseegneter Mann jaDer ist, welcher das Bett mit unsterblichen Göttinnen theilte.Diesem erwiederte aber die Tochter des Zeus Aphrodite:Muth, o Anchises, du erster der erdegebohrenen MenschenFasse du, nicht auch fürchte dich irgend so sehr in dem Herzen.Denn nicht hast du zu fürchten von mir Unglück zu erleiden,Noch von den übrigen Göttern, dieweil du den Himmlischen lieb bist.Dir wird aber ein Sohn, der unter den Troern gebietet,Und es entsproßen in Zukunft Kinder den Kindern;Dieser jedoch wird heißen Aeneas, weil mich ein schwererKummer ergriff, daß jetzt ich im Arme des sterblichen Manns lag.Aber den Göttern zumeist sind unter den sterblichen MenschenDie aus eurem Geschlecht an Gestalt und Bildung vergleichbar.Zeus auch raubte vordem ja bereits Ganymedes, den blonden,Wegen der schönen Gestalt; auf daß mit den Göttern er lebe,Und in dem Hause des Zeus Wein schenke den Seeligen droben,Wahrlich ein Wunder zu sehen, geehrt von den Himmlischen allen,Theilend den funkelnden Nektar umher aus goldener Bole.Kummer befiel Tros aber im Innersten, und er begriff nicht,Wo doch hin ihm gerafft sein Kind die gewaltige Windsbraut.Immer und unabläßig beklagt er ihn aber hinführo.Und es erbarmte sich Zeus, und gab ihm Sühne des Knaben,Roße, so schnell wie der Wind, wie unsterbliche Götter sie fahren.Die nun sendet er ihm zum Geschenk, und es sagt' es ihm alles,(Nach dem Befehle des Zeus der bestellende Argostödter,)Wie er unsterblich ihm wäre für ewige Zeit, und unalternd.Doch nachdem er nunmehr Zeus Botschaft hatte vernommen,Klagt' er hinfort nicht mehr, nein freute sich in der Seele,Und fuhr fröhlich umher mit den windschnellfüßigen Roßen.So auch raubete ferner die goldene Eos Tithonos,Einen von eurem Geschlecht, den Unsterblichen ähnlich von Ansehn.Und dann gieng sie und flehte beym schwarzumwölkten Kronion,Daß er ihr wär' unsterblich, und ewiges Leben erhalte;Zeus doch winkt es ihr zu und that nach ihrem Verlangen;Thörigte! nicht doch dachte die heilige Eos im Herzen,Jugend ihm auch zu erflehn, und das schreckliche Alter zu fernen.Doch so lang er besaß die so theuer ersehnete Jugend,Wohnt er, sich Eos erfreuend, der goldenen Göttin der Frühe,An des Okeanos Strom, an den äußersten Marken der Erde.Aber sobald ihm einmal erst bleich von dem herrlichen HaupteWallten die Locken herab, und vom bartumsproßten Kinne,Da enthielt sich die Göttin hinfort der Umarmung desselben.Ihn doch pflegte sie nach wie vor, im Pallast ihn behaltend,Mit ambrosischer Kost, und ihm herrliche Kleider verleihend.Doch als ganz nunmehr ihn das traurige Alter bedrängte,Und kein Glied an dem Leib mehr regen er konnt' und bewegen,Däucht ihr dieses anjetzt der ersprießlichste Rath in dem Herzen;In ein Gemach ihn bringend, verschloß sie die glänzende Thüre,Dort nun zittert ihm kläglich die Stimm', und die mindeste Kraft nichtHat er, wie sonst sie gewesen in seinen gelenkigen Gliedern.So ja möcht' ich fürwahr dich unter den Himmlischen nimmer,Daß du mir wärst unsterblich, und daß du mir ewiglich lebtest.Wenn du jedoch, so wie jetzo du bist, an Gestalt und an Bildung,Ewig du lebtest, und unser Gemahl dann würdest genannt seyn,Da ja sollte mir Gram das Gemüth wohl nimmer umhüllen.Aber es wird nun bald dich ein ähnliches Alter umhüllen,Schonungslos, das allen den sterblichen Menschen bevorsteht,Kümmerlich, mühebeladen, und das die Unsterblichen hassen.Aber ein mächtiger Schimpf wird bey den unsterblichen GötternMir deinetwegen beständig für ewige Zeiten verbleiben,Die mein Kosen und Thern vordem, womit ich sie alleSanft, die unsterblichen, liebend vermählete sterblichen Frauen,Fürchteten; denn es bezwang mein Dichten und Trachten sie allen.Jetzt doch werd' ich den Mund nicht mehr bey den Himmlischen öffnen,Davon irgend zu reden, dieweil ich gewaltig gekränkt bin,Bitterlich, unaussprechlich, und mich in dem Geiste verirret,Und empfangen ein Kind in des sterblichen Mannes Umarmung.Dieses, sobald es zum ersten erblickt wird haben das Tagslicht,Werden erziehen die holden gebirgeinheimischen Nymphen,Die hier wohnen in diesem gewaltigen, großen Gebirge;Die zu den Sterblichen nicht und nicht den Unsterblichen zählen;Lang zwar leben dieselben und essen ambrosische Speise,Und mit Unsterblichen tanzen den herrlichen Reigen sie oftmals;Und die Silene begehn und der spähende ArgostödterLiebesverein im Gewind anmuthiger Grotten mit ihnen;Und es entsprießen zugleich hochwipflige Eichen und TannenAuf der ernährenden Erde mit seidigen, wann sie entstehen,Herrliche, üppig erblühend in ragenden Waldberghöhen.(Und hoch stehen sie da, doch heilige Haine der GötterHeißen sie, und sie haut mit dem Stahl kein Sterblicher nieder;)Doch wann ihnen des Todes Geschick dann endlich gekommen,Welken die herrlichen Bäume zuerst, absterbend im Boden.Rings dann dorret die Rind', und herab nun fallen die Aeste,Und es verläßt mit denselben der Göttinnen Seele das Tagslicht.Die nun werden den Sohn, ihn bey sich habend, erziehen.Wann er gereift dann ist zu der theuer ersehneten Jugend,Werden den Sohn dir führen hieher und zeigen die Nymphen.(Dir doch, daß ich es alles genau durchgeh' in Gedanken,Nach vier Jahren hinwieder erschein ich dir, führend den Sohn her.)Wann nun jenen, den Sprößling, zuerst du mit Augen erblickest,Wirst du dich freun ihn zu sehn, da sehr gottähnlich er seyn wird;Und dann wirst du ihn gleich zu der luftigen Ilios führen.Fraget jedoch dich einer vielleicht von den sterblichen Menschen,Was für ein Weib dir habe den theueren Sprößling empfangen,Dem sey so zu erwiedern bedacht, wie nun ich es heiße;Sag ihm, er sey dir von einer der lieblichen Nymphen ein Sprößling,Derer, die dieses von Wald umgrünte Gebirge bewohnen.Wenn du jedoch aussagst und mit thörigtem Sinne dich rühmest,Daß du vermählt dich habest der schönumkränzten Kythere,Dann wird Zeus in dem Zorn mit dem flammenden Donner dich treffen.Alles nun hab' ich gesagt, doch du es im Herzen bedenkend,Hüte dich, und sey still, und meide der Himmlischen Zorn dir.Also sprach sie und schwebt' empor zu dem luftigen Himmel.Sey mir o Göttin gegrüßt, du der trefflichen Kypros Beherrscherin;Doch anhebend mit dir, dann schreit' ich zu andrem Gesange. (S. 98-122)_____Übersetzt von Konrad Schwenck (1793-1864)Aus: Die Homerischen Hymnenübersetzt und mit Anmerkungen begleitetvon Konrad SchwenckFrankfurt a. M. 1825Gedruckt und verlegt bei H. L. Brönner Alkman (7. Jh. v. Chr.)(In der Übersetzung von Johann Adam Hartung)Es überströmt mein Herz die Liebe wiederWarm und erquickend durch die Macht der Kypris. (S. 144)_____Das macht der süßen Musen WundergabeDie wonneseligeBlonde Maid Megalostrata. (S. 144)_____Das ist nicht Kypris, ist Eros, der knabenhaftspielet muthwillig,Wandelt auf Blumen, auf Cypergras-Dolden, orühre sie nicht an! (S. 145)_____Übersetzt von Johann Adam Hartung (1801-1867)Aus: Die Griechischen LyrikerGriechisch mit metrischer Übersetzungund prüfenden und erklärenden Anmerkungenvon J. A. HartungFünfter Band: Die griechischen Liederdichtersammt einer Geschichte der RhythmenschöpfungArchilochos und die Sänger zu Sparta, zu Himera,am Hofe des Polykrates und der PisistratidenLeipzig Verlag von Wilhelm Engelmann 1856 HYPERLINK "http://www.deutsche-liebeslyrik.de/europaische_liebeslyrik/dichterinnen_auslandische.htm" HYPERLINK "http://www.deutsche-liebeslyrik.de/europaische_liebeslyrik/europaische_liebeslyrik.htm" zurück zum Verzeichnis HYPERLINK "http://www.deutsche-liebeslyrik.de" zurück zur Startseite ………………………………………………. Liebeslyrik ausländischer Dichterinnenvon der Antike bis zum 20. Jahrhundert(in deutscher Übersetzung) INCLUDEPICTURE "http://www.deutsche-liebeslyrik.de/dichterinnen/dichterinnen.jpg" \* MERGEFORMATINET Sappho (630-612 v. Chr. - um 570 v. Chr.) griechische Dichterin Hymne an AphroditeDie du thronst auf Blumen, o schaumgebor'neTochter Zeus, listspinnende, hör' mich rufen,Nicht in Schmach und bittrer Qual, o Göttin,Laß mich erliegen!Sondern huldvoll neige dich mir, wenn jemalsDu mein Flehn willfährigen Ohrs vernommen,Wenn du je, zur Hülfe bereit, des VatersHalle verlassen.Raschen Flugs auf goldnem Wagen zog dichDurch die Luft dein Taubengespann und abwärtsFloß von ihm der Fittige Schatten dunkelndUeber den Erdgrund.So dem Blitz gleich stiegest du herab und fragtest,Sel'ge, mit unsterblichem Antlitz lächelnd:"Welch ein Gram verzehrt dir das Herz, warum dochRiefst du mich, Sappho?Was beklemmt mit sehnlicher Pein so stürmischDir die Brust? Wen soll ich ins Netz dir schmeicheln?Welchem Liebling schmelzen den Sinn? Wer wagt esDeiner zu spotten?Flieht er: wohl, so soll er dich bald verfolgen,Wehrt er stolz die Gabe, so soll er geben,Liebt er nicht: bald soll er für dich entbrennen,Selbst ein Verschmähter."Komm' denn, komm auch heute, den Gram zu lösen!Was so heiß mein Busen ersehnt, o laß esMich empfahn, Holdselige, sei du selbst mirBundesgenossin!Übersetzt von Emanuel Geibel (1815-1884)Aus: Classisches LiederbuchGriechen und Römer in deutscher Nachbildung von Emanuel GeibelBerlin 1875 (S. 37-38) _____ An AphroditeSchönbethronte, ewige Aphrodite,Tochter Zeus, listwebende, zu dir fleh' ich,Nicht durch Kummer, nicht durch Schmerzen quäle,Heh're, das Herz mir!Sondern komm' herab, wenn du jemals huldreichNahtest, meine Stimme zu hören, (oftmalsHörtest du) verlassend des Vaters Haus aufGoldenem Wagen,Den du dir bespanntest; dich zogen schöneSchnelle Spatzen, über der schwarzen ErdeRasch die Flügel schwingend, vom Himmel durch dieMitte des Aethers;Plötzlich dann enteileten sie, da, Göttinn,Frugst du, hold mir lächelnd mit sel'gem Antlitz,Was es wohl sei, so ich jetzt leide, weshalbWohl ich dich rufe;Und was ich mir wünsche vor allen Dingen,Wahnsinn hegend; welchen ich strebe, wiederIn dem Netz der Liebe zu fahen? "SageSappho, wer kränkt dich?Flieht er dich, so soll er dir eiligst folgen;Nimmt er nicht Geschenk' an, er soll sie geben;Küßt er nicht, so soll er sofort dich küssen,Wolltest auch du nicht."Darum komm auch jetzt und erlöse denn michVon dem schweren Grame, was zu vollendenSich mein Herz sehnt, wollst du vollenden; selberKämpfe du mit mir! Übersetzt von Johann Friedrich Degen (1752-1836)Aus: Anakreons und Sapphos LiederNebst andern lyrischen GedichtenText und Übersetzung von Joh. Fried. DegenLeipzig 1821 (S. 187-191)_____ Thronumprangte, göttliche Kythereia,Kind des Zeus, Listkundige, dich beschwör' ich,Beuge nicht mit quälender Angst und Trauer,Hehre, das Herz mir!Nein, o komm, wenn je auch in and'ren TagenMeiner Inbrunst Ruf du gewahrend hörtestUnd die Wohnung deines Erzeugers lassendNieder auf goldnemWagen kamst anschwebend; - es zogen dann dichSchöne munt're Spatzen zur schwarzen Erde,Rasch den Fittig schwingend, vom Himmel mitten-Hin durch den Äther.Plötzlich waren hier sie, und du, o Sel'ge,Fragtest lächelnd dann mit dem Himmelsantlitz,Was gescheh'n mir wäre, warum ich flehendHer dich beriefe;Was ich meinem feuerberauschten HerzenAllermeist ersehnte. - "Wen nur wiederSoll ich herzumstrickend dir fah'n? o wer nurKränkt dich, o Sappho?Flieh't er dich: - bald soll er von selber folgen;Schlägt er Gaben aus: - o er soll sie geben;Liebt er nicht: bald soll er dich lieben; ob auchDu es verschmäh'test." -Komm zu mir auch jetzt und erlös' aus bangenSorgen mich, und welche Gewährung immerMir das Herz verlanget, gewähr' und selberLeihe mir Beistand! Übersetzt von Franz Wilhelm RichterAus: Sappho und Erinnanach ihrem Leben beschrieben und in ihren poetischenÜberresten übersetzt und erklärtvon Professor Frz. W. RichterQuedlinburg und Leipzig 1833(S. 29-30)__________Göttin, herrlich thronende, meergeborneTochter Zeus, Trug spinnende, sieh', ich flehe,Lass in Liebesnöthen mein Herz, du hehre,Nimmer verschmachten;Sondern steig' herab, wie in andern Tagen,Wann du fernher meinem Gebet dich neigendZu mir tratest: aus dem Palast des VatersSchwebtest du nieder,Lenktest vor dem goldenen Wagen selberDeine Vöglein, welche des Aethers RäumeSchnell durchschwirrend her zu der Erde Nacht dieFittiche senkten.O, wie bald erschienen sie stets! Du aber,Holdes Lächeln auf dem verklärten Antlitz,Fragtest, was ich wieder gelitten, weshalbWieder ich riefe;Was so stark mir wieder die leicht entflammteSchwärmerei im Busen erwecke: "welchesMädchen willst du wieder gewinnen? wer, oSappho, verschmäht dich?Flieht sie deine Nähe? Sie soll sie suchen.Lacht sie deiner Gaben? Sie soll sie bieten.Spottet sie der Liebe? Sie soll sie fühlen,Wie sie auch streite."Nahe mir auch heut und erlös' aus schweremLeide mich, und welches Gebets ErfüllungJetzt mein Herz ersehnt, o erfüll' es; selberLeiste mir Beistand. Übersetzt von Theodor Kock (1820-1901)Aus: Alkäos und Sappho von Theodor KockBerlin 1892 (S. 47-48)_____ Gleich den Göttern selig erscheint der Mann mir,Dem dir Aug' in Auge zu schau'n vergönnt ist,Der an deiner Seite der trauten StimmeLieblichen WohllautSchlürfen, deinem reizenden Lachen lauschenDarf; das macht im Busen das Herz mir beben.Denn sobald mein Auge dich schaut, versagt mirJeder Gedanke;Gleich ist mir die Zunge gelähmt, und heißeFieberglut durchbrauset die vollen Adern;Vor den Augen dunkelt der Tag; ein SausenDröhnt in den Ohren;Kalter Schweiß entrieselt der Haut; ein FröstelnSchüttelt mir die Glieder; es welkt der WangeFrischer Schmelz dahin wie das Gras: in Todes-Grauen verschmacht' ich.Dennoch, Atthis, will ich ja gern des SchicksalsHärte still erdulden, sogar des trübenAlters Einsamkeit, wenn die Götter dir nurSegen verleihen. Übersetzt von Theodor Kock (1820-1901)Aus: Alkäos und Sappho von Theodor KockBerlin 1892 (S. 49)_____ Erste OdeAn AphroditaVielgewandte, ewige Aphrodita!Tochter Zeus, Trugwebende, zu dir fleh' ich,nicht mit Gram mir, nicht mir mit Kummer, bänd'ge,Göttin, die Seele.Sondern komm hieher, wenn du einmal schonmeine Stimme - welcher du oft gehorchet -hörtest, und verlassend das Haus des Vaterskamst, dir den goldnenWagen schirrend; aber dich zog der schöneschnelle Sperlingszug, ob der dunklen Erderasch die Flügel schwingend, vom Himmel durch dieMitte des Aethers.Stracks nun kam er; und - du o seel'ge Göttinlieblich lächelnd mir von dem Götterantlitzfragtest, was ich litt' und wozu ich jetzoflehete Beistand?Was zumeist vollbracht ich im Seelen-Wahnsinnwünscht' und wess bestrickende Minne wiedermir zu überreden ich strebte, - wer oSappho dich kränke?"Denn entflieht er, soll er dich schnell verfolgen,nimmt er nicht Geschenke, so soll er schenken,küßt er dich nicht, soll er dich küssen, schnell wennselbst du nicht wolltest."O so komm auch jetzt mir und hilf von schweremHarm, und was erfüllet mein Herz sich sehnet,das erfüll', o Göttin" du aber sei selbstWaffengenossin. Übersetzt von Ernst Anton Ludwig Möbius (1779-1838)Aus: Saphho's Oden griechisch und deutschmit erklärenden Anmerkungenvon Anton MöbiusHannover 1815 (S. 21-23)_____ Verschmähte LiebeBuntbethronte himmlische Aphrodita,Tochter Zeus', Trugspinnerin, zu dir fleh' ich,Laß dem Unmut, lasse dem Gram mein Herz nicht,Göttin, erliegen!Sondern komm hieher, wenn du sonst auch jemals,Meines Anrufs Stimme vernehmend, fernherHörtest, und, den goldnen Palast des VatersLassend, herabkamst,Im geschirrten Wagen; dich fuhr der schöneSchnelle Sperlingszug um die weite Erde,Dicht die Flügel schwingend, vom Himmel mittenHin in dem Aether.Und sie kamen eilig, und du, o Sel'ge,Lächelnd mit unsterblichem Angesichte,Fragtest, was ich wieder erlitten, was ichWieder dich rufe;Was ich im wahnsinnigen Mut vornehmlichWill gewährt sehn. "Wessen begehrst du wieder,Den dir Peitho führe zur Liebe? Wer, oSappho, wer kränkt dich?Siehe, wenn er flieht, wird er bald verfolgen,Wenn er sonst Geschenke nicht nahm, sie geben,Wenn er nicht geküßt, wird er bald dich küssen,Wolltest du selbst nicht."Komm auch jetzo zu mir und lös' aus schwerenSorgen mich, nach wessen Erfüllung aberSich das Herz mir sehnt, das erfüll', und selberHilf mir im Kampfe! Übersetzt von Georg Thudichum (1794-1873)Aus: Die griechischen Lyrikeroder Elegiker, Jambographen und MelikerAusgewählte Proben der Urschrift übersetztund durch Einleitungen und Anmerkungenvon Dr. G. ThudichumStuttgart 1859 (S. 381-382)_____ Venus VenusIzt liebt die gantze welt! des Titans glut wird mächtigDie erde zu vermähln/ der himmel machet trächtigMit regen ihren schooß/ das blumen-gelbe jahrBeschwängert ihren bauch/ der blumen sommer-haarBekleidet allbereits die unbelaubten wipffel:Des Demus kahlen kopff/ und die unwirthbarn gipffel/Die hier der süd versengt/ und dort der schnee ableckt/Hat schon der bunte lentz mit kräutern überdeckt.Ja selbst die zeit wird braut/ die blumen-göttin schmücketIhr selbst das braut-gewand/ und ihre kunst-hand stücketDer Tellus grünen rock mit frischem rosen-schneeUnd weissen liljen aus. Hier wächset fetter kleeAuff hyblens marmel-brust; Dort bücken die narcissenSich zu den tulpen hin/ einander recht zu küssen.Hier schmeltzt das thränen-saltz vom rauchen hyacinth/Wo die crystallen-bach aus hellen klippen rinnt/Voll lust sein herbes leid darinnen zu bespiegeln.Indessen feuchtet dort mit den bethauten flügelnDer zucker-süsse west die wiese/ die fast lechst.Das weiß-beperlte graß/ das in den thälern wächst/Bekräntzt der sternen-thau. Die wälder werden düstern/Nun sich der wurtzeln safft den ästen will verschwistern/Das laute flügel-volck/ das stumme wasser-heer/Ja selbst der kluge mensch/ und was lufft/ erd' und meerBeseeltes in sich hat/ wird gleichsam jung und rege/Gereitzet durch den geist der göttin/ derer wegeDurch alle grentzen gehn/ die die natur gesetzt/Ich meyne Venus dich: du werdest gleich geschätztVon andern/ die noch nicht dein feuer recht erkennet/Die deine krafft nicht rührt/ noch deine flamme brennet/So/ wie es ihnen dünckt. Verzeihe mir nur hierDu Gnidus-königin/ daß ich diß schlechte dirAuff dein bekräntzt altar mit ungewaschner lippeIm gläser-hellen qvell des pferde-brunns EnippeZu opffern mich erkühn. O milde geberinDer viel beredsamkeit/ nimm diß mein dichten hin.Gib/ daß ein lauter schwan von deinen mir es zeige/Wie ich dich singen soll. Laß meine lorbeer-zweigeBey deinen myrthen blühn. Ich spanne nun hierauffDie segel in dein lob/ gib/ daß nach gutem lauffDie seuchte muschel mag die stillen ufer lesen.Bald erstlich aber fällt/ durch wen du seyst genesen/Ein eyfer-kummer vor. Die meisten sind gesinnt/Du seyest Jupiters und der Dianen kind.Viel dürffen dir wohl gar den vater streitig machen/Und sagen/ daß du nur (wer will des wahns nicht lachen!)Cambysens kinds-kind seyst. In warheit/ welcher glaubtSolch abergläubisch ding/ dem ist sein neblicht hauptVon wahnwitz angefüllt. Denn wer hat ie vernommen/Daß von der taube sey ein starcker adler kommen?Kein bock hat noch wohl nicht ein pferd zur welt gebracht/Kein käfer einen straus. Und aus der finstern nachtEntspringt kein sonnen-licht. Die meisten aber sagen/Der himmel habe dich in seinem schooß getragen/Als dich der tag gezeugt. Zwar diese meynung scheintMir nicht so ungereimt/ weil sie dich nicht verkleint/Auch keinen mangel zeigt. Daß du vom himmel kommen/Und von den göttern hast dein wesend thun genommen/Trifft mit der gottheit ein. So ist auch weil die welt/Diß weit-umarmtes all/ wird durch den tag erhellt/Dein wesen schon gewest. Doch scheinet unter allenMir keine meynung mehr/ als derer/ zu gefallen/Die deinen stamm erzehln; Daß die geschwellte flutDes blau-gesaltznen schaums/ geschwängert durch das blutDes himmels-saamen sey/ als aus erzürntem wüten/Saturnus sichel ihm das manns-glied abgeschnitten/So wär es durch die lufft gefallen in die see/Und aus erregtem schaum sey unsre CyprieEntsprossen in der flut. Diß machet uns zu wissen/Warumb die Griechen erst dich Aphrodite hiessen.Gewißlich/ saltz und schaum kömmt deiner eigenschafftUnd würckung ziemlich bey. Wo würde krafft und safftDie säuge-mutter sonst vor ihre früchte nehmen?Wie würde pflantz und thier sonst ihre seele sämen/Und was durch die geburt die ewigkeit der weltFür ihrem untergang und letztem nichts erhält?Wo würde frucht und brut/ und alles marck der erdenIn der versiegnen art gezeuget können werden/Bey mangel deiner glut? Ich schweige was von ihr/Du schönes meer-schaums-kind/ die milde mutter dirNoch sonst hat beygepflantzt. Daß dieses alles alleNicht stracks in einem nu in einen klumpen falle/Hält deine gottheit auff. Noch eines fällt mir bey:Warum das saltz-glaß auch noch sonst dir ähnlich sey.Denn wie das grüne saltz bald an des monden gläntzen/Bald gar sich schwellt empor zu Ariadnens gräntzen/Bald gar in abgrund fällt/ wenn itzt der laue west/Itzt süd' und nord darauff mit starcken backen bläst.So gleicht auch dein bestand dem unbestand der wellen/Der bald das liebes-schiff mit sturm pflegt anzubellen/Bald durch erwünschten wind in einen hafen führt/Um den ein fremder mast offt jahr und tag verliert/Und doch zu scheitern geht. Ja unser lieben lehret/Daß Acidalie dem wasser angehöret;Denn lieben ist nichts mehr/ als eine schifferey/Das schiff ist unser hertz/ den seilen kommen beyDie sinn-verwirrungen. Das meer ist unser leben/Die liebes-wellen sind die angst/ in der wir schweben/Die segel/ wo hinein bläst der begierden wind/Ist der gedancken tuch. Verlangen/ hoffnung sindDie ancker. Der magnet ist schönheit. Unser strudelSind Bathseben. Der wein und überfluß die rudel.Der stern/ nach welchem man die steiffen segel lenckt/Ist ein benelckter mund. Der port/ wohin man denckt/Ist eine schöne frau. Die ufer sind die brüste.Die anfahrt ist ein kuß. Der zielzweck/ süsse lüste.Wird aber hier umwölckt/ durch blinder brünste rauch/Die sonne der vernunfft/ so folgt der schiffbruch auch/Der seelen untergang/ und der verderb des leibes:Denn beyde tödtet uns der lustbrauch eines weibes.Doch schneidet iemand dir so ruhm als namen ab/Wenn unvernunfft ihn stürtzt; gewiß/ der hat sein grabIm leben schon erlangt. Der hat entzündte sinnen/Wer nicht dein süsses thun muß innig lieb gewinnen.Dem muß sein kaltes hertz mit eiß umfangen seyn/Dem deiner flammen blitz nicht dringt zur seelen ein.Denn soll man/ weil der dorn die finger pflegt zu stechen/Sich nicht der rosen haupt bemühen abzubrechen?Soll fenchel-kraut und klee zu pflantzen seyn verwehrt/Weil ihren süssen safft die schlang' in gifft verkehrt?Soll auch die wüste see bald unbesegelt liegen?Und soll das fluten-pferd nicht mehr die Thetis pflügen/Wenn einmahl well und wind auff seil und segel bell'n.Und ein zerschmettert holtz durch eine klap zerschell'n/Offt durch des schiffers schuld/ der meistens geht verlohren/Weil er kein vorsichts-wachs ihm stopffet für die ohren;Wenn die Sirene pfeifft/ weil er nicht weiß/ wo steinUnd strudel frischer brunst vermieden müssen seyn.Der/ wenn die laster weh'n/ die segel steiffer sinnenNicht bald herunter fällt/ noch auch sein schwach beginnenWill anckern auff vernunfft. Wer in den dorn sich sticht/Mit dem die käyserin der blumen sich umflicht/Mag seiner blindheit es/ und nicht den weichen blätternDer rosen rechnen zu. Wiewohl gleich als mit wetternDer sommer sich vermischt/ gleich als ein myrthen-strauchZum wachsen nicht allein der sonne/ sondern auchDes regens unmuth darff; so können auch die saatenDer grünen liebe nicht stets an der sonne braten;Es hegt/ nechst dieser/ auch ein fremder anmuths-kußDie pflantzen/ die sie wärmt. Der wehmuth regen mußAus den gestirnen qvell'n/ in derer brunn die flammeZum ersten sich entspann/ und als die seelen-ammeDie liebes-flamme nährn/ die wurtzeln auch benäßtMit buhler-thränen feyn; der seuffzer kühler westMuß den halb-dürren stock mit feuchtem hauch anwehen/Wo man ihn süsse frucht soll künfftig tragen sehen.Welch wahnwitz wär es nun/ wenn um ein kurtzes weh/Um einen sauren biß man solte bald die seeMehr als gewünschter lust/ mehr als begehrter wonne/Und was noch mehr entbehrn? auch läst sich nicht die sonneZueignen fluch und schild/ wenn boßheit haus und stadtSteckt durch ein brenn-glaß an; der Venus garten hatJa wolffs-milch böser lust nebst ihren liljen blühen/Wenn natter-zungen wolln den reinen safft ausziehen.Sonst aber klebt kein gifft den holden kräutern an/Die mißbrauch/ haß und neid nicht fleckicht machen kan.Diß und dein ander lob steht sternen eingeschrieben/Und marmeln eingeprägt. Ja dein beliebtes lieben/Dein wesen von kind auff/ die wercke deiner machtHat die Calliope selbst zu papier gebracht/Und in das demant-buch der ewigkeit begraben/Was du zu rühmen werth/ wir auch zu wissen haben.Die götter sind niemahls bemühter um ein ding/Als um dein schiff gewest/ so bald der schaum auffgiengStund Titan gantz beschämt/ und wolte mit den strahlenNicht mehr die kalte schooß der matten erde mahlen;Aurorens güldner stuhl schien auff der see zu stehn/Die wellen fingen an mit rosen auffzugehn/Die sonne schimmerte nur wie bey düstern nächtenDer mond/ als wenn umher sich dünne dünste flechten;Man meynte/ daß die sonn ein nebel/ daß das meerEin himmel/ und die lufft zur erden worden wär.Ja selbst die schönheit schien itzt allererst gebohren/Weil himmel/ erd und meer für dir den glantz verlohren;Du machtest milch und schnee mit deinem halse grau/Der marmelstein ward schwartz/ das helffenbein ward rauh/Für deiner glatten schooß; die blauen türckse schienenFür deinen adern weiß/ die röthe der rubinenBey deinen lippen fahl; der stirnen glantz gieng vorDem demant/ und die pracht des purpur-bluts verlohrDie farbe. Ja/ für dir erblaßten die corallen/Als sie die wangen sah'n; die leuchtenden crystallen/Die sternen/ wurden selbst für deiner augen glantzUnd deinem blincken blind. Aurorens rosen-krantzWard welck für deinem haar. Für deinem athem büßtenDie veilgen den geruch/ die liljen für den brüstenGepräng und schönheit ein. Kurtz/ unsre CyprieWar aller frauen frau; Der wollust-ströhme see/Der augen augen-stern/ die sonne der göttinnen/Der wollust ziel und pfeil/ das muschel-schiff/ worinnenDas vordertheil corall/ das hintertheil rubin/Der mastbaum von smaragd/ das segel carmesin/Das fähnlein von damast/ das seil aus wurmgespinste/Das ruder aus saphir/ und alles sonst auffs minsteGemacht aus perlen war. Der schnecken häußlein war/Die schoos zugleich/ in der die mutter dich gebahr/Dein tempel/ dein altar/ dein wagen/ deine wiege/Dein himmel/ deine burg/ dein schild und helm im kriege/Dein bette/ ja dein thron/ dein spiegel/ dein gezelt/Dein garten/ dein gemach/ ja deine gantze welt.Auff diß dein schifflein bließ der vater aller blumen/Der Flora bräutigam/ der Zephyr aus Idumen/Zibet und ambra aus; Neptun hub aus der seeSein crystallines haupt verwundernd in die höh/Und ließ von seinem haar auff seiner wasser auenCorallen-zöpffe falln/ und perlen-tropffen thauen;Schlug auch mit seiner hand den scepter auff das meer/Daß alle Najaden und götter kamen her/Die schiffahrt Cypriens nach würden zu bestellen/Palämon kam und ritt ein meer-schwein auff den wellen/Dem er von tulipen und rosen ein gebißHatt um das maul gelegt. Der krause Nereus ließDas schuppen-vieh heraus aus Amphitritens bette;Und Triton zog hervor/ an einer langen ketteDie muschel fortzuziehn/ ein grosses wasser-heer/Das er mit moose speist/ und da das blaue meerMit frischem saltze tränckt. Die Nymphen/ welche liessenDort den Euphrat/ den Nil/ und hier die Donau fliessen/Von denen eine dar gold/ crysolithen-stein/Und amethisten laß/ und perlen fädmet ein;Dort auch corallen brach/ verstreueten mit hauffenIhr reichthum um dein schiff/ nur deine gunst zu kauffen/Um diß ihr opffer-werck. Denn eben damahls war/O meer gewünschter lust! des meeres gold/ dein haar;Sein demant dein gesicht/ sein purpur deine wangen;Dein lächeln seine perl/ sein gantzer schatz dein prangen/Daß auch die Thetis selbst darüber schamroth ward.Kurtz: deine trefflichkeit schien ihr von solcher art/Halb seel-loß/ halb erzürnt/ daß sie sich über hoffen/Durch deine schönheit sah vielfältig übertroffen.Ja die bestürtzung brach mit seufftzen auch herfür/Als sie die heyrath nun mit Jupitern und ihrZu wasser werden sah; wiewohl sie es beschönetMit farben/ die der witz im fall der noth entlehnet/Zum mantel eigner schmach/ als hätte sie durchausNicht wegen der gestalt sie in sein sternen-haußZu nehmen/ und nechst dem auch in sein purpur-bette/Diespiter verschmäht; nein/ sondern Protheus hätteDen Jupiter gewarnt/ die heyrath einzustelln/Sonst möcht' ihr künfftig sohn ihn von dem throne fälln.Denn dieses wäre schon der Parcen rund entschliessen/Der vater würde selbst der Thetis sohne müssenAn tugend unten stehn. Wer aber merckt den fund/Und hält nicht diesen ranck für ausflucht ohne grund?Es wolte zwar mit ihr sich Jupiter vermählen/Und sie für seine frau/ für seine Juno zehlen/Wo auff den hochzeit-tag sonst keine göttin ihrAn anmuth und gestalt nicht würde gehen für.Allein es hat es selbst der götter fürst bekennet/Die liebe/ die zuvor in seiner brust gebrennet/Diß feuer hätte sich wie staub und rauch verlohrn/Nachdem die Paphie der schwangre schaum gebohrn:Wie wenn Leucothoe mit den bebräunten flügelnDie sonne deutet an/ auff düstern blauen hügeln/Der schimmernd-helle glantz der sternen-saate weicht/Und Phöbens silber-schein an beydem horn erbleicht/So bald ihr bruder kömmt. Die singenden SirenenVerstummeten für dir/ die allerschönsten schönen;Parthenope/ die sonst viel fremde segel stürtzt/Und manchem durch ihr lied das leben gar verkürtzt/Der ihrer schönheit traut/ die hätte selbst fast müssenAllhier zu grunde gehn/ und Scyllens klippen küssen/Weil sie durch deine huld bezaubert fast entschlieff/Und ihrer selbst vergaß. Als auch der Venus schiffAn Cyperns ufer kam/ empfing die schooß der erdenDich/ erdens-königin/ mit frölichen geberden.Die Drias ließ den wald/ die Nais brunn und fluß/Die Orcas ihren berg/ Silvanens ziegen-fußDie grünen püsche stehn; die gläser-hellen flüsseVergassen ihren lauff/ die wälder kriegten füsse/Die felsen lernten gehn/ die berge lieffen dir/Zu hören deinen mund/ zu schauen deine zier/Mehr/ als dem Orpheus/ zu/ weil sie dein würcken steckteMit neuen sinnen an/ die hohe ceder streckteDen langen halß hervor/ weil das gedränge nichtSie sich dir nähern ließ; das helle tage-licht/Die sonne/ konte selbst nicht dringen mit den flammenDurch dieses sommer-hauß/ so dichte war zusammenGeflochten zweig und zweig/ wenn nicht der laue west/Der mit den wipffeln spielt/ und durch die blätter bläst/Wo einen ast auffhub. Weil keiner morgenröthen/Ja keiner sonnen nicht/ kein tag nicht ist von nöthen/Wo du/ o sonne/ bist/ du/ ohne die der tagKein tag ist/ ohne die die sonne selber magKein licht geheissen seyn; du/ ohne derer hitzeDie flammen selber friern. Kein stern war hier nicht nütze/Weil tausend blumen hier den sternen giengen für.Kein himmel that hier noth/ weil dieses ortes zierMehr als ein himmel war/ für dessen stern-geblümenDer himmel schwerlich sich darff einen himmel rühmen.Hier/ wo auff smirgeln man die morgenröthe fand/Wo ein schön milchern weg schnee-weiß von liljen stand/Wo man sah veilgen stehn/ bethaut mit perlen-kräntzen/Smaragdne Kräuter blühn, und Rothe Nelcken gläntzen,]Wo fetter klee auffgieng/ wo sich der sand auffschwellt/Und von narcissen schwamm/ da war das sternen-feldDer blumen-himmel recht. Wird oben hoch gepriesenDie sonne? so stand hier die sonne grüner wiesen/Die rose; leuchtet dort des monden weisser kreyß?Hier sternte noch so schön der tulipanen preiß.Gläntzt Berenicens haar an den bestirnten zimmern?So sahe man mit thau und bienen-zucker schimmernDer erden haar/ das graß. Hier war der gantzen weltBegriff und meister-werck. Hier war das frühlings-zeltDer Chloris/ und das horn der reichsten Amaltheen;Hier sprungen qvelln empor/ und bäder der Napeen;Die schwanen stimmten hier mit einer nachtigallDir ein geburts-lied an. Es war hier überallZugleiche lentz und herbst; der wald trug blüt und früchte;Der tannen-baum trug öl/ das hertz der wilden fichte/War süsser bienen-safft; die fette kiefer standMit pommerantzen schwer; das schilff trug zuckerkand.Der eich-wald himmel-brod/ die kletten-sträuche sandeln/Der schleedorn brachte wein/ die hasel-staude mandeln/Die disteln tausendschön/ der nessel-strauch gebahrThal-liljen/ balsam-kraut; die wiesen wurden garZu purpur und scharlach; die berge roßmarinen/Ihr mooß zu majoran/ da durch der EricinenDen ehren-weg zu ziern; der sand ward gold/ die bachZu milch und silber-schaum; diß alls folgte nachDer Acidalien/ biß an die göldnen zinnen/Wohin/ sie auffzuziehn/ die himmels-pförtnerinnen/Von dannen nahmen mit: denn kleideten sie sieMit blauem atlaß an/ biß über ihre knie.Ein purpur-rock hieng ihr biß über hüfft und nabel/Auff dem/ mit perl und gold/ Neptunus dreyzacks-gabel/Die schlüssel des Averns/ und Jupiters sein stab/Die ieder Paphien gehorsamst übergab/Mit nadeln war gemacht; das schwellende gerüste/Und wunder-rundte ball der alabaster-brüste/Fieln athmend auff und ab/ und gaben einen scheinDurch den gewirckten wind; das braune haar schloß einEin stirn-band aus rubin/ die krausen locken hiengenUm ihrer schultern schnee. Mit solchem zierrath giengenSie in saphirnen saal; der grossen götter schaar/Die in der himmels-burg damahls zugegen war/Erhub sich ingesammt von den gstirnten thrönen/Und ließ sie alle leer der allerschönsten schönen/Biß daß Diespiter/ der sie stracks lieb gewann/Sie satzte neben sich/ und für sein kind nahm an.Diß hieß sich einen brand und um sich fressend feuerSelbst unters dach gesteckt; die wohlthat kam so theuerIhn als kein übel an; denn als er einmahl sichIn sie fast halb entzückt; ich/ sprach er/ schätze dich/Dich für mein liebstes kind. Ich mag kein wort-geprängeNicht machen; denn du hast die liebe nach der längeSchon gegen dich verspürt; du trägst den götter-krantz/Ich habe dich zu mir/ nebst meines scepters glantzAuff diesen thron gesetzt. Ich bin dir so gewogen/Daß ich der Juno dich fast habe fürgezogen.Ich wolt auch/ fiele dir an mangel etwas für/Dir keinen wunsch verschmähn; Versichre dich zu mirUnfehlbar alles guts. Fehlt dir/ du darffst es sagen/Zu deinem ansehn was? Hier habe diesen wagenVom vater dir geschenckt/ aus demant und rubin/Erkiese was ihn solln für schöne thiere ziehn;Ich habe nur für mich die adler ausgelesen;Des vaters thiere sind ein drachenzug gewesen/Die pferde liebt Neptun/ die ochsen Delie/Die tieger-thiere Jan/ die leuen Cybele.Wilstu für deinen leib schnee-weisse schwanen haben?Schau sie sind dir gewährt. Wie soll ich dich begaben?Die götter setzt ich all auff einmahl unter dich/Und gäbe dir gewalt fast selber über mich.Die Venus wäre fast für freuden gar zersprungen/Als ihr das letzte wort in ihrem ohr geklungen.Ach vater! hub sie dann mit süssem lächeln an/Wenn hat dein kind dir doch zu liebe was gethan?Wie? rührt die grosse huld/ rührt dieses grosse liebenVom vater-hertzen her? mein wunsch ist nun beklieben/Mein segen blüht und wächst/ wenn ich mit schwanen darffDurch die gestirne fahrn. Nach solchen worten warffDie schlaue zauberin die allersüßten blicke/Die fessel der vernunfft/ die linden seelen-stricke/Auff ihren vater hin/ also daß er nun gantzVon ihr bezaubert ward: Sprach denn/ o höchster glantzDer götter! darff dein kind/ dein kind dich noch was bitten?Wilstu mich/ vater/ noch mit deiner gunst beschütten/Die ich für vorige dir zwar nicht dancken kan/So leb ich deine magd. Darauff so fieng er an:Mein kind/ du weist/ daß ich mit dir das hertze theile/Du solst es haben/ ja; wahr ists/ die donner-keileBegehr ich/ fuhr sie fort/ und daß ich eine zeitMit blitzen spielen darff. Mein kind/ zu weit/ zu weitGegangen/ fieng er an. Es läst sich einer frauen/Die sich nicht zäumen kan/ nicht bald ein reich vertrauen/An meinem herrschen liegt des grossen himmels heyl.Der wohlstand aller welt. Die spindel und ein keil/Die nadel und ein schwerdt/ der scepter und ein rockenDarff zweyerley verstand. Wer weiß/ wie ich erschrockenMit allen göttern bin/ als das bethörte kindDer sonnen/ an vernunfft/ und am verstande blind/Auff Titans wagen stieg. Du magst dich an ihm spiegeln;Denn als ihm nicht bewust/ die hengste mit den zügelnZu hemmen/ schlugen sie die mittel-schrancken aus/Die wälder wurden brand/ die klippen schutt und grauß.Die brunnen wurden glut/ der schnee ward funck und flammen/Und hätt ich blitz und keil nicht selbst gerafft zusammen/Und aus dem wagen ihn gestürtzet in die flut/So wäre längst das meer verglommen in der glut.Der himmel wäre rauch/ die sternen wären asche.Diß sag' ich/ daß ich mich von allem reine wasche/Wo dir/ indem du dich des blitzes unterfängst/Ein unfall wiederfährt. Hier ist kein feurig hengst/Der sich nicht zäumen läst/ sprach Venus zu dem fürstenDer götter/ nein/ dein kind/ das kan nach ehren dürsten/Nicht aber folgt/ daß ich nicht zu erleschen bin.Ich will die flügel zwar des blitzes schicken hin/So weit die sonne kan die blauen hügel röthen;Mein blitz soll aber wohl nicht eine seele tödten/Die nicht den tod selbst wünscht. Die wunden/ die mein pfeilSoll schneiden in das hertz/ wird der verwundten heyl/Der krancken artzney seyn; du selber wirst begehren/Daß vater/ ich auff dich soll meine köcher leeren.Mein blitz wird ohne noth/ mein donnern voller lust/Mein schmertzen wollust seyn; mein ziel ist eine brust/Nicht eines riesen kopff. So sey dirs denn verliehen/Daß dir nach wunsch/ sprach er/ der lichte blitz soll glüen/Es mag dein zarter arm nun lassen feuer schneyn/Dein mund den donner-sturm. Hiermit räumt er ihr einDie schwartze wolcken-burg/ sammt allen zorn-sturms-waffen/Durch die Enceladus geschwister seine straffenFür seinen hochmuth kriegt. Die göttin aber tratDiß neue donner-werck mit wohlbedachtem rathUnd ernstem eyfer an; denn bald ließ sie die strahlenDes göttlichen gesichts die erden-kugel mahlen/Und rieff den lauen west/ als sie ihn durch die lufftSo sanffte sahe spieln aus Lilybäens klufft/Nechst ihr gestirntes zelt; Geh/ rieff sie/ heb die flügel/Du lentzens-vater auff/ fleuch über thal und hügel/Fleuch/ fleuch und sammle mir in deine purpur-schürtzAus Nabathäen gold/ Pachaniens gewürtz/Hydaspischen geruch/ aus Saphar weyrauch-körner/Aus Hyblens kräuter-brust von rosen schwere dörner/Von allen gräsern thau/ aus allen reben safft/Den geist aus dem metall/ und aller kräuter krafft.Der zephyr segelte durch die zertheilten lüffte/Nach Paphiens befehl/ und suchte berg und klüffteDer holen erden durch; denn kehrt er seinen flugDem himmel wieder zu. In seiner schürtze trugEr aller kräuter art; die nassen federn troffenVoll balsam und voll thaus. Ja er bracht über hoffenMehr/ als ihr wunsch erst war/ und sie von anfang batSo viel/ als ost und west/ und süd und nord kaum hat.Die göttin aber zog aus diesen sachen allenEin köstlich wasser aus/ und schloß es in crystallenVermischt mit nectar ein. Ja/ sie ließ selbst dabeyViel fremder künste sehn/ und neue zauberey.Nach diesem splitterte sie die geborgten keileMit eigner hand entzwey/ und schärffte sie/ wie pfeile.Darauff so wässerte sie in dem neuen safftDiß tödliche geschoß/ biß daß die linde krafftDie keile gantz durchzog/ und dem geschärfften stahleVon des Pyracmons faust in des Vulcanus saaleDie härtigkeit benahm. Zu eben selber zeitLieß sie den Mulciber/ wo Aetna feuer speyt/Aus gold und helffenbein ihr einen bogen schmieden/Dabey der gute mann sich muste so ermüden/Daß ihm der schweiß ausbrach/ weil des Tritonis schildDianens jäger-spieß/ durch den das schnelle wildBüst geist und leben ein/ ja selbst des Aeols kette/Der Ceres pflugschaar auch und Famens feld-trompete/Gradivens stählern helm/ nicht so viel saure mühZu schmieden ihn gekost. Nach diesem ruffte sieIhr erstgebohrnes kind/ den blinden liebes-schützen/Der in der wiege noch schon lernte pfeile spitzen/Zu sich in ihr gemach/ und hieß die schwanen ihnZur reise schürren an/ und an dem wagen ziehn/An dem der boden gold/ durchlegt mit helffenbeine/Der spiegel-glatte sitz von alabaster steine/Die räder aus rubin/ die axt aus perlen war'n:Der kleine bogen-gott/ Cupido/ muste fahr'n/Und selber fuhrmann seyn; die muntre schwane flogenAus der saphirnen burg der sternbeblümten bogen/Durch der beblauten lufft rings um bewölcktes feld/Gleich als der Titan auch das türckis-blaue zeltDer himmels-burg durchmaß. Zwey gläntzende rubinen/Und zwey Leucothoen/ zwey güldne sonnen schienenAm morgen auffzugehn; der Phöbus spieleteMit seiner strahlen glut durch himmel/ erd und see/Die Venus aber schlug mit lauter liebes-blitze/Mit pfeilen ihrer brunst auff ihrem demant-sitzeDurch himmel/ erd und meer. Wo Florens purpur-handDen garten des gestirns/ und das bestirnte landMit morgen-rosen blümt. Wo Calpens felsen-beineDie Amphitrit abwäscht/ wenn mit dem purpur-scheineDer Doris silber-schaum die abendröthe mahlt/Wo in dem heissen sud der hundsstern brennt und strahlt.Wo eiß das feld beharscht/ und wo der Taurus wütet/Ward alles/ was da lebt/ mit pfeilen überschüttet/Die unsre Cyprie von ihrem bogen schoß/Und durch den lichten blitz in ihre hertzen goß.Die see der liebes-brunst/ der brunn der süssen flammen/Der strohm der süßigkeit/ das blut der lebens-ammenDer menschen ward voll glut/ die seele voller pein/Die sinnen voller angst. Mensch/ und verliebet seyn/War eines. Die vernunfft vermochte nicht zu schliessen/Aus was vor einem qvell die liebe müsse fliessen.So hatte sie dazu kein mittel vor der hand/Damit sie dieser pest die krancke seel' entband.Die menschen marterten sich mit so bittren wunden/Viel suchten/ was sie flohn/ und flohen/ was sie funden.Viel wünschten ihnen selbst die kranckheit auff den halß/Und liebten dieses gifft auff erden über alls.Viel waren kranck und frisch/ und träumten/ wenn sie wachten.Viel waren lebend tod/ und weinten/ wenn sie lachten.Viel wünschten tag und nacht/ und wusten doch nicht was:Der schmertz hielt an als stahl/ die hoffnung brach wie glaß.Hier fiel die scepter-hand in hertzausnagend schrecken.Der ließ den purpur fahrn/ und lieff in öde hecken/Der warff den harnisch weg/ und kroch in weiber-rock/Es spielte der vor schwerd mit einer schönen tock.Hier lieff ein fürsten-kind und hütete der schaafe;Dort ward verstand und witz zu thorheit/ zorn und schlaafe.Bald ward ein junges blut wie jener alte matt/Der schon den einen fuß in Charons kahne hatt.Bald stund ein junger mensch wie bäume sonder säffte;Bald kriegt ein alter kreiß der jugend farb und kräffte/Die schönheit selber ward durch dieses ding verstellt/So kläglich gieng es her auff der bestürtzten welt/Als sich kein artzt nicht fand. Viel meynten in gepüschenUnd stiller einsamkeit der kranckheit zu entwischen.Viel schlugen heerd und hoff in wilden klippen auff/Viel auff der wüsten see. Umsonst! geh/ fleuch und lauff/Fleuch hin wo Amphitrit in eiß ist angestrenget/Wo Hyperions rad die reiffe saat absenget.Fleuch hin/ wo Delius aus Thetis schooß auffsteht/Und von der sternen-burg zu golde wieder geht.Vergebens! dieser feind folgt mit geschwindem rennenDir auff der fersen nach. Du giebst nur zu erkennenDie faule sucht/ die dich ausädert/ reitzt und neckt/Weil ihr vergiffter pfeil dir in der seite steckt.Viel dachten diese pest mit bittern trüben thränen/Viel mit entäuserung der speisen zu entwehnen;Und als kein kraut nicht halff/ so suchten sie den todDurch messer/ strang und schwerd/ den jammerport der noth/Den sarg gewünschter pein. Man hieß das übel: lieben;Und ward bey menschen nicht diß wesen nur getrieben/Es fraß diß süsse weh mehr/ als ein nagend wurm/Ja als der krebs um sich. Denn dieser donner-sturmDer liebes-pfeile traff den Jupiter nicht minder/Als Berecynthien und ihre götter-kinder.Ja auch das stumme vieh/ das wild/ das gleich der pfeilDianens sonst nicht traff/ empfand den liebes-keil:Was durch die lufft/ durch meer und ströhme pflegt zu schwimmen/Fieng voll von liebes-glut und hertzens-loh zu glimmen;Die qvelle brannten selbst/ die flüsse wurden heiß/Und diß/ was sonsten gleich den brand zu leschen weiß.Denn als die Cyprie den thier-kreyß rings ummessen/Sprach sie/ wir müssen auch der mutter nicht vergessen/Und ihrer Najaden. Damit so senckte sieDen wagen auff die see/ so durch kein holtz noch nieDes Tiphys war bepflügt/ den Colchos so gepriesen;Des Zephyrs säusseln trieb durch die gesaltznen wiesenDiß neue muschel-schiff. Cupido ließ voranDie schwanen schwimmen fort. Er selbst war steuermann/Sein göldner bogen war der ancker/ seine pfeileDie ruder/ seine sehn' und stricke waren seile.Zum segel brauchete die schürtze dieses kind/Und mit der flatterung der flügel macht es wind.Sie aber Cyprie/ die mutter aller zierden/Die schönheits-göttin schwang die fackel der begierdenUnd schüttete den blitz/ den schwefel ihrer lust/Die flammen ihrer brunst in Nereus kalte brust/Und in sein schuppen-vieh die lichten liebes-funcken/Als strahlen ihrer huld. Die gantze welt lag trunckenIn liebe; hertz und schmertz war eines. Kein GalenVermochte selber nicht der seuche zu entgehn.Als nun die gantze welt in liebe lag gefangen/Zog Acidalie mit grossem sieges-prangenDen sternen wieder zu/ und trat den lichten blitzDem vater wieder ab. Der gleichfalls einen ritzIn seine brust empfieng. Hier/ sprach sie/ sind die keile/Du grosser götter-printz/ die du mir eine weileZu brauchen hast vergönnt. Ich habe nun bereitMein göttlich amt verricht. Der dinge brunn/ die zeit/Wird von sich selbst hinfort schon meine flamme sämen.Wie aber werd' ich mich hingegen dir beqvemen?Den zweck hab ich erlangt/ wenn/ sagte sie/ und fielIhm zitternd um den hals/ wenn dir gefallen will/Daß ich dein liebstes kind/ die dir mit nichts kan dancken/Dich einmahl küssen darff. Diß hieß der kindheit schranckenZum andernmahl verletzt. Dieweil noch dazumahlEin unerhörtes ding in dem smaragden saalDas süsse küssen war. Er ward so sehr entzücket/Als sie die lippen ihm auff seinen mund gedrücket/Daß er diß neue ding für ein verzuckert gifft/Und ein bezaubern hielt. Und recht/ sein wesen trifftMit der beschreibung ein. Wer weiß nicht/ daß durch küssenDie liebes-flammen selbst in hertz und nieren fliessen?Wer weiß nicht/ daß ein kuß mehr als ein feuer sey/Das iedem gliede fügt absondre regung bey?Ein kuß ist honig-safft/ die saugenden rubinenDer purpur-lippen sind die rosen/ und die bienen/Ein balsam/ der den mund begeistert und erfrischt/Daß seele/ blut und hertz sich in einander mischt.Das küssen ist ein thau/ den dürstenden gewächsenSind warme münde gleich/ die stets nach küssen lechsen/Und für begierde glühn. Nun dieses süsse thunDes küssens ließ/ wie vor/ den himmel nicht mehr ruhn:Denn Jupiter nahm wahr/ daß er für seine wundenDurch diesen labsals-kuß ein pflaster hatte funden.Auch Juno hatt es schon der Venus abgelerntMit samt der Hecate. So weit der himmel sternt/Sah man nunmehro nichts als mund und hände drückenDie allerleichtste kunst/ in die sich auch zu schickenDer schwan und taube weiß/ die in dem stern-gemachDer Venus warten auff/ und die nicht längst hernachIn diesen übungen die menschen unterwiesen/Die heilgen tauben synd bis Itzo noch gepriesen]Daß Venus uns durch sie die süsse kuß-artzneyVon anfang hat gelehrt; denn als/ ihr lieben zwey/Du Venus und dein sohn/ euch auff den güldnen wagenDie bunten tauben liest auff dein geburts-fest tragen/So schnäbelten sie sich/ so artlich/ als sie vorVon ihrer frau gesehn/ weil sie es CypriporAbsonderlich gelehrt. Diß neue kurtzweil-treibenNahm stracks ein schäfer wahr/ der sich selbst zu entleibenFür lauter liebes-angst bereits entschlossen war.Wie kommts? dacht er bey sich/ daß dieses tauben-paarItzt/ da doch mensch und vieh für hertzens-kummer rächelnUnd schier zu grabe gehn/ so mit einander lächeln/Und also freundlich sind? Diß/ wo ichs rathen kan/Bedeutet etwas guts; itzt/ deucht mich/ fängt sich anDie längst-gewünschte zeit/ die aus dem dreyfuß-sitzeDer Phöbus wahr gesagt: itzt wird sich brand und hitzeIn lauen west verkehrn. Hinfort wird lieben lust/Ihr wermuth zucker-safft/ und die bethränte brustEin quell der freuden seyn. Hiermit schloß er die armenUm seine Dorilis/ die gleichfalls mit erbarmenGepeinigt war zu sehn. Und als er seinen mundAuff ihren angedruckt/ ward er und sie gesund.O Nectar-süsses kraut! O liebe wundersalben!Du Venus waffne dich nur immer meinet-halben/Hier ist ein flammend kuß/ der deine flammen lescht/Ein hauch/ der alsobald ein thränend leid abwäscht.Der götter heroldin/ die Fama/ stieg zu wagen/Diß anmuths-reiche ding der erden anzutragen/Ihr/ die ihr fühlt/ sprach sie/ die bittre liebes-pein/Schließt nun die thränen-bach in euren augen ein.Der/ so euch wunden schlägt/ verbindet auch die wunden/Der kranckheit artzeney wird auch ihr quell gefunden/Eur übel zeuget euch der wolfahrt überfluß/Die narbe rinnt voll lust/ das pflaster ist ein kuß.Bey solcher botschafft ward die liebe fast zum himmel/Das erste klag-geschrey zu einem lust-getümmel.Und ob die seuche zwar zuvor war sehr gemein/Fieng doch ihr gegengifft gemeiner an zu seyn.Die grüne Dryaden und andre halb-göttinnen/So augenblicklich sie derselben wurden innen/Verhehlten nicht/ wie vor/ ihr schmertzlich brennend wehDer schönen Paphie. Die Nymphen-heilge seeEntbrannte voller glut: die felder stunden trächtig/Und dieser süsse zug war endlich alles mächtigAuff erden anzuziehn. Die panther wurden zahm/Wenn ihres gleichen nur für ihr gesichte kam.Die schlangen sahe man sich in der sonne paaren/Die grüne natter ließ ihr gifftig eyter fahren/Verletzt durch liebes-gifft. Der wolff/ der bär empfandDie marter dieser lust/ und ihren seelen-brand.Dort gatteten sich fisch/ hier schnäbelten sich tauben;Die krummen ulmen selbst umhalßten sich mit trauben.Ja was in feld und pusch und flüssen stille lag/Ward rege durch diß werck. Der tag/ der schöne tag/An welchem dazumahl auff dem demantnen wagenDie schwanen dich zu uns aus Junons burg getragen/An dem du deine macht/ und daß du göttin seyst/Der liebe stiffterin/ ausdrücklich hast erweist/Soll dreymahl heilig seyn. Weil opffer werden brennen/Wird man mit höchster lust das edle Paphos nennen/Das Paphos/ das zu erst mit deiner erden-fahrt/Mit deiner schönheit blick und gunst beseligt ward.Das haupt war dir geziert mit einer perlen-krone/Die der Diespiter auff seinem gottheits-throneDir selbst hatt' auffgesetzt. Der haare band war loß/Die armen auffgestreifft/ die brüste lagen bloß/Den engen leib umfieng ein gantz smaragdner gürtel/Den das verhängniß band/ das von der Clotho würtelGedrehte garn beschloß; inwendig aber warList/ liebe/ zauberey/ betrug/ pein und gefahr/Und lieblichkeit versteckt/ die hertz und sinnen stürtzet:Der purpur-mantel war dir etwas auffgeschürtzet/Biß an das rechte knie/ die goldgestickten schuhBand von dem Jupiter ein braunes haar-band zu.An gürtel war geknüpfft ein köcher voller pfeile/Die schärffer sind als blitz/ hart wie die donner-keile.Von deiner achsel hieng ein güldner bogen ab/Ein schöpffer vieler angst und mancher freuden grab.Diß war dein auffzug da/ als du auff erden kamest/Und von den sterblichen die huldigung annahmest.Als aller hertzen schon dein heilig gunst-altar/Und ihrer augen licht dein schönheits-spiegel war;Die schönheit/ die in dir den ursprung hat genommen/Und auch alsbald in dir zum höchsten gipffel kommen.Die du in dir allein/ wenn du die welt verbannst/Den mensch zu nichte machst/ noch völlig finden kanst.Der Pallas milchern halß/ des Phöbus augen-lieder/Matutens braunes haar/ der Juno marmel-glieder/Der weissen Delie vergüldtes stern-gezelt/Der Thetis silbern fuß/ der Flora blumen-feld/Der Phöbe glatter leib/ die zweige von corallen/Die lippen Helenens/ und ihrer brüste ballen/Der fruchtbar'n Danae bekandte freundligkeit/Der Svada zucker-mund/ sind deinen gaben weitNoch nicht/ wie mondenschein der sonne/ zu vergleichen/Für deiner schönheit muß die schönheit selbst verbleichen;Und diß ist sonnen-klar. Seit nunmehr beygelegtDer zanck/ den Eris schon beym Peleus hat erregt/Und Hecubens ihr sohn/ den selbst auff Idens wiesenDu/ Juno/ Pallas euch zum richter habt erkiesen/Geurtheilt/ daß der preiß des güldnen apffels dir/Als schönsten in der welt/ und keiner sonst gebühr.Und billig kont er auch kein ander urtheil sprechen/Wiewohl die Pallas ihn mit weißheit zu bestechen/Die Juno mit gewalt und reichthum hat versucht/Umsonst. Wie sehr ihn neid und ehrsucht hat verflucht;Das urtheil blieb beliebt/ die soll die schönste leben/Der Paris diesen preiß wird zum geschencke geben.Nun hätt' er ja in nichts nicht weißlicher gethan/Als was der ausgang weist. Ich lache derer wahn/Die ihn/ ich weiß nicht wie/ mit was für worten schmähen/Daß er nicht gold/ noch macht/ noch weißheit angesehen.Schau/ alberner verstand! Hat sie ihn nicht begabtMit dem/ was Troja nicht/ nicht Phrygien gehabt?Was Sparta groß gemacht/ mit Helena/ dem wunder/Um derentwegen bloß hernach des krieges zunderDie burg des Assaracs/ das alte königs-hauß/Des grossen Iliums/ in abgebrannten graußUnd asche hat verkehrt? Was kont er doch nicht schauenAn seiner Tyndaris/ der fürstin aller frauen?Gewißlich stimm' ich hier auch Paris meynung bey:Daß eine schöne frau ein halber himmel sey.Was ist uns denn gedient mit Gangens perlen-sande/Mit Tagus güldnem schaum und mit dem hohen stande?Man schleust den freyen sinn zu steter hertzens-pein/Zu armer seelen-qval in reiche kisten ein.Kein gold kan uns alsbald ein schönes weib erwerben/Die schönheit aber geld. Der adel/ den wir erben/Sucht endlich diesen zweck/ und übertritt sein ziel/Wen er offt fürs geschlecht unedle schönheit will.Den purpur wirfft man weg. Denn liebe darff die seide/Indem sie nackend ist/ zu keinem hoffarts-kleide.So bald ein könig liebt/ wird seines scepters goldEin höltzern hirten-stab. Die unverfälschte holdWeiß von dem hochmuth nicht/ die gunst von keinem prahlen;Der krone kostbar ertz zerschmiltzet für den strahlenDer heissen seelen-brunst/ die klugheit und die machtWird von der liebe nur bethört und ausgelacht.Wir/ wenn wir von kind auff bey Pallas fahn vergrauen/Und auff der weißheit grund nicht schlechte thürme bauen/So haben wir auff nichts/ als dessen zweck/ gezielt/Und wird das gantze thun auff sonsten nichts gespielt/Als auff ein schönes weib. Diß sind der liebe wercke/Diß ist der weißheit danck/ diß ist der schönheit stärcke/Des feuers/ welches eiß wie schwefel zündet an/Der kette/ die den sinn als demant fässeln kan/Der sonne/ deren strahl durch alle glieder blitzet/Des pfeiles/ welcher auch ein steinern hertz zerritzet/Der blume/ die die tulp' und rose blasser macht.Der süssen zauberey/ die durch die seele kracht;Der perle/ nach der sich die Gottheit selbst umsiehet/Der wurtzel/ wo heraus die liebes-pflantze blühet/Die in den augen käumt/ im athem sich bewegt/In der geschwellten schooß die süssen früchte trägt;Die ihre liebes-saat auff warmen brüsten sämet/Die Scythen menschlich macht/ die wilden löwen zähmet/Die mord-lust sänfftiget/ und heissen blut-durst lescht/Die der erzürnten rach an ihren grimm abwäscht;Die schwartze mitternacht/ als lichten tag/ erhellet/Die kiesel schmeltzt wie wachs/ die stahl wie glaß zerschellet;Die städte baut und bricht/ die kronen trägt und schlägt/Und gantzer länder brand durch einen blick erregt.Kan diß die schönheit thun? was würde sie erst stifften/Die schönheits-königin? entspringt aus erden-grüfftenDergleichen artlich ding; was wird im himmel blühn/Wenn die vollkommenheit wird bey der schönheit glühn?Brennt eiß und schnee so sehr/ wie würde schwefel brennen/Wo sie der sterblichkeit der menschen zu erkennenVerliehe noch einmahl ihr sternend angesicht?Man solte sich so leicht an Gorgons kopffe nichtZu einem steine seh'n/ als sie mit ihren blickenUns würde/ wunders-voll/ und gantz erstaunt verzücken.Wiewohl sie nicht so stoltz und schädlich/ wie ich meyn'/Als die Diana dort/ im bade würde seyn/Die des Actäons kopff (wiewohl sie es beschönteMit des gestrafften schuld) mit hirschgeweyhen krönte/Daß kein geheimniß nicht von ihr würd' offenbahrt/Weil er vielleicht an ihr der mängel innen ward.Nein Venus dürffte sich wohl nackend lassen sehen/Weil Momus schon vorlängst an ihr nichts können schmähen/Als die gehörnten schuh. Wiewohl sein gifftig augOft auch die schönheit schmäht/ und ihm fast nichts nicht taug.Man kan aus diesem nur der schönheit ausbund schliessen/Daß/ als Apelles dich so künstlich abgerissen/Den sterblichen gebrach so kluge meister-hand/Die sich/ sein halbes werck zu enden/ unterstand.Die Juno überwieß ihr eigenes gewissen/Daß sie selbst endlich hat mit theurem eyde müssenBeym Styx es reden aus/ daß unsre Venus ihrAn schönheit/ an gestalt/ an anmuth gehe für;Ja allen in der welt. Wo nun die schönheits-strahlenSo übergöttlich dich mit feuchten farben mahlen/Daß du der schönheit stern/ der sternen schönheit bist/Wer weiß/ was noch in dir und deiner schönheit istFür innerlicher preiß? schön seyn ist eine gabe/Die die natur uns schenckt/ daß man ein vorrecht habeFür andern in der welt. Es ist der sinnen frau/Der geister geist und herr. Der äuserliche bauDer glieder/ und der glantz des röthenden geblütesGiebt zeugniß von der glut und tugend des gemüthes/Die in dem hertzen brennt. So wenig als ein kreyßIst ohne mittel-punct/ so wenig schnee und eißKan ohne kälte seyn/ die sonne sonder leuchten/Der himmel ohne stern/ der regen ohne feuchten.Das feuer ohne brand/ der mittag ohne licht/So wenig kan ein schön und wolgestalt gesichtAuch ohne tugend blüh'n. Denn wer hat iemahls pflegenIn schalen aus smaragd geringen koth zu legen?Man schleust die perl in gold/ den bisam in damast/Den amber in saphyr. Kein marmelner pallastHegt einen Corydon. Kein Printz pflegt zu bewohnenEin rauchicht hirten-hauß. Man setzet gold und kronenDen eulen selten auff. Wie solte die natur/Die kluge mutter/ denn so unrecht ihre schnurAn göttern messen aus? die hurtigen gelenckeDer glieder artlichkeit sind der gemüths-geschenckeBedeutungen an ihr. Hingegen spürt man baldDes hertzens niedrigkeit aus heßlicher gestalt.Zudem so ist sie auch nicht nur für sich alleineDie göttin so sehr schön. Kein mensch ist der verneine/Du qvell der freundlichkeit/ daß du der wollust hauß/Der brunn der schönheit bist. Du theilest beydes aus.Die stoltze Juno muß von deiner hand empfangenDie perlen auff die brust/ die rosen auff die wangen/Den purpur auff den mund. Du must den hals beziehnMit schnee/ das haar mit gold/ die lippen mit rubin/Die schooß mit helffenbein. Noch mehrers: du kanst stifften/Daß frische schönheit wächst aus hartem stein und grüfften/Daß ein Thersites offt und hinckender Vulcan/Ein schön Achilles wird. Wer dencket nicht daran/Der iemahls deine gunst und huld hat wahrgenommen/Von wannen Phaon hat die schönheit her bekommen/Der alle sterblichen/ ja götter selber fastAn schönheit übertraff. Wer weiß nicht/ daß du hastIn alabaster ihm ein balsam-oel verehretAn statt des schiffer-lohns/ mit salben ihn gelehretDie haut zu streichen an/ davon sein gantzer leibZu lauter schönheit ward. In Lesbos wohnt kein weib/Das nicht durch Phaons zier und anmuth angezündet/In ihren augen lust/ im hertzen pein empfindet;Und Sappho bevoraus wird rasende für brunst/Daß sie sich selbst nicht kennt. Zwar manche lernt die kunstDer schminck und mahlerey. Es borgt das frauenzimmerZu lieblicher gestalt noch itzo glantz und schimmer:Die haare bisamt staub/ den athem zimmet ein/Und blum und purpur muß der wangen farbe seyn.Geklärter morgen-thau den glantz der haut erheben/Die Venus aber kan noch mehr als schönheit geben/Den kalten geußt sie glut/ den frischen pflantzt sie pein/Den krancken rege lust/ den todten seelen ein.Sie kan selbst der natur gestellte richtschnur meistern/Ein unbeseeltes hertz/ ein marmel-bild begeistern.Hier ist Pygmalion/ der ihr es zeugniß giebt/Der in sein eigen werck sich einmahl so verliebt/Daß er durch tumme brunst gezwungen ward zu wüten/Durch wahnwitz angefrischt die Gnidie zu bittenUm so ein schönes weib/ als sein geschnitztes bild/Sein augen-abgott war; der wunsch ward ihm erfüllt/Der marmel ward beseelt durch Erycinens güte/Der adern türckis ward erfüllet mit geblüte/Es röthete sich an der wangen helffenbein/Der glieder eiß ward glut/ und kurtz: der todte steinWard ein vernünfftig mensch/ der kinder hat gezeuget/Die mit der mutter-milch des Paphus mund gesäuget.Lernt nun ihr sterblichen/ und stimmt mir ieder bey/Daß unsre Paphie der brunn der schönheit sey/Die wurtzel süsser lust/ der stamm der meisten gaben/Der qvell der regungen/ die feuer in sich haben/Das meer/ aus welchem rinnt der sanfftmuth milder safft/Der wahre lebens-qvell/ der klugen wissenschafft.Das volck/ das die natur halb mann/ halb weib ließ werden/Wo stets der Sirius den nackten kreyß der erdenMit heissem durste plagt; das volck hat die geburtDes künfftigen gelücks nicht aus Orions gurt/Den offtmahls wolck und dunst und mißgeburten kleiden/Nicht aus der geister grufft/ nicht aus den eingeweiden/Nein! nur durch einen ast aus deinem unterrichtVerkündigen gelernt/ was Amalthea nichtDurch des Apollo geist aus der Cremoner hecken/Ja selbst kaum Jupiter hat wissen zu entdecken/Als bey Dodona noch ein eichbaum zum altarErkiest stund/ und sein geist durch tauben sagte wahr;Auch sonst ein Calchas mehr. Wiewohl es heute zwarWolln viel in zweiffel ziehn; Allein ihr wahn verschwindet/Wenn sich der glaube selbst uns in die hände findet.Trifft man auff diesen tag wol einen buhler an/Der nicht sein künfftig glück zur noth errathen kan?Er kan aus dem gesicht/ aus den verliebten sternenDer braunen Flavia den künfftgen zustand lernen/Wenn itzt ihr strahlend blitz an ihren himmel steigt/Und als der nord-stern ihm die fremden fahrten zeigt.Wenn itzt an Dorilen die wangen-rosen lachen/So weiß Damätas ihm die rechnung schon zu machen/Daß in dem myrthen-pusch um die bestimmte zeitSie seiner warten will. Gehts aber an das leid/Und daß die mutter will/ sie soll zu hause bleiben/So weiß sies an die stirn unsichtbarlich zu schreiben/Es sey ein hinderniß bey ihr gefallen ein/Sie woll ein andermahl zu seinen diensten seyn.Rosellens purpur-mund/ auff dem er offt erwarmet/Wenn er denn nackten schnee der warmen brust umarmet/Ist ihm ein sonnen-rad/ nach dem er sein gesichtAls ein beseeltes bild der sonnen-wende/ richt/An der er muß für brunst/ als die versengte saatenDes dürren Libyens/ an steten flammen braten;Wenn die corallen-pracht den seuffzer-balsam schwitzt/Und in der hertzen eiß verliebtes feuer spritzt.O heilge Cyprie! wenn hier der himmel gönnte/Daß man das grosse buch der welt durchblättern könte/Denn würd iedwedes blat für sinn und augen stelln/Der menschen lust und witz sey deinen wohlthats-qvellnAllein zu eignen zu. Das süsse spiel der saiten/Die sorgen-tödterin/ der sporn der fröligkeiten/Die linde zauberey/ die einen hurtig macht/Der faul und schläffrig ist/ die einen/ welcher wacht/In tieffen schlaff versenckt/ die thränen kan zum lachen/Die traurigkeit zur lust/ den schmertz zum schertze machen/Den zorn in sanfftmuth kehrn/ die flucht in tapfferkeit/Die kranckheit in gedult/ die lange lange zeitIn einen augenblick; die herrscherin der sinnen/Die sterbende beseelt/ das wilde mißbeginnenDer grimmen tyger zähmt/ dem panther hertz und muth/Das gifft den schlangen nimmt/ die seele/ marck und blutMit flammen stecket an/ den monden und die flüsseKan heissen stille stehn/ den tieffen eichen füsse/Den felsen ohren giebt/ des abgrunds trauer-geistAus dem gemüthe jagt/ und einen rückweg weistAns tage-licht der welt aus der beschwärtzten höllen;Die edle freuden-kunst/ die wetter/ wind und wellenDurch sanfften hall beherrscht; der harffen heller klang/Der lauten künstlich spiel/ der flöten kunstgesang/Sind deiner sinnen werck/ und deine lust-geschencke;Apollo muß es selbst/ der meister kluger räncke/Der liebe zugestehn: er habe zwar gemachtDie leyer/ aber sie sey vor von ihr erdacht.Pan/ den die pfeiffe so bey hirten macht gepriesen/Ward von der liebes-brunst zum ersten unterwiesen/Wie ein gehöhtes schilff zu einer feld-schalmey/Ein ausgedorrtes holtz zur flöte dienlich sey.Der harffen erster brauch ist Cypripors erfinden:Denn als er einmahl nahm in Lemnos düstren gründenDer hammer dreyschlag wahr/ wie durch den hellen fallDer ambos von sich gab dreyfachen wiederschall/Bezog er flüchtig noch den bogen mit zwey sehnen/Und als er eine nach der andern auszudehnenFieng mit den fingern an/ gebahr der unterschiedDer dreyen saiten ihm ein neues schäffer-lied.Cupido schwung alsbald für freuden seine flügelDer mutter zimmer zu/ die vor dem güldnen spiegelIhr gleich mit helffenbein zurichtete das haar/Das durch den west-wind ihr verwirret worden war.Für freuden wust er fast kein wort nicht fürzubringen/Das lachen war sein gruß/ der eintritt tantz und springen/Sein gantzes reden war sein neues saiten-spiel;Die göttin (der diß werck nicht minder wohlgefiel/Als der so schlaue witz/ der noch blut-jungen jahre)Laß auff dem estrich stracks der ausgestreuten haareVerstreutes silber auff/ und spannte solches ausAuff ihres muschel-schiffs beperltes schnecken-haus.Darauff fieng sie so schön und lieblich an zu schlagen/Daß Jupiter sein schloß/ der Phöbus seinen wagen/Diespiters gemahl und schwester ihren stuhl/Neptun sein gläsern reich/ der Pluto seinen pfuhl/Der Mars sein zeughaus ließ/ und in die sternen-bogenDer dritten himmels-burg/ zu hören/ kam gezogenDer laute neuen thon/ ihr anmuth-reiches spiel;Das der gesammten schaar so hertzlich wohl gefiel:Daß selbst auch Jupiter/ der himmel und die sternenSich müh'ten ihr die kunst im spielen abzulernen.Die lufft und echo nahm den süssen wiederschallAm allerbesten wahr: Von der die nachtigall/Die wald-Terpsichore/ der wiesen lust-Sirene/So meisterlich begriff ihr lustiges gethöne/Daß der Silvanus selbst sein wald-horn/ und der PanDie flöte war bemüht nach ihr zu stimmen an.Ja biß auff diese zeit wird/ was in klüfften stecket/Was wald und dach beschleußt/ zur liebes-brunst erwecket/Durch ihr verliebtes lied. Trifft nun nicht artlich ein/Daß saiten und gesang der Venus töchter seyn?Nun saiten und gesang die liebe selbst gebähren/Die saiten/ die als oel die liebes-ampel nähren/Die als ein blasebalg der liebe wunder-glutIm hertzen fachen auff/ und das erfrorne blutMit wärme füllen an. Wißt auch/ die weißheits-träumeSind nicht die mißgeburt der grünen lorbeer-bäume;Es hat kein pferde-brunn/ kein hippocrenen-safft/Kein sterbender gesang der schwanen/ eine krafftZu flössen in das haupt die ader und die gabeDer edlen poesie; daß aber lieben habeDas lieder-dichten uns am ersten unterricht/Darff besseren beweiß/ als die erfahrung/ nicht.Legt der poeten sinn zusammen auff die wage/Nicht einer ist/ der nicht zum lieben liebe trage:Dem Naso pflantzt die brunst die kunst des dichtens ein/Wie soll die poesie denn nicht die tochter seyn?Soll ich den ursprung denn auch ihrer schwester weisen/Der mahlerey; die offt anmuthiger zu speisenDie lassen augen weiß/ als kühler thau das graß/Als süsse kost den leib? Der brunnen spiegel-glasDes lichten schattens hat den grund-riß zwar geleget/Ein buhler aber hat den pinsel erst beweget/Der zum gedächtniß ihr/ als er die liebste ließ/Nach seinem schatten sich an eine wand abriß/Biß Venus selbst gelehrt fast alles/ aussers leben/Durch farben mischungen dem stummen marmel geben/Daß itzo solche kunst/ als äffin der natur/Die würckung des verstands/ die gantze sinnen-uhr/Das alter/ die gestalt/ die hitze des geblütes/Den ernst/ die frömmigkeit/ die gaben des gemüthes/Ja alles/ was man nur den menschen schauet an/Auff stahl/ auff pergamen/ auff marmel bilden kan.Nur deiner himmels-gunst beliebte sonnen-strahlen/Kan kein Praxiteles/ noch kein Apelles mahlen.Thimantes mag mir auch nur seinen mantel leihn/Daß ich/ o göttin/ kan in solchen hüllen einDein unbeschreiblich lob der güte/ die für jahren/Für tausend erndten schon die vor-welt hat erfahren/Die vor-welt/ welche schon/ o brunn der freundlichkeit!O wohlthats-stiffterin! zu des Saturnus zeitAus deinen würckungen und deiner hold hat müssenDurch schlüsse der natur die gottheits-würde schliessen.Laß Cypern zeuge seyn/ und Gnidus heiligthum/Die tempel Amathus/ wie hoch dein ewig ruhmDir auff altären wuchs. Wo Memnons mutter-strahlenBegunten dieses rund der erden zu bemahlen/Ward allenthalben dir (viewohl aus schuldes-pflicht)Zu deinem gottes-dienst ein tempel auffgericht.Die Pythie selbst hieß mit grünend-frischen myrthenUnd rosen-dörnern dir die opffer-tisch' umgürten/So offt dein tag anbrach; die erste gabe war/Die du dir wiedmen liest/ ein weisses tauben-paar/Weil ihre reinigkeit/ und girrend-lautes lachenDir sonderlich gefiel. Weil Delius wird wachen/Bleibt Idalus der ruhm/ und des Antenors stadt/Daß man manch tausend paar dir da geschlachtet hat.Nachdem das waldschwein auch den buhlen dir erbissen/Hat eines jährlich dir geschlachtet werden müssen/Weil deiner rache brunst/ und deines eyfers glutDurch nichts zu leschen war/ als durch des mörders blut.Gesetzt/ daß itzt/ wie weit der Nil die ufer krümmet/Der abgespülte sand voll heilger flammen glimmet/Darauff der Isis gans/ und noch ein kalb dazuZum denckmahl braten muß. Laß die geweyhte kuhDes Jupiters gemahl/ den hund/ den hahn/ den geyerDem Mavors heilig seyn/ und auff Lyäus feyerZwölff böcke schlachten ab/ so weit die hügel sindMit reben überdeckt/ und was man sonst mehr find/Damit manch volck die gunst der götter will erbitten;Durch diß wird Paphie dein ruhm dir nicht beschnitten:Man macht aus allem dem alleine diesen schluß:Daß man dich desto mehr für ihnen fürchten muß.So weiß auch Amathus und Paphus und Cythere/Und Gnidus nicht allein von deiner gottheit ehre/Wo Cynthius erwacht/ wo er zu golde geht/Sol kein altar nicht seyn/ wo nicht dein bildniß steht.Wer weiß von deinem grimm/ und den gerechten straffen/Von in dem männer-blut gefärbten weiber-waffenDer insul Lemnos nicht? Man nimmt das blut-bad nochIn warmer sünde wahr; denn als du dich so hochUnd sehr verletzt befandst/ als die bethörten frauenDir wolten kein altar und keinen tempel bauen;Da brach dein ernster grimm/ und ernster eyffer loß/Indem du gäntzlich sie aus ihrer männer schooß/Und aus der eh' verwarffst/ als aus den Thracer-hüttenVon fremden haus und tisch und bette war beschritten/Biß daß der weiber grimm hat auff bestimmte nachtDie männer allzumahl erbärmlich umgebracht.Doch was verschließ ich hier in diesen engen schranckenDer kleinen unter-welt die feurigen gedancken?Verwirff/ o heisser geist/ den kaltgesinnten wahn/Und flügle dich empor auff die gestirnte bahn/Wohin die göttin dich mit ihren flammen leitet/Wenn itzt ihr braunes haar den hellen tag andeutet/Der auch den matten leib mit frischer ruh erneut/Wenn itzt des Morpheus horn das feuchte schlaff-kraut streut.Fleuch hin/ vergeisterter/ zu den saphirnen zimmern/Wo aller götter thron/ und tausend fackeln schimmern/Schau/ ob du Jupitern zugegen finden wirst/Den stets nach frauen-fleisch mehr als nach nectar dürst.Wer weiß/ warum wir itzt Therapne Cyrnus nennen/Warum itzt bär und schwan bey dem gestirne brennen/Wer wohl des Hercules und Dardans vater sey/Und stimmt nicht alsobald der alten meynung bey/Daß der Diespiter die demant-festen kettenDer liebe tragen muß? kein fels/ kein schloß/ kein retten/Kein auffsehn/ Danae/ kein keusch-seyn schützet dich/Wenn ihn die liebe plagt/ und solt er zehnmahl sichIn fliessend gold verkehrn; Ja/ wenn was stählern wäre/Er drünge sich hindurch. Die fürstin zweyer meere/Das mächtige Corinth/ schaut auff den thürnen zu/Wie freundlich Jupiter/ als kuckuck/ süsse ruh/Und mit gewünschter pein gewünschte lust empfindetIn seiner schwester schooß. Europens schönheit zündetEin feuer in ihm an/ das auch im wasser glimmt/Wenn er in well und schaum mit ihr nach Gnosos schwimmt.Er läst sich als ein schwan den schwachen adler jagen/Aus Ledens schooß die frucht der liebe weg zu tragen;Daß er Antiopens nach lust geniessen kan/Nimmt er den ziegenrock und Faunus hörner an.Warum ward Ganymed auff seines adlers flügelnAn götter-tisch geholt von Idens grünen hügeln?Diß kind ward nicht umsonst von ihm so hoch-geschätzt/Und Hebe selbst umb ihn des götter-diensts entsetzt.Die flammen Semelens/ des Cadmus tochter/ machen/Daß er zur flamme wird. So kan die liebe krachen/Diß ist der liebe strahl/ die dem/ der blitz erregt/Den scepter und den blitz aus seinen händen schlägt.Diana steigt herab auff die gewölckten lüffteZu dem Endymion in Latmus düstre grüffte/Der ihr der armen schnee um ihre brüste schränckt/Biß Delius/ weil er für sie die ochsen lenckt/Sie in der anmuth stöhrt. Neptunus kalte wellenWolln fast für solcher glut biß an den monden schwellen/Bald fällt Amimone/ bald Amphitrit ihm ein.Ja er will eh' ein pferd und ausser wasser seyn/Eh' er die Ceres läst. Will Daphne sich erwehrenFür des Apollo brunst und feurigem begehren/So hilfft ihr vater selbst zu dem beschmertzten ach/Daß ihr schnee-weisser leib an Ladons silber-bachZu lorbeer-ästen wird. Cocytus wellen rasen/Und woll'n den schwefel-rauch biß an die sterne blasen/Weil Pluto gantz und gar mit seinem erbtheil nichtZufrieden stehen will; Er dräut der brüder licht/Weil für der liebes-glut die nacht ihn nicht kan schirmen/Des Sturnus wasser-burg ergrimmter zu bestürmen/Als Ephialtes thät. Er giebt sich auch nicht eh'Zu der gewohnten ruh/ als bis ProserpineDer mutter wird entführt/ und sie sein hochzeit-bette/Wie auch den stuhl besteigt. Wenn Cynthie sich hätteDer keuschheit hundertmahl gewiedmet und versagt;Sie kan dem liebespfeil auff keiner wilden jagt/In keinem pusch entfliehn; so sehr liegt in den sinnenIhr Britomantes ihr; daß Syrinx kan entrinnenDem gott Arcadiens/ wird ihr geschlancker leibEin unbeseeltes schilff. Kurtz: ein beliebtes weibBezwingt den himmel selbst/ den zorn-sturm ernster rache/Ja die geharnschte welt. Der Diomedes macheSich grösser als er ist mit seiner frechen that/Daß er der Cyprie die hand verwundet hat:Gesetzt/ es sey was dran! er hat nach wenig jahrenAn der Aegiale der göttin rach erfahren/Die flammen ihres grimms. Er muß sein vaterlandSehn mit dem rücken an/ ob Troja schon im brandUnd in der asche liegt. Die Juno mag ja wüten/Und auff ihr Pergamus den heissen zorn ausschütten/Die Cytheräe baut aus dem verbrannten graußDie ewige stadt Rom/ das haupt der welt/ daraus.Für der die Juno selbst auch nichts hat können retten/Daß sie nicht ihre stadt hätt in den staub getreten/Daß itzo saate wächst/ und fette lämmer gehn/Wo vor Carthago stund. Heist diß im lichte stehnDem/ der zur sonne steigt? Wer ferner liebe trägetZu wissen/ was für krafft der Venus geist erreget/Der schau den zweykampff an/ und jenen grossen tag/Als der geharnschte Mars zu ihren füssen lag/Bezwungen ohne schwerdt. Als sie die donner-keileDem götter-fürsten nahm/ dem Cynthius die pfeile/Die ruthe dem Mercur/ dem Bachus seinen krantz/Alciden seinen spieß/ der Hecate den glantz/Die gabel dem Neptun. Ich muß denselben loben/Der/ göttin/ dich so hoch durch mahl-werck hat erhoben/Als er dein bild aus gold und helffenbein geetzt/And auff dein sternend haupt den welt-kreyß hat gesetzt.Weil rühmlich deine macht durch himmel/ erd und wellenBiß in den abgrund dringt/ da Pluto mit der höllen/Ein ander mit der lufft/ Neptunus mit der seeZufrieden leben muß. Man mahlt der hände schneeGeziert mit gold und mahn; des apffels gold-ball weisetAuff deiner schönheit gold: das braune mahn-haupt preisetDein wincken/ deine krafft/ die hertzen und verstand/Und sinnen schläffert ein. Die allmacht deiner handIst ferner sonnen-klar aus diesem nur zu schliessen/Daß alle götter fast dir dienste leisten müssen.Die Ceres schenckt dir kost zur nahrung deiner glut/Der wein-gott trauben-safft und mildes reben-blut/Das diese/ die verzagt seyn in den liebes-kriegen/Erfrischt und hertzhafft macht; denn kan ein ieder siegen/Ob er sich gleich zuvor nie tapffer hat erzeigt/Wenn ihm der frische trunck in kopff und stirne steigt.Die erden-mahlerin/ die frühlings-göttin streichetDas kräuter-reiche feld/ das sich smaragden gleichet/Mit tausend farben an/ die sich so selig schätzt/Daß Cyprens göttin sie zur hüterin gesetztIns güldne schlaff-gemach/ weil der verliebten peinMuß viel verschwiegener/ als sonst ein diebstahl seyn.Die hold-göttinnen wolln kein lieber amt verwalten/Als Palepaphien zur freundin zu behalten/Ihr kniend warten auff. Wie denn der zucker-safftDes frischen perlen-thaus nicht so beliebte krafftDen dürstgen kräutern giebt/ als wie wenn die geberdenMit süsser freundlichkeit durchaus bethauet werden;Wenn itzt der liebes-blitz/ so aus den augen spielt/Daß man in seel und hertz die schärffsten pfeile fühlt.Will Roselinde denn noch worte beygesellen/Daß aus den lippen ihr die süssen reden qvellen/Und folget überdiß ein feuchter zucker-kuß/So ist kein kiesel nicht der sie nicht lieben muß:Ja eine glut wird ihm in marck und bein gespielet/Daß er die aschen eh' als vor die flamm gefühlet/Die hertz und augen frist. Die augen aber sindDer brunn/ aus dem in ihn der liebes-balsam rinnt.Die schönheits-sonne speist sein hungriges gesichte/Der liebsten strahlen sind die nährenden gerichte/Ihr anblick schärffet ihm sein von der thränen-flutUmwässert augen-licht/ nichts minder/ als die glutDes braunen sonnen-rads den adlern es verkläret;Wenn denn der liebste so kein auge nicht verkehret/Daß beydes/ als ein stein/ auff ihrer glieder schneeNun gantz entseel't erstarr't; so wall't/ als in der seeEin abgemergelt schiff/ als in den stürmschen lüfftenEin vogel/ die vernunfft. Das hertze liegt mit klüfftenDes unmuths überhäufft/ und lockt die augen abVon seinem jammer-zweck/ weil ihm sein thränen-grabScheint ihre schooß zu seyn/ die brüste seine bahre/Der armen band sein sarg/ und ihre braune haareDie stricke/ die ihm sinn' und seele fesseln an.Ja ihn bedünckt/ daß er von ferne schauen kanDen schiffbruch erster ruh/ wenn ihrer augen sonneDurch seine seele sticht/ biß daß die anmuths-wonneDem hertzen diese gall also verzuckert macht/Als wär' es nectar-safft/ der zwar den mund anlacht/Die hertzen aber sterb't/ biß daß die wangens-zierdeDer schläffrigen vernunfft/ den nebel der begierdeFür ihr gesichte zeucht/ daß sie hernach so blindIn ihrem urtheil ist/ als nicht die augen sind.Hat denn die schönheit so den armen gar bestritten/So ist sein wunsch der tod/ sein weise-seyn ist wüten/Die lufft/ sein athem-hol'n/ ist seuffzen/ seine sprachIst stumm seyn/ seine lust der unlust ungemach.Er sieht der sternen lust in ihren holden wincken/Will/ wünscht/ und muß in sich aus ihren strahlen trinckenDie flamme/ die ihn frist. Ist endlich gantz und garVerzaubert gegen sie. Denn decket er ihr zwarNicht seinen kummer auff/ verhehlet doch indessenDenselbigen nicht gantz. Lebt seiner selbst vergessen/Weil er an sie nur denckt. Kriegt furchtsam in der ruh/Gönn't und mißgönnt ihm selbst. Kein wind soll nicht hinzu/Kein west soll sie nicht an- als seine seuffzer wehen.Kein scheeler stern soll nicht sein liebes lieb ansehen/Er möchte sonsten auch verlieben sich in sie;Er acht des himmels nicht/ und meynt die wohlfahrt blüh'Ihm grüner hier als dort. Er schätzet für sein leben/Den geist in ihrer schooß mit schmertzen auffzugeben.Die angst hält er für trost/ ihr abseyn für den tod/Ihr anblick ist sein tranck/ ihr kuß sein himmel-brod.Denn/ wenn ihm hitz und angst vernunfft und sinne stopffen/Prest jene kalten schweiß/ und diese thränen-tropffenDen krancken augen aus/ biß diese/ die er liebt/Ihm endlich dieses noch zu seuffzen kräffte giebt:Ich brenne/ brenn ich? nein! ich hätte diese brändeMit thränen/ die ich hier vergiesse sonder ende/Fürlängst schon ausgelescht. Ists marter/ das ich fühl?Ach! wie kans marter seyn/ was ich stets leiden will.Ists eine lust? ja wohl! kan eine lust verletzen?Nein! nein! noch diß/ noch das. So ist diß thun zu schätzenFür eitle phantasie und thorheit. Nei Ritter, Ralf-Dieter: Die Deutsche Gedichte-Bibliothek, Heidesee bei Berlin.